Unser Ringen um die richtige Entscheidung für unser afghanisches Patenkind und "Giesbert in der Regentonne" als Gewinn
Im August haben wir mit Hilfe eines Dolmetschers mit Sadia und ihrer Familie in Kabul telefoniert. Sadia ist das Mädchen, das wir 2017 für knapp drei Monate bei uns aufgenommen hatten, als es in Hamburg am Herzen operiert wurde. Seither telefonieren wir ein- bis zweimal im Jahr mit ihr und ihrer Familie.
Im August nun war dieses Telefonat ein einziger Hilferuf: "Ich will wieder zu euch nach Deutschland! Hier ist Krieg." Erschüttert von diesem Gespräch informierten wir uns, welche Hilfe möglich wäre. Einige afghanische Kinder, die erst vor kürzerer Zeit in Hamburg zu Herzoperationen waren und einen weiteren Eingriff brauchen, stehen auf einer Liste des Auswärtigen Amtes und man bemüht sich weiterhin, sie nach Deutschland zu holen. Zusammen mit dieser Evakuierung war es im Gespräch, ob auch Sadia auf diesem Weg zu uns kommen könnte, hier in Sicherheit wäre und zur Schule gehen könnte, was der Elfjährigen in Afghanistan jetzt verwehrt wird.
Schwanken der Gefühle
Mein Mann und ich führten lange Gespräche, wir sprachen mit unseren Kindern, wir sprachen über Vermittler wiederholt mit Sadias Vater, wir sahen Fernseh-Beiträge über das neue Regiment der Taliban, ich lag schlaflos und entschied, weniger Beiträge über Afghanistan zu sehen. Jetzt haben sie ganz aufgehört. Die Nachrichtenlage hat sich verschoben. Jetzt wird über die Flüchtlinge an der Grenze zwischen Belarus und Polen berichtet. Was aber immer blieb, war der Satz meines Mannes: "Wir können sie nicht im Stich lassen!"
Über die vergangenen Monate gab es wechselnde Nachrichten für uns. Mal schien es völlig unwahrscheinlich, dass die Kinder ein Visum bekommen, dann rückte es wieder in den Bereich des Möglichen. Wir besorgten Papiere, um auf unserer Seite vorbereitet zu sein. Und immer war da die Frage: Tun wir das Richtige? Zwar wäre sie hier in Sicherheit und Wohlstand und könnte zur Schule gehen, aber sie wäre auf unbestimmte Zeit fern ihrer Familie und völlig entwurzelt.
Die Entscheidung
Über eine andere Verbindung suchten wir erneut Kontakt mit der Familie von Sadia und ließen unsere Fragen stellen. Stehen sie in letzter Konsequenz dazu, ihre Tochter nach Deutschland zu schicken? Wäre es besser, sie käme mit einem Geschwisterkind? Und ist den Eltern klar, dass eine Rückkehr der Kinder wahrscheinlich über Jahre nicht möglich wäre? Ist die Not so groß, dass eine Entscheidung dieses Ausmaßes gerechtfertigt wäre?
Seit gestern haben wir Klarheit. Die Familie gehört zu keiner der unter den Taliban verfolgten Volksgruppen. Der Vater hat sogar wieder Arbeit finden können. Und es gibt für uns einen neuen Weg, der Familie Geld zukommen zu lassen.
Nach dem jüngsten Telefonat gestern ist mir ein Stein vom Herzen gefallen, einer der fast unbemerkt schon viele Wochen dort lag. Wir können unser Patenkind nun unterstützen, ohne eine Entscheidung zu treffen, die ihr und unser Leben komplett auf den Kopf gestellt hätte. Im Nachhinein muss ich denken, dass wir uns auch ein wenig in eine Idee verrannt hatten.
Auch wenn Sadias Lage offenbar nicht so dramatisch ist, wie wir befürchtet hatten, bestätigen alle, mit denen wir gesprochen haben, dass dem Land eine große humanitäre Not bevorsteht und die Menschen dort dringend Hilfe brauchen. Vor allem die Kinder. Die leichte Verbesserung in Sadias Einzelfall soll nicht darüber hinweg täuschen.
Wir werden weiter mit der kleinen Paschtunin in Verbindung bleiben und immer wieder nachfragen, ob wir irgendetwas für sie tun können. Dennoch tut es mir gut, mich wieder ganz auf das Hier konzentrieren zu können und etwas anzubieten wie eine:
Buch-Verlosung
Seit mir eine Mama im Coaching von dem Buch "Giesbert in der Regentonne" von Daniela Drescher vorgeschwärmt hat, wartet es bei mir auf dem Schreibtisch auf seine Verlosung. Das Schönste sei, so die Mama, mit ihren beiden Kindern im Arm und dem Giesbert-Buch in der Mitte abends im Bett zu liegen und daraus vor zu lesen.
Nun habe auch ich meine Bekanntschaft mit dem Regentonnen-Wicht gemacht. Er wohnt in einem Wasserfass, spielt auf seinem Rand sitzend Flöte und erlebt im Garten der Autorin kleine Abenteuer. Als er sich unglücklich in die kleine Elfe Gisela verliebt, tröstet ihn der Igel Erich. Was Heimweh ist, erfährt Giesbert, als er einer Laufente an einen entfernten Weiher folgt. Und dem vergesslichen Eichhörnchen Tilli hilft der Wicht, seine Nüsse wieder zu finden.
Das Buch ist wunderschön illustriert. Zudem war ich sehr erleichtert, dass es den Klimawandel nicht thematisiert. Das hätte der Verzauberung durch die kleinen Geschichten sonst einen gewaltigen Dämpfer versetzt. Als Lesealter wird "vier bis sechs Jahre" empfohlen. Zum Vorlesen halte ich es aber auch für Jüngere für geeignet.
Wenn du an der Verlosung teilnehmen möchtest, schreibe mir bitte bis Samstag, 11. Dezember, 24 Uhr, in einem Kommentar deinen Kinderbuch-Lesetipp mit Begründung. So bekommen alle bis Weihnachten noch Geschenk-Ideen.
Immer fröhlich vorlesen,
Eure Uta
PS1: Ich danke dem Urachhaus-Verlag sehr herzlich für das Verlosungsexemplar.
PS2: Das Titelbild ist von Ahmed Akacha von Pixels. Vielen Dank!
PS3: Dieser Beitrag ist unbezahlt, gilt wegen der Buch-Verlinkung aber als Werbung.
Das Buch klingt ganz wunderbar, wir würden uns sehr darüber freuen. Bei uns ganz hoch im Kurs steht momentan das Neinhorn. Wir mögen das Buch, weil das Neinhorn so herrlich gut im Nein sagen ist😄
Wir haben die Giesbert Bücher verschlungen und sind auch ganz begeistert davon.
Mein Buchtipp: Kommst Du spielen, Frida? Von Pija Lindbaum.
Ein wunderbares Buch über Freundschaft und frei von Rollen-Klischees. Ein Buch das Spaß macht vorzulesen!
https://www.deutschlandfunkkultur.de/bilderbuch-kommst-du-spielen-frida-die-launen-der-freundin-100.html
Alles Gute für Sadia!
Wir lieben aktuell „Es klopft bei Wanja in der Nacht“, eine zauberhaft gereimte Geschichte, mit der das abendliche Einkuscheln zuhause noch mehr Spaß macht. Toll für kleine Schneefreunde. 🙂 Giesbert klingt auch ganz herrlich!
Mein Tipp für kleine Mäuse und Vorleser ist „Zwei für mich, eins für dich“, eine lustige Geschichte übers Teilen. Und mein Leseanfänger fand die Geschichte/Comics von der Kiste super. Das hat den Lesemuffel freiwillig zum Buch greifen lassen.
Schön mal wieder von Sadia zu lesen. Das euch das Thema sehr beschäftig ist doch ganz klar. Ich habe auch an sie gedacht und überlegt wie es ihr geht. Durch eure Geschichte mit ihr ist es schon real geworden und nicht nur Nachrichten von weit weit weg.
Daniela Drescher ist eine tolle Autorin. Wir haben auch 2 Bücher und im Bilderständer im Wohnzimmer auf der Fensterbank wechsle ich regelmäßig die Postkarten von ihr aus.
Als Buchtipp möchte ich hier lassen: Doro Göbel Wimmelbilder Geschichten: Im Zirkus oder Unser Zuhause… ja eigentlich alle sind so schön. Wir „lesen“ sie alle gern und sprechen über die Geschichten
Wir lesen aktuell gerne die Weihnachtsbücher von Petterson & Findus. Findus lesen wir seit Jahren immer wieder und wieder – die Kinder weil er so lustig ist und die Zeichnungen so viel zu entdecken haben und ich, weil ich uns in den Geschichten wiederfinde 😉
Was für eine Zeit der Achterbahn der Gefühle muss hinter dir/Euch liegen 😬
Hallo, das klingt richtig gut.
Meine Tipps für Kinderbücher sind: die Flora Flitzebesen Bücher. Die kleine Hexe erlebt viele Abenteuer. Meine Kinder haben diese Bücher geliebt. Außerdem die Bücher des Ehepaares Mizielinsky. Alle Welt lädt ein, etwas über andere Länder und die Menschen dort zu lernen. Unter der Erde-Tief im Wasser zeigt, was sich dort so verbirgt. Wir schauen die Bücher immer wieder gern an.
Was für eine schöne Idee!!
Meine Enkelkinder lieben die Geggis von Mira Lobe – es ist ein ganz zeitloses, gut gereimtes Buch, das ich schon fast auswendig kann.
Vorlesen ist etwas, das ganz natürlich zu unserem wöchentlichen Oma-Tag gehört……
Mit herzlichen Grüßen, Elisabeth
Eure Erlebnisse mit Sadia habe ich schon damals mitgelesen und kann euer Ringen und Überlegen so gut nachvollziehen. Gut, dass diese Lösung gefunden wurde!!!!
Liebe Uta, seid ihr noch im Kontakt mit eurem Patenkind? Es ist erschreckend, dass 20 Jahre Bemühungen der westlichen Welt den Menschen nicht helfen konnten. Wieder ist eine Männerdomäne an der Macht und unterdrückt die Frauen! Ich kann gut verstehen, dass ihr helfen wollt und hoffe sehr, dass ihre Familie sicher bleibt und ein besseres Frauenbild hat. Dir und deinen Lieben ein gesundes neues Jahr ❤️
Liebe Tanja, ja, wir haben noch Kontakt. Mit Glück werden wir nächste Woche mit ihr telefonieren. Danke für deine guten Wünsche und dir auch ein fröhliches und gesundes neues Jahr! Herzliche Grüße, Uta