Wie die Partnerschaft in den Hintergrund rückt, sobald Kinder da sind, ... und die Buch-Gewinnerin
Als unsere Kinder noch zur Schule gingen, half ich beim Cafeteria-Dienst in unserer Schule aus. Beim Aufräumen sagte eine der anderen Mütter: "Mein Mann und ich schenken uns schon lange nichts mehr zu Weihnachten." Die anderen nickten. "Es reicht schon der ganze Stress mit den Geschenken für die Kinder."
Ich schaute in den riesigen Topf, den ich gerade abtrocknete. "Nichts mehr zu Weihnachten... nichts mehr ..." Mir war, als hörte ich ein trauriges Echo vom Grund des Topfes. "Nichts mehr ..."
Wer seit November eine durch 24 teilbare Zahl von Päckchen für Söhne und Töchter geschnürt hat, wer für den Weihnachtsmarkt in der Schule gebacken und gebastelt hat, wer zum Nikolaus die Stiefel gefüllt hat und gleich wieder los muss für die persönlichen "Kleinigkeiten" für die Patentante, den Briefträger, den Zeitungsboten, den Saxophonlehrer, die Hip-Hop-Trainerin ...
.... ist irgendwann durch mit Weihnachten und mit der Liebe.
Dann hat es sich ausgeliebt, dann ist es ein Geschenk, wenn man mit dem Menschen, den man vor den Kindern und dem Labrador kannte, auf dem Sofa dösen darf.
Dann können wir so weiter machen, bis auf uns die Beschreibung passt, die die Journalistin Marie-Luise Scherer auf ihre Tanten gemünzt hat:
Soweit ich meine Tanten überblicke, war jede eine Herrscherin, die ihren Mann mehr ertrug, als dass sie ihn liebte. Und wenn im Alter diese Männer nicht mehr aus der Küche wichen, nur noch im Wege saßen und ein Faktor der Unordnung waren, machten sie sich bald ans Sterben.
Marie-Luise Scherer
in einer Rede zit. in Hamburger Abendblatt vom 2.3.2012
Können wir nicht bei den Kindern ein Geschenk streichen, dem Saxophon-Lehrer einmal warm die Hand drücken, die Kekse kaufen und der Liebe unseres Lebens zu Weihnachten eine echte Freude machen?
Neulich habe ich mich mit meiner Freundin Marie auf einen Kaffee getroffen. Mal wieder Herzausschütten in dem tobenden Trennungskampf mit ihrem Mann, Rosenkrieg seit Monaten. Und vier Kinder kauern in den Schützengräben.
Ich hatte gerade Zucker auf den Cappuccino-Schaum rieseln lassen, als sie meinte: "Ich habe ja schon vor Wochen was Schönes für Hannes zu Weihnachten bestellt." -
"Gibt es einen neuen Hannes?" -
"Nein, für den alten Hannes."
"Wir kennen uns so lange", meinte sie und schüttelte ihr Zuckerpäckchen. "Ich weiß doch, worüber er sich freut."
Hattet ihr schon mal Milchschaum in der Luftröhre? Der Horror!
Die Partnerschaft nicht verkümmern lassen
Vor einigen Wochen habe ich mich mit meiner Bekannten Katharina auch zum Kaffee getroffen. Diesmal ohne Milchschaum. Katharina ist Mama von zwei kleinen Töchtern. Irgendwann kamen wir darauf, wie wenig sie und ihr Mann Zeit für sich allein haben. Ich erzählte ihr von dem Wochenende, das mein Mann und ich einmal im Jahr allein in einer europäischen Großstadt verbrachten. Unsere kleinen Kinder durften wir damals bei den Großeltern lassen. Auch Katharina hat Schwiegereltern, sogar in Hamburg und betreuungsbereit. Sie meinte jedoch: "Ich habe Luna mal gefragt, ob Martin und ich das machen können. Aber sie meinte, sie möchte nicht, dass wir wegfahren."
Die Fünfjährige hat gesprochen. Damit war das Thema erledigt.
Immer fröhlich die Partnerschaft nicht verkümmern lassen, vielleicht ein Wochenende oder ein romantisches Abendessen zu zweit zu Weihnachten schenken. Das Paradoxe ist: gerade die Kinder profitieren von einer gestärkten Verbindung ihrer Eltern.
Eure Uta
Nun komme ich noch zur Gewinnerin der Verlosung im vorherigen Beitrag: Das Buch "Giesbert in der Regentonne" von Daniela Drescher hat Anke A. gewonnen. Liebe Anke, herzlichen Glückwunsch! Schicke mir bitte gleich deine Postanschrift an uta@utas-familiencoaching.de, dann erreicht dich das Buch noch vor Weihnachten.
Herzlichen Dank an alle anderen, die geschrieben haben, für eure schönen Buch-Tipps und für die Anteilnahme an unserem Auf und Ab mit unserem afghanischen Patenkind!
Dieser Blog-Beitrag ist in Teilen eine Wiederaufnahme und Aktualisierung eines älteren Posts.
Ach wie schön wieder geschrieben! Bei den Kindern, die in den Schützengräben kauern, wurde mir gleich ganz weh ums Herz – aber das mit dem Weihnachtsgeschenk ist ja der Knaller. Kann man sich da nicht auch auf dieser Ebene verständigen, wenn man sich schon so lange kennt? Im Zweifelsfalle mit einem Coach oder Mediator?
Ja, auch bei uns rücken Paargeschenke zu Weihnachten in den Hintergrund. Aber dafür schenken wir uns im Alltag ganz viele gemeinsame schöne Paarmomente und genießen die Bescherung mit unseren 4 Kindern sehr. Das ist schon ein großes Geschenk. Ich denke, solange beiderseits keine Erwartungen da sind, ist es auch in Ordnung. Und wenn dann doch eine kleine Überraschung kommt, ist es umso schöner!
Ganz liebe Grüße von Anke !
Liebe Anke, danke fürs Schreiben! Toll, dass Ihr das macht mit den Paarmomenten im Alltag. Bei vier Kindern ist das echt eine Leistung. Viele liebe Grüße, Uta
Liebe Uta, vielen Dank für diesen aufrüttelnden Post 🙂
Bei uns hatte es sich auch eingeschlichen, dass wir uns nichts mehr schenken und Dein Post war Anlass, mal darüber nachzudenken, wie das eigentlich kam. Und da habe ich mich daran erinnert, dass wir uns früher – vor den Kindern – immer etwas Gemeinsames geschenkt haben. Kabarett, Konzert o.ä. Und diese Tradition ist dann mit den Kindern eingeschlafen. Jetzt habe ich tatsächlich Karten fürs Kabarett entdeckt – 9 Jahre nach der Geburt des Großen wird es dafür höchste Zeit. Auch wenn wohl unklar ist, ob der Termin zustande kommen kann, in derzeitigen Lage. Aber das Zeichen war mir gerade wichtiger 🙂 Also: Vielen Dank und viele schöne Geschenke!
Liebe Anita, Dein Kommentar ist auch ein Geschenk für mich. Ich freue mich ganz doll, wenn ich so etwas bewirken kann. Danke, dass du mir geschrieben hast. Und jetzt drücke ich ganz fest die Daumen, dass Euer Kabarett-Abend stattfinden kann. Herzliche Grüße und frohe Weihnachten, Uta
Ehrlich gesagt kamen mir beim Lesen auch die Tränen. Es ist passiert so schnell, sich als Paar zu verlieren … selbst wenn man eine wunderschöne Familienzeit hat. Vielleicht gerade dann … wenn man anfängt, die ‚Partnerperson‘ nur noch als eingebautes Teil eines schönen, funktionierenden Gebildes zu sehen und nicht mehr als wertvolles Einzelstück.
Anitas Idee, sich gegenseitig etwas zu schenken, was man als Paar unternehmen möchte, finde ich super! Insbesondere als Tradition. Dann ist einfach sichergestellt, dass jedes Jahr zumindest EIN Erlebnis zu zweit hinzu kommt … und selbst wenn es nicht zur Ausführung kommt – zumindest weiß das Paar, was es in diesem Jahr gern zusammen gemacht hätte. So wenig das zu sein scheint, im Vergleich zu ‚gar nichts‘ ist es viel, woran man später anknüpfen kann, wenn das täglich ineinandergreifende Gebilde sich durch Flügge-Werden der Kinder in etwas wandelt, was loser zusammenhängt.
Liebe Franz/lieber Franz, mir hat besonders dein Satz „Wenn man anfängt, die ‚Partnerperson‘ nur noch als eingebautes Teil eines schönen, funktionierenden Gebildes zu sehen und nicht mehr als wertvolles Einzelstück.“ gefallen. Ja, das passiert so schnell. Danke, dass du uns hier nochmal wachrüttelst! Viel Freude bei den Paar-Unternehmungen 2022. LG Uta