Warum ich demnächst auch im Süden lebe und was meine neuen Ziele sind.
Bei uns ist einiges im Umbruch. Mein Mann wird demnächst in München arbeiten und wir richten gerade einen zweiten Familienstützpunkt in der bayrischen Metropole ein. Immer wieder bin ich für ein paar Tage im Süden, vermesse eine Fußleiste, freunde mich mit Elektrikern an, bestelle eine Dusch-Armatur und sitze zwischendurch in einem Gasthaus zum Aufwärmen, esse „Fleischpflanzerl“, trinke Kaffee und lese Erziehungsbücher.
So zwischen den Städten, zwischen dem neuen und dem alten Leben, geriet ich ein wenig aus dem Tritt. Was will ich wirklich? Macht es Sinn weiter zu bloggen? Habe ich noch genug Bezug gerade auch zu kleinen Kindern? Will ich ein neues Buch schreiben? Und wenn ja, wovon soll es handeln?
Ich bin dabei, Kontakte zu knüpfen zu Menschen, die in Schule, Kita oder Institutionen für Lernförderung mit Kindern arbeiten. Wie geht es diesen Kindern? Wie ist Kindheit 2018? Wo kann ich tageweise mitarbeiten und mich einbringen? Wie bleibe ich ganz nah dran an Familien? Sollte ich Coaching auch in München anbieten?
Auf jeden Fall werde ich in den nächsten Wochen und Monaten, in denen Prinzessin (17) noch in Kanada zur Schule geht, tageweise in München sein (ich freue mich auf die Stadt!). Mein Mann soll nicht alleine pendeln müssen. Und deshalb richten wir die kleine Wohnung, die wir gefunden haben, so ein, dass wir auch zu viert dort übernachten können. Am übernächsten Wochenende wird Kronprinz (20) von seinem Studienort kommen, weil er neugierig ist auf die neue Familien-Filiale. Er wird uns helfen, die Möbel aufzubauen und die Cafés und Biergärten in der Nähe zu testen ;-).
Der neue Job war erst ein kleiner Schock. Jetzt sehen wir es als Chance. Nun sind wir eine Familie mit zwei Stützpunkten. Zusammen ist man weniger allein.
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Welcher Mensch möchte ich sein? Welchen Unterschied soll es eines Tages gemacht haben, dass ich auf der Welt war? Wie definiere ich Erfolg?Was will ich erschaffen?
Mit diesen Fragen habe ich mich heute in aller Frühe befasst. Und die Antwort für mich persönlich lautet: „Erfüllte Familie“ – für mich, für die Menschen, die ich liebe, und für möglichst viele andere da draußen, die sich das auch wünschen. Kinder, Familie, Lebensglück – das ist einfach mein Thema. Und ich tue alles dafür, um Erkenntnisse zu verbreiten, Gespräche zu führen, Fragen zu stellen, Projekte bekannt zu machen und zu fördern, um so viele Menschen wie möglich dabei zu unterstützen, gemeinsam erfüllt zu leben – in welcher Konstellation auch immer.
Als ich vorgestern Nacht – wegen Schnee verspätet – wieder in Hamburg landete und den Flugmodus ausschaltete, erreichte mich ein Kommentar zu dem alten Blog-Beitrag „Kinder brauchen keine Autonomie-Übungen“. Ich hatte dort in einem der Unterpunkte dafür plädiert, sich Zeit zu nehmen für Kinder, wenn sie klein sind.
Die Deutschen leben heutzutage etwa 40 Jahre länger als ihre Vorfahren zu Zeiten des Kaiserreiches unter Bismarck (Hamburger Abendblatt, 28.10.2016, Seite 3). Könnte man diese geschenkte Zeit nicht für seine Kinder nutzen? Wenn Eltern zwei Kinder in Abstand von zwei Jahren bekommen und sie in deren ersten, so wichtigen sechs Jahren beruflich kürzer treten, nimmt diese Phase bei der aktuellen Lebenserwartung von Männern und Frauen (etwa 80 Jahre) nur ein Zehntel ihrer Lebenszeit ein.
Darauf schrieb die Leserin:
Nunja, die Frauen, die ich kenne, die das gemacht haben, haben danach beruflich keinen Fuss mehr auf den Boden bekommen und schlagen sich mit Hilfsjobs oder HartzV durch oder werden nach langer Arbeitslosigkeit nun zu Altenpflegerinnen umgeschult. Meist verschwindet dann noch der Mann und man krebst am Existenzminimum herum. …Durch das neue Unterhaltsrecht nach Scheidung gehen sehr viele Mütter sehr früh wieder in den Beruf und die Kinder werden hin und hergeschoben oder verlieren nach 10 AuPairs jegliche Hoffnung auf feste Bindung.
Zuletzt heißt es in dem Kommentar noch: „Du hast 100% Recht mit deinem Vorschlag. Aber meiner Tochter würde ich davon abraten.“
Ich habe viel nachgedacht über diese Zeilen. Ist es nicht furchtbar, wenn wir unseren Töchtern und Söhnen abraten müssen, sich Zeit zu nehmen für ihre Kinder?
Haben nicht auch deshalb so viele zu kämpfen, weil sie getrennt von ihrem Partner leben und sich nun allein durchschlagen müssen? Und dann gibt es auch noch die, die zwar nicht getrennt sind, aber fürchten, es eines Tages zu sein? Man sehnt sich nach Zwei-, Drei-, Viersamkeit oder noch mehr, arbeitet aber die ganze Zeit daran, auch unabhängig überleben zu können. So wird letztlich Unabhängigkeit zu dem Ziel, an dem man sein Dasein ausrichtet, und nicht Gemeinsamkeit, Nähe, Liebe. Auf diese Weise haben auch die, die in dieser Form von Partnerschaft leben, „immer eine Tür offen für Trennung“ (Zitat: Maria Craemer).
Kooperation von Männern und Frauen, Frieden zwischen den Geschlechtern, Partnerschaft, Familie und Beruf so aufstellen, dass Kinder nicht auf der Strecke bleiben, nicht Frauen, nicht Männer, sondern gemeinsam erfüllt leben können.Das ist die Herausforderung für jetzt und für die Zukunft. Ich werde in den nächsten Monaten intensiv zu dem Thema recherchieren und plane ein Buch, das nicht die Zustände beklagt, sondern neue Möglichkeiten aufzeigt.
Ich freue mich über jeden, der mir Anregungen zu dem Thema schickt.
Mir immer fröhlich schreiben, wie ihr Glück erschafft in eurem (Familien-)Leben.
Eure Uta
Liebe Uta.
Ein schwieriges, interessantes und sehr vielschichtiges Thema… wertvoll darüber nachzudenken.
Für heute erstmal: willkommen in München!
Viele Grüße Nadine
Ah, eine Münchnerin! Vielen Dank für das Willkommen! LG Uta
Liebe Uta, in Deutschland ist die default option, dass ein Partner für die Kinder verantwortlich ist und beruflich zurücktritt. Klassisch die Frau. Emanzipiert darf die jetzt auch arbeiten. Dann bleibt aber der Mann zu Hause. Das ist für mich der gleiche Mist in Grün. Ich wünsche mir ein Familienverständnis, dass beide gleichberechtigt einbindet. Daher haben wir auch beide auf 75% reduziert. So fehlen uns auch 50% in der Familienkasse. Aber nicht zu Lasten eines Partners. Das geht nur, weil unsere Einkommen gleichwertig sind. Ich wünsche mir mehr ausgeglichene Bezahlung, mehr Arbeitgeber, die Eltern- und Teilzeit akzeptieren. Aber vor allem weniger Ausreden und mehr Mut in Familien. Mut, die Elternzeit beim Arbeitgeber durchzukämpfen. Mut zur Karrierepause. (Das regelt sich später schon.) Und Mut zum Umdenken. Ein Buch mit Lösungsvorschlägen? Ja bitte! Viele Grüße.
Hallo Fridolin, danke für deinen Beitrag! Ich glaube auch, dass es Mut braucht, für seine Prioritäten einzustehen, und ich habe das Gefühl, dass immer mehr junge Menschen einstehen für eine „work-life-balance“. Das lässt hoffen, dass langsam aber sicher ein Umdenken stattfindet. Viele Grüße! Uta
Der Leserin muss ich leider auch zustimmen, ich kann es niemandem empfehlen. Ich habe es zwar geschafft, nach einigen Jahren zu Hause ganz neu im Arbeitsleben Fuß zu fassen, sehr viele Frauen aus meiner Umgebung allerdings nicht. Und noch viel mehr sind durch Teilzeitarbeit von Altersarmut bedroht, das wird noch als riesiges Problem in einigen Jahren auftauchen, wenn die ersten Teilzeitarbeitenden in Rente gehen.
Viele Grüße rosalili
Liebe Rosalili, bei dem stark steigenden Bedarf an Arbeitskräften denke ich, dass es vielleicht in ein paar Jahren kein Problem mehr sein dürfte. Aber um das wirklich beurteilen zu können, werde ich dazu recherchieren. (Vielleicht wird ja noch eine Ökonomin aus mir.) Wir sind jetzt einfach in der Phase, in der wir sagen: „Die Zeit mit den Kindern geht so rasend schnell vorbei. Gut, dass wir es so intensiv erleben konnten. Ich vor allem.“ Und das wünsche ich möglichst vielen Eltern. Danke für deinen Kommentar! LG Uta
Huhu, na da ist ja viel los bei Ihnen!
Ich war nun 8 Jahre zu Hause und konnte problemlos wieder in meinem Beruf einsteigen, hatte mehrere Angebote und mache nun das, was mir wirklich viel Freude macht und unterstütze Lehrer an einer Förderschule….
Während meiner 8 Jahren hat mein Mann sich zwischendrin bewusst ein Jahr Auszeit vom Beruf genommen, was für die Familie enorm wichtig war, finanziell mussten wir uns das ansparen damit das geht…hätten wir das nicht gemacht wären wir auf der Strecke geblieben…
Immer in sich hören was man braucht und sich nicht kaputt machen!
Auch im letzten Jahr waren wir einige Zeit gemeinsam zu Hause, mein Mann hat Elternzeit genommen und das tut uns wirklich gut.
Ich konnte entspannt wieder einsteigen und er genießt die Zeit…
Natürlich hat sein Arbeitgeber den Vertrag beendet bzw auslaufen lassen und er wurde von einer anderen Firma angesprochen…ach, er hat Elternzeit…Nein so jemand passt nicht ins Team…ahja, dann ist es nicht das richtige Team für uns…
In unserem Umfeld merken wir aber auch immer öfter, dass die Leute gerne würden, aber sich nicht trauen…
Unsere Erfahrungen sind aber, dass es sich immer gelohnt hat und wir nie in Arbeitslosengeld waren und der Gewinn für unsere Kinder und uns enorm war!
Ich wünsche mir, dass die Leute zum einen mutiger sind und in sich horchen was ihnen gut tut und auf der andere Seite, dass es einem nicht so schwer gemacht wird! Wir wissen, dass es Luxus ist, wenn man Auszeiten nehmen kann ohne existenzängste zu haben.
Liebe Grüße
Liebe Roxanne, hach, wie schön von jemanden zu lesen, die problemlos wieder einsteigen konnte. Und wie schön, dass Sie und Ihr Mann sagen konnten: „Dann ist es nicht das richtige Team für uns!“ Meine Erfahrung ist, dass man viel häufiger die Wahl hat, als man vorher denkt. Vielen Dank, dass Sie uns Ihre Erfahrungen geschildert haben! LG Uta
Liebe Uta,
mit diesem Thema sprichst du genau das an, was mich seit vielen Monaten beschäftigt. Ich bin -für die heutige Zeit sehr früh – mit gerade 23 Mutter geworden. Mein Freund und ich sind beide noch im Studium gewesen. Er ist jetzt fertig und arbeitet Vollzeit, damit wir vielleicht irgendwann aus unserer Sozialwohnung ausziehen und in ein richtiges „zu Hause“ ziehen können. Ich bin mittlerweile im Masterstudium. Nun steht die große Entscheidung an, ob ich einen Doktor machen möchte oder nicht. Da ich, sobald ich schwanger bin, in meinem Beruf nicht mehr arbeiten darf, ist ein zweites Kind während des Doktors ausgeschlossen. Nach dem Studium Pause zu machen, um noch ein Kind zu bekommen, ist auch keine richtige Option, da ich dann während des Doktors genauso wenig Zeit für mein zweites Kind haben werde, wie schon für meine erste Tochter.
Aber meinen Traum vom Doktor aufgeben? Mache ich dann meinen Kindern irgendwann ungewollt Vorwürfe, weil ich mich beruflich nicht so verwirklicht habe, wie ich es mir gewünscht habe?
Ich habe das Gefühl gar nicht richtig entscheiden zu können. Egal was ich mache, ich werde immer das Gefühl haben mir selber oder den Kindern nicht gerecht zu werden.
Ein Buch mit Lösungsvorschlägen…ja das könnte ich wirklich gebrauchen.
Danke für deinen schönen Blog, der mir immer wieder Anstöße zum Umdenken gibt.
Liebe Lonnarie, herzlichen Dank für deinen Beitrag! Wenn ich es richtig verstehe, bist du doch immer noch recht jung, oder? Ist es denn schlimm, erst mit Anfang oder Mitte 30 den Doktor zu machen oder sogar noch später? Oder geht das nicht? Ich würde auf mein Herz hören, alles andere ruckelt sich schon zurecht. In solchen Situationen frage ich mich immer, was ich tun würde, wenn ich nur noch ein Jahr zu leben hätte. Das bringt mir immer schnell Klarheit. Und sich immer fragen: Was will ICH? Nicht die Kinder vorschieben. Alles Gute für die Entscheidung! LG Uta
Liebe Uta
gute Frage. Für meine Familie haben wir es so gelöst, dass mein Mann und ich beide Teilzeit arbeiten und uns die Familienarbeit teilen. So bleibt jede/r im Beruf, auch wenn eine Karriere damit nicht wirklich möglich ist. Es gab aber auch Phasen, wo mein Mann sein Studium fertig gemacht hat (und ich zurückgestellt habe) oder wo ich für den Berufseinstieg Vollzeit arbeitete (und dafür mein Mann mehr zu Hause war). Gleichzeitig sind wir bei unserem tiefen Lebensstandard (das wir als Studenten gewohnt waren) geblieben, so dass wir unsere private Altersvorsorge trotz geringem Einkommen aufbauen können. Kreativ mit den vorhandenen Ressourcen umzugehen hält lebendig, macht Freude und möchten wir zusammen den Kindern vorleben. Erschaffen statt Konsum. Gleichzeitig lernen die Kleinen damit viele Fähigkeiten, die wir als sinnvoll erachten. Für mich ist dies auch eine Art Altersvorsorge – ich weiss, dass ich auch mit wenig Geld (= unter dem Existenzminimum) gut leben kann. Ich bin gespannt auf deine Blogbeiträge! Lg
Liebe Tina, danke, dass du von eurer Lösung geschrieben hast. Konsum runterschrauben, erleben, dass man auch mit weniger auskommt – das ist ein hilfreicher Gedanke. Durch die doppelte Haushaltsführung habe ich gerade mit unglaublich vielen Neuanschaffungen zu tun und frage mich jedes Mal, ob man das wirklich alles braucht. Und dann macht es aber auch unglaublich viel Spaß, eine Wohnung neu einzurichten. Liebe Grüße, Uta
Hallo Uta,
also ich wüsste schon spontan sehr viele Bereiche, in denen Du sehr viel bewegen könntest, mit Deiner reflektierten und Menschen zugewandten Art.
Spontan würde ich sagen: in Schulen. Gerade in Bayern ist der Druck noch größer als anderswo und ich denke, dass viele Kinder, die Hilfe bräuchten, einfach keine Hilfe bekommen. Und die Gründe sind mehr oder weniger auch bürokratisch. Nehmen wir den häufigen Fall, dass ein Elternteil aufgrund von Krebs im Sterben liegt. Das geht dann oft Monate und schon meist 1-2 Jahre vorher ist das andere Elternteil aufgrund der Belastung nicht mehr in der Lage, sich gut um die Kinder zu kümmern. Manche Kinder funktionieren weiter. Aber Viele machen dann keine Hausaufgaben mehr, bereiten sich nicht mehr auf Arbeiten vor. Entwickeln aggressive oder eigen-aggressive Verhaltensweisen.
Nun kann ein Beratungslehrer Gespräche führen, aber er ist nicht „da“. Er ist während des Gesprächs da, aber nicht während der restlichen x Stunden der Woche. Recht ähnlich der Schulsozialarbeiter. Wenn er genug Stunden hat, nimmt er sich auch einige Stunden, aber er ist nicht die Eltern. Lernbegleiter kann man noch einschalten. Meist Lehrer, die dann erklären, wie das Kind sich organisieren könnte.
So, das Jugendamt ist nicht zuständig, weil das Kind ja im Prinzip versorgt ist. Haushaltshilfe der Krankenkasse gibt, wenn ein Kind unter 12 ist. Und was passiert dann mit so einem 5-8. Klässler? Also wenn das Kind nicht gerade mit Selbstmord oder Amoklauf droht?
Wir hatten schon den Fall, dass sich Religionslehrer zusammengeschlossen haben zu einem Netzwerk und sich abwechselnd nachmittags mit dem Kind getroffen haben und Hausaufgaben angeleitet haben und Dinge, die zu tun sind (lernen, Material besorgen, Elternbriefe abgeben, …) besprochen haben und so viele Stunden Freizeit investiert haben. Aber das geht einmal, aber nicht so häufig, wie es nötig wäre.
Ich habe mal zwei Mädchen einer pakistanischen Familie mit betreut mit einem älteren Ehepaar, zu denen die Mädchen nach der Schule dann immer gegangen sind. Vom Vorlesen und Erklären der Schulbriefe bis Begleitung beim Elternsprechtag hin zu der fachlichen Unterstützung an der das Ehepaar inhaltlich nicht weiter kam. Beide Mädchen in jedem Fall weit überdurchschnittlich begabt. Intellektuell in der Lage, eine sehr guten Schnitt am Gymnasium zu haben, sollte die Eine die Realschule mit einem Schnitt von 5,0 verlassen. Da ging es in den Gesprächen mit der Familie auch darum, wie die Mädchen ihr Leben erleben, was die Ansprüche der Schule sind (und deren Rechte oder Nicht-Rechte) bis hin zu Lerntipps für die Mädchen.
Problem ist halt, wenn Du in einer Schule ehrenamtlich arbeitest, dann muss rechtlich klar sein, welche Befugnisse Du hast (Datenschutz, Disziplinarisch,…). Außerhalb der Schule dann auch. Ich weiss nicht, wie ich es erklären kann.
Aber ich denke, Du bist der Typ, der sich durchfragt und Wege findet. Und dann hast Du auch wieder ganz viel Input für Bücher und für Coachings.
Vielleicht auch mal direkt an Schulen nachfragen.
Herzliche Grüße
Coreli
Stimmt, liebe Coreli, das ist ein neuer Aspekt, dass der Druck in Bayern für Schüler ja größer ist als anderswo. Neulich bekam ich ein Buch zur Rezension angeboten, das hieß: „Vorbereitung für die Gymnasial-Empfehlung“ und hatte quer über den Titel ein Banner: „Bayrisches Niveau“. Mir lief es eiskalt den Rücken herunter bei dem Gedanken, welchen Stress man schon Grundschülern macht, wenn ein Verlag der Überzeugung ist, dass ein solches Buch Absatz findet. Danke für den Hinweis! Vielleicht sage ich mal „Servus!“ in einer Grundschule in München. LG Uta
Liebe Uta,
als bislang stille Mitleserin ist dies ein Thema zu dem ich zumindest mal meine Erfahrung teilen möchte 🙂
Ich bin mit einem Franzosen verheiratet und wir haben bis zum 4. Lebensjahr meines Sohnes und knapp 2. meiner Tochter in Frankreich gelebt. Ich kenne somit 2 „Systeme“. In Frankreich wird man schief angeschaut, wenn man nicht sehr bald nach der Geburt wieder arbeiten geht. Hier in Deutschland bin ich (vor allem hier auf dem Land) die personifizierte Rabenmutter, da ich Vollzeit arbeite.
Meine Kinder kennen es nicht anders, als dass wir beide Vollzeit arbeiten. Das ist ein organisatorischer Spagat, aber jetzt da sie fast 13 und 10 Jahre alt sind, kann ich rückblickend sagen, dass es das wert war.
Natürlich lasse ich mich immer mal wieder dazu hinreißen mich zu fragen, ob mein Sohn nicht doch mehr Präsenz bräuchte im Alltag mit Strukturen, ob meine Tochter nicht in Englisch besser wäre, wenn ich mehr Zeit hätte ihre Hausaufgaben zu kontrollieren etc.
Aber letztendlich haben wir meiner Meinung nach eine gute Balance gefunden.
Modelle, wie von meinen „Vorschreiberinnen“ schon erwähnt mit Teilzeit für beide, finde ich eine tolle Sache. Leider wird es nicht für jeden so ohne weiteres zu realisieren sein. Da muss noch ein deutliches Umdenken in den Köpfen der AG stattfinden.
Als Chefin einer Abteilung mit etwa 30 Mitarbeiterinnen kann ich sagen, dass meine Teilzeitkräfte definitiv die Effektivsten im Team sind. Leider habe ich aber nicht nur positive Erfahrungen mit Job Sharing gemacht. Das steht und fällt aber auch immer mit den involvierten Personen.
Ich könnte noch lange weiterschreiben, aber das Buch schreibst ja Du. 🙂
Aber gespannt bin ich allemal. Und guten Start in München und dem bevorstehenden Städte-Hopping.
Lg
Sabine
Liebe Sabine, vielen Dank für deine guten Wünsche und für deinen Bericht von euren Erfahrungen. Das ist für mich der Kernsatz sowohl im Job als auch bei verschiedenen Familien-Modellen, dein Satz: „Das steht und fällt aber auch immer mit den involvierten Personen.“ Wie schön zu lesen, dass bei dir die Teilzeitkräfte die Effektivsten im Team waren. Alles Gute für euch weiterhin! LG Uta
Liebe Uta,
ich beschäftige mich seit 6 Jahren mit dem Thema wie ich meine Kinder mit einer Karriere vereinbaren kann. Ich bin an mein Leben mit der Einstellung herangegangen, dass ich alles erreichen und haben kann (wie der Laden mit den Ballerinas in allen möglichen Farben). Natürlich kann ich als Mädchen einen super Schulabschluss machen, nach Kanada gehen, einen der besten Uniabschlüsse machen. Ich kann als Frau Karriere machen und Bundeskanzlerin werden. Und natürlich noch Kinder kriegen und liebevoll großziehen – dachte ich. Feminismus – wer braucht denn so einen Quatsch, Frauen können doch alles werden! Dann wurde ich Mutter 😉
Ich habe bisher keinen Weg gefunden, für meine Kinder da zu sein und Karriere zu machen. Weil man für beides unglaublich viel Zeit und Kraft braucht und der Tag nur 24h hat. Habe mich gegen meine beruflichen Ambitionen und für meine Kinder entschieden, auch wenn mein „ich-will-was-erreichen-im-Leben“-Herz ein bisschen weint. Vielleicht geht nach der Kinderphase nochmal was?
Zum Thema Vereinbarkeit kann ich dir noch den Artikel „Why women still can’t have it all“ von Anne-Marie Slaughter empfehlen.
Du bist ja jetzt in der Phase angekommen, wo du die Kinder groß hast und wieder mehr Raum für deine Pläne. Ich würde mich sehr freuen, wenn du auch darüber deinen großartigen, entspannenden Blog weiterführen würdest. Wie ist das, wenn die Kinder ausziehen? Leidest du am Empty-Nest-Syndrom? Geht da noch was beruflich, wenn die Kinder groß sind, ein Neuanfang?
Für euren Neustart in München wünsche ich alles Gute.
Und vielen Dank für die vielen wunderschönen Blogeinträge und Anregungen.
Liebe Grüße
Kerstin
Liebe Kerstin, danke für deine Gedanken und für den Hinweis auf den Artikel von Anne-Marie Slaughter. Den werde ich mir gleich besorgen. Was ich dringend empfehle, ist das Entweder-Oder-Denken aufzugeben. Oder dieses Denken „Jetzt ist der Zug abgefahren“. Wenn man so denkt, dann wird es auch so kommen. Meine Erfahrung ist, dass sich immer wieder neue Möglichkeiten auftun und dass – noch so ein Spruch, aber wichtig – „alles seine Zeit hat“. Genieße die Kinder, tue alles, was du machst zu 100 Prozent, egal, was es ist. Es ist doch so schade, wenn man unzufrieden, weil man jetzt bei den Kindern sein „muss“, oder wenn man unzufrieden ist, weil man jetzt nicht bei den Kindern sein kann, sondern bei der Arbeit sein „muss“. Für mich hat sich der neue Job mit den Kindern nach und nach entwickelt. Schöner hätte es nicht kommen können.
Empty-Nest-Syndrom? Nein, das habe ich nicht. Ich freue mich wie blöd, wenn sie da sind, und finde es jetzt ganz spannend, die Freiheit zu haben, mich noch einmal neu erfinden zu dürfen. Es ist alles gut so, wie es ist.
Herzliche Grüße, Uta
Mut!
Das ist das Stichwort! Ich bin seit sieben Jahren zu Hause und habe die Einstellung: der Arbeitgeber kann froh sein mich zu kriegen! Nicht buckelnd zum Einstellungsgespräch. “ Ich weiß, ich bin lange raus, aber…. “ , sondern erhobenen Hauptes. Frauen haben immer noch die Tendenz sich klein zu machen, das ist ein Riesenproblem. Ich finde es wahnsinnig schade wie lange manche Kinder in der KiTa sind weil vielen Frauen immer noch der Mut fehlt. “ Angst ist ein schlechter Ratgeber“
Liebe Uta,
das ist ein Thema, das mich auch sehr beschäftigt. Meine Kinder sind 10 und 8, ich arbeite in Teilzeit, mein Mann in Vollzeit.
Wenn man es sich leisten kann, finde ich Teilzeit immer die beste Alternative, ob jetzt einer oder beide.
Damit hat man von allem etwas – mit der Konsequenz, dass man sich oft so fühlt, dass man nichts richtig macht. Aber es gibt eben nicht nur Entweder-Oder. Ich will beides, Kinder und Zeit mit meinen Kindern, eine interessante und anspruchsvolle Arbeit und Zeit dafür. Bei beidem muss man damit zufrieden sein, es nicht perfekt zu machen sondern gut genug. Perfekt geht sowieso nicht. Aber „gut genug“ geht.
Ich habe nach jeweils einem Jahr mit nur 15 Stunden in Teilzeit wieder angefangen und die nach und nach erhöht, jetzt bin ich bei 26 Stunden an 4 Tagen. Dadurch war ich nie wirklich draußen und kann später, wenn die Kinder groß sind, problemlos wieder die Arbeitszeit aufstocken. Vielleicht starte ich mit 50 nochmal voll durch? Wer weiß? Möglich wäre es. Mit 30 oder 40 geht das bei mir nicht, da haben die Kinder Priorität. Aber das ist ok, das habe ich so entschieden.
Nur Hausfrau und Mutter zu sein hätte mich wahnsinnig gemacht, da hätte mir etwas gefehlt. Den Wiedereinstieg stelle ich mir dann auch sehr schwer vor. Und natürlich sind da immer die Themen Altersvorsorge, Krankheit, Trennung und was so alles passieren kann. Ich könnte meine Familie ernähren, auch wenn mein Mann krank wird. Ich werde eine Rente bekommen. Ich kann für mein Alter vorsorgen. Ich müsste nicht aus finanziellen Gründen in einer Ehe bleiben, die nicht gut für mich ist. Ich habe das Gefühl gleichberechtigt zum Unterhalt der Familie beizutragen – das ist nicht zu unterschätzen.
Vollzeitarbeit für beide hätte uns alle vier unglücklich gemacht, das geht, wenn es sein muss, schön ist es nicht.
Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass es Glückssache ist, ob es klappt mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ob der Arbeitgeber mitmacht und Teilzeitkräfte unterstützt und als vollwertige Arbeitskraft anerkennt. Ob es eine Nachmittagsbetreuung gibt, vor allem in der Grundschule. Ob man die Möglichkeit hat spontan von zuhause arbeiten zu können. Das ist das eigentliche Problem – man muss Glück haben. Und das darf eben nicht sein.
Ich bin froh, dass es Teilzeit gibt (ich kann das Wort Teilzeit-Falle nicht mehr hören, für mich ist es keine Falle sondern eine Chance). Aber es muss endlich selbstverständlich sein – für Mann und Frau – dass man eine Zeit lang mal weniger arbeitet und später auch mal wieder mehr. Dass man – wo möglich – auch mal Home Office macht. Dass sich die Einstellung der Arbeitgeber und der Gesellschaft ändert. Dass es eben auch die entsprechenden rechtlichen Sicherheiten gibt. Es hat sich schon viel getan, aber das reicht noch nicht.
Ich würde meinen Kindern raten, sich einen Job zu suchen, den sie gerne machen und sie dazu ermutigen, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Ich möchte ihnen vermitteln, dass das Leben kein Entweder-Oder ist, aber auch, dass man nicht alles gleichzeitig machen kann. Entscheidung bedeutet eben auch Verzicht. Aber das ist nicht schlimm. Das ist eben so.
Den Artikel von Anne-Marie Slaughter kann ich auch nur empfehlen!
Liebe Uta
ich musste auch wegen der Kinder den Beruf schmeissen.
Wäre zeitlich nicht gegangen.
Wäre nur Stress gewesen. Mein Mann hat gleichzeitig auch seine Beförderung geschmisssen.
Bin ich nun unglücklich? Nein!
Ich bin in einen anderen Beruf gelandet, der meinem alten Wunsch viel näher liegt, als dem ich dann gemacht habe. Ich habe meinen alten Beruf geliebt( und auch sehr gut bezahlt),aber ich wollte immer Menschen helfen. Das mache ich heute. Mein Mann wird auch dieses Jahr die Beförderung schmeissen, weil er die letzte n Jahre mit den kids noch life erleben will. Ich will nicht als Moralapostel stehen , doch ich denke man sollte sich überlegen,was man will. Ich sehe das anders: in Deutschland kann inzwischen jeder sein Modell Leben.
Aber man muss auch dazu stehen und das negative in Kauf ( mach ich auch, weniger Knete) nehmen.
OK, mein Mann hat mich ( noch nicht)
verlassen. Bin noch nicht Alleinerziehend.
Meinen Töchtern wünsche ich die Berufswahl, die sie gerne hätten.
Und ich denke, wahrscheinlich müssen sie ihre kids schon nach der Geburt abgeben………………Aber wofür bekommt man Kinder?