Eine unerschrockene kleine Person 

 25/04/2017

Ankunft

Seit gestern Abend spät ist Sadia bei uns. Laut Unterlagen wurde sie vor sieben Jahre geboren, ist aber – wegen des kranken Herzen – so klein und zart wie eine Vierjährige. Sie kommt aus der Nähe von Kabul, hat drei Brüder und drei Schwestern und ist eine unerschrockene kleine Person.
Die erste Nacht in einer für sie völlig fremden Welt hat sie schon durchgeschlafen. Zwar kullerte sie irgendwann von der Matratze in meinem Arbeitszimmer, schlief aber weiter, egal, wo sie auf dem Teppich landete. Ich, auf dem Gästebett daneben, tat kaum ein Auge zu, was auch daran lag, dass bei jeder Bewegung ihre Dutzend Armreifen an beiden Handgelenken klimperten. Wir hatten sie ins Bett gesteckt, wie sie in Hamburg angekommen war: mit einem wallenden Kleid, made in India, darunter irgendwie Selbstgenähtes und mit mehr Schmuck behangen als sie Wäsche dabei hat (1 Paar zu große Socken).
Im Morgengrauen krabbelte sie schlaftrunken zurück auf die Matratze und schlief noch ein wenig. Als sie dann richtig wach war, liefen Tränenbäche rechts und links ins Kissen. Ein leises Weinen war das. Als hätte man ihr verboten, sich zu beschweren über die Chance, die die Ärzte ihr im reichen Deutschland geben.
Aber Sadia ist schnell zu trösten. Kaum war das Frühstück abgeräumt, hatte sie zwei Bilder gemalt, eigenständig eine Gartenbegehung gemacht und die Plastikente auf der Terrasse in eine Wolke aus Seifenblasen gehüllt. Und wie froh sind wir, das wir ihr am ersten Tag schon ein paar Lacher entlocken konnten: unter dem Brausestrahl in der Wanne, am Klavier mit Prinzessin, im rasanten Galopp auf dem Schaukelpferd und beim Gucken der „Ice-Age“-DVD.

Rosa Elefant mit Schal, Sadia, 7 Jahre alt

Morgen gehen wir Schuhe kaufen.
Mal gespannt, wie die nächste Nacht wird.
Wir kriegen dich schon wieder fröhlich, liebe Sadia!
Uta

  • Schön, von der Ankunft der Kleinen zu lesen und das sie es bisher so erstaunlich gemeistert hat. Als ich deinen ersten Artikel las, fragte ich mich zuallererst, wie es zu schaffen wäre, der Kleinen Mut zu machen und das Heimweh zu nehmen ohne die Sprache zu können. Jetzt freue ich mich, zu lesen, dass es klappt. Ich drücke euch weiterhin die Daumen und der Kleinen natürlich für ihre Behandlung, damit sie bald so fit wie andere Kinder sein kann.
    Liebe Grüße vom Deich
    Claudia

  • Das hört sich toll an – wie schnell Kinder doch meist zu begeistern sind und wie Ihr Euch für sie begeistert. Ich wünsche Euch eine wunderbare Zeit zusammen!

  • Liebe Uta!
    Ganz kurz gesagt: Schön, dass es noch solche Menschen wie Euch gibt, die ganz selbstlos einem kleinen Mädchen helfen, wieder gesund zu werden und für kurze Zeit eine Heimat geben.
    Danke dafür, das ist nicht selbstverständlich!
    Liebe Grüße aus dem Hunsrück,
    Steffi

  • Ach, liebe Uta, jetzt musste ich fast weinen. Weil es mich echt traurig macht, wie sie angekommen ist. Weil ich mir (ein klitzekleines bisschen) vorstellen kann, wie es ihr morgens beim Aufwachen ging. Aber auch, weil ich so gerührt davon bin, dass ihr das alles macht, dass ihr der Kleinen eine liebevolle Familie seid … dass auch ihr richtig tapfer seid, weil das ganzganz sicher keine leichte Aufgabe ist, diesem kleinen Mädchen die Traurigkeit zu nehmen. Hut ab! liebe Uta … und ich sage es gern nochmal: Sie hat hier in Hamburg eine ganz tolle Familie an ihre Seite bekommen.
    Ich wünsche euch eine schöne Ankomm-Zeit und sende liebe Grüße!
    Dorthe

  • Liebe Uta,
    da geht mir das Herz auf.
    Alles Gute für die kleine Maus – auf dass sie schnell gesund wird und die Zeit bei euch genießen kann.
    Liebe Grüße
    Stephi

  • Liebe Uta,
    ich freue mich für Sadia, dass sie mit Euch eine Familie bekommen hat, wo sicherlich nicht nur das Herz sondern auch die Seele gesunden wird.
    Ich wünsche Euch allen viel Kraft – und viel Freude miteinander.
    Alles Liebe
    Amalie

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    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

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