Wie Eltern Streit zwischen Geschwistern lindern können
Geschwisterstreit ist ein Thema, mit dem sich viele Eltern herumplagen. Ich gebe zu, dass ich dazu neige, darüber hinweg zu gehen. „Verlasst den Raum, kocht euch einen Kaffee und das Problem löst sich von selbst. Auf diese Weise lernen Kinder, Konflikte zu lösen.“ So oder so ähnlich habe ich darüber geschrieben und so habe ich es praktiziert. Allerdings gab es in der Katzenklo-Familie auch wenig Streit, vielleicht aufgrund charakterlicher Dispositionen, der friedlichen Ausstrahlung unserer Katzen oder wir haben irgend etwas gedeckelt, was uns um die Ohren fliegt, wenn die Thronfolger ganz erwachsen sind. Keine Ahnung!
Das Buch „Hilfe, meine Kinder streiten“* von Adele Faber und Elaine Mazlish hat mich aufgerüttelt. Es beschreibt Fälle, in denen sich Geschwister so sehr streiten, dass ihre friedfertigen Eltern schier verzweifeln und keine Idee haben, aus welchen Tiefen ihrer Familie diese Gehässigkeit emporsteigt. Was haben sie getan, dass der Bruder der Schwester jeden Zuckerstreusel auf dem Eis missgönnt, dass einer den anderen verpetzt, seine Bastelarbeit zerstört oder die Gabel in den Arm bohrt?
Die beiden Amerikanerinnen Elaine Mazlish und Adele Faber – die eine kürzlich verstorben, die andere über 90 – schrieben schon vor mehr als 30 Jahren, dass man sich am besten mit einem gewissen Maß an Geschwisterstreit abfindet. Gerade die Illusion, ihre Kinder – beide haben jeweils drei groß gezogen – könnten und müssten die besten Freunde sein, hätte am meisten dazu beigetragen, sie gegeneinander auf zu hetzen. Es gilt das Paradoxon: Je mehr Eltern dazu neigen, Harmonie zu erzwingen, desto mehr Streit bekommen sie. Und je mehr Eltern akzeptieren, dass Geschwister auch hässliche Gefühle für einander haben, desto mehr Zusammenhalt und Frieden werden sie erleben.
Deshalb lautet der erste Punkt:
- Verabschiedet euch vom Friede-Freude-Eier-Kuchen! Geschwisterstreit hat eine lange Tradition (siehe Kain und Abel). Als Geschwister buhlt man um die Liebe der Menschen, die einen in die Welt gesetzt haben, um das Starter-Paket sozusagen. Es ist verständlich, dass das starke Gefühle erzeugt. Wenn diese nicht aufkommen dürfen, wenn Eltern das deckeln, sucht es sich einen anderen Weg: versteckte Gemeinheiten, Sabotage, Eifersucht, Groll, späte Rache … manchmal bis über den Tod von Vater und Mutter hinaus.
Die beiden Autorinnen stellen erst einmal klar, dass Geschwisterstreit nur schwer einzudämmen ist. Sie haben aber in ihren Workshops mit Hunderten von Eltern Ideen erarbeitet und ausprobiert, die helfen, weniger Streit aufkommen zu lassen. Ganz wichtig ist dabei:
- Schlechte Gefühle akzeptieren. Wenn Annika (5) zum Beispiel verheult in ihrem Bett sitzt und brüllt: „Ich hasse meinen Bruder!“, dann neigen viele Eltern zum Beschwichtigen, Herunterspielen und Glattbügeln. Sie sagen solche Dinge wie: „Wie kannst du so etwas sagen?! ‚Hassen‘ ist wirklich nicht schön. Du solltest gar nichts hassen und schon gar nicht Tom. Er ist schließlich dein Bruder. Vertragt euch wieder!“ Stattdessen könnte eine Mama oder ein Papa aber auch sagen: „Ich sehe, du bist wirklich aufgebracht. Es muss etwas Schlimmes passiert sein.“ – „Ja, Tom hat mein Fahrrad genommen und jetzt ist die Lampe kaputt.“ – Oh, an deinem neuen Fahrrad! Ich kann verstehen, dass du dich sehr darüber ärgerst.“ – „Ja, ich wollte doch morgen eine Fahrt im Dunkeln mit Mira machen und jetzt kann ich das vergessen.“ – „Verstehe! Wie dumm! Ich weiß, du hattest dich so darauf gefreut …“
Habt ihr schon mal den Stimmungswechsel erlebt, wenn es euch gelingt, euch so auf ein Kind einzulassen? Das ist viel wirksamer als gleich mit einer vermeintlichen Lösung um die Ecke zu kommen oder sich den Bruder vorzuknöpfen. Kaum etwas ist so sehr Balsam für die Seele, wie zu sagen: „Ich verstehe, wie du dich gerade fühlst.“ und zu signalisieren: „Es darf sein, dass du dir Bruder oder Schwester tot in einer Kiste wünschst.“ Wenn der schlimmste Ärger verrauchen darf, können Kinder erstaunlich schnell umschalten auf Lösungs-Findung oder Versöhnung.
Faber und Mazlish bringen es auf den Punkt:
Die schlechten Gefühle müssen raus, damit gute Gefühle reinkommen können.
Es kann auch sein, dass das Verhalten von Eltern die Zwietracht begünstigt oder erst entstehen lässt. Ein solches Verhalten ist, die Geschwister miteinander zu vergleichen. Neulich sprach ich lange mit einer Freundin und verglich dabei meine Kinder. Zum Glück waren die Thronfolger nicht dabei. Und falls ihr beiden jetzt mitlest: es gab dabei keinen Gewinner oder Verlierer dieser Gegenüberstellung! Trotzdem dachte ich anschließend im Auto: „Wie komme ich zu dem jeweiligen Bild, das ich von ihnen habe? Stimmen sie überhaupt? Und was lässt mich diese Bilder nebeneinander stellen?“
Vielleicht gibt uns Eltern das Vergleichen Sicherheit. Natürlich sind wir die Experten für unsere Kinder und kennen sie am besten. Aber wie häufig legen wir sie damit auf ein Verhalten oder auf eine Rolle fest? Und dann gibt es noch das Phänomen, dass Geschwister die Rolle übernehmen, die noch nicht vergeben ist, um in diesem ganzen Spiel gesehen zu werden. Da wird jemand zur Person des Vertrauens, weil der Bruder ein Chaot ist. Da setzt die kleine Schwester der biederen großen Schwester die Femme fatale entgegen. Da glänzt die kleine Streberin neben dem Sitzenbleiber. Da kämpft der eine Bruder um den Zusammenhalt der Familie und der andere geht, weil er neben so viel Heiligkeit keinen Platz mehr findet. Da gibt es vermeintliche Opfer und vermeintliche Täter. Gute und Böse. Und jeder sagt sich: „Wenn ihr mich so seht, dann bekommt ihr, was ihr haben wollt.“
Deshalb kann es uns alle ein großes Stück voranbringen, wenn wir uns
- Rollenbilder bewusst machen und hinterfragen. Ist Jasper wirklich ein Störenfried? Kann er nicht auch nett sein? Ich will mal darauf achten, wann er sich sozial verhält. Ist Lara wirklich ein scheues Reh? Kann ich sie nicht auch anders sehen? Zwar hat sie Angst vor Referaten, aber niemand tritt so mutig Tieren gegenüber wie sie? Und wie ist das eigentlich entstanden, dass Philipp sich in seiner Klasse als Opfer fühlt?
Eine große Möglichkeit der Weiterentwicklung für Familien liegt auch darin, zu
- Individualisieren statt zu vergleichen. Beispiel: Anna (7) brüllt bei Tisch: „David hat viel mehr Nachtisch bekommen als ich!“- Klassische Eltern-Reaktion: „Das stimmt nicht. Ich habe bei beiden zwei Löffel in die Schüssel gegeben.“ Es folgt eine nicht enden wollende Rechthaber-Debatte über die Größe der Löffel und ihren jeweiligen Füllstand, über andere erlittene Ungerechtigkeiten von David gestern, vorgestern oder an Weihnachten vor zwei Jahren. Stattdessen könnte man den Bruder aus der Diskussion herausnehmen und sagen: „Möchtest du denn noch mehr Nachtisch, Anna? Dann gebe ich dir gerne welchen.“ Oder. „Du möchtest noch mehr, Anna? Tut mir leid, ich habe heute nicht mehr gemacht. Aber ich merke mir für morgen, dass du eine größere Portion brauchst.“ Das ist gemeint mit Individualisieren statt zu vergleichen. Ich achte nicht zwanghaft darauf, dass alle Geschwister das Gleiche bekommen, sondern gebe dem jeweiligen Kind zu verstehen: „Du bist für mich einzigartig. Vergleiche mit Geschwistern bringen uns nicht weiter. Ich achte darauf, dass alle Kinder – nach meinen Möglichkeiten – bekommen, was sie brauchen. Und das kann für jeden in der jeweiligen Situation etwas anderes sein. Also lassen wir David aus dem Spiel. Ich will jetzt wissen, woran es bei dir fehlt und was ich tun kann.“
- Auch nicht vergleichen, weil man stärken will. Wir Eltern haben manchmal solche Ideen wie: Ich sage in einer stillen Minute mal meiner Zoe, wie sehr ich sie dafür bewundere, dass sie ihr Zimmer viel besser in Ordnung hält als ihr Bruder. „Das stärkt die kleine Zoe“, denke ich vielleicht. „Und der Bruder hat ja nicht gehört, dass ich ihn als Negativ-Beispiel benutzt habe.“ Aber wozu der Vergleich? Tut ihn in die Tonne! Das Mädchen legt der Vergleich fest auf die Rolle der ordentlichen kleinen Hausfrau. Und es kann sein, dass sie beginnt sich abzustrampeln, um Mama nicht zu enttäuschen. Die Rolle des Bruders bekommt in ihrem Kopf noch klarere Umrisse und sie lernt, sich noch stärker in Relation zu ihm wahr zu nehmen, als Geschwister es sowieso schon tun. Deshalb reicht es völlig zu sagen: „Danke, Zoe, dass du dein Zimmer aufgeräumt hast. So geht es viel leichter mit dem Putzen!“ Mit dem Bruder hat das in dem Moment gar nichts zu tun.
Ich möchte anknüpfen an den Anfang dieses Beitrags, wo ich schrieb, ich hätte sonst geraten, sich bei Konflikten zwischen Kindern möglichst herauszuhalten. Diese Empfehlung hat ihre Berechtigung und auch die beiden amerikanischen Bestseller-Autorinnen nennen es als Stufe Eins ihrer Strategie gegen Krieg in den eigenen vier Wänden. Nichts desto trotz gibt es Situationen, in denen Geschwister so heftig aneinander geraten, dass Deeskalation notwendig ist. Dabei gilt:
- Streithähne auseinander bringen, aber nicht den Schiedsrichter spielen. Ich kann zu den Kindern sagen: „Das ist ja jetzt richtig heftig hier. Ihr seid so wütend und so brutal, dass ich richtig Angst bekomme, ihr könntet euch ernsthaft verletzen. Jeder geht sofort in sein Zimmer und beruhigt sich erst einmal. Wir können später darüber reden, was euch so heftig aneinander geraten ließ.“ → Beschreiben, was ihr wahrnehmt. →Eigene Gefühle benennen. →keine staatsanwaltlichen Ermittlungen, wer warum womit angefangen hat →keine Beschwichtigungen, kein „stell dich doch nicht so an!“ oder „dann nimm halt dieses Spielzeug!“ – oder „Dafür bekommst du jetzt zum Ausgleich ein Eis.“ → Parteien trennen und zur Ruhe kommen lassen →wenn ihr später merkt, dass der Konflikt noch schwelt, mit beiden einzeln das Gespräch suchen: „Du warst ja richtig wütend und du scheinst mir immer noch bedrückt …“ (siehe oben: schlechte Gefühle spiegeln und in Worte fassen)
Konflikte sind ein komplexes Thema. Eine Standard-Methode, sie gar nicht aufkommen zu lassen oder sie einfach weg zu zaubern, gibt es nicht. Ich hoffe aber, die eine oder andere Idee der weisen Ladies aus den USA kann euch helfen, einen neuen Zugang zu dem Thema zu finden. Es war – so glaube ich – Adele Faber, die von einem Vater im Workshop gefragt wurde, ob ihre Ratschläge denn immer funktionieren würden. „Gott bewahre“, hat sie geantwortet, „das wäre ja furchtbar. Es sind doch Kinder.“
Immer fröhlich bleiben,
eure Uta
* Ich habe eine alte Ausgabe des Buches gelesen. Im Verlag ObersteBrink ist es aber neu erschienen: Adele Faber, Elaine Mazlish: Hilfe, meine Kinder streiten: Wie Sie Geschwistern helfen, einander zu respektieren. München, Februar 2018
Das Titelbild ist von Monstera von Pexels. Vielen Dank!
Juhuuu! Ich freue mich riesig! Ich habe das erste Mal an einer Verlosung teilgenommen, weil ich das Buch so toll fand. Und jetzt habe ich tatsächlich gewonnen! 😀 Ich bin gerade richtig glücklich! 😀 Vielen Dank!
Was für ein toller Artikel!
Ich interessiere mich sehr für das Thema Geschwister, da wir eine 3jährige Tochter haben und in ca 5 Wochen zum zweiten Mal Nachwuchs erwarten. Ich selbst bin Einzelkind und mein Mann hat zwei Brüder mit denen er sich nicht gut versteht. Er hat sich immer stark verglichen und heute gönnt keiner dem anderen etwas.
Ich wünsche mir, dass es bei unseren Kindern anders sein wird. Ich habe mir immer so sehr Geschwister gewünscht weil ich jemand- neben meinen Eltern -haben wollte der immer da ist. Aber wahrscheinlich muss ich aufpassen, dass ich mir nicht zu sehr diese heile Welt zwischen den Kindern wünsche und auch den Streit zwischen ihnen zu lasse und das selbst aushalte.
Danke, für die inspirierenden Worte und die Buch Empfehlung.
Liebe Grüße
Laura
Liebe Laura, danke, dass du geschrieben hast! Es war so merkwürdig still hier, nachdem ich es veröffentlicht hatte, dass ich schon irritiert war.
Mir ist noch wichtig zu sagen: Ich finde, dass erwachsene Geschwister die Verantwortung für ihre Beziehung übernehmen sollten und es nicht für alle Ewigkeit den Eltern in die Schuhe schieben können (was du nicht schreibst, mir fällt es nur gerade ein). Und selbst wenn man als Eltern alles vermeintlich „richtig“ (furchtbare Kategorie) gemacht hat, gibt es keine Garantie, dass sich die Geschwister für alle Zeit gut vertragen. Nicht vergleichen, auf Gefühle eingehen, sich selbst lieben, die Kinder genießen – das ist die halbe Miete. Viel Freude dabei und alles Gute für die Geburt! LG Uta
Liebe Uta,
schon öfter hast du über Geschwisterstreit geschrieben. Ich teile zutiefst deine Ansicht und habe es oft mit meinen drei Söhnen erlebt, dass das Anerkennen (anstelle von Bagatellisieren oder gar Verurteilen) von Wut/Ärger diese Gefühle buchstäblich in Sekundenschnelle beruhigt, so dass anschließend eine Lösung gefunden werden kann.
Was ich aber unbedingt auch anmerken möchte: manchmal ist es nicht damit getan, aus dem Zimmer zu gehen in der Hoffnung, die Kinder regelten das schon selbst. Sondern wichtig ist meiner Meinung nach auch, dass wir Eltern akzeptieren müssen, manchmal die Rolle eines Vermittlers einzunehmen und diese auch auszufüllen. Und das beinhaltet manchmal eben schon, dass man sich anhören muss, womit alles angefangen hat, und dann gemeinsam eine Lösung ohne Schlagen und Treten sucht, und manchmal auch, dass man sich tatsächlich für eine Seite einsetzt und verlangt, dass der andere ein bestimmtes Verhalten beendet. Wenn man wirklich beide angehört hat und gemeinsam darüber spricht, ist allen beteiligten Kindern auch sehr klar, welche ihrer Verhaltensweisen nicht in Ordnung waren.
Ganz wichtig für Geschwisterfrieden scheint mir außerdem, ältere Geschwister richtig konsequent vor noch ganz kleinen Brüdern/Schwestern und deren Ungeschicklichkeit zu schützen. Ich habe sehr darauf geachtet, dass die Kleineren den Großen keine Spielsachen oder Gebäude zerstören konnten. Das hat auch beinhaltet, die Kleinen wegzutragen, durch Barrieren fernzuhalten oder später, als sie das verstehen konnten, auch mal schlicht für eine Weile zu verbieten, ein Zimmer/einen Sandkasten etc zu betreten. Ich bin schon fassungslos danebengestanden, wie in einer anderen Familie ein jüngerer Bruder im Zimmer der Schwester deren mühsam errichtetes Bauwerk auseinandernahm. Die Schwester wandte sich direkt an ihre anwesenden Eltern und bat sie um Hilfe; die sagten dann, „Nein, Niklas“, woraufhin dieser ohne weitere Hinderung fortfuhr, bis das Bauwerk zerlegt war. Das fand ich furchtbar. Ich hätte meinen jüngeren Sohn in diesem Fall aus dem Zimmer getragen, mit einer deutlichen, ruhigen Erklärung, dass er das nicht darf, und notfalls auch einen Wutanfall seinerseits ausgehalten. Ja, das war manchmal mühsam. Aber vom Älteren zu verlangen, dass er Verständnis hat für die Ungeschicklichkeit des Jüngeren, bedeutet hier, finde ich, ihn im Stich zu lassen, und das führt dann fast sicher zu Ärger auf das Geschwisterchen, der an anderer Stelle wieder hervorkommt, und das ist dann noch viel mühsamer.
Herzliche Grüße (toller Blog, ich habe schon sehr viel mitgenommen)
Birgit
Ach, wenn denn das alles so einfach wär…
Unsere Jungs sind echte Streithammel und das macht mich manchmal so fertig. Ich gebe zu, ich bin harmoniesüchtig und mich beschäftigen Konflikte immer sehr. Durch die Kinder hat sich das etwas relativiert, denn es würde mich zu viel Energie kosten, hier immer den Gute-Laune-Bär zu geben. Aber die Jungs sind manchmal wirklich furchtbar miteinander. Ich versuche, mich nicht einzumischen, meistens geht es um Kleinigkeiten und ich entgegne ihren jeweiligen Klagen über den „bösen Bruder“ mit einem „und was hat das jetzt mit mir zu tun“? – und knirsche innerlich mit den Zähnen, weil sie doch bitte endlich, endlich mal Vernunft annehmen sollten mit ihren 12 und fast 7 Jahren. Ich kann das Gezanke aber nicht immer ignorieren. Und dennoch: Ich will nicht Partei ergreifen, ich will damit nichts zu tun haben, ich will meine Ruhe und mich mit so einem Mist nicht auseinandersetzen müssen. Ich will, dass wir es schön miteinander haben. Haben wir ja auch, aber an manchen Tagen ist der Wurm drin.
Ich erlebe Missgunst (vom Großen) und erruptive Schimpfkanonaden mit Worten, die ich hier nicht schreiben kann (und von denen ich mich frage, woher er sie kennt) seitens des Kleinen. Sie kratzen, hauen, beleidigen sich und kennen genau die Knöpfe, die sie drücken müssen, um den anderen zum Explodieren zu bringen. Ich stehe verzweifelt dabei und über mir schlägt die Ratlosigkeit wie eine kalte Welle zusammen. Woher haben die das? Warum machen die das? Sie müssen sich ja nicht lieben, aber zumindest respektieren. Es ist besser geworden – vor allem, weil der Große öfter unterwegs und auch (interessanterweise seit sein Handy kaputt ist) etwas gelassener geworden ist.
Ich habe verschiedentlich Pädagogen daruf angesprochen, aber deren Tipps sind Allgemeinplätze gewesen. Es ist mir aber auch klar, dass es keine Rezepte gibt. So bleibt mir die Hoffnung, dass auch diese Phase irgendwann vorbei sein wird. Manchmal spielen sie sogar (friedlich) zusammen. Dann stehen mein Mann und ich da und beobachten sie verstohlen und sagen uns: Guck mal, sie können auch nett miteinander.
Liebe Uta, der Beitrag war spannend und für den normalen Geschwisterzwist sicherlich hilfreich. Ich allerdings stehe (nein sitze) hier und zucke die Schultern. 🙂
Was dieses Spiegeln bzw. Benennen negativer Gefühle angeht: Das ist ja auch so eine Sache, die Jesper Juul immer wieder empfihelt. Ich komme mir dabei allerdings immer total affig vor und komplett unauthentisch. Ist vielleicht ein Lernprozess.
Beste Grüße!Die SteffiFee – die sich an dieser Stelle für etwaige Häufung von Tippfehlern entschuldigt, aber es musste schnell gehen*