Raus aus der Schockstarre
Lähmendes Entsetzen seit Dienstag. Heute morgen habe ich die Zeitung so auf den Frühstückstisch gelegt, dass der Morgen nicht mit Trümmerteilen beginnt.
Gestern Abend spät sind Prinzessin (14), Kronprinz (17) und ich zum Flughafen gefahren und haben den Soßenkönig von einer seiner vielen Dienstreisen abgeholt. Diesmal wir alle, obwohl wir erst kurz vor Mitternacht wieder zu Hause waren und heute Schule ist.
Ich will kein lähmendes Entsetzen. Ich will eigene, gute Nachrichten produzieren.
Was wäre, wenn die Geschehnisse rund um Flug 4U9525 bei uns etwas auslösen, statt uns zu lähmen?
Was wäre, wenn ich – statt weiter schockiert zu sein – Dinge tun würde, die ich immer schon mal tun wollte?
Dann könnte ich das verknüpfen mit dem Absturz und es könnte Sinn entstehen, wo weit und breit keiner zu sein scheint.
Mir fielen sofort zwei Sachen ein, wovon ich die eine seit Wochen, die andere seit Jahren vor mir her schiebe:
- Ich gehe heute mit einer großen Schachtel Pralinen zu Klaas Jarchow. Der Hamburger Autor und Verleger hat mich im vergangenen Sommer unentgeltlich bei meiner Buch-Entwicklung beraten. Er hat einen wesentlichen Anteil daran, dass der Buch-Vertrag zustande gekommen ist und ich habe mich noch nicht wirklich dafür bedankt. Das ändert sich heute.
- In seinem kleinen Verlag ist das Buch „Hamburgs wilde Küche. Was wächst denn da & kann man das essen?“ erschienen. Weil es thematisch nicht auf meine Seite passt, suche ich eine Bloggerin, die es bespricht. Wenn ihr ernsthaft daran interessiert seid, schickt mir einfach eine Mail mit eurem Blog-Link. Sollten sich mehrere melden, würde ich jemanden aussuchen und ihr/ihm ein Exemplar schenken.
- Jetzt kommen wir zu der Sache, die ich seit Jahren vor mir herschiebe: Ich rufe bis diesen Sonntag, 22 Uhr, eine Studienfreundin an, zu der ich seit Jahren keinen Kontakt mehr habe, was mehr an mir als an ihr liegt.
Habt ihr Lust mitzumachen und im eigenen Leben einer sinnlosen Tat etwas entgegenzusetzen?
Eure Uta
Das Titelbild ist von Rodnae Productions von Pexels. Vielen Dank!
Liebe Uta,
ich hab gestern Abend zu meinem Mann gesagt, dass ich all diese Nachrichten nicht mehr hören/lesen mag. Im TV liefen Berichte über den Absturz, per Mail kam eine Aufforderung, eine Petition zu unterschreiben, in der es um Massenvergewaltigung ging. Das alles ist unvorstellbar schlimm … aber, wenn ich das zu nah an mich ranlassen, dann zerplatze ich irgendwann an Sorgen, denn meine eigenen sind groß genug. Natürlich nicht zu vergleichen mit solchen Dingen, aber darum geht es ja auch gar nicht.
Zu deinem Buch: Es ist also DAS Buch! Ich bin sehr gespannt … Für das Kochbuch bin ich leider nicht die Richtige, obwohl es interessant aussieht …
Liebe Grüße,
Dorthe
Liebe Uta,
im Moment kommen in den Medien leider alle paar Minuten neue Schreckensmeldungen und jedes Mal, wenn der News-Ticker an meinem Handy leuchtet, denke ich: was ist denn jetzt schon wieder passiert. Nachrichten sind wichtig, keine Frage, aber momentan denke ich wirklich manchmal, dass es besser ist, aus- oder gar nicht erst anzuschalten, um mich selbst zu ’schützen‘.
In diesen Momenten wird mir immer bewusst, wie unwichtig Dinge sind, die ich doch letztens noch für so unheimlich wichtig hielt.
Herzliche Grüße und ein ruhiges, entspanntes Wochenende,
Ute
ein wunderbarer denkanstoss!
lg anja
Liebe Uta,
genau wie Du merke ich, wie wichtig es ist: jetzt erst recht die Herzlichkeit und Zuneigung zeigen, die man empfindet. Lieber einmal mehr sagen, wir sehr man seine Lieben liebt. Sich freuen über die Jahre, die man schon haben durfte, statt übers Älterwerden zu lamentieren. Seine Kräfte spüren, sich über sie freuen und etwas damit anfangen. Begreifen, dass unsere Kinder und Enkel Schätze sind, Juwelen in der Perlenkette unseres Lebens, die immer strahlen, ob wir uns auch mal auf die Nerven gehen. Das Leben ist kostbar, heilig. Wer weiß das besser als wir…..
Sei herzlich gegrüßt von
Lisa
Liebe Uta, dieser Idee kann ich nichts hinzufügen. Seit der vorletzten Katastrophe vor elf Wochen poste ich jeden Freitag zum Sachstand des Falles Raif Badawi, mache auf Handlungsmöglichkeiten aufmerksam, lese & werte Veröffentlichungen aus usw. Das ist eine Sache, bei der bei mir die Lähmung durch Aktivität ersetzt werden konnte. Inzwischen habe ich meinen Radius sogar ausgeweitet und verfolge weitere Aktionen von Amnesty.
LG
Astrid
Liebe Uta,
JA .. ich meine von mir auch sagen zu können, dass ich mit meinem Alltag sehr *bewusst* bin … dennoch, dieses Ereignis hat etwas bewegt … ich bin so dankbar, wenn mir mein Mann gegenüber sitzt, ich spüre noch intensiver die Kostbarkeit des Lebens und wahrlich ja, ich will es auch nützen .. augenblicklich jeden Augenblick.
Danke für deine „ausrichtenden“ Worte ..
die auch bewegen
Mit Herzensgrüßen
Daniela
Liebe Uta,
welch ein schöner Gedanke!!! Ich komme aus Haltern und bin noch fassungslos, werde aber darüber nachdenken was ich schon viel zu lange vor mich herschiebe und es „erledigen“
Danke!
Herzlichst Tanja
Hallo Uta,
tolles Fazit, eigene gute Nachrichten produzieren, das hast Du schön geschrieben. Ich habe zu Dir verlinkt, hoffe, das ist o.k. für Dich.
Ansonsten schreib mir ein Kommentar und ich nehme es wieder raus.
liebe Grüße von Petra
Liebe Petra, ich freue mich sehr darüber. Vielen Dank für deinen schönen Post! Uta
Vielen Dank, liebe Uta,
das ist eine wunderbare Idee!
Ich empfinde die Nachrichten manchmal auch als sehr erschreckend und das, wozu manche Menschen fähig sind und warum, erschüttert mich oft zutiefst und ich sehe und höre oft ganz bewusst keine Nachrichten mehr – ich halte es dann schlichtweg nicht aus!
Ständig Schreckensnachrichten im Kopf zu bewegen und sich auszumalen, wie die Welt für unsere Kinder wohl sein wird, ist manchmal einfach unerträglich!
Ich finde nicht, dass man gleichgültig ist, wenn man mal keine Nachrichten sieht und halte es auch für legitim, wenn man lieber nichts schreibt, weil einem die Worte angesichts einer Tragödie fehlen…
Danke für den Denkanstoß, ich schiebe auch viele Dinge vor mir her, weil immer etwas anderes dazwischenkommt…
Ganz liebe Grüße
Sabine
Hallo,
ich freue mich, dass ich vor Kurzem den Blog gefunden habe und lese seitdem regelmäßig…mir gefällt die Idee etwas Positives zu machen, Unerledigtes, Aufgeschobenes zu realisieren…sich einmal mehr „bewußt“ zu werden, wie kostbar es ist da zu sein…mit allem, was dazu gehört!
Herzliche Grüße (unbekannterweise) Marion
Das tue ich schon seit einiger Zeit, weil die Geschehnisse in der Welt in den letzten Monaten einfach zeigen, wie viele Wahnsinnige es unter uns gibt und wie sehr der krankhafte Narzissmus um sich greift, der bereit ist unzählige wehrlose Menschen in den Tod zu reissen, nur um seine eigenen verquere Realität mit Gewalt durchzusetzen und seinem Geltungsbedürfnis Nachdruck zu verleihen. Man könnte angesichts all dieser Wahnsinnstaten quer über den Globus in Schockstarre verfallen, oder man versucht aus einem eigenen Leben einfach mehr rauszuholen als bisher und selber etwas dazu beizutragen, dass Menschlichkeit wieder mehr Raum bekommt.
Nach Paris habe ich all die Kartons mit Kleidung, die ich eigentlich auf dem Flohmarkt verkaufen wollte, in die Flüchtlingsaufnahmestelle nach Zirndorf gebracht, weil viel zu wenig wintertaugliche Kleidung vorhanden war, um alle Menschen zu versorgen. Im Alltag bemühe ich mich mehr, Menschen ins Gesicht zu sehen und zu lächeln, gerade, wenn sie mumpflig sind. Manchmal ist es ansteckend.
Nur winzigkleine Dinge, aber wenn jeder ein paar winzigkleine Dinge tut, dann ist schon viel gewonnen.
Herzlich, Katja
Schockstarre, liebe Uta, das ist es….diese elende Lethargie, die dieses Unglück und ein anderes, näheres ausgelöst hat. Sich wieder bewegen, körperlich und geistig, das wäre jetzt gut. Das ist jetzt gut.
Danke für den Schupser.
LiebenGruß von Sandra
Liebe Uta,
was für schöne Gedanken zu diesem schrecklichen Ereignis.
In diesen Tagen finde ich besonders schlimm, dass den Trauernden kein Platz für ihre Trauer gegeben wird, sie einem (Medien-) Rummel ausgesetzt sind, der jegliche Verarbeitung verhindern muss.
Meine Baustellen habe ich Ende letzten Jahres aufgeräumt, sehr gut für das Seelenheil. Das behalte ich im Auge. Ansonsten halte ich es so, wie Raumfee: den Menschen auch in hastigen Situationen in die Augen schauen und gute Wünsche mit auf den Weg geben.
Liebe Grüße,
Frieda
Liebe Uta,
ich kann dir nur zustimmen. Dieses furchtbare und für unseren menschlichen Verstand nicht realisierbare Unglück hat wohl fast jeden irgendwie innerlich berührt. Und ja, wir sollten uns unsere eigenen guten Taten und Nachrichten machen. Mich ärgert der ganze Presserummel seit Tagen ungemein. Es werden Vermutungen als wahre Tatsachen geschildert und die Meinungen werden unverhältnismäßig aufgepuscht. Besonderes Mitgefühl habe ich mit der Familie des Co-Piloten. Welchen Schmerz müssen schon die Hinterbliebenen erleiden, aber die Familie des Piloten leiden doppelt. Sie haben ihren Sohn verloren, müssen mit diesem furchtbaren Gefühl der Schuld und den offenen Fragen umgehen. Die Presse lässt sie nicht in Ruhe und von den Anfeindungen der so genannten Bessermenschen möchte ich gar nicht erst reden.
Also genießt den Tag und geht freundlich mit euren Mitmenschen um. Und das Motte, jeden Tag mind. eine gute Tat, sollte in Fleisch und Blut übergehen. Auch deshalb, weil es UNS danach besser geht ..! 😉
Hab eine schöne Osterzeit und habt trotz der „schlimmen“ Begebenheiten ein fröhliches Osterfest.
Gruß
Claudia
P.S.: Sehr gerne würde ich dieses interessante Buch besprechen. Mein Blog liegt zwar seit einiger Zeit still und brauchte eine Pause, aber das (und andere) wäre mit ein Grund ihn wieder aufleben zu lassen. Zumal ich letztes Jahr einen Wildkräuter-Kurs besucht habe und für dieses Jahr wieder eine Wildkräuter-Wanderung ansteht.
Liebe Claudia, Buch besprechen? Sehr gerne. Sende mir doch schnell deine Adresse. Viele Grüße, Uta
Liebe Uta,
genau das war auch mein Gedanke bei diese schrecklichen Nachricht.
Wie schnell kann das Leben vorbei sein und was mache ich aus meinem Leben? Wie viel unnütze Dinge tue ich tagtäglich und wie oft tue ich wichtige Dinge nicht?
Meine Tochter (12) und ich haben am Mittagstisch darüber gesprochen.
Wir waren uns einig,
dass wir den Menschen, die wir lieben und gern haben, das viel zu wenig sagen,
dass wir nach einem Streit nicht ohne Versöhnung auseinander gehen sollten und
dass wir viel mehr von dem tun sollten, was uns glücklich macht ohne darauf zu schauen, was die anderen von uns denken.
Daraufhin habe ich gleich eine Freundin von mir angerufen und ihr gesagt, dass ich sie sehr gern habe und wirklich dankbar bin, dass wir uns über den Weg gelaufen sind.