Interview mit Frau Krähe 

 11/03/2015

Ich sende Müttern, Vätern, Omas, Opas und anderen Kinder-Experten 25 Fragen, von denen sie 10 Fragen auswählen, auf die sie antworten möchten.

Heute:
Martina lebt mit Mann und zwei Kindern (knapp 3 Jahre und 8 Monate) in der Schweiz in der Nähe des Bodensees. Als Frau Krähe schreibt sie auf fraukraehe.blogspot.ch über Kinder, Schafe, Federvieh.

 
Was hast du gedacht, als du zum ersten Mal dein erstes Kind sahst?
Geschafft. Jetzt aber her mit dem Frühstück! (Nicht gerade sehr romantisch und ruhmreich, aber wahr. Mir war tatsächlich schummrig vor Hunger. Das Essen wurde dann auch prompt geliefert. Und danach konnte ich ausgiebig staunen über dieses kleine Menschlein. Bis ich mich so richtig in den Jungen verliebte, dauerte es aber noch ein ganzes Weilchen.)

Was wünscht du dir am meisten für dein Kind?
Dass es sich selbst ein guter Freund ist/wird/bleiben kann. Dass es immer weiß und spürt, dass es in Ordnung ist, so wie es ist. Und ganz viel mehr natürlich.

Als du ein Kind warst, hast du dir da gewünscht, Kinder zu haben? Und wenn ja: Wie viele?
Ich wollte Archäologin, Großtierärztin, Greenpeace-Aktivistin, Schauspielerin und einiges mehr werden. Kinder kamen in diesen Zukunftsszenarien nicht vor.

Hast du dir Klein-Kinder-Sprüche aufgeschrieben?
Laufend und akkurat Monat für Monat in eine Excel-Tabelle. Drei Spalten: allgemeine Entwicklung (sitzt, geht, schneidet Karotten, mag diese Hörspiele/Lieder/Geschichten,…), „Abenteuer“/Ereignisse (blaues Auge, lange Zugfahrt bewältigt, erstmals Nikolausbesuch,…) und Sprachentwicklung inkl. lustige Wörter und erinnerungswürdige Sätze.

Und wenn ja: Was war das Schönste/Lustigste/Anrührendste, was dein Kind je gesagt hat?
Als das Kind zu sprechen begann, brüstete sich meine Mutter damit, dass sie beide ein „Geheimwort“ hätten. Wobei sie selbst nicht wusste, was der Junge meinte. „Sag mal unser schönes Wort“, bat sie ihn oft verschwörerisch, worauf er jeweils ein genüssliches „Andando“ verlauten ließ. Monate später erkannten wir das Wort: „Heiland-Donner“ (ein schweizerisches Schimpfwort)…
 
Was soll es unbedingt einmal erleben?
Einmal und immer wieder: Lieben und geliebt werden. Was Mut bedeutet. Dass man sich entschuldigen kann. Dass Lachen hilft. Was eine Berührung vermag. Was ein Buch mit einem anstellen kann. Die eigene Winzigkeit erfahren. Die eigene Größe erleben. Tau-nasses Gras und warme Kuhfladen zwischen den Zehen spüren,… Oh, da gäbe es noch viel zu schreiben. Die Welt ist ja so voll mit Dingen, die erlebt sein wollen.

Lieblings-Vorlese-Buch?
Vorlesen geht noch nicht, weil das Kind das geschriebene Hochdeutsch noch nicht versteht. Deshalb erzähle ich gerne Bilderbücher, die ich frei erzählen kann. Gerne mit viel Dramatik, alters- und typgerecht maßgeschneidertem Gruselfaktor und Happy End. Und bitte Geschichten, welche diesen Namen auch verdienen und eine anständige Handlung aufweisen. Lieblingsbilderbücher zurzeit, die uns beiden Freude bereiten, sind: Die Wölfe in den Wänden. Schellen-Ursli. Der kleine Bär. Kleiner Lappe Sampo. Und Jim Knopf. Langsam lerne ich auch, Geschichten zu erfinden. Es braucht keinen phantastischen Plot, sondern es reicht vollkommen, einfach etwas am Tag Erlebtes der Lokomotive Emma, dem Steinbock oder sonst einem gewünschten Protagonisten in die Schuhe zu schieben. Noch eine Prise Dramatik und ein rundes Ende dazu fabulieren und das Kind ist glücklich.

Wie stehst du zu Spielzeug-Waffen?
Mir ist der verantwortungsbewusste Umgang mit richtigen Waffen lieber, als wenn die Kinder mit Spielzeugwaffen durch die Gegend rennen und alles niederballern, auch wenn die „Waffe“ nur ein Kartonrohr oder eine Holzlatte ist. Mit zwei Jahren hat das Kind bereits erste Pfeilbogen-Erfahrung beim Großvater gesammelt. Seine Konzentration, seinen Stolz und Eifer dabei zu beobachten, gefällt mir sehr. Verboten, ja absolut tabu ist es, auf Menschen und Tiere zu zielen (die Tiere sind den Jägern vorbehalten, soviel weiß es). Egal, ob mit echter oder mit Spielzeugwaffe.

Wird bei euch die Badezimmertür abgeschlossen?
Nein. Jedoch die Kellertür, weil die Treppe abartig steil ist und unten eine uralte Blutlache das Holz verfärbt hat (O-Ton der Vormieterin: „Stammt von einem Ferienkind, die eigenen Kinder waren das gewohnt.“) Die Küche, wenn der Hund sein Fressen kriegt. Das Büro, wenn das Kind mal wieder von der Elektronik-Faszination gepackt wird und diese nicht bei Taschenrechner und Taschenlampe Halt macht.

Wo versteckst du die Süßigkeiten?
Gar nicht, bei uns werden Süßigkeiten unverschämt uneinsichtig immer beinahe sofort weggeputzt. Wir Großen sind da echt maßlos. Deshalb verzichten wir einfach ab und zu bewusst darauf, Nachschub zu kaufen.

Vielen Dank, liebe Martina, dass du mitgemacht hast!
Fröhliche Grüße!
Eure Uta

  • M. schrieb an meine alte Seite: „Hallo Uta, welche Fragen stellst du Omas?“ –
    Liebe M., gut, dass du mich erinnerst. Die Fragen muss ich mir noch überlegen. Willst du die Erste sein beim Oma-Interview? Ich würde mich freuen.
    Liebe Grüße, Uta

  • So eine unglaublich sympathische Frau. Durch deine Fragen, hab ich gestern Abend begonnen, mich durch ihren Blog zu lesen. Danke!
    Und, weil ich es doch schon so ewig machen wollte: Danke für deine Hilfe vor knapp einem Jahr. Hier ist alles gut. Der Lieblingssohn schreit nur noch sehr sehr selten und inzwischen ist die Lieblingstochter alt genug um teilweise mitspielen zu können. Also, danke für deine Hilfe und danke für deinen tollen Blog. Bei Frau Krähe werde ich noch einmal gesondert schreiben.
    Alles Liebe,
    B.

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    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

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