Wenn das Kind nicht schlafen will 

 12/10/2017

Ein zu lang gewordener Exkurs über Einschlaf-Probleme von Kindern.

Als Kronprinz ein Baby war, haben wir ihn in den Schlaf geföhnt. Wir haben die warme Luft in sicherem Abstand über das Kind wehen lassen. Vor und zurück. Dazu das Geräusch, das ihn offensichtlich beruhigte. Andere Menschen in unserem Umfeld hatten einen Tennisarm oder einen Computer-Nacken. Wir hatten einen Föhn-Arm.
Aber wir wussten uns nicht anders zu helfen. Wir hatten schon gesungen („Ich bin Ben, der Bär, mir fällt tanzen gar nicht schwer“), gestreichelt, gelesen (nicht nur eine Geschichte), wir hatten ein Schlummerlicht angeschafft, wir waren streng, wir waren lieb, wir waren in der Nähe, wir waren in Hörweite. Vor allem aber waren wir total erschöpft, weil der kleine Kerl mindestens bis zum „Heute Journal“ den Aufstand machte.
Also kam immer wieder – nach einem Tipp der Hebamme – unser Föhn zum Einsatz. Wunderliche Szenen hättet ihr beobachten können. Wenn ihr in der Tür zum Kinderzimmer gestanden hättet, wäre euch ein Po entgegen gewackelt, weil einer von uns auf allen Vieren rückwärts durch ein Kinderzimmer robbte und einen laufenden Fön am Kabel aus dem Zimmer zog. Denn das abrupte Ausschalten führte zu abruptem Aufwachen. Das galt es zu vermeiden.
Etwa bis zum mittleren Grundschulalter war der Kronprinz sehr fordernd, was die allabendliche Zu-Bett-Geh-Zeremonie anging. Wenn er endlich schlief, waren auch wir zu müde, um irgendetwas anderes zu machen, als auch ins Bett zu fallen oder stumpf vor dem Fernseher einzudösen.

Wenn Eltern vor den Kindern einschlafen – in diesem Fall Papa und Prinzessin.

„Von einem Problem beim Zubettgehen spricht man,“ so Familienberater und Autor Jan-Uwe Rogge, „wenn Kinder diese Aufforderung mit den unterschiedlichsten Argumenten behindern oder hinauszögern und sich an Absprachen einfach nicht halten.“ (Jan-Uwe Rogge: Kinder haben Ängste. Hamburg, 1997, Seite 68) Rogge schreibt, dass „ungeheuer viele Familien“ von diesem Problem betroffen seien.
Deshalb habe ich beschlossen, das Thema „Schlafen“ hier aufzugreifen und aufzuschreiben, was ich Nützliches dazu in der Literatur und in unserem Leben darüber gefunden habe.
Ursachen für Zubett-Geh-Probleme:
Anders als wir Erwachsene können manche Kinder das Schlafengehen als unangenehm empfinden. Es bedeutet, sich von den geliebten Menschen zu trennen und von dem ausgeschlossen zu sein, was die Großen noch vermeintlich Spannendes unternehmen.
Dabei kann das von Kind zu Kind sehr unterschiedlich sein. So auch bei uns. Während Kronprinz schwer zum Einschlafen zu bewegen war, war seine Schwester keine Prinzessin auf der Erbse. Eine Geschichte, ein Kuss, „Gute-Nacht“ und fertig. Neulich auf einer Hochzeit haben wir Zwillingsbrüder, fünf Jahre alt, erlebt. Während der eine bis spät durch den Festsaal tobte, schlief sein Bruder selig neben den Lautsprecherboxen. Das Zugbett-Geh-Verhalten ist also stark vom Wesen eines Kindes abhängig. Das eine braucht mehr Schlaf als das andere, das eine kann sich leichter vom Tag trennen als das andere.
Ins Bett zu müssen, ist für viele Kinder mit Ängsten verbunden. Sie fürchten sich vor der Dunkelheit, ihre überbordende Phantasie verwandelt Gardinen in Gespenster, den Schatten des Straßenbaumes in ein Monster, das Gluckern im Heizkörper in das Räuspern eines Räubers. Und sind sie endlich eingeschlafen, bekommen sie es zuweilen mit Albträumen zu tun.
Ein anderer Grund für den Aufstand am Abend kann sein, dass das Kind um seine Eigenständigkeit kämpft und darum, dass die Eltern anerkennen, dass es älter geworden ist und weniger Schlaf braucht. „Ich bin ja kein Baby mehr!“ Diese Kinder kämpfen an gegen die vielleicht zu starren Zu-Bett-Geh-Zeiten ihrer Eltern.
Bei uns war damals der Grund für die Schwierigkeiten, was Jan-Uwe Rogge „mangelnde Festigkeit von Mama und Papa“ nennt. In meiner ersten Zeit als Mama habe ich meine Bedürfnisse total den Bedürfnissen unserer Kinder untergeordnet. Und bei meinem Mann war es nicht anders. Verstärkend kam hinzu, dass er damals die Kinder nur am Abend sah und am Rande des Kinderbettes aufholen wollte, was er den Tag über versäumt hatte. Also ließen er oder ich uns erweichen, noch eine Geschichte mehr zu lesen, nochmal den Rücken zu kratzen, noch ein Getränk zu holen, die Tür noch einen Zentimeter weiter zu öffnen …. Sie waren aber auch süß die beiden, und wir beide waren trotzdem am Ende des Abends total entnervt und wurden dann doch laut oder eben so, wie wir als Eltern nicht sein wollten.
Was kann helfen?
Zunächst einmal sollte man sich klar machen, dass es keine allgemein gültigen Normen gibt, wann und wie viel ein Kind schlafen sollte. Wenn der eigene Nachwuchs später schlafen geht als das Kind der Nachbarin, muss das kein Problem sein. Und wenn die Eltern Freude daran haben, allabendlich die Muppets-Show zu inszenieren. Warum nicht?
Falls ihr aber merkt: So geht es bei uns nicht weiter, so tut es mir, dem Partner, unserer Beziehung und/oder auch dem Kind nicht gut, sollte man gucken, was man verändern kann.
Bei Ängsten gilt, sie unbedingt ernst zu nehmen: mit dem Kind darüber sprechen, zu erklären, warum die Heizung gluckst, zusammen hinter den Schrank zu leuchten und sich vergewissern, dass da niemand ist. Man kann ein T-Shirt oder Tuch, das nach Mama riecht, mit ins Bett legen oder einen Beschützer-Teddy. Meine Nachbarin hatte für ihren Sohn einen mannsgroßen Polizisten gemalt und von außen an die Zimmertür gehängt. Dieser Wachmann half Tim gegen seine Albträume. Und der Schutzmann ging erst in den verdienten Ruhestand, als Tim schon ein Teenager war.
Auf solche Ängste sollte man also unbedingt reagieren, sie nach Möglichkeit durch die Realität entkräften, sich ein Weilchen neben das Bett setzen, das Kind trösten und es streicheln. Wichtig ist aber, dass das Kind in seinem Zimmer und in seinem Bett bleibt oder nach der Inspektion der unheimlichen Winkel gleich wieder in sein Bett geht. Nimmt man es in der Einschlafphase z.B. mit zu sich ins Wohnzimmer, lernt es nicht, sich seinen Ängsten zu stellen und sie zu überwinden.
So sei es, laut Rogge, auch normal, wenn ein Kind noch bis zu einer halben Stunde wach in seinem Bett liege. Viele Eltern gucken dann immer wieder ins Zimmer und fragen sich: „Warum schläft es noch nicht?“ Ein Kind kann aber so noch über den Tag sinnieren, eigene Einschlafrituale und ein eigenes Gefühlsmanagement entwickeln. „Kinder schlafen nicht auf elterliches Kommando ein. Je stärker Eltern darauf drängen, um so eher entwickelt sich ein Machtkampf.“ (Rogge, ebd., Seite 71)
Insgesamt gilt bei Ängsten: ernst nehmen, aber nicht dramatisieren.
Ähnliches habe ich dazu bei Michael Schulte-Markwort, Direktor der Kinderpsychiatrie an der Uni-Klinik in Hamburg, gefunden. „Je öfter Kinder erleben, dass sie mit großer Selbstverständlichkeit wieder in die eigenen Gefilde zurückgeführt werden, desto eher können sie dem Rahmen des Kinderbetts vertrauen. Erleben Kinder dagegen, dass Eltern ihnen dies nicht zutrauen, muss sich ihre eigene Unsicherheit und Angst vergrößern.“ (Michael Schulte-Markwort: Kindersorgen, München 2017, Seite 134)
Schulte-Markwort beschreibt in seinem Buch „Kindersorgen“ extreme Fälle von Schlafstörungen. Ein zwölfjähriges Mädchen zum Beispiel, das nur einschlafen kann, wenn seine Mutter neben ihm liegt. Die Eltern kommen in die Klinik-Sprechstunde, weil dieser Zustand für sie unhaltbar geworden ist, für das Familienleben, aber auch wenn Klassenfahrten anstehen. Erst durch ein mehrwöchiges Training lernen Hanna und ihre Mutter, die nächtliche Trennung auszuhalten. In diesem Zusammenhang betont der Kinderpsychiater: „Wenn Eltern sich zu ihrem Kind ins Bett legen, suggerieren sie, dass die körperliche Trennung, die mit dem Einschlafen einhergeht, ihren Kindern nicht zugemutet werden kann. Die Trennung vom Tag und den Eltern muss auch immer mal wieder, und von Kind zu Kind unterschiedlich, erleichtert werden, aber nicht durch ein verleugnendes Danebenliegen.“ (ebd., Seite 133)
„Verleugnendes Danebenliegen“ – dieser Ausdruck gefällt mir. Es ist schön, sich zusammen im Bett einzukuscheln und dabei vorzulesen oder ein Buch anzuschauen. Ich finde aber den Experten-Tipp gut, nach dem Gute-Nacht-Ritual dem Kind die Möglichkeit zu geben, selbst in den Schlaf zu finden.
Gefallen hat mir bei Michael Schulte-Markwort auch die Idee, einem Kind wie Hanna, das so ein Einschlafproblem entwickelt hat, einen Wollfaden in die Hand zu geben, über den sie mit ihrer Mutter nach dem Gute-Nacht-Sagen verbunden bleiben kann: Hanna liegt in ihrem Bett, ihre Mutter sitzt mit dem Knäul im Wohnzimmer. Und beide spüren sich über den Faden. Unter anderem mit dieser Idee konnte das Mädchen neu lernen, allein in den Schlaf zu finden.
Dieser Fall aus der Sprechstunde einer Uniklinik ist ein extremer Einzelfall. Mir ist wichtig, damit darauf hinzuweisen, dass Eltern Einschlafprobleme nicht dramatisieren und das mit Nähe nicht übertreiben sollten. Besonders Mamas richten sich heute manchmal ganz und gar an den Bedürfnissen ihrer Kinder aus. Damit geht einher, dass sie meinen, ihren Kindern keine schlechten Gefühle oder Ängste zumuten zu können. Jan-Uwe Rogge hält dagegen. Er schreibt sogar: „Kinder brauchen Ängste.“ (Kinder haben Ängste, Buch-Rückseite) Indem sie lernen, sie selbst zu überwinden, werden Kinder stark. Wir können und sollten sie dabei unterstützen, aber es muss Raum bleiben, mit solchen Gefühlen auch allein klar zu kommen.
Weil auch ich dazu neigte, mich zu sehr an den Bedürfnissen unserer Kinder zu orientieren, kann ich sagen, was mir dagegen geholfen hat. Mein Motto: „Im Zumuten liegt auch ein großes Zutrauen.“

*

Das Bedürfnis nach mehr Eigenständigkeit hatte ich als weiteren Grund, nicht ins Bett gehen zu wollen, genannt. Manche Eltern halten so starr an den Zu-Bett-geh-Zeiten fest, dass sie gar nicht mitbekommen, wenn sich das Schlafbedürfnis ihres Kindes verändert. Hier kann es helfen, ein Schlafprotokoll zu führen und sich über ein oder zwei Wochen aufzuschreiben, wie lange das Kind schläft. So lässt sich leicht feststellen, ob man die Zubettgehzeit vielleicht etwas nach hinten schieben kann.
Mangelnde Festigkeit von Mama und Papa – ich erwähnte es schon – war der Grund, warum der Kronprinz bei uns damals so spät in den Schlaf fand. Mit Festigkeit ist dabei nicht unbedingt Strenge oder Schimpfen gemeint, sondern eine klare innere Absicht.
Was ist mir und meinem Partner wirklich wichtig? Und wenn wir das herausgefunden haben, können wir mit großer Entschiedenheit auftreten: „Liebes Kind! Deine Eltern haben jetzt Zeit für sich. Diese Erwachsenenzeit ist heilig. Du bist jetzt im Bett. Wir freuen uns auf dich morgen früh. Danke. Ende-Gelände.“
(Hierbei setze ich voraus, dass Mama oder Papa sich am Nachmittag und/oder frühen Abend ausreichend Zeit für das Kind genommen haben und es ein Gute-Nacht-Ritual gab.)
Kinder lieben die große Entschiedenheit – nicht das Genervt-Sein, das Schimpfen und schon gar nicht das Entwerten, – aber die große Entschiedenheit. So lernen sie auch, entschieden für ihre Interessen einzustehen.
Dazu Jesper Juul: „Von Geburt an ‚überkooperieren‘ Kinder und auch viele Eltern. Jeder versucht die Bedürfnisse des anderen zu erfüllen und verliert aber das eigene Wohlbefinden und seine persönliche Integrität aus den Augen… Der Eckpfeiler der elterlichen Führung ist, dass Sie entscheiden, was Sie wollen, und dies auch Ihren Kindern sagen …. Solange das, was Sie wollen, keine ernsthaften körperlichen und emotionalen Schäden verursacht oder die seelische Integrität Ihres Kindes betrifft, wird Ihr Kind lernen, Ihnen zu vertrauen.“ (Jesper Juul, in „Der Standard, 27.7.2014)
Zu-Bett-Geh-Rituale
„Rituale dienen – auch bei uns Erwachsenen – dazu, leichter von einer Situation in eine andere zu kommen, indem das Ritual den Weg vorzeichnet“, schreibt Michael Schulte-Markwort (Kindersorgen, Seite 133).
Deshalb ist ein Gute-Nacht-Ritual so wichtig, um Kindern zu helfen, in den Schlaf zu finden.
Hier ein paar nützliche Tipps, die ich in der Literatur gefunden habe:

  • ein Ritual muss vorhersehbar und überschaubar bleiben, viel länger als 30 Minuten sollte es nicht dauern (Schulte-Markwort)
  • es sollte ein ruhiges Ritual sein (Jan-Uwe Rogge), eine Gute-Nacht-Geschichte, ein Lied, ein Gebet, Streicheln, über den Tag sprechen, aufzählen, wofür man heute alles dankbar ist (kombinierbar, aber bitte nicht alles auf einmal)
  • zeitig am Abend das Zu-Bett-Gehen einläuten, damit es nicht stressig wird
  • sich gut überlegen, ob man für Kinder im Vorschul- und Grundschulalter ein Hochbett anschafft; Ja, die Höhle darunter zum Spielen ist schön, ich persönlich finde Hochbetten aber unpraktisch, was das Zu-Bett-Geh-Ritual angeht. Abends noch am Bett des Kindes sitzen und über den Tag sprechen zu können, haben meine Kinder und ich sehr genossen. Beim Hochbett sehe ich dafür keine Möglichkeit, außer man ist Akrobat.

Sehr angesprochen hat mich, was in „Slow family(von Julia Dibbern und Nicola Schmidt, Basel 2016, Seite 183/184) über das Ins-Bett-Bringen steht:
Für die Autorin Rachel Macy Stanford sei es lange Zeit eine Geduldsprobe gewesen, ihre Kinder ins Bett zu bringen. Schließlich wartete noch ein Schreibtisch voller Arbeit auf sie. „Bis sie feststellte, wie wertvoll diese Zeit war. Viele Eltern kennen das: Kinder erzählen am Abend nach der Gutenachtgeschichte von ihrem Tag. Sie stellen jetzt die großen Fragen, die ihre Herzen bewegen: ‚Wird Oma wieder gesund?‘, ‚Hast du Papa noch lieb?‘ oder ‚Wohin gehen wir, wenn die Erde in ein schwarzes Loch gesaugt wird?‘ … Sobald wir es nicht mehr als ‚lästige Pflicht‘, sondern als besondere Zeit wahrnehmen, verändert sich alles.“
Immer fröhlich das Zu-Bettbringen genießen und nach angemessener Zeit „die große Entschiedenheit“ einsetzen für die eigenen Bedürfnisse!
Eure Uta
PS: Eine Unterscheidung ist mir noch ganz, ganz wichtig:
Für mich ist es eine ganz andere Situation, wenn ein Kind abends nicht ins Bett will und immer wieder aufsteht, als wenn es mitten in der Nacht  zu den Eltern ins Bett kommt, weil es aufgewacht ist und sich fürchtet oder es schlecht geträumt hat. Im Fall der nächtlichen Wanderung haben wir in der Katzenklo-Familie die Kinder zu uns krabbeln lassen und alle mehr oder weniger selig weiter geschlafen.
Für Tom Hodgkinson („Leitfaden für faule Eltern„, Hamburg 2011, Seite 151) hat sich die Zusatz-Matratze sehr bewährt. Wenn eines seiner vielen Kinder auf nächtlicher Wanderschaft im Ehebett landete und er nicht wieder einschlafen konnte, weil eine Babyhand in sein Gesicht patschte oder ein kleiner Fuß seine Nieren traf, rollte er sich auf die Zusatz-Matratze neben dem Bett.
Auch wenn ein Kind krank ist, jemand in der Familie gestorben ist oder sich das Kind in einer stressigen Situation befindet, würde ich bei ihm übernachten. Meistens verstehen Kinder, dass es sich um eine Ausnahmesituation handelt, und kehren danach zu ihren alten Schlafgewohnheiten zurück.
Völlig fasziniert bin ich davon, was die Forschung über den gemeinsamen Schlaf von Mutter und Baby herausgefunden hat, wie sich die Körper aufeinander einstellen, sich die Atmung, die Temperatur und die Schlafphasen aneinander angleichen. Die Natur ist einfach genial.
Ein Baby würde ich – hätte ich noch einmal damit zu tun – auf jeden Fall mit ins Elternbett nehmen. Ich finde die Betten so toll, an denen man ein Gitterbett hängen kann. Dann kann man das Baby auch mal hinein legen, wenn es auf dem großen Lager zu voll werden sollte, und hat es trotzdem nah bei sich. Oder man richtet einfach ein großes Matratzenlager im Schlafzimmer ein. Dann spart man sich in der Gründungsphase der Familie ein teures Bett, niemand kann hinausfallen und man kann es beliebig erweitern.
Bei aller Familienbett-Begeisterung würde ich trotzdem Kinder ab etwa einem Jahr an ein eigenes Bett in einem anderen Zimmer gewöhnen. Dann gehört zumindest der Abend Mama und Papa, das Kind übernimmt Verantwortung für das eigenständige Einschlafen und wenn es dann mal in der Nacht zu einem schlüpft, kann man es gut verkraften oder sogar genießen.
Ihr versteht, welcher Unterschied mir wichtig ist, oder?

  • Das mit dem Hochbett kann ich leider bestätigen. Um unserem damals 4jährigen Sohn den Tausch der Kinderzimmer mit den jüngeren Schwestern schmackhaft zu machen, versprachen wir ein Hochbett. Er bekam es und liebt es auch. Aber abends ans Bett setzen und kuscheln ist nicht möglich. Mich hat das so gestört, dass ich vorgeschlagen habe, ein anderes Bett zu holen. Leider möchte unser Sohn das nicht.
    Und auch das mit den Zwillingen kann ich bestätigen. Zwilling 1 schläft als letzte ein und wacht als erste auf. Da habe ich mir schon oft ein Kinderzimmer für jedes Kind gewünscht…

  • Liebe Uta,
    ein äußerst gelungener Beitrag zu einem vielfältigen Thema!
    Gerade am Wochenende unterhielt ich mich mit zwei Freundinnen darüber, weil sich eine beklagte, nicht vor Mitternacht ins Bett zu kommen, da die Kinder erst gegen 22 Uhr im Bett sind.
    Bei uns ist es so, dass sich die Herzbuben (fast 9 und 6) auf eigenen Wunsch ein Zimmer mit Hochbett teilen. Zum Lesen legen wir uns tatsächlich bei einem Buben ins Bett. Sie und wir Eltern genießen die Kuschelzeit und den abendlichen Ausklang, und der große, besondere Herzbube braucht eine Hand zum Einschlafen. Er baut durch das Kneten oder Knibbeln (an) der Hand Reize und Stress ab.
    Meist verlassen wir das Zimmer erst, wenn die Buben schlafen, was normalerweise schnell geht, aber auch manchmal dazu führt, dass der Vorleser einschläft. Ich denke schon länger, es ist an der Zeit, nach der Geschichte zu gehen. Wahrscheinlich hapert es an meiner Unentschlossenheit, weil ich es selbst so genieße, diese Ruhe und Nähe.
    Herzliche Grüße,
    Frieda

  • Hallo Frieda, wie schön, von dir zu hören! Chapeau, dass ihr im Halbschlaf noch Kletterkünste vollbringen könnt.
    Und du wirst schon das richtige Gefühl dafür haben, ob du etwas ändern solltest oder nicht.
    Herzliche Grüße, Uta

  • Liebe Uta,
    vielen Dank für diesen spannenden Artikel zu einem für mich auch gerade ganz aktuellen Thema!
    Die abendliche Show, die ihr damals für euren Sohn abgezogen habt, kommt mir ganz bekannt vor;) mein Sohn ist jetzt etwas über 2 Jahre alt und mich würde interessieren, ob er in diesem Alter schon mit der Ansage „jetzt ist Mama und Papa Zeit, gute Nacht und bis morgen“ zurecht kommen würde. Er ist auch ein kleiner Prinz und schläft bisher nur ein, wenn jemand bis zu seinem Einschlafen neben ihm liegt und Händchen hält… was oft eine Dreiviertel Stunde dauern kann. Andererseits will ich ihn auch nicht allein in seinem Bettchen weinen und toben lassen (denn das passiert, wenn man mal versucht, ihn „selbst in den Schlaf finden zu lassen“)….
    Viele liebe Grüße und mach weiter so, dein Blog ist toll!
    Britta

  • Liebe Uta,
    Meine Gedanken zu deinem Artikel sind:
    Dass soviele Kinder Einschlafbegleitung brauchen, zeigt, dass es ein normales kindliches Bedürfnis ist und nicht, dass die Eltern was falsch machen.
    Natürlich muss man nicht stundenlang föhnen oder Händchen halten, aber einem kleinen Kind die Nähe beim Einschlafen abzugewöhnen finde ich falsch und zudem ziemlich gemein. Wieviele Erwachsenen kuscheln nämlich dann ein paar Stündchen später zum Einschlafen und gönnen das ihren Kindern nicht? Warum zählt das Bedürfnis der Eltern nach Zweisamkeit mehr als das der Kinder? Vor allem, weil das eine das andere nicht ausschließt!
    Wir haben ein Familienbett. Mein Sohn (3,5 Jahre) schläft im Moment wieder bei uns, von Anfang an. Er hat auch schon mal in seinem Zimmer in seinem Bett geschlafen, aber seitdem sein kleines Schwesterchen da ist (7 Wochen) möchte er auch gern wieder bei uns schlafen. Und das ist okay! Warum sollte er unbedingt allein schlafen? Nachts ausgeschlossen werden?
    Mit der Entscheidung, ein Kind in die Welt zu setzen, weiß man doch, dass man nicht mehr so viele Abende in trauter Zweisamkeit verbringen kann, wie vorher!
    Mein Muttersein endet nicht am Abend! Und damit meine ich nicht, dass man jeden Abend verpflichtet ist, ein riesen Theater abzuziehen, aber es gibt einige Wege dazwischen. Kinder müssen und sollten nicht zum Schlafen ‚erzogen‘ werden.
    Ich empfehle dir die Lektüre ‚Ich will bei euch schlafen‘ von S. Lüpold.
    So, wie du es schreibst, klingt es, als müsse man nur fest entschlossen sein und dann klappt das abends schon. Bei vielen Eltern wird das ein komisches Gefühl hinterlassen, bei denen es abends nicht einfach ist. Es gibt Phasen, da brauchen Kinder abends lange und das sollte man hinnehmen und nicht Angst und Bange daneben liegen, dass man später mit in die Flitterwochen fahren muss, weil die Sprösslinge niemals allein einschlafen. Schlaf oder Einschlafen ist keine Frage der Erziehung sondern eine Reifeprozess, der nur behindert wird, wenn man daran rumpfuscht.

    • Meike,
      dein Kommentar spricht mir aus dem Herzen. Wir haben ebenfalls ein Familienbett mit unseren Jungs 2 und 3,5. Die werden gemeinsam von Mama oder Papa ins Bett gebracht. Die Kinder kuscheln bis sie einschlafen und genießen es…so wie wir. Aber wir planen diese 3/4 Stunde Einschlafzeit fest Im den Tagesablauf ein…das Einschlafen dauert ist ka klar. Wir haben uns davon frei gemacht, dass sie Kinder in 20 min schlafen 🙂 Im übrigen schlafen auch wir als Eltern eng angekuschelt ein, wenn wir ins Bett gehen. Wir möchten nicht alleine einschlafen und genießen wie die Kinder diese intensive Zeit. Ich finde das muss jede Familie individuell entscheiden wie geschlafen wird und welche Bedürfnisse im Vordergrund stehen. Im übrigen ist bei uns ab 20 Uhr Elternzeit, nachdem die Kinder glücklich schlafen.
      Liebe Grüße
      Sandra

  • Maike sieht es anders als Meike. 😉 Wenn eine Familie gemeinsam das Familienbett favorisiert, dann ist das prima, und dann ist es auch richtig. Für mich persönlich wäre es ein Riesenalbtraum, für meinen Mann auch, und darum passt es bei uns nicht. Das Kind sieht das phasenweise anders, dann wieder wirft es uns abends raus, weil es seine Ruhe haben will, und wir balancieren die Bedürfnisse von uns dreien immer mal wieder neu aus. Da muss man weder in die eine noch in die andere Richtung ein Dogma draus machen.

  • Danke Meike, du sprichst mir aus der Seele…unsere Mädchen brauchen auch teilweise unsere Nähe zum Einschlafen, ohne großes Theater und Showeinlagen, einfach nur unser Dasein und mir will es bei allem Reflektieren und Überlegen nicht in den Kopf warum Kinder alleine (ein)schlafen sollen/müssen und die Erwachsenen dann zusammen kuscheln\vor dem Fernseh Einschlafen\Alkohol zum Runterkommen trinken und und und (obwohl sie doch als Kinder lernen müssten alleine zu schlafen…). Es liegt nicht in unsren Genen alleine zu schlafen, wir brauchen die Nähe anderer (damals in der Höhle) evolutionsbedingt.Bedenklich finde ich vor allem solche konkreten Empfehlungen wie „ab einem Jahr“ soll das Kind alleine schlafen. Das hätte ich hier nicht erwartet.
    Ich selber habe als Kind sehr entschiedene Eltern gehabt und jahrelang an Schlafstörungen und Ängsten gelitten. Das wünsche ich keinem Kind.

    • Liebe Kristina, danke für deinen Kommentar! Achtung! Ich schreibe: „Bei aller Familienbett-Begeisterung würde ich trotzdem Kinder ab etwa einem Jahr an ein eigenes Bett in einem anderen Zimmer gewöhnen.“ Also „ich würde“. Ich schreibe nicht, dass alle das so tun sollen. Bitte genau lesen! LG Uta

  • Ok, was mich interessieren würde ist wieso empfiehlst du das? Und schläfst du persönlich auch alleine in einem eigenen Zimmer? Und wie haben deine Kinder das mitgemacht bzw haben sie das ohne Gegenwehr so gewollt?

  • Liebe Uta, wie immer ein toller Artikel! Ich lese dein Blog schon seit Jahren. Ohne deine Meinung aufzuzwingen, regst du mich immer zum Nachdenken an. Vielen Dank!

  • Ich sehe es wie Meike – vielen Dank für den Kommentar. Wir machen es gleich mit unseren Jungs – wir haben ein riesen Schlafzimmer – mit einem supergrossem Familienbett und daneben noch ein kleines Bett. Wenn es jemandem zu eng wird, kann er umziehen. Aber wir schlafen alle in einem Zimmer. Sogar der Hund hat sein Körbchen bei uns im Schlafzimmer.
    Ich finde es schön, dass unsere Kinder nicht ohne uns einschlafen wollen. Es geht auch seit der Geburt ohne Theater. Schlafenszeit ist Schlafenszeit – da wird nichts herausgezögert. Aber Mama oder Papa kommen halt mit und halten Händchen.

  • Ich bin ebenfalls überrascht, hier auf diesem Blog eine so deutliche Meinung für das eigene Bett ab dem ersten Geburtstag zu lesen.
    Aber abgesehen davon, muss ich doch zustimmen: Wenn die Eltern sich mit dem abendlichen Theater nicht wohlfühlen, dann ist es falsch. Und wenn man um den ersten Geburtstag herum merkt, dass man das keine mehreren Jahre mehr mitmachen möchte, dann ist das schon ein guter Zeitpunkt, die Kleinen an eine neue Situation zu gewöhnen.
    Hier ist übrigens auch nach dem Umzug noch ein vergrößertes Familienbett aufgebaut worden. Der Kleine ist jetzt dreieinhalb und passt nicht mehr in das ursprüngliche Beistellbett rein, daher haben wir ein Brett und eine halb geschnittene Matratze seitlich angebaut.
    Einschlafen soll er aber im eigenen Bett. dort ist er bisher genau zweimal auch morgens wieder aufgewacht.
    Ich finde es aber gut so. Und er kann auch alleine einschlafen. Er will aber nicht alleine sein. Schon tagsüber nur sehr ungern. Ich kann das verstehen, daher lege ich mich abends gerne noch zu ihm, bis er wirklich schläft.

  • Liebe Uta,
    ob einmal die Zeit kommt, in der undogmatisch über Grundbedürfnisse und damit verbundene Rituale gesprochen werden kann?
    An deinem Blog schätze ich immer sehr, dass du die Bedürfnisse aller Familienmitglieder im Blick hast und die Familie als System begreifst.
    Natürlich entscheidet jede Familie selbst, was für ihr System gut ist. Aber wenn es Föhnarme und sonstige Erschöpfungszustände gibt, dann funktioniert das bisherige Ritual für das System halt nicht mehr.
    Deshalb schreibst du ja auch:
    „Falls ihr aber merkt: So geht es bei uns nicht weiter, so tut es mir, dem Partner, unserer Beziehung und/oder auch dem Kind nicht gut, sollte man gucken, was man verändern kann.“
    Ich würde auch, so wie du, gerne haben, dass mein Kind ab etwa einem Jahr alleine im eigenen Bett einschläft. Dazu fallen mir Begriffe ein wie Abnabelung, eigene Stärke und Macht erfahren durch Meistern einer erstmal ungewohnten Situation etc.
    Bei uns haben die Kinder sogar schon mit etwa 6 Monaten im eigenen Bett im eigenen Zimmer geschlafen.
    Vielleicht unterschied sich unsere Situation aber auch von vielen hier geschilderten:
    Wir haben Zwillinge, die, so lange sie reinpassten, zu zweit in einem Babybettchen schliefen und danach in zwei Bettchen direkt nebeneinander. Sie waren also nicht allein.
    Und da die beiden klein waren zu einer Zeit, als der Kindergarten erst mit drei Jahren begann, war ich diese Zeit mit ihnen zuhause. Für Zeit miteinander verbringen, sich nahe sein, kuscheln, spielen hatten wir also den ganzen Tag. Abends waren wir alle dann so weit, dass wir auch gut wieder ohne einander konnten und eine Pause voneinander gut tat. Da gab es auch keine Gegenwehr von den Kindern. Vielleicht waren die dann einfach mal „mama-satt“.
    Natürlich habe auch ich nicht allein in einem Bett geschlafen, sondern mit dem Papa. Aber ich bin tatsächlich öfter früher als er ins Bett gegangen und habe es genossen, dort allein zu sein, ganz für mich.
    Inra

  • Dieses Schlafthema muss jede Familie für sich ausmachen.
    Mit unserem Grossen (jetzt 11Jahre) hatten wir auch immer Schlafprobleme. Meine Mutter war der Meinung, er muss einfach mal alleine schlafen, was er aber nie tat. Meiner Mutter ist dann eingefallen, dass sie als Kind der Nachkriegszeit nie alleine geschlafen hat, sondern immer mit Geschwistern zu zweit oder zu dritt in einem Bett, was sie sehr genoss.
    Wie sich jetzt herausstellt, ist unser Sohn hochbegabt, er hat also schon immer viel mehr wahr- und aufgenommen als er verarbeiten konnte. Unsere Nähe gab ihm einfach Sicherheit. Inzwischen schläft er alleine ein und durch ? Und wir sind froh, dass wir ihm diese Nähe gegeben haben!!

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    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

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