Wir bekommen viele Ratschläge, aber müssen unseren eigenen Weg finden
Auch ich habe in den vergangenen Monaten viele Tipps bekommen: Jetzt aber reicht es und ich muss meinen eigenen Weg finden. Denn manchmal stellen wir unsere Leiter an die falsche Wand. Wir klettern emsig hinauf und arbeiten fleißig. Trotzdem schaffen wir es nicht nach oben. Irgendetwas stimmt nicht. Dabei haben alle gesagt, das sei die richtige Wand. Und wir haben keine Mühen gescheut, sie zu erklimmen.
Mir ging das so in einer Phase meiner Marketing-Fortbildungen, die ich in letzter Zeit absolviert habe, um noch mehr Eltern für mein Coaching zu erreichen.
Es wollen müssen
Beharrlich wurde ich im Kurs gebeten, mein Umsatzziel zu nennen. Und wenn ich es tat, war es nicht hoch genug. Ich dachte, ich müsse es nur wollen, dann würde es schon klappen. Aber schließlich verstanden die Dozentin und ich, dass ich es nicht erreichen wollte, sondern dass ich es nur wollen wollte. Und das ist ein riesiger Unterschied.
Ich möchte angemessen für meine Bücher und meine Coachings bezahlt werden, aber mich motivieren keine himmel-hoch-fliegenden Umsatz-Ziele.
Wie ist das bei dir? Treiben dich gerade die Erwartungen der anderen?
Bei den Ratschlägen für die Erziehung unserer Kinder, die ich damals unisono von meinen Eltern und von meiner Schwiegermutter bekam und die sich alle auf den Nenner „Du solltest mehr durchgreifen“ bringen lassen, war es ähnlich. Die Großeltern mochten damit sogar im Recht gewesen sein, aber es war nicht mein Weg, nicht die Wand, an die ich meine Leiter stellen wollte.
Die einen sagen so, die anderen so
Kennst du das? Du lässt dich breitschlagen, die Erwartungen anderer Menschen zu erfüllen und dann bist du mit dem, was du da tust, so erfolglos, wie man nur sein kann?
So war es auch mit den Kindern. Wollte ich sie davon abhalten, auf die Küchenschränke zu klettern, weil sich in schwindelnder Höhe das Süßigkeiten-Depot befand, drang ich kaum zu ihnen durch. Denn insgeheim freute ich mich über ihr motorisches Geschick und gegen gelegentliches Naschen hatte ich - trotz der vielen Zucker-Warnungen auf Social Media - ebenfalls nichts einzuwenden.
Wenn ich ihnen aber verbot, mit Straßenschuhen nach oben in ihre Zimmer zu gehen, oder ihnen einschärfte, mit geliehenen Sachen pfleglich umzugehen, oder fuchtig wurde, wenn der Bruder seiner Schwester auch nur ansatzweise etwas nicht gönnen wollte (oder umgekehrt), dann war ich ganz bei mir und konnte mich erstaunlich leicht durchsetzen.
Ein Meister liebevoller Führung
Wenn du fest in deinen Schuhen stehst, kriegen die Kinder das mit und du wirst zum Meister liebevoller Führung. Das klappt sogar bei unserem Hund. Wenn ich nicht ganz bei mir bin, zerrt er mich beim Spaziergang mal hier und mal dort hin. Bin ich aber innerlich klar, klappt die Leinenführung deutlich besser.
Der verstorbene dänische Erziehungs-Experte Jesper Juul hat darauf hingewiesen, dass es heute nicht um die Erfüllung allgemeiner Standards geht („Das tut man nicht!“), sondern darum, dem Kind die eigenen, persönlichen Grenzen mitzuteilen.
Jesper Juul
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Dein kompetentes Kind, Reinbek bei Hamburg, 2010, S. 228
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Kinder wollen stets mit ihren Eltern zusammen arbeiten,
und das fällt ihnen umso leichter,
je persönlicher wir sie ansprechen.
Wie du innere Klarheit erreichst
- Erstelle eine Liste mit den Regeln, die dir im Familienleben wichtig sind. Das können höchst individuelle Wünsche sind. Meine Freundin Gaby kann fuchsteufelswild werden, wenn ihre Kinder von oben die Butter abkratzen und nicht von der Seite. Bei einer Mama in meiner Beratung wissen die Kinder, dass sie beim Schuhezubinden keine Hilfe von ihr erwarten dürfen. Und ein Papa aus meinem Coaching versteht keinen Spaß, wenn nicht jeder sein Fahrrad zurück in den Schuppen stellt. Was ist es bei dir?
- Schreibe auf, was dir wirklich wichtig ist und beobachte, wie schwer oder leicht es ist, diese Regeln durchzusetzen? (Wenn es schwer ist, willst du es nicht wirklich. Falls doch, gucken wir im Coaching genauer nach den Ursachen.)
- Für die innere Klarheit ist es auch sehr hilfreich, wenn du ein Tagebuch führst oder „journelst“.
- Mir hilft es auch, fünf Minuten in einem meiner Lieblingsbücher oder -blogs zu schwelgen, um die gute Energie aufzusaugen, mich mit meinen HeldInnen zu verbinden und wieder mehr bei mir zu sein.
Wenn du Unterstützung brauchst, um wieder klarer zu sehen, was dir wirklich wichtig ist, trage dich einfach schnell für ein Erstgespräch ein:
Immer fröhlich bleiben und die passende Wand für deine Leiter finden,
Uta