Mein Mann meinte, das mit dem „Hermann“ in meinem Post gestern sei ja lustig gewesen, aber er wisse immer noch nicht, wie man das bei Kindern umsetzt mit dem Grundsatz „Regeln statt Befehle“.
Deshalb kommt jetzt ein Beispiel:
In den Herbstferien werde ich mit den Kindern für einige Tage zu den Großeltern reisen, die knapp vier Autostunden von uns entfernt wohnen. Mir ist es wichtig, eine intensive Zeit miteinander zu verbringen.
Variante 1: Ich lasse die Reise auf mich zukommen. Kaum sind wir dort angekommen, bin ich genervt, weil die Kinder mit ihren iPods verstöpselt im Wohnzimmer herumhängen, während ich mit meinen Eltern am Kaffeetisch sitze. Oder noch schlimmer: Sie sitzen körperlich vor dem Kuchen, sind aber geistig bei Facebook oder treiben virtuell Schafe zusammen.
Ich meckere rum, erteile Befehle. Die Geräte werde widerwillig weg gelegt, die Stimmung ist gereizt.
Variante 2: Ich setze mich mit den Kindern zusammen, bevor ich die Reise plane. Ich sage ihnen, dass wir zu Oma und Opa fahren und dass ich für unseren Aufenthalt eine Regel aufstellen möchte. Mein Vorschlag lautet: Beide iPods bleiben zu Hause, weil ich mir wünsche, dass wir mit Oma und Opa eine intensive Zeit erleben.
Dieses Gespräch hat schon stattgefunden und verlief so:
Die Kinder wollten auch eine intensive Zeit mit Oma und Opa, nannten aber ihrerseits Bedingungen.
Kronprinz wollte unter diesen Umständen nach drei Tagen zurück, weil er nicht länger auf Facebook fehlen könne.
Prinzessin wollte ihren iPod mitnehmen, aber nur während der Autofahrt benutzen, danach könne ich ihn einkassieren.
Ich schlug vor, dass ich stattdessen ein neue Drei-Fragezeichen-CD besorge.
Die reiche gerade mal bis zum Maschener Kreuz, wandte Kronprinz ein.
Einigung: Bei der Autofahrt sind iPods erlaubt. Danach nehme ich sie unter Verschluss und wir haben medienfreie Zeit mit Oma und Opa.
Das Verrückte ist ja:
Kinder lieben Regeln.
Wenn wir welche vereinbart haben, sind es meist die Kinder, die auf ihre Einhaltung pochen. Sogar dann, wenn es zu ihrem Nachteil ist.
Zwar muss man sich die Mühe machen, sich zusammen zu setzen, Kompromisse auszuhandeln und die Ergebnisse festzuhalten. Ich mache aber immer wieder die Erfahrung, dass sich diese Anstrengung lohnt und wir dank der Regeln eine gute Zeit miteinander haben. (Man darf es nur nicht zu verbissen sehen.)
Der wichtigste Punkt ist, die Meinung der Kinder (je älter, desto mehr) zu hören, ernst zu nehmen und nicht ohne ihre Zustimmung zu agieren.
Apropos Zustimmung. Oma und Opa haben unserer Regel noch gar nicht zugestimmt.
Immer schön fröhlich bleiben
Uta
Für die Sommerferien mussten wir auch Regeln aushandeln. Ich „darf“ bis 14 Uhr ungestört arbeiten, danach machen wir was zusammen. Sohn darf abends einen Film anschauen und dann morgens ausschlafen. Hat fast geklappt. 😉
Zu deiner Skizze fällt mir ein Cartoon von Til Mette ein, indem sich zwei Durchschnittsbürger am Tisch beim Essen gegenübersitzen. Er zu ihr: „Sollte ich jemals auf die Idee kommen, mein Essen zu fotografieren und auf Facebook zu stellen, dann versprich mir, dass Du mir die Augen mit der Gabel ausstichst.“
Herzlich, Katja