Belastende Gedanken loswerden 

 04/01/2022

Wie das neue Jahr ein Leichtes wird

Für 2022 habe ich keine neuen Vorsätze gefasst. Ich hatte nicht das Bedürfnis danach. Bei mir stapeln sich Tagebücher, die randvoll sind mit Zielen und Wünschen. Vieles davon habe ich erreicht, anderes schien nicht wichtig gewesen zu sein. Denn es hat in meinem Leben keinen Platz gefunden. Wahrscheinlich war es eine Einflüsterung meines Egos. Danke dafür, liebes Ego. Aber da ich es schlussendlich nicht erschaffen habe, kam das Ziel wohl nicht von tief drinnen und auch nicht von ganz weit oben. 

Mein Morgenritual

Also keine neuen Vorsätze. Vielmehr möchte ich etwas beibehalten, was mich unglaublich beschenkt: mein Morgenritual. 

Ich stehe um 6 Uhr auf, schlüpfe in meinen kuscheligen XXL-Woll-Pulli, spritze ein paar Tropfen frischen Zitronensaft in ein großes Glas mit warmem Wasser, stelle 15 Minuten auf der Eieruhr ein und begebe mich mit dem Glas zum Lesesessel. Alles ist dunkel. Nur der Stern am Gartenhaus wirft einen warmen Schimmer auf den Weg. 

Nein, ich meditiere nicht. Das wäre zu viel gesagt. Ich beobachte nur, welche Gedanken hochkommen. Was belastet mich gerade? 

Interessanterweise können wir Menschen im schönsten Leben unterwegs sein, halten die Freude daran aber klein. „Du hast es nicht verdient“, flüstert das Ego. Oder: „Du könntest es wieder verlieren.“ - „Ängstige dich“, raunt das Ego, „Angst ist ein wichtiger Schutz.“ - Und es setzt nach: „Warte nur, das dicke Ende kommt am Schluss!“ Gerne ploppt auch der Gedanke auf, es dürfe mir nicht zu gut gehen, weil andere ein schweres Leben haben, weil Pandemie und Klimakrise ist und die Menschen in Afghanistan unter Dürre und Taliban-Regime leiden. Außerdem habe ich jemandem ein Geschenk vorbei gebracht und dieser hat sich nicht annähernd so gefreut, wie ich es mir ausgemalt hatte. Und überhaupt: mein Buch verkauft sich „so semi“, dabei ist viel Herzblut hinein geflossen. 

„Das ist belastend“, würde Prinzessin (20) sagen. Und klärt uns auf, dass „belastend“ als Wort gerade sehr angesagt ist. 

Das Hochdruckgebiet "Uta"

Wenn ich aber in der Früh still im Sessel sitze, gucke ich mir alle dunklen Wölkchen an, die sich hinter meiner Stirn versammelt haben. „Ihr macht auf schweres Gewitter“, denke ich, „dabei geratet ihr gerade in die Ausläufer von Hoch ‚Uta‘.“ 

Ich frage mich bei jedem einzelnen Wölkchen, wie der vor mir liegende Tag sich anfühlen könnte, ohne den belastenden Gedanken darin. Und mir wird ganz leicht. Diffuse Eintrübungen haben sich verzogen. Plötzlich habe ich klare Sicht auf das Wesentliche und ich freue mich auf das, was ich anpacken will, und auf das pure Uta-Sein.

Immer fröhlich bleiben, ihr Lieben,

Eure Uta 

Das Titelbild ist von Olenka von Pexels. Vielen Dank!

  • Liebe Uta,
    ich kommentiere so vielleicht so einmal im Jahr irgendwo irgendwas … wenn’s hochkommt. Und nun drängt es mich, bei Dir gleich zweimal innerhalb einer Stunde zu kommentieren … Du bist heute meine Gedankenanstoßerin :-))

    Ich muss innerlich so lachen über:
    „Ängstige dich“, raunt das Ego, „Angst ist ein wichtiger Schutz.“
    Das macht mein Ego auch _ständig_ ! Gerne weckt es mich morgens um 4, damit ich mich schon mal ängstige – wer weiß, was sonst am Tag passieren könnte, wenn ich einfach durchschlafen würde …
    Es ist erleichternd, mir dieses überbesorgte, flüsternde Ego an meiner Bettkante vorzustellen, das es doch nur gut meint, und einfach mal innerlich liebevoll darüber zu lachen.

    Und auch diese Beschreibung erleichtert mich:
    „Ihr macht auf schweres Gewitter“, denke ich, „dabei geratet ihr gerade in die Ausläufer von Hoch ‚Uta‘.“
    Mir die Sorgen und Zweifel und trüben Gedanken als sich verziehende Gewitterwolken vorzustellen, das ist schön. Denn ich sehe einen Himmel voller unterschiedlicher und unterschiedlich beleuchteter Wolken vor mir, in dem ganz viel passiert. Wie eins dieser großflächigen Ölbilder der alten Meister …

    Vielen Dank für die Bilder!

    • Liebe Franz/lieber Franz, ich freue mich sehr über deine Zeilen. So ein nachtaktives Ego ist ja besonders lästig. Ich wünsche dir, dass du es liebevoll und klar in seine Grenzen weisen kannst. Herzliche Grüße und danke, dass mich dein Einmal-im-Jahr-Kommentar erreicht hat. Uta

  • Was ein schönes Ritual, ich bin leider nur immer viel zu müde, um so früh aufzustehen, und der Tag beginnt immer mit Hektik. Vielleicht sollte ich daran erst mal arbeiten. Aber die Idee, dem Ego die Stirn zu bieten, find ich gut und werde es mal testen. Leider hab ich ein recht penetrantes Ego ..Liebe Grüße Tanja

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    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

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