Die heilige Tasse Kaffee und locker bleiben mit Kind 

 07/06/2013

Heute veröffentliche ich eure Zuschriften und gehe darauf ein.

Heute ist Zeit, einmal „Danke“ zu sagen für eure Kommentare. Ich freue mich riesig darüber, wie intensiv ihr euch mit meinen Posts befasst und euch eigene Gedanken dazu macht. Das ist eine große Bereicherung für mein Blog und für mich.

  • Danke für die Anerkennung!
  • Danke für die Zeit, die ihr euch nehmt für eure Kommentare!
  • Danke für die Unterstützung und das Wohlwollen!
Heute werde ich auf jeden Kommentar eingehen, den ich zu meinem jüngsten Post „Geträufeltes Gift“ bekommen habe.
Lesende Frauen sind gefährlich schrieb, dass sich viele Eltern über die Leistung ihrer Kinder definieren oder – noch schlimmer – ständig über Jugendliche schimpfen und sie als unfähig und dumm darstellen. Letzere fände sie noch schlimmer.
Da kann ich nur zustimmen. Sicher ist Pubertät auch eine anstrengende Zeit, aber von den Jugendlichen zu sprechen als seien sie nur noch hormongesteuert und unzurechnungsfähig, ist respekt- und lieblos. Mir fällt besonders bei Elternabenden in der Schule auf, wie gerne Eltern sich über ihre Kinder erheben und über ihre (naturgegebene) Entwicklung jammern – und schlimmer noch – spotten. Schade. Wie würden wir uns fühlen, wenn sie mal in gleicher Weise in ihrer Clique über unsere Hormonsituation in den Wechseljahren spötteln würden. Die Vorstellung fühlt sich grausig an, finde ich.
Danke auch für den Hinweis deiner Tochter auf die in unserer Gesellschaft erwartete Perfektion. Wo habe ich neulich gelesen, man könne sich gratulieren, jeden Tag einen Fehler gemacht zu haben, denn dann wisse man, man sei Mensch?

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Was für ein schönes Sprachbild: Melanie gewährt ihrem Kleinsten „Welpenschutz“. Wie lange dauert so ein Welpenschutz?
Sie gibt zu, dass es ihr bei den digitalen Medien schwer fällt, locker zu bleiben. Willkommen im Club! Bei mir ist es das iPad, das sich so leicht schmuggeln und im Bett verstecken lässt, das mich regelmäßig an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringt. So klein, so flach und doch das ganze www im Angebot. Gestern habe ich im Seitenverlauf was entdeckt, was nicht jugendfrei war und dem Ding ein Zahlencode verpasst, um wieder mehr Kontrolle zu haben.
Aber manchmal bin ich auch doppelzüngig (Hallo? wer bloggt denn hier?). Schließlich genieße ich in vollen Zügen auch alle Vorteile, die uns diese Medien bringen. Und meine Kinder sind es, die mir technisch helfen, wenn ich mal wieder nicht weiter komme.
Danke, Melanie, dass du uns in dein Auto blicken lässt, wenn du bei der Musik deiner Kinder mit ins Wippen kommst. Zu schön!

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Dorthe hat Bedenken, dass ihr Kind in ihren (also Dorthes) „ich-bin-nicht-gut-genug“-Sumpf mit hineingezogen wird. Guter Grund damit aufzuhören, oder? Machen wir zusammen, okay? Jetzt! Sofort!
Ich kann dich aber trösten: die Kinder haben da ihren eigenen Kopf. So leicht, wie es uns die Psychologie weismachen möchte, lassen sich Kinder nicht traumatisieren. Bei Prinzessin ist es inzwischen so, dass sie ganz sauer reagiert, wenn sie miterlebt, dass ich mich in einer Situation nicht durchsetze oder unter Wert verkaufe. Danke Prinzessin!
Also von mir hat sie das nicht 🙂

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Dass es auch aus Fürsorge und einem Gefühl der Verantwortung geschieht, wenn wir unsere Kinder darauf hinweisen, dass es schädlich ist, wenn sie zu viel Zucker essen, schreibt Silke. Und liefert für mich gleich die Antwort hinterher, worin der Unterschied zu allgemeinem Gemecker liegt: Silke schreibt, sie versuche ‚Ich‘-Botschaften zu formulieren, weil es ja meistens keine Gesetze seien, die sie da verkünde. Das ist für mich genau der Punkt. Ich kann in einen Mecker-Modus gehen („Immer dieser Süßkram. Kannst du auch mal was Vernünftiges essen …“) oder ich kann mal in einer ruhigen Minute das Gespräch suchen: „Ich mache mir in letzter Zeit Sorgen über deine Ernährung ….“ Dann geht es nicht um „die Zahnärztin“ oder das, was „man“ sagt, sondern um mich und meine Sorge. Auch wenn die Reaktion beim Kind nicht so toll ausfallen mag, sind solche Gespräche immer Einzahlungen aufs Beziehungskonto. Allerdings nur, wenn das mit den ‚Ich-Botschaften‘ keine Kommunikations-Technik ist, sondern von Herzen kommt.
Danke für das Beispiel mit der Jacke und der dritten Erkältung und der Einsicht, dass man auch mal sagen muss: „Du, mein Freund, ziehst jetzt diese Jacke an, weil ich keine Lust habe, nachts aufzustehen, weil du wieder Fieber und eine verstopfte Nase hast.“

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Liebe Esther, wenn ich helfen kann, in manchen Situationen locker zu bleiben, freut mich das ungemein. Mir hilft das Schreiben, immer wieder auf meine Spur zu kommen und gelassener zu sein.

Guckt mal, ich habe echte Blumen aus dem Garten gescannt.

m. fragt, wie man es schaffen kann, die innere Diskussion zu Ende laufen zu lassen, bevor man in Dialog tritt mit seinen Kindern.
Das ist eine berechtigte Frage. Ich habe es auch leichter, weil meine Kinder mit 15 und 12 Jahren schon recht groß sind. Mit kleinen Kinder ist es doch viel anstrengender und turbulenter, zumal wenn man vielleicht drei und mehr davon hat. Wie manche das hinkriegen, dem einen Kind bei den Hausaufgaben zu helfen, während das Kleine Richtung Keller-Treppe krabbelt und die Nudeln überkochen, ist mir ein Rätsel. Auf jeden Fall ist das Schwerstarbeit.
Ich weiß noch, wie es mich angestrengt hat, als die Kinder in dem Alter waren, als sie ständig Fragen stellten. Dann wird man so zu getextet, dass man kaum seinen eigenen Gedanken nachhängen kann. In der Phase brauchte ich regelmäßig Zeit für mich ganz allein, um wieder in meine Mitte zu kommen, und wenn es nur eine Viertel-Stunde war.
Der Satz von Steven R. Covey „Es gibt einen Raum zwischen Reiz und Reaktion“ ist mir ungeheuer wichtig geworden, auch wenn ich ihn in der Kleinkind-Phase kaum umsetzen konnte.

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Hallo Jenny (Lebemaja), treffe ich dich wieder bei deiner „heiligen Tasse Kaffee“?
Ja, es ist unmöglich, seine Kinder ganz ohne negative Gefühle über sich selber aufwachsen zu lassen. Ich glaube, solche Gefühle müssen auftauchen, damit man lernt, damit umzugehen.
Du hast geschrieben, dass du ausgeflippt bist, als dreimal innerhalb einer Woche beim Abendbrot ein Glas kaputt gegangen ist. Da würde jeder von uns austicken, oder? Du wirst sicher nicht gesagt haben: „Du bist das ungeschickteste Kind, das ich kenne. Wie kann man so blöd sein, dass man nicht einmal ein Glas festhalten kann?“ Das hast du sicher nicht gesagt. Aber zu schreien: „Sch …. Ich habe keine Lust mehr, jeden Abend eine Scherben-Saft-Pampe aufzuwischen. (Drei weitere Schimpfworte.) Das ist ein Tisch und keine Schießbude“ würde dir und allen anderen wahrscheinlich sehr wohltun. Dafür müsste man sich auch nicht entschuldigen.
Aber das kenne ich von mir auch, diese Tage, an denen „Danke“ und „Entschuldigung“ inflationär aus meinem Mund kommen. Es fehlt dann nicht viel und ich entschuldige mich dafür, dass ich auf der Welt bin.

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Mia hat sich vorgenommen, ihre Söhne mit Selbstvertrauen „vollzupumpen“, damit sie die Schule gut überstehen, sobald die Einschulung naht.
Ja, aber wie macht man das?
Uta fällt dazu ein: Viel Körperkontakt, Kuscheln, Vorlesen, Kissenschlacht, anregendes Umfeld, Begabungen fördern, freies Spiel, Malen, Basteln, Backen, Langeweile, bei kleinen Kindern klare Führung, aber mit Respekt vor körperlichen Bedürfnissen wie Hunger, kein Hunger, Müdigkeit, keine Müdigkeit … Wenn man nur einen Teil davon schafft, ist das viel und trotzdem keine Garantie für Selbstvertrauen. Aber sich als Ziel zu setzen „mit Selbstvertrauen vollpumpen“, warum nicht?
Wenn ich ein Spaßbad finde, in dem man Kinder in Drachenblut tauchen kann, kommt der Link sofort auf mein Blog, versprochen.

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Aus dem Kommentar von Landei möchte ich drei Aspekte herausgreifen, die mir wichtig sind:
  1. Klar müssen wir unseren Kindern sagen, was wir nicht in Ordnung finden. Die Frage ist nur: wie?
  2. Kritik sollte so formuliert werden, dass sie wirklich das Verhalten trifft und nicht das Kind: „Was du da tust, finde ich total blöd.“ nicht „Du bist blöd“.
  3. Wir können (und wollen, Anmerk. Uta) nicht 24 Stunden am Tag pädagogisch wertvoll sein.

Vielen Dank für die ausführlichen Beispiele.

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Als Kind wurde Lolobionda der Süßigkeiten- und Fernsehkonsum von ihren Eltern strikt reglementiert. Das findet sie „lebensfremd“, weil wir Erwachsene ja auch nicht so leben würden. Sie selbst bemühe sich um Kontakt auf „Augenhöhe“ mit ihren Söhnen, müsse aber manchmal feststellen: Das ist vielleicht pädagogisch wertvoll, aber das bin nicht ich. Lolos Mühen, ihre Kinder zu stärken, würden – so schreibt sie – manchmal zerstört von einem Freund ihres Sohnes, der so eine Art Bandenchef ist und ihrem Sohn gesagt habe, er könne nicht malen. Seither malt der Sohn nicht mehr.
Das ist natürlich sehr schade, aber ich habe gerade erst in dem Buch „Männergehirn“ von Louann Brizendine gelesen, wie sehr sich Jungs von klein auf in Rangordnungen sortieren. Da interessiert es sie nicht die Bohne, ob wir Mütter sie für kleine Künstler halten oder nicht. Auf jeden Fall würde es sie überfordern, wenn wir sie unter Druck setzen, sich dieser Rangordnung zu widersetzen.
Danke für den Aspekt: Einfluss aus dem Freundeskreis!
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Danke, liebe Isa! Prinzessin würde schreiben: VBFFE oder HDGDL.
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Hallo Evelyn, herzlich willkommen auf meinem Blog. Natürlich darfst du mich verlinken. Ich freue mich darüber.
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Von ihren „Herzbuben“ (2 und 4) schreibt Frieda und davon, dass sie in schwierigen Momenten ihren inneren Dialog nicht immer zu Ende führe könne. In diesem Kommentar geht es auch darum, dass es das eine Kind einem leicht mache, es zu verstehen (das ist vielleicht der „Welpenschutz“, von dem Melanie spricht, weil es hier der Kleinere ist) und der Umgang mit dem anderen Kind deutlich schwieriger sei. Frieda hat auch häufig das Gefühl, ihren älteren Sohn nicht zu verstehen.
Ähnlich ging es mir mit dem kleinen Kronprinzen und ich führte es darauf zurück, dass ich ohne Bruder (dafür mit drei älteren Schwestern) aufgewachsen bin. Mir hat damals sehr geholfen, das Buch „Jungen! Wie sie glücklich heranwachsen“ von Steve Biddulph zu lesen.
Danke, Frieda, für das Vertrauen und die große Anerkennung!

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Das Landei meldet sich nochmals und schickt „pädagogisch wertfreie Grüße“. In diesem Kommentar geht es darum, wie unheimlich perfekte Eltern für ein Kind sein müssen. Zitat Landei: „DANN hätte ich als Kind in der Tat das Gefühl, nicht o.k. zu sein, denn irgendetwas muss ja wohl dann mit mir nicht stimmen, wenn ich diese Robotereltern nie aus der Reserve locken kann.“
Die einzigen Bücher, die der Schreiberin je bei diesem Thema geholfen haben, sind gleich drei Bücher einer Autorin, in denen es darum geht, „warum Pflegekinder oft so schräg drauf sind“.
Liebes Landei, magst du uns die Titeln nennen? Das könnte für manche doch interessant sein.

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Birgit Geistbeck schreibt, dass ihr „erster Juul“ („Nein aus Liebe“) ihr in puncto Grenzen die Augen geöffnet hätte. „Ich setze meinem Kind keine Grenzen, sondern zeige dem Kind MEINE Grenzen.“
Ich finde, das bringt es zum Abschluss wunderbar auf den Punkt. Vielen Dank!
Ich hoffe, ich habe euch nicht erschlagen mit dieser Art des Posts und ihr könnt immer schön fröhlich bleiben
Uta
  • Nein, nicht erschlagen… 🙂 Ich bin auch neu bei dir- und total dankbar dafür, diese kommentierten Kommentare mitbekommen zu haben.

    Der Gedanke, ob ich als Mutter gut genug bin, verfolgt mich quasi täglich. Ich bin immer wieder erstaunt und glücklich, wenn meine Kinder mir noch sagen, dass sie mich lieben. Zum Einen, sind die beiden Großen schon so „cool“, zum Anderen kann ich dann wohl doch nicht so doof sein 😉

    Liebe Grüße
    Antje

  • Schön, das noch mal so zusammen gefasst zu lesen. Menschen, die sich um so junge Menschen kümmern und sich darüber austauschen. Mir sehr wertvoll. Ich merke einfach, dass ich immer gelassener werde, was mir gut tut, es fällt eben auch niemand mehr die Kellertreppe runter und Gläser stößt in der Regel nur meine Mutter um. Wichtig für die Kinder finde ich auch, dass die Eltern ihren eigenen Weg suchen und gehen, authentisch sind (Kennt Ihr das Gedicht von C. Chaplin „Als ich lernte, mich selbst zu lieben“?).
    Lieben Gruß und danke für die Gedankenanstöße
    Susanne

  • Das ist eine gute Idee, die wesentlichen Aspekte der einzelnen Kommentare noch einmal zusammenzufassen!

    Die drei „Erziehungsbücher“, die ich gelesen habe, sind allesamt von Dr. Bettina Bonus (die heißt wirklich so, und sie ist auch einer!) und heißen „Mit den Augen eines Kindes sehen lernen“ Band 1-3
    Es geht in diesen Büchern um arg traumatisierte und von daher nicht ganz einfach zu begleitende Kinder, die nicht in ihren Herkunftsfamilien aufwachsen können, da eben diese für die Traumata verantwortlich sind.

    Vor zwei Jahren habe ich Frau Dr. Bonus live und in Farbe in einem Pflegeeltern-Seminar erlebt und ich habe mich als Pflegemutter noch nie so verstanden und bestätigt gefühlt wie an diesem Tag. Band 1 + 2 hatte ich allerdings schon vorher, Band 3 war gerade frisch geschlüpft. 😉

    Guten-Abend-Grüße vom
    LandEi

  • Ich finde du hast es so schön zusammengefasst, das war sehr persönlich und ich denke für alle ganz wertvoll! Danke dafür!

    Besonders schön finde ich deine Beschreibung von dem Raum zwischen Reiz und Reaktion und wie ehrlich du über dich selbst (immer wieder, aber besonders da) bist. Danke! Ich finde in der Bloggerwelt ist Ehrlichkeit im Sinne von real nicht so oft vertreten und man hat oft das Gefühl es wäre nur überall anders perfekter als bei einem zu Hause – ich liebe es etwas aus dem realen Leben zu lesen und nicht gekünstelte Realität!

    Ach übrigens – er malt schon wieder, seit einer miesen Ergotherapie (die wir mit Unterstützung den Kinderarztes – sonst hätte ich es mich wohl nicht getraut) beendet haben, dann viiiiiieeeeellll andere Dinge gemacht und gar nicht mehr aufs Malen geachtet haben (mit Absicht, er hatte noch ein Jahr bis zu Schule). Einfach mal locker lassen und das hat auch geholfen. Er hat dann mit anderen Jungs gemalt, verweigert sich aber ab und an, wenn er wieder Frust hat bezüglich dem Malen. Manchmal kann ich ihn mit neuen Farben, Malbüchern, einer Bastelarbeit zu der Malen nötig ist locken – ich versuche es aber nie wieder aufzusetzen und ihn zu zwingen, das hat damals die Situation verschärft.

    Dein Buch werde ich mir nach zwei Jesper Juul Büchern und einem anderen mal vorknöpfen – als einzige Tochter von Eltern gehts mir wie dir mit deinen Schwestern – halt ohne Bruder aufgewachsen.*g

    Ich freue mich auf den nächsten Post!*g

    Liebe Grüße LOLO

  • Die Zusammenfassung gefällt mir richtig gut,so eine Essenz finde ich toll.Danke dir dafür.Ich bin übrigens mit drei Brüdern groß geworden und das einzige Kind ,bei dem ich früher oft an meine Grenzen gestossen bin,war mein Sohn(jetzt 13 Jahre alt).Also meine Brüder waren keine Hilfe. Ich habe gelernt,ihn einfach so komplex zu nehmen ,wie er ist ohne ständiges Hinterfragen.Das hat mir sehr geholfen.
    Euch einen schönen Sonntag, Silke Schmidt!

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    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

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