Über die gemeinsame Serien-Begeisterung und warum ich aber nicht verstehe, dass Jugendliche mehrere Filme hintereinander sehen.

Wir sind „Dance-Academy“-Fans, Prinzessin (11), ich und sogar mein Mann.

Die australische Fernsehserie, die bis vor kurzem von montags bis donnerstags um 20.10 Uhr auf KiKA lief (dritte Staffel für Herbst 2013 angekündigt), erzählt die Geschichte von Tara Webster, einem jungen Mädchen von einer Farm im Outback, die davon träumt, Prima Ballerina zu werden. Tara schafft die Aufnahme an der National Academy of Dance in Sydney und erlebt mit ihren Mittänzern alle Höhen und Tiefen des Erwachsenwerdens. Es geht um Freundschaft, Liebe, Konkurrenz und natürlich Tanzen.

Wir haben einige Folgen aufgezeichnet. Und so kann es sein, dass ich vom Einkaufen nach Hause komme und den Reis und die Nudeln nur einräumen kann, wenn ich stoßweise zum Küchenschrank stürme, weil Prinzessin wieder die Beine schwingt. Dann hält sie sich an der Kante der Arbeitsplatte fest und versucht, einen Fuß auf die Spüle zu legen (ist ja auch gedacht für Füße). Und ich weiß, dass sie wieder heimlich „Dance Academy“ gesehen hat und für das „Pas de deux“ mit Ben trainiert.

Ich bin ja nicht so beeinflussbar von solchen Streifen. Gut, als Tara in der Folge neulich die Ferien mit Christian auf der Farm im Outback verbrachte, merkte ich erst beim Abspann, dass ich nicht das Känguru-Baby kraulte, das ich mit der Flasche groß gezogen hatte, sondern unseren Kater.

Dass ich in Filmwelten so versinke, war früh angelegt. Als ich so alt war wie Prinzessin (11), durfte ich „Black Beauty“ sehen. (Wisst ihr noch, die Serie mit der englischen Tierarzttochter und ihrem schwarzen Hengst?). Kaum war der Fernseher aus, sattelte ich mein Fahrrad und ritt um den Häuserblock. Ich trieb meinen „Black Beauty“ über die Behindertenrampe in der Grünanlage bei uns an der Kirche und täschelte die beiden Stangen vom Fahrradrahmen, weil mein Draht-Rappe wieder so toll über das Gatter gesprungen war. „Beauty“ flüstere ich zärtlich und legte meinen Kopf auf den Lenker.

In Filmwelten versinken zu dürfen, finde ich wunderschön. Deshalb habe ich auch kein Verständnis dafür, wenn Kronprinz (15) auf Geburtstagspartys eingeladen ist, wo die Eltern erlauben, drei oder vier Filme hinter einander zu sehen.
Wie kann man sich so die Birne zuknallen? Nichts kann da nachwirken, kein Plot kann weiter gesponnen werden, kaum ein Held schafft es in die Träume der Jugendlichen. Und ich stelle mir das Unterbewusstsein nach so einer „Party“ vor wie ein „Guernica“ aus Verfolgungsjagden, Schlägereien, Liebesszenen und Autorennen.

Dann lieber eine Folge „‚Dance Academy“ sehen.

 

Ich mag daran,

  • dass Xenia Goodwin, die Tara im Film, ein Mädchen ist wie du und ich. Nur, dass ich (ächz), das Bein nicht so hoch kriege.
  • dass alle Tänzerinnen im Film ein bisschen moppelig sind. Damit der Film keinen Teenager zur Magersucht verleitet, hatte beim Casting wohl niemand eine Chance, bei dem man durch das Tanztrikot die Knochen zählen konnte.
  • dass Tara als Erzählerin durch die Serie führt und ihre (manchmal) klugen Schlussfolgerungen aus dem Erlebten zieht.

Ich achte trotzdem darauf, dass Prinzessin nicht zu oft vor dem Fernseher hängt und dass sie nicht sieht, wie ich beim Zähneputzen meine schmerzenden Zehenspitzen in den Badezimmerläufer bohre, die elektrische Zahnbürste wie einen Nussknacker in den Händen halte und mich damit bis zur Dusche drehe.

Sich immer schön auf einen Film beschränken und das Känguru kraulen

Uta

PS: Staffel 2 wird seit vergangenen Samstag immer um 10.35 Uhr im ZDF wiederholt.

  • Ist ja unglaublich – ich bin früher auch mit meinem Black-Beauty-Fahrrad um die Häuser „geritten“…und dann liest man viele Jahre später plötzlich einen Blog und da hat jemand auch so seine Serien-Pferdeleidenschaft ausgelebt…;-)

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    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

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