Eltern-Workshop nach den Ideen von Adele Faber und Elaine Mazlish in Hamburg geplant.
In meinen Beiträgen „Zum Gedenken an Kain und Abel“ und „Seelenkratzer vermeiden“ habe ich Adele Faber und Elaine Mazlish erwähnt, zwei US-amerikanische Expertinnen für die Kommunikation zwischen Eltern und Kindern. Beide haben bei dem bekannten Kinderpsychologen Haim Ginott studiert, selbst jeweils drei Kinder großgezogen und hunderte von Workshops mit Eltern geleitet. Irgendwann drängten die Kurs-Teilnehmer sie, über ihre Erfahrungen und Ideen ein Buch zu schreiben. Faber und Mazlish sahen dazu zunächst keine Veranlassung. „Das Letzte, was wir zu tun gedachten, war, einen ‚Ratgeber‘ über Kommunikationsfähigkeiten für Eltern zu entwickeln. Die Beziehung zwischen Eltern und Kind stellt eine sehr persönliche und private Sache dar. Der Gedanke, jemandem Regieanweisungen und Gesprächsvorschläge zu geben für eine derart enge Beziehung, erschien uns einfach nicht ganz in Ordnung“, schreiben sie in ihrem Vorwort zu dem Buch „So sag ich’s meinem Kind“.
Ist das nicht sympathisch? Bereits nach den ersten Sätzen hatten die beiden mein Herz erobert. Der englische Original-Titel des Buches lautet „How to talk so kids will listen and listen so kids will talk“. Es erschien 1982 in New York. Schon der Titel gefällt mir so gut, dass ich ihn bei jeder Gelegenheit zitieren muss. Schade, dass seine deutsche Übersetzung zu sperrig für ein Buch-Cover ist.
Es ist ein Buch gegen das Überfahren der Gefühle von Kindern, gegen das Beschwichtigen, Mund-tot-Machen und gegen das Verhalten, das Eltern als Kind verinnerlicht haben und nun automatisch und viel zu schnell abfeuern, auch wenn es offensichtlich nicht funktioniert. Es ist ein Buch für das Ernst-Nehmen und für das liebevolle Führen, ein Buch voller Wärme und Empathie für Kinder. Genau hinhören, genau hinsehen, immer Ausschau halten nach den Stärken des Kindes und mit wenig Reden und Tun viel bewirken – so könnte man zusammenfassen, worum es im Kern geht.
Soweit zur Theorie. Aber seitenlang zu philosophieren, ist nicht die Sache von Faber und Mazlish. Ihre Bücher sind voller Beispiele, am Ende jedes Kapitels gibt es einen Frage-Antwort-Teil und Erfahrungsberichte von Eltern sowie einen Spickzettel mit den wichtigsten Punkten im Überblick. Szenen werden in Comics illustriert und es wird nebeneinander gestellt, welch einen großen Unterschied es machen kann, wenn Eltern inne halten, zuhören und andere Worte wählen als die aus der gewohnten Leier. „Habe ich dir nicht schon hundert Mal gesagt, du sollst …“
Die Schülerin Dana Wilting (16) hat für mich heute in einer Blitz-Aktion am Himmelfahrts-Tag einen kleinen Comic gezeichnet, der ein Beispiel von Faber-Mazlish nachstellt. Ganz herzlichen Dank, liebe Dana!
Und hier das Beispiel:
Statt zu sagen …
… reden Sie über Ihre Gefühle!
Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt. In den Büchern sind ganze Bildergeschichten abgedruckt. Aber selbst Dana konnte so schnell keine ausführlicheren Szenen zeichnen.
Mir gefällt, dass „So sag ich’s meinem Kind“ ein Arbeitsbuch ist. Der Leser bekommt Aufgaben, die schnell und spontan zu lösen sind und einen „Aha“-Effekt haben: „So fühlt sich das also an, wenn ich mal anders reagiere.“ Immer wieder schildern auch Faber und Mazlish, wie sie mit ihren Kindern in die alten Fallen tappen, ihre eigenen Ideen vergessen, sich neu besinnen und in ihren Familien wieder in die Spur kommen. Sie scheuen sich nicht zu erzählen, wenn Workshop-Teilnehmer mal nicht überzeugt sind von ihren Vorschlägen und wie sie von Treffen zu Treffen weiter daran arbeiteten, um den Knoten zu lösen.
Gerade beziehungsorientiert ausgerichtete Autoren lehnen es heutzutage ab, Eltern Tipps oder Methoden an die Hand zu geben, weil Kinder nicht nach Schema F behandelt werden sollten. Das ist nachvollziehbar. Ich weiß aber, dass Mamas und Papas für konkrete Hilfen dankbar sind, weil sie oft nicht wissen, wie sie umsetzen sollen, was sie Kluges gelesen haben. Wie oft höre ich: „Das ist ja alles schön und gut. Aber wie ich das im Alltag anwenden soll, ist mir ein Rätsel.“? Dafür finden sich bei den beiden Amerikanerinnen viele Ansätze. Etliches davon ist – gerade für heutige Leser – nicht neu, aber so anschaulich erklärt und aus dem Leben gegriffen, dass es gut im Gedächtnis verankert wird. Zudem merkt man ihren Ideen an, dass sie in jahrelanger Kursarbeit mit Müttern und Vätern entwickelt und erprobt wurden. Nicht umsonst ist „So sag ich’s meinem Kind“ seit fast 30 Jahren auf dem Buch-Markt und damit ein „Longseller“. Und aktuell nutzen mehr als 35.000 Elterngruppen in der ganzen Welt die Workshops und Programme von Faber und Mazlish.
Nur … warum in Deutschland nicht? Meine ersten Recherchen ergaben, dass es gerade mal zwei Kurse in München gibt. Und ihre Bücher führen hierzulande auch eher ein Schattendasein.
Deshalb möchte ich an dieser Stelle ankündigen, dass ich selbst Eltern-Workshops nach Faber/Mazlish anbieten werde. Und zwar noch in diesem Jahr, wahrscheinlich in Hamburg. Näheres werdet ihr in Kürze hier erfahren.
Seit ich vor wenigen Wochen auf das Werk der beiden Damen gestoßen bin, fühle ich mich wie Julie Powell, die sich auf die Spuren der berühmten Koch-Buch-Autorin Julia Child begeben hat. Kennt ihr den Film „Julie&Julia“ (sehenswert mit Meryl Streep in einer der Hauptrollen)? Dann wisst ihr, welches Fieber mich ergriffen hat. (Bezogen allerdings auf Eltern-Coaching, nicht auf Kochen, denn da wird mich wohl nie irgendein Fieber ergreifen.)
Leider ist Elaine Mazlish vor kurzem verstorben, Adele Faber (90) lebt auf Long Island. Vielleicht sollte ich hinfliegen und ein Interview mit ihr führen oder ich konzentriere mich jetzt darauf, die Kurse vorzubereiten. Wahrscheinlich profitiert ihr mehr von Letzterem.
Wer schon mal in die Bücher eintauchen möchte, dem seien die Werke empfohlen, die ich bisher gelesen habe:
„So sag ich’s meinem Kind“, erschienen Februar 2009
(guter Einstieg, das Grundlagenwerk nach dem Original „How to talk so kids will listen and listen so kids will talk“)
„Hilfe meine Kinder streiten“, erschienen Februar 2018
(Buch über Geschwisterstreit)
„Wie Sie Kinder fürs Lernen begeistern“, erschienen Februar 2018, alle Verlag ObersteBrink, München
(hauptsächlich für Lehrer, aber auch für Eltern lohnend)
Immer fröhlich sich in der Familie weiter entwickeln, die Faber-Mazlish-Bücher lesen und bald einen Workshop bei mir buchen!
Eure Uta
Titelbild von Monstera von Pexels. Vielen Dank!
Liebe Uta
Wie jedes Mal hänge ich auch heute an Deinen Lippen…ähhh…Worten und ziehe mir Hilfreiches raus.
Deine Einstellung und Tips erinnern mich sehr an das KESS-Prinzip. Kennst Du das?
Auch dafür gibt es Kurse, leider ebenso nur an wenigen Orten.
Liebe Grüsse und einen sonnigen Tag
Silke
Liebe Silke, danke für den Hinweis! Das klingt ansprechend. Viele Grüße, Uta
Liebe Uta,
habe gerade „Hilfe, meine Kinder streiten“ gelesen und profitiere sehr davon. Leider ist Hamburg soooo weit weg, aber vielleicht ergibt es sich mal, dass Du einen Kurs im Stuttgarter Raum anbietest, wenn Du auf dem Weg nach München bist :-).
Liebe Grüße
Tabea
Liebe Tabea, das ist gar nicht mal ausgeschlossen. Ich halte euch auf dem Laufenden, was ich anbieten kann. LG Uta
Liebe Uta, falls Göppingen eine Option ist, kann ich Dich gerne nächstes Jahr bei der Organisation unterstützen.
Liebe Grüße
Tabea
Hallo Uta.
Bitte auch einen Workshop in München. Das wäre toll Ich helfe auch bei der Organisation. 🙂
Viele Grüße Nadine
Hallo Nadine, danke für das Angebot! Ich werde darauf zurückkommen! LG Uta
Hallo Uta,
ich wäre auch dabei, wenn es im Stuttgarter Raum wäre.
Aber München wäre für mich auch machbar…
Liebe Grüße
Nina
Liebe Uta,
danke fürs Erinnern an Adele Faber und Elaine Mazlish!
Mir fiel wieder ein, dass ich „How to Talk to Kids…“ vor eeewigen Zeiten gelesen habe, als meine Kinder noch klein waren und dass es noch bei mir im Schrank steht. Also habe ich es rausgekramt und freue mich grade wieder darüber.
Diese Art der wertschätzenden Kommunikation könnte überall eine positive Rolle spielen, nicht nur mit den eigenen Kindern. Überhaupt: Nicht nur mit Kindern.
Liebe Grüße,
Inra