Wenn die Eltern bitten und betteln 

 11/03/2019

Ohne Führung steigern wir das Macht-Bedürfnis des Kindes – Interview mit der Schweizer Therapeutin Rita Messmer

Jetzt melde ich mich schneller wieder als geplant, weil mir während meines seelischen Frühjahrsputzes die Worte der Schweizer Therapeutin und Autorin Rita Messmer immer wieder in den Sinn kamen. Ich habe inzwischen so viele Bücher gelesen, dass ich schnell merke, ob eines Substanz hat oder nicht, wenn es mir zur Besprechung zugeschickt wird. Bei Ritas Buch „Der kleine Homo sapiens kann’s!“ war es so. Und ich habe es nicht nur hier aufgegriffen, sondern wenig später auch ein langes Interview mit der Autorin geführt. Ihr Konzept vom „Nachfolgewillen“ fasziniert mich sehr. Es gibt aber auch viele Stellen in ihrem Buch, die mich zum Widerspruch herausfordern. Beste Voraussetzungen also für ein Interview! So habe ich die Aufzeichnung unseres Gesprächs endlich aufgeschrieben und kann es euch nun zu lesen geben.
Vorab noch ein paar Worte zu Rita Messmer:
Sie ist Mutter von drei erwachsenen Kindern und lebt in der Schweiz. Sie arbeitet als Cranio-Sacral-Therapeutin, eine – wie ich gelesen habe – Sonderform der Osteopathie -, gibt seit 30 Jahren Erziehungskurse und hat mehrere Bücher darüber geschrieben, wie man die natürliche Kompetenz und Selbständigkeit von Kindern fördern kann. Auf ihrer Webseite schreibt sie, dass sie als junge Frau die halbe Welt bereist und in Zentralamerika in einem indigenen Volk gelebt habe.
Ein besonderes Anliegen ist ihr die Windelfrei-Methode. Ihrer These zufolge sind die ersten drei Lebensmonate eine sensible Phase, in der der Säugling lernen kann, Signale zu geben, wenn er abgehalten werden muss. Auf diese Weise könnten Babys fast ganz ohne Windel auskommen. Aber das ist ein anderes Thema, auf das ich in einem eigenen Beitrag eingehen möchte.
Nun zum Interview:
Liebe Rita Messmer, wir haben neulich schon mal telefoniert. Da hast du erwähnt, dass du heute Eltern darauf hinweisen musst, dass ein Kind Führung braucht. Was meinst du damit?
Ich gebe seit 30 Jahren Elternkurse. Als ich damals damit anfing, musste ich betonen, was das Baby braucht. Es gab eine Zeit, da war das nicht klar. Es hieß von den eigenen Eltern: „Pass auf, du verwöhnst dein Baby! Gib ihm ja nicht zu viel Aufmerksamkeit!“ Aber die Grundbedürfnisse sind da und müssen befriedigt werden. Je besser die befriedigt werden, umso besser kann sich ein Baby entwickeln. Es muss Sicherheit erfahren. Wenn man stillt, wenn man es am Körper trägt, wenn man es bei sich schlafen lässt und so weiter. Das ist in der Natur so vorgesehen. Dann kann sich das Baby gut entwickeln. Damals in den Kursen kam immer wieder die Frage: „Ist das tatsächlich so? Muss ich auf all das eingehen?“ – Und ich habe geantwortet: „Ja, das ist tatsächlich so. Das braucht dein Baby.“
Deshalb habe ich das in meinem ersten Buch (Ihr Baby kann’s!) geschrieben, weil ich auf meine eigenen Kinder auch so eingegangen bin. Und dann kamen Eltern zu mir in die Therapie, die hatten zwar mein Buch gelesen, aber sie hatten plötzlich Probleme mit ihrem drei- oder vierjährigen Kind. Oh, habe ich gedacht, da hat jemand das ganz falsch verstanden. So habe ich das nicht gesagt. Sie haben nur gelesen, dass sie auf das Kind eingehen sollen, haben aber ausgeblendet, was ich geschrieben habe vom Nachfolgewillen und von der Führung durch die Eltern.
Vor 30 Jahren hatten die Eltern gar keine Frage dazu, dass sie eine Führungsrolle haben und dass das auch gelebt wird. Heute hat sich das ins Gegenteil verkehrt. Als es eine Neuauflage gab von meinem ersten Buch, habe ich zwei Kapitel dazu geschrieben und habe betont: Leute, passt auf! Nicht nur die Bedürfnisse abdecken. In der Biologie ist klar vorgesehen, dass Eltern führen.
Kannst du mal ein Bespiel dafür geben?
Ja. Da kommen Mütter mit ihrem drei-, vier- oder fünfjährigen Kind in meine Therapie und fragen es nach der Stunde: „Hat es dir gefallen? Willst du wieder kommen?“ Da fällt mir die Kinnlade runter. Das macht mich auch ein bisschen wütend. „Hey, du bist die Mutter. Du darfst das dein Kind in keiner Art und Weise fragen. Du weißt, warum du mit deinem Kind in die Therapie kommst, weil du mit ihm ein Problem oder eine gesundheitliche Frage hast, und das müssen wir beide besprechen.“ Ich frage mein Kind doch auch nicht, ob ich mit ihm zum Arzt gehen soll oder nicht. Das erlebe ich heute sehr häufig bei Eltern. Oder die Mama sagt: „Zieh dir bitte die Schuhe an!“ Das Kind stellt auf Durchzug, macht irgendetwas anderes und spielt. Dann kommt zehnmal die Bitte, es möge sich die Schuhe anziehen. „Weiß du, Schatz, draußen warten schon andere Leute und und und.“ – „Hey“, sage ich dann, „das ist eine falsche Führung. Du kannst irgendwie signalisieren. Es ist jetzt Zeit zu gehen. Du packst deine Sachen zusammen und dann kannst du einen Hinweis geben, dass die Schuhe noch anzuziehen sind. Aber das passiert nicht. Die Eltern bitten und betteln und geben keine Führung mehr. Die Klarheit fehlt. Es ist so vage und fast flehend. Dann stellen sich die Eltern hierarchisch unter das Kind. Und das darf nie in Frage stehen, dass ich hierarchisch über meinem Kind stehe.
Ich glaube, das kommt daher, dass der Begriff „Macht“ so negativ belegt ist. Das kenne ich von der Diskussion hier in Deutschland. Macht gilt als etwas Böses und man möchte unbedingt vermeiden, anderen Menschen und besonders seinen Kindern gegenüber Macht auszuüben.
Mit der Macht ist es wie mit Geld: Macht ist neutral. Entscheidend ist, was wir damit machen. Ich hätte gerne 20 verschiedene Wörter für das Wort „Macht“. So wie die Inuit 20 verschiedene Worte für Eis kennen, weil Eis für sie nicht einfach Eis ist. Macht gibt es auch in ganz unterschiedlichen Ausprägungen und ein Kind darf in keiner Weise Macht über seine Eltern ausüben.
Ich zeige mit meiner Führung, dass ich nicht gewillt bin, zu bitten oder mich x-mal zu wiederholen, sondern meine Erwartung ist klar: wenn es Zeit ist zu gehen, dann gehen wir.  Biologisch ist im Kind angelegt, dann auch zu gehen. Es ist biologisch, weil das Kind allein nicht überleben kann. Es ist darauf programmiert, dass es schaut, dass der Kontakt nicht verloren geht. Die Mutter passt sich nur an. Was die Mütter in indigenen Kulturen machen, ist, dass sie ihre Geschwindigkeit anpassen, damit das Kind nicht den Anschluss verliert. Aber sie unternehmen nichts, um dem Kind mehr zu helfen als absolut nötig. Sie stehen einfach auf und wenden sich der Tür zu. Das ist das Signal: „Ah, die Mutter geht jetzt und ich muss schauen, dass ich den Kontakt nicht verliere.“
Vermittelst du das auch in deiner Praxis?
Ja und dabei orientiere ich mich immer an der Biologie. Die Biologie ist sehr klar. Und ich achte auf die Feinheiten. Ich sehe dann sehr schnell, wenn eine Mutter sich falsch verhält. „Falsch“ in Anführungszeichen. Ich mache sie dann darauf aufmerksam. „Schau, hier hat das Kind bereits ein bisschen Macht über dich.“ Vergangene Woche habe ich ein zweieinhalbjähriges Kind therapiert. Die Mutter saß auf dem Sofa, etwa einen Meter neben dem Behandlungstisch und ich saß mit dem Kind auf dem Tisch (tatsächlich sitzt Rita mit dem Kind auf dem Tisch, Anmerkung Uta) Währenddessen darf es ein Buch anschauen oder mit etwas spielen und ich wende die Cranio-Sacral-Therapie an. Die Mutter hat vorher mit mir gesprochen, sie weiß, was passiert und dass von mir keine Gefahr ausgeht. Das tut nicht weh, was ich mache. Und das Kind weiß genau, die Mutter würde es nie einer Gefahr aussetzen. Die Welt ist also völlig in Ordnung.
Dieses zweieinhalbjährige Kind aber hat versucht, die Mutter zu instrumentalisieren und ständig ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Das ist bereits ein Fehlverhalten. Denn es ist so fixiert auf die Mama, dass es sich gar nicht dem zuwenden kann, was auf dem Therapie-Tisch passiert.Das kommt daher, dass die Mama ihm schon zu viel Aufmerksamkeit gegeben hat. Es hat jetzt schon Macht über sie und kann sich nicht seinem Spiel zuwenden. Wenn dein Kind jedoch in seiner Mitte ist, wird es sich in so einem Moment seiner Entwicklung zuwenden und anfangen zu spielen. Es würde sich rückversichern: Ah, Mama ist da. Alles ist in Ordnung. Mütter schützen ihre Kinder vor Gefahren. Und wenn sie so gelassen ist und in ihrer Zeitschrift liest, gibt sie das Signal: hier ist keine Gefahr, du kannst dich ganz auf dein Buch oder dein Spiel konzentrieren.
Am Ende gebe ich dem Kind das Zeichen, dass ich jetzt fertig bin und es vom Therapie-Tisch runtergehen kann. Ich stelle einen Stuhl hin, damit es allein hinunter klettern kann. Ich sage der Mutter: Das Kind kann jetzt zu dir kommen und wenn es etwas kann, dann darfst du ihm nicht entgegen kommen. Das Kind kann den Schritt selber machen.
Bevor ich dein Buch gelesen habe, hätte ich gesagt, das ist vielleicht einfach ein Bedürfnis nach Nähe, wenn es in so einer Situation weint. Und wenn ich dann helfe, dann ist das nicht schlimm. Ein anderes Mal kann es das wieder alleine. Aber du sagst, es hat schon eine zentrale Bedeutung darauf zu bestehen, dass es das alleine macht. Oder?
Ja, weil das Kind sich so verhält. Wenn das Kind sich nicht so verhalten würde, dann kann ich ihm ruhig entgegen kommen. Aber wenn ich sehe: Das Kind übt jetzt Macht über die Mutter aus, dann muss ich darauf bestehen, dass die Mutter ihm nicht entgegen geht. Das Kind will deine Nähe und es hat alle Möglichkeiten, aus eigener Kraft zu dir zu kommen. Wenn es sich weigert, will es dich instrumentalisieren. Und je mehr wir uns dem fügen, desto mehr steigert sich sein Machtbedürfnis.
Ich habe Eltern, die fragen ihr Kind: „Lässt du mich jetzt noch mit dieser Person ein paar Worte wechseln?“ Das ist auch so ein Ausspruch. Das ist extrem, was da heute passiert. Die Eltern machen und machen immer mehr und merken nicht, in welche Fallen sie hineinrutschen.
Du hast mir erzählt, dass es Situationen gibt, in denen du Müttern sagen musst: „Du, das Baby hat doch gerade dies oder jenes gesagt.“ und die Mama hat gar nicht deuten können, was das Baby ihr vermitteln wollte. Woher kannst du das? Und warum können Mamas das häufig nicht mehr?
Ich denke, dass das ein Problem unserer Gesellschaft ist. Wir sind inzwischen so verkopft. Dabei bestehen wir natürlich aus viel mehr als nur aus unserem Denken. Ich weiß, dass ich – wie jeder andere Mensch auch  – eine Seele habe. Und diese Seele nimmt wahr. Sie ist ja mit meinem Körper verbunden. Das nennt man Intuition. Und diese Wahrnehmung ist viel akkurater als das, was mein Kopf mir sagt. Ich habe oft in meinem Leben festgestellt, dass ich Dinge einfach weiß … und das ohne zu wissen, woher ich sie weiß. Aber ich weiß haargenau, dass ich sie weiß. Ich habe es nicht gelernt in der Schule, ich habe es nirgendwo gelesen, aber ich weiß, dass es so ist. Ich nenne dir ein Beispiel aus meiner Praxis. Zwei Frauen kamen zu mir in die Therapie. Eine war 45, die andere um die 50 mit irgendwelchen Beschwerden. Als ich sie therapiert habe, habe ich mir irgendwann gesagt: „Was ich in diesem Körper spüre, kann ich nicht anders deuten als die Erfahrung von Missbrauch.“ Dann habe ich gedacht: „Darf ich das jetzt ansprechen?“ Schließlich kannten wir uns nicht. Da kommt jemand zum ersten Mal und hat nichts in dieser Richtung erwähnt und ich habe diese Intuition. Dann habe ich nachgefragt: Es war bei beiden tatsächlich Missbrauch und zwar in seiner schlimmsten Art, von ihren eigenen Vätern. Das habe ich noch Jahrzehnte später gespürt, ohne dass ich irgendetwas gewusst hätte.
Wie können Mütter heute lernen, ihr Baby wieder zu spüren und seine Äußerungen besser „lesen“ zu können?
Das kann man lernen, indem man quasi das Gehirn ein bisschen abstellt, wenn man versucht, nur zu spüren. Einfach da sein, sich innerlich entspannen, in den Flow gehen und dann nur auf „Wahrnehmung“ drücken. Wenn ich therapiere, dann ist es, als würde ich mich selbst ausschalten. Ich höre auf zu werten und stelle mich auf Empfang. Ich habe ja jahrelang Meditationskurse gegeben. Und das lehre ich die Eltern: „Stellt mal euer Gerät von Senden auf Empfangen.“ Beim Baby ist es so: Es ist die ersten drei Monate erst einmal auf Sendung und da sollte ich auf Empfang stehen und feinfühlig auf seine Signale reagieren. Denn in der Phase baut es sein Urvertrauen auf und da müssen seine Bedürfnisse möglichst alle gedeckt werden. Dann so langsam wechselt das: das Baby kommt vom Senden ins Empfangen. Je größer es wird und je mehr es alleine kann, desto mehr muss es meine Signale aufnehmen. Ich würde sagen so zwischen drei und sechs Monaten liegen die Übergänge. Und ab neun Monaten, genau genommen in dem Moment, in dem es anfängt zu krabbeln, sich also von mir wegbewegen kann, muss das Baby auf Empfang stehen.
Hattest du diese Intuition schon bei deinem ersten Kind oder ist das gewachsen mit der Zeit?
Wahrscheinlich habe ich das mitgebracht. Ich bin in einer guten Familie groß geworden. Wir waren sechs Kinder. Davon fünf Kinder innerhalb von vier Jahren. Meine Mutter hatte jedes Jahr ein Kind und ich war noch ein Zwillingskind. Unsere Eltern sind liebevoll mit uns umgegangen. Und die Hierarchie war klar. Wenn sie etwas gesagt haben, dann haben wir das gemacht. Und es gab deshalb auch keine Wutszenen und auch keine Strafen. Ich kann mich nicht erinnern, auch nur einmal bestraft worden zu sein. Deshalb hatte ich wahrscheinlich schon einen sehr guten Hintergrund. Sehr geprägt hat mich auch das Werk von Maria Montessori. Als ich ihr Buch gelesen habe, habe ich bei jedem Satz gedacht: „Das bin ja ich.“
Hinzu kam meine Intuition und das, was ich auf meinen Reisen bei den indigenen Völkern beobachtet habe. Einen großen Einfluss hatte auf mich auch das Buch „Auf der Suche nach dem verlorenen Glück“ von Jean Liedloff. Das hat vieles wieder in Erinnerung gebracht, was ich selber beobachtet hatte. Sie hat völlig Recht mit dem, was sie beschreibt. Beispielsweise das mit dem Nachfolgewille. Das war für mich so klar. Ich renne nie meinem Kind hinterher!
Ist der Begriff „Nachfolgewille“ eigentlich von dir?
Ja! Und ich habe gemerkt, das ist in unserer Kultur völlig gegenläufig. Die Eltern laufen hinter ihren Kindern her. Ich habe das ganz bewusst nicht gemacht und beobachtet, wie sich das Kind verhält. Und. Ja, genau! Wenn ich nicht hinterherlaufe, dann kommt es. So habe ich das sehr bewusst gemacht, dass ich den Kindern nie hinterher gelaufen bin. Das war ein sehr entscheidender Schritt, den ich vollzogen habe. Wenn wir beispielsweise in einem Supermarkt unterwegs waren, habe ich mir den Einkaufswagen geschnappt und sie mussten schauen, wo ich bin. Ich habe mich nicht umgeschaut, wo die sind. Das war nie ein Problem. Wenn sie irgendwo stehen bleiben wollten und was anschauen, dann haben sie gefragt: „Mami, darf ich?“  Und ich habe gesagt: „Okay, ich hole dich dann hier wieder ab.“ Und wir haben etwas ausgemacht zusammen. Aber sie mussten mich fragen, ob das okay ist, und nicht ich sie, ob ich weitergehen darf. Das entlastet unglaublich. Sie gewöhnen sich daran und sie wissen, ich muss schauen, wo die Mutter ist und nicht umgekehrt. Das ist sehr entspannend. Viele haben gestaunt: „Du sagst etwas und deine Kinder machen das!?“ Es gibt eine Episode, über die wundere ich mich heute selbst noch. Ich hatte einen Erziehungs-Kurs zu leiten und habe meinen zweijährigen Jungen in den Kurs mitgenommen. Wir waren 20 Leute. Ich habe vorher noch meine Eltern besucht und er war mit mir zwei Stunden im Auto unterwegs. Dann brauchte ich dort noch eine Stunde, um alles vorzubereiten. Und der Kurs dauerte dann noch zwei Stunden am Abend. Mein Kleiner hat in dieser Zeit nicht eine Sekunde gestört. Ich habe ihm vorher gesagt: „Du, ich muss diesen Kurs geben. Du kannst dir etwas aussuchen zum Spielen.“ Er hat sich ein Auto ausgesucht und hat sage und schreibe zwei Stunden unter den Stühlen der Teilnehmer sein Auto herumgeschoben. Das muss man sich mal vorstellen.
Ein anderes Beispiel: Als wir nach sechs Jahren in Italien in die Schweiz zogen, ging ich mit der ältesten Tochter ins Mutter-Kind-Turnen. Und weil ich am neuen Ort noch niemanden kannte, bei dem ich die Kleinere, sie war damals zwei Jahre alt, hätte abgeben können., musste ich sie mitnehmen. Aber ich wusste, das ist kein Problem. Ich sage ihr einfach: „Schau, ich turne jetzt hier mit deiner älteren Schwester. Du kannst hier an der Turnwand sitzen.“ Ich habe mit der Älteren geturnt und alle haben mich gefragt: „Wie machst du das, dass sie nicht zu dir kommt, nicht reinläuft, nicht stört … Sie sitzt da eine volle Stunde und wartet.“ Da habe ich gesagt: „Das ist für mich normal.“
Du sagst aber auch, es sei wichtig, das Kind genau darauf vorzubereiten, was passieren wird, oder?
Ja, klar! Die Kinder habe ich genau vorbereitet und habe bis ins Detail gesagt, wie es ablaufen soll. Wir hatten einen absolut guten Austausch und sie haben sich ohne Widerstand, dem gefügt, was ich gesagt habe. Bei diesen traditionellen und indigenen Kulturen sehe ich das bei allen Müttern so. Deshalb habe ich das Buch geschrieben (ihr jüngstes Buch: Der kleine Homo sapiens kann’s!: Die natürliche Kompetenz und Selbstständigkeit von Kindern stärken; Anmerkung Uta)und gesagt, wenn Eltern darüber besser Bescheid wüssten, müssten wir keine Energie verschwenden, um es x-mal zu sagen und uns mühsam durchzusetzen. Dann hätten wir auch nicht ständig diese Wut in uns. Ich muss das Kind von Anfang an so begleiten. Dann brauche ich keine Strafen und keine Schreianfälle. Ich kann absolut liebevoll mit meinem Kind umgehen. Und das entspricht unserer Biologie. Die Biologie hat nicht vorgesehen, dass wir so viel Energie in das Verhalten unserer Kinder stecken müssen. Im Kind ist es angelegt zu wissen, dass es auf die Eltern angewiesen ist. Und in Eltern ist es angelegt, liebevoll auf das Kind zu achten. Wir geben genug Nahrung und achten darauf, dass das Kind alles bekommt, damit es sich in diesem Leben gut entwickeln kann. Keinesfalls ist es in der Biologie vorgesehen, dass Eltern ihre Kinder schlagen oder strafen oder Ähnliches tun.
Wenn du aber von Gehorchen und Folgen sprichst, zucke ich zusammen. Die meisten Eltern denken doch heute in bester Absicht: ich mache mein Kind selbstbewusster, wenn ich seine Bedürfnisse ernst nehme und immer danach schaue. Bekommen wir auf deine Weise nicht angepasste Duckmäuser-Kinder?
Nein! Das Kind fühlt sich am wohlsten, wenn es harmonisch zugeht.Was wollen wir? Zugehörigkeit! Ein Teil von etwas sein, verstanden sein, geliebt werden. Das ist das Wichtigste im Leben. Wenn wir das spüren, dann sind wir im Flow. Dann sind wir stark, nicht manipulierbar. Das ist das wirkliche Bedürfnis im Leben. Dann lachen Kinder viel mehr, versenken sich in ihr Spiel, widmen sich ihrer Entwicklung, sind kreativ und verbrauchen nicht ihre Energie, um Macht auszuüben. Wenn ich diese Kinder anschaue, wenn ich den Gesichtsausdruck sehe, wenn ich ihre Wut spüre … Fühlt sich das gut an? Nein, das fühlt sich überhaupt nicht gut an. Die sind überhaupt nicht in ihrer Mitte. Erst wenn sie sich unter der Führung ihrer Eltern sicher und geborgen fühlen, können sie daraus Selbstbewusstsein entwickeln. Dann ruhen sie so in sich, dass sie spüren, dies ist ein schlechter Mensch, gegen den ich mich wehren muss oder nicht. Das heißt nicht, dass sie unterwürfig werden oder allem gehorchen. Als kleiner Mensch muss ich voll in meine Kraft kommen und dann kann ich mich gut wehren. Aber diese zeternden und wütenden Kinder sind doch nicht in ihrer Kraft! Ihnen fehlt das Urvertrauen in die Bindung, die Zugehörigkeit.

Mutter mit sicherem Stand.

In deinen Büchern spielt auch eine große Rolle, dass die Eltern in ihrer Haltung und in ihrem Handeln eine große Sicherheit ausstrahlen. Kannst du ein Beispiel dafür nennen?
Ich habe ja drei Kinder. Eigentlich vier. Aber ich hatte eine Totgeburt zwischen dem zweiten und dem dritten Kind. Deshalb ist der Abstand zwischen dem zweiten und dem dritten ein bisschen größer. So hatte ich nach zwei Mädchen noch einen kleinen Jungen. Wenn ich ihn stillte, merkte ich, dass die großen beiden Mädchen ein bisschen eifersüchtig waren. Da habe ich mir überlegt, ob ich darauf reagieren muss. Muss ich jetzt etwas tun, damit sie weniger Eifersucht empfinden? In dieser Situation habe ich mir selber gesagt: „Nein, Rita, du stillst jetzt den kleinen Stefan genauso, wie du die anderen gestillt hast. Das ist ihr Problem. Sie werden damit fertig werden müssen!“
Das klingt hart. Hat es denn geholfen?
Ja! In dem Moment, in dem ich mir sicher war, dass ich das genauso machen will, war die Eifersucht verraucht. Es war meine Sicherheit und mein Entschluss, keine Schuldgefühle zu haben, der den Mädchen geholfen hat, in der Situation keinen Mangel zu empfinden. Das war auch so ein einschneidendes Ereignis. Das hat mir gezeigt, wie unglaublich wichtig es ist, dass ich der ruhende Pol bin und Sicherheit ausstrahle. Es gibt ein Brüderchen, das versorgt werden muss. Und so, wie es ist, ist es gut. Zugehörigkeit, ein Gefühl von Einheit ist größer und wichtiger als das Individuum. Daraus erwächst Rücksicht, Nachsicht, Empathie.
Liebe Rita, vielen Dank für das Gespräch!

Jetzt bin ich sehr gespannt, was ihr von dieser Sichtweise haltet, und freue mich über eure Erfahrungen, Erkenntnisse zum Thema „Führung in der Familie“.
Immer fröhlich beobachten, was es mit dem Nachfolgewillen auf sich hat,
eure Uta

Dieser Beitrag ist unbezahlte Buch-Werbung.

  • Vom „Nachfolgewillen“ habe ich auch schon gelesen und fand es spannend. Wenn wir auf Wiesen und im Wald unterwegs sind, lebe ich das auch bewusst aus. Aber im Alltag, in Berlin, einfach nicht machbar. Da kann mich keiner von überzeugen- um das „Band“ dehnen und vom Kind wieder lockern zu lassen, sind die Abstände zwischen Straßen und Ecken, um die das Kind mich nicht mehr sehen kann (oder durch die Fülle an Passanten), einfach viel zu klein…

    • Liebe Rike, im Getümmel einer Großstadt würde ich einem Kind auch eher sagen: „Hier gehst du an meiner Hand! Wenn wir dort vorne in die kleine Straße abbiegen, läufst du wieder allein.“ Für mich geht es bei dem, was Rita sagt, auch eher um die innere Haltung der Führung als in jeder Lage und Verkehrssituation stur voraus zu rennen. Liebe Grüße, Uta

  • Ich empfinde vieles was die Autorin sagt als gut und richtig. Allerdings lässt mich diese Äußerung, sie würde niemals ihren Kindern nachrennen etwas ratlos zurück…Mein Kleiner lief bereits mit 9 Monaten und hatte einen unbändigen Bewegungs- und Entdeckungsdrang. Und der Kleine ist einige Monate ausschließlich gerannt statt gelaufen. Hätte ich ihren Ratschlag befolgt, wäre mein Kleiner heute wohl nicht mehr am Leben…

    • Liebe Isabel, beim Kronprinzen war das auch so. Da war es gut, Sportschuhe zu tragen. Einmal in Frankreich haben wir ihn sogar im Wald verloren und Spaziergänger haben ihn uns wiedergebracht (unseren Adrenalin-Spiegel kannst du dir vorstellen). Aber natürlich war er es von Anfang an gewöhnt, meinen Atem im Nacken zu spüren, weil ich wirklich überbesorgt war. Wären Zeitreisen möglich, würde ich ausprobieren, was Rita beschreibt. Ich glaube, ich hätte sehr viel weniger Stress gehabt. Aber auch ohne Zeitreise bin ich überzeugt, dass es selbst mit älteren Kindern besser funktioniert, wenn wir uns immer wieder darauf besinnen, Fels in der Brandung zu sein statt Helikopter. Liebe Grüße, Uta

  • Liebe Uta,
    ich bin auch etwas zwiegespalten. Einerseits finde ich es toll, dass die Autorin dafür plädiert, aufs Bauchgefühl zu horchen, das verlernen wir immer mehr. Andererseits haben manche Beschreibungen für mich etwas von Hundeerziehung mit wenigen aber deutlichen „Befehlen“. Auch das Beispiel mit dem Kind auf dem Tisch. Natürlich entspannt es die Kinder, wenn die Eltern entspannt sind. Aber es gibt offenere und in sich gekehrtere Kinder, die mehr Zeit brauchen, sich auf neue Menschen und Umgebungen einzustellen. Die brauchen dann vielleicht trotzdem noch einmal mehr die Rückversicherung durch die Eltern. Und dann dieses: ich erkläre bis ins kleinste Detail, was passiert. Das mache ich dann, wenn Dinge passieren, die wehtun oder erschrecken können (Impfung, OP, Schreckszene im Film). Aber wenn ich meine Kinder volllabere, dann schalten sie ab und hören garnicht mehr zu. Das widerspricht sich für mich: einmal nur eine einzige Aufforderung, andererseits bis ins kleinste Detail.
    Aber wie schon gesagt, ich bin zwiegespalten. Den Nachfolgewillen kann ich verstehen WENN die Eltern sich aufs Kindertempo einstellen. Ich weiß noch, wie schlimm ich es immer fand, wenn ich beim Spazierengehen Schuhe binden musste und meine Mutter meinte, sie wartet, dann aber ganz langsam weitergegangen ist. Deshalb sage ich in so Situationen meinen Kindern, dass ich langsam weitergehe und sie sehe.
    Liebe Grüße
    Dana

    • Liebe Dana, ich verstehe, dass du das als Widerspruch empfindest, wobei Rita sicher kein „Volllabern“ meint. Sie schrieb mir nochmal erklärend, dass sie mit dem Kind vorher gesprochen hat „damit das Kind wie einen Film bekommt, nach dem es sich dann richten kann.“ Mein Eindruck ist, dass Kinder eher „Mama-taub“ werden von den vielen Wiederholungen von genervten Eltern als davon, eingeweiht zu werden in den Plan für ein außergewöhnliches Ereignis. Danke für deinen Beitrag! LG Uta

  • Liebe Uta,
    ich musste teilweise auch ganz schön schlucken bei dem Interview.
    Manches fand ich total nachvollziehbar (weil am eigenen Leib erfahren :)): seit ich beim Zähne putzen klarer bin (auch durch Deine Posts :)), bin ich zwar immer noch bereit auf viele Wünsche beim Zähne putzen einzugehen, aber Zähne werden geputzt und seitdem geht es mit weniger „Theater“ – einfach, weil ich klarer bin.
    Das Thema „Bauchgefühl“ finde ich schwierig. Ich glaube, dass unser Bauchgefühl oft nicht stimmt – denn wir sind ja auf eine bestimmte Art und Weise geprägt und erzogen worden, die aus meiner Sicht eher gegen das Bauchgefühl sprechen (ich bin z.B. so gut wie nie geschlagen worden, aber dennoch gehöre selbst ich mit Ende 30 noch einer Generation an, deren Eltern (häufig) geglaubt haben, dass eine Ohrfeige schon nicht schade.
    Was mich echt misstrauisch macht, aber das ist sicher berufsbedingt, ist, wenn sie schreibt (oder es beim Lesen so für mich wirkt), dass ihre Kinder wenig wütend gewesen seien. Das ist mit das erste, was ich in meiner Arbeit mit meinen PatientInnen erhebe: „Durften Sie Wut in ihrer Kindheit empfinden? Durften Sie diese zeigen?“. Es ist doch auch hirnphysiologisch total klar und wichtig, dass bei Frustration Wut entsteht und Kinder diese dann auch zeigen. Das heißt ja nicht, dass man alles „durchgehen“ lassen muss, aber die Kinder in ihrer Wut akzeptieren und begleiten finde ich extrem wichtig. Sonst passiert das, womit so viele Menschen zu kämpfen haben: ihre Bedürfnisse/Grenzen werden verletzt und sie trauen sich nicht das anzusprechen bis dahingehend, dass es ihnen irgendwann psychisch schlecht damit geht.
    Liebe Grüße,
    Bianca

    • Liebe Bianca, das ist ja heftig mit den Ohrfeigen. Obwohl ich älter bin als du, habe ich das zum Glück nicht erleben müssen. Zur Frage mit dem Bauchgefühl hat mir Rita auch noch einmal geschrieben:
      „Natürlich stimmt das mit dem Bauchgefühl, wenn die Prägung falsch ist, kann man sich in der Erziehung tatsächlich nicht aufs Bauchgefühl verlassen, denn dieses wird sagen: Schlagen, wenn ich selbst geschlagen worden bin.“
      Dass negative Gefühle zulässig sein müssen, finde ich auch. Sonst ist das, als würde man einen Wasserball unter die Oberfläche drücken. Er kommt an anderer Stelle garantiert wieder hoch.
      Aber kennst du das? Kinder, die permanent unzufrieden, im Widerstand oder wütend sind? Wenn ich als Eltern total darauf einsteige, züchte ich das regelrecht. Das kennt man ja auch als Erwachsener, dass es quasi eine Anleitung zum Unglücklichsein ist, wenn ich mich ständig im Widerstand gegen die Realität befinde. Vor diesem Hintergrund finde ich das Eifersuchtsbeispiel von Rita gut: Nicht darauf einzusteigen und die Kinder nicht in einem aufkommenden Mangelgefühl zu bestärken, kann sehr wertvoll für sie sein. Das ist mehr als „Gefühle ernst nehmen“, das ist Gefühlsmanagement.
      Herzliche Grüße, Uta

    • Hallo Uta,
      danke für den Artikel! Ich bin auch unentschlossen und schließe mich Bianca an: Was ist mit der Wut die da sein darf? Was ist mit der Aussage, die ich mal in einem Vortrag hörte: Aufgabe Nummer eins eines Kindes sei es, Machtkämpfe auszutragen?
      … und andererseits bestärkt mich all das oben Geschriebene: Ich erziehe anscheinend an manchen Stellen recht biologisch und erwecke den Nachfolgewillen – und kam mir dabei manchmal falsch vor, weil nicht viele so erziehen.
      Trotzdem erkenne ich an meiner jetzt 6 jährigen Tochter und dem 4 jährigen Sohne meine mangelnde Führung: Und nun meine Frage: Wie bekomme ich das denn wieder eingefangen? Wenn ich nun morgen klar vorgebe: Es werden Zähne geputzt – Dann werden sie es ja nicht plötzlich machen. Wie bekomme ich die Führung wieder?
      Freundliche Grüße,
      Fanny

  • Das mag ja bei Rita und ihren Kindern funktionieren. Bei mir und meinen Kindern eher nicht. Und wo ist eigentlich der Vater der Kinder? Und was, wenn man es aus Ritas Sicht schon seit Jahren falsch gemacht hat? Ich bin eher ratlos…

    • Liebe SteffiFee, meine Interviewpartnerin bezieht sich nicht nur auf ihr privates Leben, sondern vielmehr auf ihre jahrzehntelange therapeutische Begleitung von Kindern, Müttern und Vätern. Liebe Grüße, Uta

  • Liebe Uta,
    das Interview lässt auch mich zwiegespalten zurück. Was Rita sagt, klingt so naheliegend, so traumhaft. Und genau da beginne ich zu grübeln und merke, wie sich etwas in mir sträubt.
    Vielleicht, weil ich mich ertappt fühle. Weil ich genau den Wunsch hatte/habe, eine wundervolle, klare, liebevolle Mama zu sein. Von Anfang an meinen Kindern eine Kindheit bieten wollte, geprägt von Geborgenheit, Liebe, Gemeinschaft.
    Und wie rasend schnell ich gemerkt habe, dass ich diese Kindheit nicht alleine schaffen kann. Wie ich gekämpft habe, gegen die unterschiedlichen Auffassungen von „Führung“ innerhalb der Familie, bzw. im Umfeld und wie sich dadurch Unsicherheit breit gemacht hat.
    Und beim Lesen bricht diese Wunde auf, der Traum von einer heilen Welt, den ich meinen Kindern nicht bieten konnte. Weil ich so bin, wie ich bin. Weil der Papa so ist, wie er ist. Weil unser Umfeld so ist, wie es ist. Kein indiges Volk, kein liebevoller Bullerbü-Ort. Weil wir selbst nicht so aufgewachsen sind und keine „intuitive“ Richtschnur in uns haben, die uns selbstverständlich aufspüren lässt, was unsere Kinder zum Großwerden brauchen.
    Ja, ich bin für Führung. Noch viel mehr bin ich dafür, dass Eltern so Eltern sein dürfen, wie sie sich wohlfühlen. Und wenn sie sich nicht wohlfühlen, wünsche ich ihnen einen Ansprechpartner, der ihnen feinfühlig dabei hilft, einen Weg zu finden, der für sie passt, statt ihnen einen „richtigen“ Weg aufzuerlegen.
    So wie ich es auf der Homepage gelesen habe, hat Rita auch die Erfahrung gemacht, dass es viele „richtige“ Wege gibt, die sich aus einem anderen Blickwinkel als doch nicht richtig herausstellen. Bei ihren Worten im Interview (das Buch habe ich nicht gelesen), kommt es aber nicht so rüber. Da habe ich eher den Eindruck, dass ihr „richtig“, das echte „richtig“ ist. Es kann eine hilfreiche „Richt“schnur sein für frischgebackene Eltern. Für die, bei denen das Kind sprichwörtlich schon in den Brunnen gefallen ist, eher weniger. Da braucht es einen weniger idealisierten Ansatz. Glaube ich.
    Deshalb mag ich Deinen Blog so sehr. Weil ich hier das Gefühl bekomme, dass nicht alles perfekt laufen muss. Weil ich mir Anregungen holen kann, die mich aufbauen, statt runterzuziehen (ach hätte ich doch, oder könnte ich/die anderen doch so sein…). Weil sie mich da abholen, wo ich stehe. Oder ich merke, dass es doch ganz gut läuft. Meistens.
    Viele liebe Grüße,
    Marie

    • Liebe Marie, jetzt geht mir ein wenig die Puste aus, auf alle Kommentare wirklich einzugehen. Ich danke dir auf jeden Fall für deinen großen Beitrag! „Richtig“ oder „falsch“ sind tatsächlich wenig hilfreiche Kategorien. Es geht eher darum zu gucken, was für welche Familie funktioniert oder nicht funktioniert. Ich glaube auch nicht, dass alles vermasselt ist, wenn man nicht von Anfang an einen klaren Führungsstil hat. Bei mir war das nicht der Fall. Im Gegenteil. Deshalb ist es mir so ein Anliegen, ganz frisch gebackenen Eltern solches Wissen anzubieten. Aber auch später kann ich mich immer wieder auf meine Führungsrolle besinnen, kann überlegen, wofür stehe ich in dieser oder jener Situation. Und dann ist es auch gar nicht so entscheidend, ob der Partner oder das ganze Umfeld mitzieht oder nicht. Kinder können sehr wohl unterscheiden, wer für welche Werte steht. Unterschiedlichkeit ist da sehr bereichernd. Die Veränderung, um die es in dem aktuellen Beitrag geht, ist eine Tiefgreifende, nämlich die der inneren Haltung. Nichts ist nachhaltiger als das. Und dafür ist es nie zu spät.
      Bitte nicht entmutigen lassen! Herzlichst, Uta

    • Liebe Uta,
      ich bin zufällig auf dieses Interview gestoßen. Aus beruflicher und privater Erfahrung kann ich nur bestätigen, dass Führung wichtig ist. Nur beschreibt Rita Führung als Gehorsam in diesem Interview. Klare Haltung und Führung brauchen Kinder genauso wie Empathie! Das Kind ist eifersüchtig? Ich gehe auf das Gefühl ein. Es hat seine Berechtigung und hinter jedem Gefühl steht ein Bedürfnis. Natürlich geht es nicht darum JEDES Bedürfnis zu befriedigen. Allerdings möchte das Kind verstanden werden. Wenn Kinder keinerlei Wutanfälle haben und gehorsam ruhig sitzen und warten, sagt mir mein Bauchgefühl, dass das nicht der Natur eines Kindes entspricht. Unsere Gesellschaft hat hierfür Namen wie ‚artig‘, ‚lieb‘ und gemeint ist nichts anderes, als, dass die Kinder nicht stören. Andere Menschen nicht stören. Ich persönlich stehe eher hinter der Haltung der Gewaltfreien Kommunikation. Auch da geht es natürlich um Führung, gleichzeitig auch Empathie, viel Empathie. Vielleicht habe ich das Interview nicht so verstanden, wie Rita es rüber bringen wollte.
      Liebe Grüße
      Ina

  • Hmm… ich muss ganz ehrlich sagen, dass mir diese Art der Erziehung zu streng strukturiert ist und zu wenig auf individuelle Gegebenheiten eingeht. Mich beschleicht das Gefühl, die Vereinnahmung durch das Kind sei die größtmögliche lauernde Gefahr. Jeder Mensch ist anders, jede Familie ist anders, jede Ehe ist anders, jede Mutter darf es anders machen und es mag sein, dass es bei dieser Familie zufällig geklappt hat, dass die Kinder relativ entspannt durch den klar definierten Rahmen funktionieren und dass sie auf eine gechillte Mutter mit einer natürlichen Autorität getroffen sind. Bestimmt macht so eine Art der Struktur das Leben leichter und lässt keinen Spielraum für zuviel Diskussion. Aber Leben besteht aus viel mehr, als aus Funktionieren und aus Macht. Familienleben kann zeitweise chaotisch sein und in der Krise, man kann bei mehreren Kindern immer eines haben, was aus der Reihe tanzt und spezielle Bedürfnisse hat. Und das entsteht oft nicht deshalb, weil es eine Orientierungslosigkeit oder ein Machtvakuum gibt -was bestimmt nicht gut für Kinder ist- sondern weil Menschen viel mehr durch ihre Anlagen geprägt sind, als durch Erziehung. Ich bin eine wenig organisierte Mutter mit drei Kindern im Abstand von jeweils 6 Jahren, ausserdem Künstlerin, also tendenziell chaotisch. Ich habe bei meinen Kindern immer auf mein Bachgefühl gehört und versuche, mein Leben zu lieben, zu genießen und auf meine Bedürfnisse zu achten. Das ist meine Art, Vorbild zu sein. Das Leben ist interessant und schön und es birgt Überraschungen und Wunder. Wieso soll ich also ignorant ohne Blick zurück durch einen Supermarkt laufen und die Welpen sollen ihren Rudelchef nicht verlieren? Das ist die komplette Vereinfachung der menschlichen Natur. Ich bin kein Freund von „Erziehungsreligionen“, weil das Leben dazu zu kurz ist… allerdings für das Training mit unserem jungen Hund finde ich darin durchaus interessante Ansätze.

  • Liebe Uta,
    ich habe die kritischen Kommentare gelesen und kann verstehen, dass viele Eltern zunächst Zweifel haben und nicht richtig glauben, dass das, was Rita Messmer sagt, auch so zutrifft oder umzusetzen ist. Aber ich als Vater von drei Kindern kann das tatsächlich bezeugen. Man muss dazu allerdings die Bücher von Rita Messmer genau lesen. Sie geht tatsächlich ganz nach dem Kontinuum-Konzept von Jean Liedloff. Die Babys und Kleinkinder werden auf der biologischen und nicht auf der kognitiven Ebene abgeholt. Das heißt, die Eltern verhalten sich schon von Anfang an so, dass sich das Kind automatisch richtig verhält und sich so dem sozialen System, in das es hineinwächst, anpassen lernt.
    So wie das kleine Kätzchen sich erst nur langsam von der Mutter entfernt, tut dies auch ein Krabbelkind. Dabei rückversichert es sich ständig bei seiner Haupt-Bezugsperson – in den meisten Fällen ist das die Mutter. Diese sollte keinen Ehrgeiz zeigen, das Kind von allen möglichen Gefahrenherden zu entfernen oder es davon fernzuhalten. Schon gar nicht darf sie hinter ihm herlaufen. Viel besser und effizienter arbeitet sie über Körpersignale und gibt dem Kind so zu verstehen, dass es selbst die Verantwortung übernehmen kann und sich von der Gefahr fernhält oder nur in der schutzgebenden Sicherheit der Mutter Gefahren auskundschaftet; das Kind weiß dann nämlich, dass die Mutter notfalls eingreifen würde. Und so öffnen die Kinder ihre Wahrnehmungssinne für die Signale der Mutter und reagieren sehr sensibel auf diese – und dies trifft nicht nur auf den Nachfolgewillen zu.
    Das führt dann tatsächlich zu einem sehr harmonischen Familienleben, wo man ohne Schreien, Strafen, Drohen oder manipulative Mittel wie Belohnen oder Bestrafen auskommt und die Kinder aber wirklich auf die Eltern hören. Und das ist etwas fundamental anderes als Dressur! Vielmehr ist das dann tatsächlich der evolutionäre Code, von dem sie schreibt, wonach sich Kinder ohne Aufwand in eines soziales System einfügen, weil nur diese soziale Zugehörigkeit ihnen den nötigen Schutz und die Geborgenheit gibt, die sie zum Leben brauchen.
    Danke, liebe Uta, für diesen tollen Blog

    • Lieber Hans,
      ich glaube nicht, dass es nicht möglich wäre. Doch meist kommen die Fragen ja erst, wenn etwas nicht so klappt, wie wir es wollen. Oder die Leser hier sind vermutlich überwiegend Eltern, deren Kinder eher aus dem Baby-/Kleinkindalter raus sind. Und dann haben wir Eltern es ja schon vermasselt.
      Oder die Umsetzung ist so gar nicht möglich. Weil der andere Elternteil nicht überzeugt ist und es anders handhabt. Und weil wir selbst andere Erfahrungen gemacht haben, die uns anders handeln lassen, als es die Natur vorgesehen hat. Weil wir eben doch unsicher sind, weil von dem Moment an, in dem wir wissen, dass wir Eltern werden, von allen Seiten Ratschläge aller Art bekommen und es nicht vermasseln wollen. Die Fülle an Informationen muss man erstmal filtern können. Und dann wollen wir Frauen modern sein und unabhängig und fangen wieder an zu arbeiten, wenn das Kind 1 Jahr alt ist… Wir reiben uns auf, um alles „richtig“ zu machen.
      Und dann im Nachhinein zu erfahren, dass man es falsch gemacht hat. Und es hätte doch so viel einfacher sein können, wenn wir nicht so verkopft wären, das ist schon ganz schön schmerzlich und wenig hilfreich.
      Für die Menschen, die Eltern werden/gerade geworden sind, könnte es durchaus hilfreich sein. Wenn sie sich dann beide für den einen Weg entscheiden und sich darin sicher sind. Und alle anderen Ratschläge ausblenden können. Und die ersten Jahre bei den Kindern bleiben.
      Viele Grüße,
      Marie

    • Lieber Hans, liebe Uta,
      erstmal finde ich es schön, dass so eine lebhafte Diskussion entstanden ist (und so fair).
      Vorab: ich habe das Buch leider nicht gelesen, das kommt gleich auf meine „to-read“-Liste. Deswegen weiß ich auch nicht, ob sich meine Fragen/Gedanken nicht automatisch beim Lesen entwirren würden.
      Ich glaube, wo ich gedanklich hänge ist an folgender Stelle: ich kann mir gut vorstellen, dass dieser eher „evolutionär-biologisch-intuitive“-Erziehungsstil gut funktioniert, wenn man es von Anfang an so macht (und sicher kann man es auch später noch so versuchen umzusetzen). Aber indigne Völker sind doch eher kollektivistische Kulturen, die zusammen auf ein gemeinsames Ziel hin arbeiten. Wir sind eine eher individualistische Kultur, die persönliche Bedürfnisse stärkt und das Individuum in den Mittelpunkt stellt (und beide Beschreibungen meine ich wertfrei). Ich habe Bauchschmerzen dabei mir vorzustellen, dass ich mein Kind eher dazu erziehe zu folgen als dazu eigene Bedürfnisse wahrzunehmen und durchzusetzen und gleichzeitig einfühlsam und respektvoll mit den Bedürfnissen anderer umzugehen. Damit man letzteres kann, muss doch aber erstmal auch ersteres erleben: nämlich dass die eigenen Bedürfnisse wichtig sein dürfen, dass man „Nein“ sagen, wütend sein darf. Nicht umsonst heißt das ja Autonomiephase. Und die Schlussfolgerung, dass die Kinder sich dann so sicher fühlen, dass sie spüren, wer ihnen „Böses“ will, wer Ihnen nicht gut tut und sich dann wehren, kann ich nicht so richtig glauben.
      Und an der Stelle frage ich mich: passt dieser „Erziehungsstil“ einer anderen Kultur wirklich zu unseren Prägungen und unserem Gesellschaftsstil oder ist meine Angst und mein Unbehagen bei diesem Gedanken der Befürchtung geschuldet, dass mit der obigen Erziehung meine Kinder sich auch (zu) wenig durchsetzen, sich trauen und zu angepasst sind wie ja viele in meiner und den vorherigen Generationen erzogen worden sind?
      Und beim Lesen merke ich, dass das alles natürlich sehr Schwarz-Weiß ist und so ja ohnehin nicht funktioniert. Aber vielleicht konnte ich den Grundgedanken meines Unbehagens nachvollziehbar formulieren …
      Liebe Grüße

  • Liebe Uta, da klingt vieles plausibel. Ich wünschte, ich könnte nochmal von vorne anfangen, bin ich doch auch einst ziemlich hinter meinem ältesten hergelaufen…, liebe Grüße Marietta

  • Also jetzt mal ganz ehrlich…ein 9 Monate altes Kind kennt noch nicht das Phänomen „Elektrozaun“ auf einer Koppel. Soll ich also als Mama hinnehmen, dass das Kind da eventuell reinstolpert, weil ich ihm partout nicht nachlaufen will?! In der Theorie ist das alles super, in der Praxis würde ich die mit ihren Kindern sehen wollen, die hier behaupten, Körpersignale würden reichen…

    • Liebe Isabel, Rita hat mir dazu nochmal geschrieben:
      „… ich sehe selbst, wenn man vom Nachfolgewille spricht, ist es vielen nicht klar, wieso das funktionieren soll, weil niemand daran denkt, weil das auch niemand erklärt, dass wir ein soziales Nervensystem haben, das schon von Lebensbeginn an viele Impulse vernetzt, die dann dafür verantwortlich sind, wie wir uns in unserer Familie und Umwelt zurechtfinden. Wenn ich gesehen habe, wie auf den floating islands (schwimmende Inseln) in Peru ein ca. 1 1/2 jähriges Kind am Wasserrand sitzt und mit einem Stecklein aufs Wasser schlägt – wohlgemerkt ohne Geländer oder etwas, das es hätte halten können, während die Erwachsenen in aller Ruhe ein Haus zusammen aufstellen. Niemand schaut nach dem Kind, aber das Kind fällt auch nicht hinein. Wohlverstanden es gibt da kein Ufer, unter der Insel ist das Wasser tief. Bei uns würde man eine Aufsichtsbehörde vorbei schicken. Grund: Vernachlässigung. In Amerika ist es ja bereits so, dass die Polizei vorbeikommt, wenn ein Kind alleine draußen spielt. Wir leben da in einer riesigen Diskrepanz.“

  • Toller Artikel/Interview, bin sehr erstaunt über die skeptischen Kritiken, zumal ich an meinen beiden Kindern zwei Beispiele habe.
    Seit nun bald zwei Jahren bin ich nach 10 Jahren Babypause Mutter einer Tochter. Wir praktizierten seit Geburt windelfreie Erziehung, gestützt auf die vielseitige Literatur von Rita und Intuition von mir als Frau und Mama. (windelfrei heisst für mich nicht vollkommen ohne Windeln, wir gingen aber mit dem Thema im Sinne der Biologie bewusst um, was heisst, unsere Tochter kümmert (zu Beginn natürlich mit meiner Unterstützung) sich um ihre Ausscheidungen und braucht seit Ihrem 13. Lebensmonat weder am Tag noch in der Nacht Windeln.)
    Nebst windelfrei halte ich mich an die Gegebenheiten der Biologie und stelle seit dem ersten Tag fest, dass sich der Familien- bzw. Kinderalltag, mit sehr wenig Aufwand, viel Liebe und klarer Führung, für Kind und Umfeld leicht bewältigen lässt.
    Ein Kind will lernen, sich entwickeln und benötigt nebst Eltern als enge Bezugs- und Begleitperson Liebe. Die klare und insb. überzeugte Führung der Mutter/Eltern ist dabei meiner Ansicht nach elementar.
    Vor 12 Jahren, als sehr junge Mutter meines Sohnes bin ich oftmals unsicher und ohne feste Überzeugung durch den Mama-Alltag gegangen. Gerade als damaliges Einzelkind hatte er den Fokus von uns als Eltern rund um die Uhr was sich mit zunehmendem Alter in Form von Unsicherheit und mangelndem Selbstvertrauen äusserte.
    Unserer Tochter (Frühgeburt 34. SSW) jedoch versuchte ich, gestützt auf die Grundsätze der sensiblen Phasen von Rita, schnellst möglich Verantwortung und Vertrauen es selbst zu tun abzugeben.
    Nicht weniger liebevoll jedoch um Welten entspannter gestaltet sich der Familienalltag mit Ihr.
    Ich stelle immer wieder fest, dass ich mit meiner Überzeugung und Handhabung (windelfrei, langzeitstillen, u.v.m.)in der heutigen Gesellschaft zur klaren Minderheit gehöre, mich oftmals rechtfertigen „müsste“ und als befremdend angesehen werde.
    Was Generationen vor uns als NORMAL und selbstverständlich galt, ist heute weitgehend TABU…schade den unsere „Kinder können’s, sofern wir’s zulassen“!

  • Vielen herzlichen Dank für das tolle Interview mit Rita.
    Ich habe einige Bücher von Rita gelesen, als meine Tochter wenige Monate alt war. Mein Mann und ich haben darauf versucht die Anregungen umzusetzen. Das Thema „Windelfrei“ bzw. das Ziel, möglichst früh von den Windeln wegzukommen, war der Auslöser für das Erkennen der folgenden sensiblen Phasen, welche Kinder natürlich durchlaufen. Unsere Beobachtungsgabe wurde viel differenzierter und es war interessant zu erkennen, welche natürlichen Lernphasen unsere Tochter gerade durchlief. Vieles, was ich bei Rita gelesen hatte, stimmte mit meinem Bauchgefühl/mit meiner Intuition überein. Was ich unbedingt lernen und umsetzen wollte, war ihr Ausdruck „Liebevoll aber bestimmt“ – das ist mir geblieben und hat mir persönlich sehr geholfen. Ein Kind versucht stets die Aufmerksamkeit zu erhalten. Ich würde sagen, dass ich bei meiner Tochter länger auf all ihre Bedürfnisse eingegangen bin, als Rita es empfiehlt, weil ich dachte, dadurch eine bessere Mutter zu sein. Irgendeinmal aber merkte ich, dass ich mich eher nach meiner Tochter richtete, als sie sich nach mir. Das machte mich stutzig und unsicher, es war mir dann auch zu stressig – das war doch verkehrt und konnte nicht stimmen, dachte ich mir. Schliesslich war ich diejenige, welche den Alltag mit all dem Haushalt, Einkauf und der Arbeit leisten musste, da konnte ich auch nicht mehr auf all diese Bedürfnisse eingehen und vor allem merkte ich, dass meine eigenen Bedürfnisse nun hinten anstanden. Mir war es jedoch wichtig, dass meine Tochter später in ihrem Leben auf ihre Bedürfnisse hören würde. Dafür musste ich ihr das aber vorleben, denn die Eltern sind für das Kleinkind stets das Vorbild – so wie sie agieren, muss es richtig sein – das gibt die Biologie vor.
    Die Mischung, welche Rita in ihren Büchern anspricht, war für mich sehr unterstützend: Ich führe, wo es wichtig ist zu führen, da ja meine Tochter von mir lernen will/muss – ich gebe ihr aber unbedingt dort den Raum, wo ich nichts zu führen habe. Da kann sie ihre Kreativität ausleben, kann ihre Rollenspiele durchführen, kann den Stift so halten wie sie es für richtig erachtet etc. Meine Führung wird dadurch und mit der Zeit immer kleiner, denn für sie ist die Situation klar. Das Vertrauen ist vorhanden und zwar auf beiden Seiten. Wenn sie einmal doch nicht will, lasse ich ihre Frustration liebevoll zu, denn ich weiss, dass es in der heutigen Zeit äusserst wichtig ist, seine Gefühle zuzulassen, aber auch selbständig damit umzugehen und gestärkt aus der Situation zu gehen, ohne daran zu zerbrechen – schliesslich wird das später im Leben auch so sein. Wenn Frustrationen von klein an Schritt für Schritt zugelassen werden, kommen sie im Alltag immer weniger vor. Das Kind hat gelernt damit umzugehen.
    Es ist wirklich so, wie Rita es schreibt: Für die Kinder, welche so „erzogen“ wurden, ist Vieles im Alltag selbstverständlich und klar.
    Als letzten wichtigen Punkt aus Rita’s Büchern, welchen ich an dieser Stelle erwähnen möchte, ist derjenige des liebevollen Umganges mit den Kleinen: Dem Kind mit Respekt und Liebe begegnen, dem Kind wirklich in die Augen zu schauen, sich dem Kind voll und ganz zuwenden für eine bestimmte Zeit über den Tag verteilt und wirklich mit ihm spielen, statt immer mal wieder etwas zwischendurch ohne wirklich beim Kind zu sein und einfach nur Freude und Dankbarkeit an dieses kleine Geschöpf zu haben.

  • Liebe Milli, danke, dass du geschrieben hast. Es ist für mich sehr wertvoll, von deinen Erfahrungen zu lesen. Vor allem diese Passage: „Schliesslich war ich diejenige, welche den Alltag mit all dem Haushalt, Einkauf und der Arbeit leisten musste, da konnte ich auch nicht mehr auf all diese Bedürfnisse eingehen und vor allem merkte ich, dass meine eigenen Bedürfnisse nun hinten anstanden. Mir war es jedoch wichtig, dass meine Tochter später in ihrem Leben auf ihre Bedürfnisse hören würde. Dafür musste ich ihr das aber vorleben, denn die Eltern sind für das Kleinkind stets das Vorbild – so wie sie agieren, muss es richtig sein – das gibt die Biologie vor.“
    Herzliche Grüße, Uta

  • Dank Rita Messmer erleben wir mit unseren 4 Kindern einen sehr harmonischen, respektvollen, liebevollen Familienalltag. Zu Beginn wendeten wir die Windelfrei-Methode an und waren begeistert, als es funktionierte und wir die Signale der Kinder immer mehr erkennen konnten. Bestärkt durch diese Erfahrung versuchten wir uns mit dem Umgang der Gefahren und dem Nachfolgewillen. Wo wir waren wollten auch unsere Kinder sein, egal ob zu Hause oder beim Einkaufen. Wir begleiteten unsere Kinder auf ihrer Entdeckungsreise und nahmen ihre Signale wahr. Wenn sie neue Dinge erkundeten, rückversicherten sie sich mit Blicken bei uns. Mit unserer Körpersprache und allenfalls einer kurzen Erklärung konnten wir ihnen zeigen, ob eine Gefahr vorhanden war oder nicht. Wir verschlossen keine Steckdose, verriegelten keine Treppe, sicherten keinen Herd, es funktionierte einwandfrei. Die Kinder fühlten sich verstanden und ein grosses gegenseitiges Vertrauen auf einer liebevollen Basis entstand. Ebenfalls liess unsere Körpersprache beim Nachfolgewillen keine Zweifel offen und so erlebten wir dies als sehr entspannend. Für unsere Kinder war immer klar, dass sie sich nach uns orientieren mussten und nicht umgekehrt. Keines unserer Kinder lief einfach weg, ohne sich zu versichern, dass es ok ist. Wo wir waren, fühlten sie sich wohl und erkundeten die Umgebung, je nach Alter, in immer grösserem Umkreis. Es war uns sehr wichtig, die Kinder immer offen zu informieren und sie konnten sich immer auf unser Wort verlassen. Unsere Kinder sind nun junge Erwachsene und uns wird oft gesagt, dass sie eine sehr hohe Sozialkompetenz haben. Wir sind extrem dankbar, dass Rita Messmer ihre Erfahrungen in Erziehungskursen und Büchern weitergibt. Mit dieser Art Erziehung gab es Raum für die Bedürfnisse unserer Kinder wie auch für unsere eigenen Bedürfnisse.

  • Liebe Uta,
    jetzt bin ich doch sehr neugierig auf die Bücher.?
    Gibt es eines, welches du zum „Einstieg“ empfehlen würdest?
    LG

    • Liebe Bianca, ich habe nur ihr neuestes Buch gelesen. Demnächst werde ich mir „Ihr Baby kann’s“ vornehmen. Davon verspreche ich mir, die Grundlagen besser zu verstehen und mir mehr Klarheit zu verschaffen über die Stellen, die bei mir im neuen Buch Widerspruch auslösten. Herzliche Grüße und danke für dein Offen-Sein für neue Sichtweisen! Uta

  • Liebe Uta, herzlichen Dank für diesen Beitrag. Es hapert bei uns genau an dieser inneren Einstellung, der innere Kompass ist „falsch“ gepolt, vor allem, wenn man in ganz schlechten sozialen Verhältnissen (phys. und psych.Gewalt, Alkohol, Depressionen, Geldnot, ganz viel etc.) wie mein Mann und ich aufgewachsen ist und das nicht wiederholen will (dafür ins andere Extrem wie oben beschrieben gehen..). Aber auch wenn wir nie so gute Eltern wie Rita und Ihr Mann werden, wir versuchen unser Bestes und Du hilfst uns dabei sehr mit Deinem Blog. Danke und liebe Grüße

  • Liebe Uta,
    mein Sohn hat bei aller Klarheit von meiner Seite nicht so gehandelt, wie es laut Rita Messmer hätte geschehen müssen.
    Ich habe ihm immer viel zugetraut und oft ist er mir gefolgt, trotzdem brauchte er lange viel Mama, viel Unterstützung und viel Aufmerksamkeit, geahnt habe ich es immer und im Nachhinein ist es mir klar: er hatte gute Gründe dafür.
    Schwierig für mich war das Misstrauen, was mir entgegengebracht worden ist, wenn ich z.B. auf seine Wünsche nach Nähe oder nach Hilfe (auch wenn er Dinge schon konnte) eingegangen bin und ich habe dann manchmal an meinem Handeln gezweifelt.
    Meine Devise war und ist, wenn er (das denke ich bei allen Menschen) es könnte, würde er es tun. Aus dieser Haltung biete ich Unterstützung an oder erfülle Wünsche (ich habe meinem Sohn als Kleinkind z.B. Schokolade gekauft, weil er sehr darum geweint hat und habe ihm gesagt: „Ich merke du schaffst es gerade nicht, darauf zu verzichten, also entscheide ich jetzt, dir Schokolade zu kaufen.“).
    Er hat es z.B. als Kleinkind nicht geschafft mich längere Zeit ungestört arbeiten zu lassen. Also mussten wir Lösungen finden, die für uns beide passten. Das hat sehr oft sehr gut funktioniert.
    Leider habe ich mich aber entgegen meiner Intuition von meiner Familie beeinflussen lassen und deswegen ein paar Lösungen ausprobiert, bei denen mein Sohn ganz klar signalisiert hat, dass das für ihn nicht geht. Das hat zu einigen sehr unschönen Erfahrungen geführt (z.B. in Kindertageseinrichtungen).
    Bei Arztbesuchen z.B., habe ich ihn immer nach seiner Meinung gefragt und diese bei meiner Entscheidung, ob wir weiterhin in diese Praxis gehen, berücksichtigt. Eine Entscheidung, die ihn befrifft, möchte ich nicht treffen, ohne seine Meinung zu kennen, diese ist mir wichtig, denn er hat ein gutes Gespür dafür, welche Menschen ihm wohlgesonnen sind und ihm gut tun. In dem Interview berichtet die Autorin von Eltern, die ihrem Kind die Entscheidung überlassen wollten, ob es weiter zur Therapie möchte. Vielleicht wollten sie das gar nicht, sondern nur die Meinung des Kindes hören?
    Mir ist wichtig zu betonen, dass ich es nicht einfach finde zu erkennen, ob ein Kind in einer bestimmten Art und Weise handelt, weil scheinbar die Führung fehlt oder ob es andere Gründe für sein Handeln gibt. Obwohl es oft so ausgesehen haben mag, als würde mein Sohn Macht über mich ausüben, war das nicht so. Ich habe ihn ernst genommen und er mich, soweit es ihm möglich war. Je älter er wird, desto weniger ist er auf meine Unterstützung angewiesen und er weiß, wenn er diese braucht, bekommt er sie. Und er unterstützt mich, so gut es ihm möglich ist.
    Am wichtigsten finde ich die Energie, die hinter unserem Handeln steckt. Wenn ich den Wünschen meines Kindes nachgebe, weil ich z.B. verunsichert bin und Angst habe etwas falsch zu machen, führt das glaube ich zu nichts Gutem. Wenn ich mit dem Kind versuche Lösungen zu finden und mich entscheide nachzugeben, weil ich das gerade besser kann und das Kind gerade nicht, finde ich das bisher stimmig. Meine Erfahrungen damit sind bisher positiv, was nicht bedeutet, dass wir uns nicht streiten. Dies passiert immer dann, wenn wir beide überlastet sind, im Nachhinein ist uns das klar und wir üben, es im Voraus zu erkennen und konstruktiver damit umzugehen…
    … liebe Grüße, Antje

  • Liebe Uta,
    herzlichen Dank für diesen Artikel.
    Bei unserem Sohn (8) waren wir auch lange „führungslos“, obwohl wir das nicht so empfunden haben. Allein die Fragestellungen die wir uns angewöhnt haben ohne es zu merken, zb morgens „Wollen wir los?“ hat unserem Sohn signalisiert dass er eine Wahl hat. Die hat er natürlich nicht, aber wenn er mit „nein“ geantwortet hat waren wir innerlich schon genervt. Obwohl wir eine offene Frage gestellt haben.
    Durch diese Führungslosigkeit tanzte er uns völlig auf der Nase herum, ein Teufelskreis.
    Eine aufmerksame Beobachterin konfrontierte uns. Er hatte die Führung für uns übernommen. Was ihm selbst nicht gut tat weil er es gar nicht leisten konnte.
    Seitdem wir sehr klar die Vorgaben machen (kein Kommandoton, aber klar und dabei liebevoll) geht es uns allen besser.
    Es hat ein paar Wochen gedauert, er musste sich auch des öfteren vergewissern ob wir dabei bleiben und hat die Grenzen wieder ausgetestet. Da hieß es standhaft bleiben. Aber es hat sich gelohnt!
    Er folgt nun den Ansagen und akzeptiert was wir sagen. Die Ordnung und damit die Harmonie ist wieder hergestellt.
    Alles Liebe, Verena

      • … für mich bedeutet „Ich will jetzt los.“ statt „Wollen wir los?“ Klarheit über mich, meine Bedürfnisse und es beinhaltet den Überblick über andere Gegebenheiten wie z.B. Termine.
        Diese Klarheit ist eine Voraussetzung für eine gute Führung.
        Ein guter Führer orientiert sich an den Menschen, die er führt, damit alle mitkommen können (so wie z.B. ein Bergführer). Er trifft Entscheidungen und berücksichtigt dabei die Fähigkeiten und Bedürfnisse der zu Führenden. Er sucht mit den Beteiligten nach Lösungen und stellt dafür seine Erfahrungen zur Verfügung oder er schlägt Lösungen vor. Wenn er der Gruppe das Gefühl vermittelt, dass er alle und alles im Blick hat, wird sie ihm gerne folgen und in einer Gefahrensituationen, in der keine Zeit ist gemeinsam zu überlegen, seine Entscheidung nicht in Frage stellen. Vieleicht kommt es aber auch zu einer Situation, die der Bergführer nicht gut bewältigen kann und er ist in der Lage das zu erkennen und gibt deswegen die Führung an ein geeignetes Gruppenmitglied ab.
        Wenn ich also merke, dass z.B. mein Kind meinem „Ich will jetzt los.“ ,auch wenn ich klar bin, es angekündigt habe und erklärt habe was passieren wird, nicht folgen kann, versuche ich die Ursache dafür herauszufinden und gemeinsam Lösungen zu suchen. Als guter Führer mache ich daraus kein Machtspiel und habe nicht das Gefühl mein Kind testet wie weit es gehen kann, sondern ich bemerke, dass es gerade andere Bedürfnisse hat als ich oder aus anderen Gründen nicht folgen will. Wir können voneinander lernen und jede Lösung, die wir finden bringt uns ein Stück weiter. Wenn ich kein guter Führer sein kann und z.B. meinem Kind unterstelle, dass es nicht kooperieren will und ihm kein Vertrauen entgegenbringe, kläre ich das im Nachhinein und nehme mir vor daraus zu lernen.
        Manchmal ist mir nicht klar, ob mein „Ich will jetzt los.“ oder sonst irgendwas, die richtige Entscheidung ist. Wenn mein Kind deswegen nicht folgen will, habe ich die Erfahrung gemacht, dass es hilfreich ist meine Unsicherheit zu benennen und wieder gemeinsam eine Lösung zu suchen.
        Meine eigene Lebenserfahrung kann bei der Lösungssuche hilfreich sein, aber sie kann ihr auch im Weg stehen. Deswegen finde ich es so wichtig voneinander zu lernen, ohne mein Kind oder andere Menschen in die Verantwortung für mein Leben zu nehmen. Wenn ich mir meiner bewusst bin, bemerke ich, wenn in einer Situation jemand anderes besser führen kann als ich. Das kann mein Kind sein, auch wenn es jünger ist als ich, kann es dennoch manchmal ein besseren Zugang zu Dingen haben als ich und deswegen die bessere Entscheidung treffen.
        Ich frage mich warum manche Eltern „bitten und betteln“? Vielleicht haben wir noch kein gesellschaftlich akzeptiertes geeignetes Handwerkszeug, welches das frühere „befehlen“ ablösen kann? Und wenn ein Kind nicht folgt, sind die Eltern aufgeschmissen, sie dürfen nicht befehlen, schreien oder ihre körperliche Überlegenheit einsetzen, also was tun, damit sie nicht als unfähig abgestempelt werden?
        Ein für mich geeignetes Werkzeug ist, mir über mich selbst möglichst klar zu sein, auf Augenhöhe mit meinem Gegenüber zu sein, egal in welchem Alter er ist, lösungsorientiert zu denken und zu handeln und sensibel dafür zu sein, wer die Führung am besten übernehmen kann.
        Vielen Dank, dass ich hier meine Meinung schreiben und so lernen kann…
        LG Antje

  • Hallo Uta!
    Danke für das spannende Interview. Ein durchaus interessanter Ansatz. Was mich sehr interessieren würde und auch in anderen Kommentaren vor mir schon öfter gefragt wurde. Was macht man wenn Kinder schon etwas älter sind und nicht so erzogen wurden? Wie steigt man um bzw. Kommt man zu gewünschten Erfolgen?
    Welches Buch wäre hierzu empfehlenswert?
    Vielen Dank
    LG
    Valerie

    • Liebe Valerie, das ist eine Frage, die ich auch Rita Messmer dringend stellen möchte und es auch demnächst in einem weiteren Interview tun werde. Sie schreibt, es sei nie zu spät, allerdings auch, dass es mühsamer sei, wenn die „sensiblen Phasen“ vorbei seien. Literatur gibt es meines Wissens nicht dazu. Deshalb muss ich dringend weiter interviewen. Bitte noch etwas Geduld!
      Danke für die tolle Frage und herzliche Grüße, Uta

  • Liebe Uta,
    auch in mir hat dein Interview mit Rita Messmer noch des Längeren nachgeklungen und mich schließlich sogar zu einem eigenen Blogartikel bewegt: https://mutter-und-sohn.blog/2019/05/15/ich-bin-hier-der-boss-fuehrungs-und-folgewille-von-kindern/. Mich würde sehr interessieren, wie du in der Situation mit dem dreijährigen Mädchen, das seine Oma nicht beim Kindergartenfest dabei haben wollte, reagiert hättest. Ich selbst erlebe oft, dass das „Nein“ und der Widerstand meines Sohnes umso größer wird, je mehr ich gegen eine Situation (und nicht einmal allein gegen sein Verhalten) ankämpfe. Nervt es mich also z.B., morgens erst zum Kindergarten und danach zur Arbeit hetzen zu müssen und habe ich zusätzlich schlecht geschlafen, reagiert mein Sohn offensichtlich v.a. auf meine innere Anspannung und Gereiztheit. Ich bin nicht bei mir und dadurch auch nicht klar bei ihm. Wie ich Rita Messmer verstanden – und es auch selbst schon erlebt – habe, ist aber gerade diese Haltung innerer Klarheit entscheidend, oder? Herzlichen Gruß, Sarah

  • Liebe Uta,
    danke für deinen raschen und konkreten Kommentar zu meinem Blogartikel (s.o.) und der Frage bezüglich der Oma! Ich habe dir im Blog selbst nochmal geantwortet.
    Herzlichen Gruß, Sarah

  • Ich habe mir auf Grund dieses Interviews das Buch „Der kleine Homo Sapiens kann’s“ geholt weil mich der Ansatz sehr angesprochen hat. Spätestens seit ich zweifache Mutter einer Dreijährigen und eines Neugeborenen bin, suche ich nach alltagstauglichen, funktionalen Strategien, die nicht auf Auslaugung der Eltern basieren.
    Manche Dinge aus dem Buch habe ich ausprobiert und die haben tatsächlich sofort funktioniert bei meiner Großen obwohl sie ja eigentlich die prägendste Phase hinter sich hat laut Rita Messmer. Ich bin mit dem Buch noch nicht durch, finde vieles sehr überzeugend und ich bin hin-und hergerissen weil das meiste, was ich mir angelesen habe bisher, bedürfnisorientiert war und Dinge wie das Kind weinen lassen und es nicht trösten/begleiten etc mein Bild von der guten Mutter, die ich gerne sein möchte, ganz schön herausfordern. Gleichzeitig spüre ich, wie der Ansatz für mehr Entspannung sorgt weil ich mich eben NICHT mehr für jeden Pups zuständig und verantwortlich fühle.
    Ich fände es toll, würdest Du Rita Messmers Ansatz noch einen Artikel widmen!
    Und Uta, ich bin sehr dankbar für Deine Arbeit hier, sie hat mir schon manche dunkle Eltern-Gram-Stunde erhellt und geholfen, wieder in meinen Saft zu kommen. Danke, danke, danke!

    • Liebe Franziska, ja, hin- und hergerissen war und bin ich auch. Da ist auf der einen Seite diese Klarheit, die dem Kind Sicherheit gibt und die nachvollziehbar biologischen und sinnvollen Signale, und auf der anderen Seite manchmal so eine Abwertung von Eltern, die ihrem Kind nicht die Integritäts-Verletzungen der Altvorderen zumuten wollen. Eine echte Grat-Wanderung! In irgendeiner Form werde ich das Thema auf jeden Fall noch einmal aufgreifen. Ich bin mir auch noch nicht ganz schlüssig, was ich davon in meinen Erkenntnis-Schatz übernehme und was nicht. Danke für deinen Kommentar und herzliche Grüße, Uta

  • ..ergänzend:
    Rita Messmer beschreibt, wie Babies von unsicheren, ängstlichen Eltern in der Folge unsicher gebunden sind bzw ein wackliges Urvertrauen haben, aber.. welche Eltern sind das denn nicht beim ersten Kind?? Zumindest in unseren Breitengraden dürfte das die Mehrzahl betreffen. Auf mich trifft es zu, und natürlich mache ich mir gleich Gedanken über meine Kinder, wie groß der Schaden wohl sein mag, den ich mit meiner Unsicherheit und meinen Ängsten(ja, ich bin keine tiefenentspannte Person) angerichtet habe und noch werde. An dieser Stelle finde ich das Buch schwierig- es suggeriert mir(als dafür anfällige Leserin), dass es einen richtigen Weg gibt und es vieles falsch zu machen gibt und das erzeugt Druck. Ich habe mich nach den Abstufungen gefragt- gibt es die oder ist es tatsächlich relativ schwarz-weiß?

    • Liebe Franziska, ich habe mal von einer Mutter von 9 Kindern gelesen, dass sie nach dem 9. so ungefähr wusste, wie es geht. Lass dich nicht verunsichern! Du bist genau die Mama, die deine Kinder brauchen. Es zählt das Jetzt. Warum sich mit Vergangenem die Gegenwart vermiesen. LG Uta

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    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

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