Wie uns das Internet hilft und wie du es für deine Kinder sicherer machen kannst.

Prinzessin (16) hat sich in Kanada schon ein wenig eingelebt. Zweimal haben wir über FaceTime miteinander gesprochen. Die Zimmergenossin, ein Mädchen aus Calgary, sei nett, der Stundenplan sehr voll und ob wir ihr eine Schreibtischlampe schicken könnten. „Ja klar, machen wir!“ Beide Eltern und beide Katzen quetschen sich so vor den Rechner, dass sie vollständig und gut gelaunt in das kleine Bild passen, das übertragen wird. Wir lächeln und winken und schicken Küsse zu dem grob-gepixelten Rauschbild unserer Tochter. „Hab euch lieb!“ – „Wir dich auch!“ – „Sag noch schnell, wie das Essen ist.“ – „Reicht die Wäsche?“- „Ich muss jetzt Schluss machen.“ -Ja, klar.“ – Wieder Küsse, dann nur noch der Bildschirmschoner. Die Katzen springen von unseren Schößen. Jeder zieht in Haus und Garten wieder seiner Wege.Habe ich eben zugesagt, ich würde eine Schreibtischlampe um die halbe Welt schicken? Wieso haben sie dort kein Licht auf dem Schreibtisch? Tut es vielleicht auch eine Stirnlampe? Ich merke, dass wir uns in einem emotionalen Ausnahmezustand befinden, wenn wir Prinzessin jetzt hören und sehen. Hätte sie gefragt, ob wir ihr bei Hagenbeck ein Elefantenbaby besorgen könnten, hätten wir wahrscheinlich genickt und gesagt: „Kein Problem! Asiatischer oder afrikanischer Elefant? Fehlt dir sonst noch etwas?“Hach, wenn wir FaceTime nicht hätten und WhatsApp!Kronprinz (19) hatte ein geplatztes Äderchen im Auge und schickte uns vom Studienort ein Foto seines blutunterlaufenen Augapfels auf das Handy. Wir mussten kräftig schlucken ob dieser Drastik, konnten aber das Bild abgleichen mit ähnlichen Befunden in unserem großen Medizin-Lexikon. „Das ist harmlos.“ Wenig später sendete ich Prinzessin – auf ihre nächtliche Anfrage hin – Fotografien aus ihrem deutschen Mathe-Heft von Kurven exponentiellen Wachstums. Wenn sie in zwei Stunden in ihrem Internat  aufwacht, kann sie sie mitnehmen in den Kurs „Foundation of mathematics“.Mein Mann hat sein Smartphone auf dem Nachttisch liegen. „So kann man doch nicht zur Ruhe finden“, hätte ich früher gesagt. Jetzt liegt meins auch dort zwischen Wecker und Handcreme. Die Kinder könnten ja mal in Not sein. Vergangene Nacht wachte ich auf und sah das ernste Gesicht meines Mannes, beschienen vom Display seines Smartphones. „Prinzessin fragt, ob sie für den Kunstkurs eine Kamera mieten darf?“- „Weiß sie denn nicht, dass es bei uns mitten in der Nacht ist?“ – „Ja, schon. Aber es sei dringend.“ – „Ja, kann sie doch, oder?“ – Sicher, aber ich schreibe ihr, dass sie uns nachts nicht mehr stören soll.“ -„Recht hast du!“Trotz der nächtlichen Störung – die modernen Medien sind für uns gerade eine Segen. Vor nicht allzu langer Zeit aber habe ich sie an vielen Tagen verflucht, wenn der Sohn Stunden mit Computer-Spielen zubrachte oder Prinzessin vor dem You-Tube-Kanal versackte. Daran musste ich denken, als ich von der Initiative Kindermedienland angeschrieben wurde, einer Plattform für Eltern und Erzieher, die von der baden-württembergischen Landesregierung unterstützt wird. Und da ich euch nicht nur von unserem Familienleben berichten, sondern auch hilfreiche Infos bieten möchte, habe ich mich dort ein wenig umgeschaut und habe beim Ausprobieren am eigenen Smartphone zwei Sachen entdeckt, die ich euch kurz aufschreiben möchte.Ich bin ja der Meinung, dass Kinder unter 10 Jahren nicht ungeschützt und unbegleitet im Internet surfen sollten. Allerdings weiß ich von vielen Familien, dass die Kinder schon relativ viel am Smartphone oder iPad sind. Deshalb fand ich es gut zu entdecken, dass es da inzwischen Kinder- und Jugendschutz-Apps gibt.

  • Erst einmal kann man beim iPhone sehr leicht ein paar Schutzeinstellungen vornehmen. Dazu geht man auf „Einstellungen“, dann auf „Einschränkungen“, denkt sich eine Pin aus, gibt die ein und kann dann z.B. Safari deaktivieren oder die Kamera oder den iTunes-Store. Was auch immer. Unter „Filme“ (weiter unten) kann man Filme komplett ausschalten oder nur welche für ein bestimmtes Alter zulassen. Das gleiche gilt für „Sendungen“. Ferner ist es möglich, Zugang nur zu festgelegten Websites zu ermöglichen. Wer auf einer Reise oder im Wartezimmer seinem Kind sein Smartphone überlässt, kann zumindest schnell ein paar Einschränkungen vornehmen und sie danach blitzschnell wieder deaktivieren. Gähnt da jemand? Ist das für euch ein alter Hut? Ich habe mein iPhone schon lange, habe das aber erst jetzt entdeckt.
  • Eine kostenlose Jugendschutzsoftware nicht nur für PCs, sondern auch für iPhones und iPads bietet „JusProg“. Ich habe die kostenlose App aus dem Appstore heruntergeladen und kurz ausprobiert. Dazu habe ich ein Konto für eine Prinzessin unter 12 Jahren eingerichtet. Klasse fand ich, dass ich auf einem Zeitkonto Nutzungsfenster festlegen konnte. Ich habe nur kurz das Installieren ausprobiert. Das hat gut geklappt. Sollte jemand damit im Alltag Erfahrungen haben, fände ich toll, wenn ihr mir einen Kommentar schreiben könntet, ob sich die App bewährt.

  • Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass Filter-Programme keinen hundertprozentig sicheren Schutz bieten und dass sie die Begleitung von Kindern im Internet nicht ersetzen können. Trotzdem halte ich sie für eine wichtige Unterstützung. Besonders nützlich finde ich Router mit einem Jugendschutzfilter. Ein Router „ist ein kleiner Kasten“, heißt es auf der Kindermedienland-Seite, „durch den alle ein- und ausgehenden Daten wie durch eine Tür hindurch müssen. Verfügt diese Tür über eine Schutzvorrichtung bzw. einen Jugendschutzfilter, werden automatisch alle Geräte im Haushalt abgesichert. Bei den meisten Routern, aber noch immer nicht bei allen, ist es heutzutage möglich, einen Jugendschutzfilter zu aktivieren.“ In diesem Video wird erklärt, wie das geht. Bei der Router-Konfiguration können Internet-Nutzungs-Zeiten für jedes einzelne Familienmitglied festgelegt werden. Hier habe ich über unsere Erfahrungen damit schon einmal geschrieben. Die Kindermedienland-Seite weist auf folgende Router-Hersteller hin, bei denen Kinder- und Jugendschutzfilter eingerichtet werden können.
  • Fritzbox
  • DrayTek
  • Surfsitter

Unter den Ideen, die mir bei der Recherche begegnet sind, fand ich eine so simpel wie überzeugend: in der Wohnung einen Platz einrichten (Korb, Tablett oder ähnliches), wo alle Handys und Smartphones der Familie „geparkt“ und auch aufgeladen werden können (zum Beispiel während der Mahlzeiten). Das hilft Eltern, ihre Vorbildfunktion wahr zu nehmen. Denn wenn ihres dort liegt, ….Gibt es stylische „Park-Decks“ für Smartphones? Bitte schreiben oder entwerfen!Mein Mann und ich könnten so etwas dringend gebrauchen, gerade nachts, wenn wir an die Thronfolger in der Ferne denken und wach liegen.Immer fröhlich sich technische Unterstützung holen!Eure Uta

  • Hallo Uta,
    ich bin letztens am Nightholder von ZirbenFamilie vorbeigelaufen. Sehr teuer, aber chick, riecht gut und soll gegen Strahlung helfen. Gibt’s sogar bei Amazon.
    Liebe Grüße,
    Marie

  • Bei uns sind die Smartphones über Nacht einfach in einer Schublade am USBHub, der sie auch lädt.
    Wir haben unserem Großen (11,5 J.) eine (relativ teure!) KinderschutzApp auf sein Android-Handy geladen, die er voll ätzend und peinlich findet und leider derzeit auch nicht vernünftig funktioniert. Außerdem hat er sie mehrmals geknackt, der Blitzgneisser, so dass er (trotzdem es eigentlich nicht möglich sein sollte), doch unbegrenzt Zugriff auf Google und damit Youtube hat. Auf IOS funzt die App sicher.
    Man kann über die App u.a. die Zeit begrenzen, die das Kind mit Daddeln verbringen darf. Nach der festgelegten Zeit kann man mit dem Handy nur noch telefonieren, alle anderen Funktionen schalten sich ab und können nur von den Eltern wieder freigegeben werden (man bekommt eine SMS, dass das Kind mehr Zeit „beantragt“ bzw. sich außerhalb des erlaubten Rahmens bewegt, bzw. versucht, die App zu deinstallieren ;-)). Apps und Einstellungen können nur durch die Eltern instaliert bzw. verändert werden. Das klappte ziemlich zuverlässig bis zum letzten Update. Jetzt behelfen wir uns mit der Zeitbeschränkung für den W-LAN Zugriff über die Fritzbox.
    Mir geht es dabei weniger um schlimme Inhalte (da habe ich durch Vertrauen und Kontrolle inzwischen einen guten Überblick darüber, was der Große sich so reinzieht), sondern wirklich um die schiere Zeit, die er mit seinem Gerät verdaddelt – statt mal Vokabeln zu lernen oder schlicht ganz analog zu spielen, sich zu bewegen etc. Achja: Messengerdienste und FB sind bei uns für die Kinder tabu, wer was will, kann eine SMS schicken. Nach eingen kurzen Diskussionen („aber alle haben WhatsApp…“) war das Thema durch – alles was er verpasst sind 125 nichtssagende Nachrichten über Nacht à la „Ist noch jemand wach?“ „Ich“ „Ich auch“.
    Beste Grüße
    Die SteffiFee

    • Liebe SteffiFee, danke für deinen ausführlichen Erfahrungsbericht! Kannste mal sehen, dass euer Großer das in dem Alter schon knacken konnte. Um dessen Zukunft müsst ihr euch, glaube ich, keine Sorgen machen ;-)))
      Zeitbeschränkungen über Fritz-Box waren letztendlich auch das, was für uns als praktikabel übrig blieb. Vielleicht hat aber jemand Erfahrungen mit den neuen Angeboten und kann darüber berichten. Aber erst einmal ganz herzlichen Dank an dich, Steffi-Fee. LG Uta

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    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

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