Die 7 wirksamsten Tipps für Eltern von Grundschülern
Unsere Tochter, Studentin im Fachbereich „Künstliche Intelligenz“ an einer niederländischen Universität, sagt, dass sie froh ist, heute nicht mehr Kind zu sein. Der Grund: Kinder seien inzwischen noch stärker als sie damals dem Sog des Smartphones ausgesetzt und hätten damit immer früher ungeschützt Zugang zu Social Media.
Unsere Prinzessin weiß, wovon sie spricht. Als Eltern hatten wir auch mit ihr und ihrem Bruder manchen Kampf um Digital-Detox. Und wie ihr am Wahl ihres Studienfachs seht, ist sie der Welt der Computer-Programme, der Apps und Messenger-Dienste durchaus zugeneigt. Trotzdem oder gerade deshalb findet sie die Entwicklung problematisch.
Das Smartphone zerstückelt die Wahrnehmung unserer Welt und verhindert tiefere Glücksgefühle, wenn wir seine Nutzung nicht begrenzen. Ich merke das an mir selbst. Wenn ich zum Beispiel viele Stunden im Zug sitze und und lesen will. Schon im Vorwort breche ich ab und checke Emails, klicke mich durch die Blogger- und Insta-Welt und kann nicht aufhören, Hunde- und Garten-Tipps sowie Zimt-Schnecken-Rezepte zu scrollen. Aber dann wird das Internet schlechter, ich schiebe das Handy in die Tasche und greife erneut nach dem Buch.
Auf dem Handy ploppt wieder eine Nachricht auf. Mein Mann findet die Hunde-Pfeife nicht. Ich tippe die Antwort ins Smartphone. Neuer Anlauf mit dem dicken Buch. Nach drei Sätzen abgebrochen, weil weitere Nachrichten zur Hundepfeife kommen und ausreichend Herzen nach Hause geschickt werden wollen.
Endlich schaffe ich es, das Buch aufgeschlagen in der Hand zu lassen. Passenderweise ist es „Digitaler Burnout“ von Alexander Markowetz. Er schreibt, dass wir im Schnitt 15 Minuten brauchen, um bei einer Arbeit in den berühmten „Flow“ zu kommen.
Der Autor hat in einer Studie herausgefunden, dass intensive Smartphone-Nutzer alle 14 Minuten auf ihr Handy schauen, Kinder und Jugendliche sogar noch schneller. Das bedeutet, sie können den ganzen Tag über so gut wie nie in einen Flow kommen. Sie kennen kaum das Gefühl, etwas wirklich zu durchdringen, den Rausch, eins zu sein mit ihrem Tun, beseelt davon, etwas selbst zu kreieren. Die vielen Klicks machen nur müde und unzufrieden.
Was du tun kannst, damit dein Kind kein Smartphone-Junkie wird:
- Dem Grundschulkind noch kein Smartphone kaufen. Denn nichts beschleunigt die Digitalisierung in gleichem Ausmaß wie das eigene Smartphone.
- Für Weihnachten oder zur Erstkommunion im nächsten Frühjahr andere Geschenke finden. Das schützt dein Kind und erspart dir in den Jahren der beginnenden Pubertät jede Menge Stress.
- Sich mit anderen Eltern zusammentun und gemeinsam die Anschaffung eines Smartphones so weit wie möglich hinauszögern.
- Dich bei „Smarter Start ab 14“ anmelden (schnell und kostenfrei). Die bundesweite und gemeinnützige Initiative hilft dir dabei, dich mit gleichgesinnten Eltern zu vernetzen.
- Die Grundschullehrerin deines Kindes fragen, ob sie „Smarter Start ab 14“ kennt. Vielleicht könnt ihr erreichen, dass die Eltern der ganzen Klasse mitmachen. Das Argument „Die Kinder lernen leichter und es gibt weniger Mobbing“ könnte alle überzeugen.
- Das Kind lieber am Familien-Tablet mal etwas schauen oder spielen lassen, statt ihm ein eigenes Smartphone zu geben.
- Und sollte es unbedingt auch außer Haus erreichbar sein, kaufe ihm lieber ein althergebrachtes Tastentelefon.
Zum Glück werden die alten Tasten-Handys wieder beliebter, sind teilweise schon Kult. Manche Firmen bringen sogar Neue auf den Markt. Diese haben den Vorteil, internetfrei zu sein. Das bedeutet: kein TikTok, kein WhatsApp, kein Instagram, kein YouTube … Aber ihr könnt euch im Notfall anrufen oder schreiben. Zudem sind sie robuster und kostengünstiger. (Siehe auch Die ZEIT, 30.10.2024: „Handys mit Tasten erleben ihr Revival".)
Immer fröhlich die Chance ergreifen und den Kauf eines Smartphones für dein Kind hinauszögern.
Eure Uta