Wie ich Rolf Zuckowski, den Kinderliedermacher, traf und mich noch schlechter fühlte als vorher

Immer vor Weihnachten habe ich eine Schaffenskrise. Nicht so wie Künstler, die sich theatralisch an die hohe Stirn fassen.

Sondern ganz praktisch: Ich schaffe das alles nicht!

Die letzten drei Geschenke besorgen, die Haare tönen, der liebsten Freundin das originellste Weihnachts-Familien-Foto der Welt schicken, das Tiramisu diesmal selber machen, Tante Fine eine Karte schreiben, erotisch bleiben für meinen Mann, misslungene Kekse durch silberne Zuckerperlen aufwerten …

Zu allem Übel lief mir gestern Rolf Zuckowski über den Weg. Wisst ihr der, der die ganzen Kinderlieder geschrieben hat („Heut‘ ist dein Geburtstag“, „In der Weihnachtsbäckerei“ …). Er wohnt bei uns im Stadtteil und stieg gerade mit einem seiner Enkel aus dem Auto.

Der Enkel hatte gerade laufen gelernt, wankte gegen meine Einkaufstaschen und sagte: „Mama.“

(Soviel zu meiner erotischen Ausstrahlung, dass sogar die weltläufigen Zuckowski-Enkel sofort das Muttertier in mir wittern.)

„Ja, das ist vielleicht auch eine Mama“, sagte Rolf Zuckowski und nahm den Jungen liebevoll an die Hand.

Bilder stiegen in mir auf. Die ganze Zuckowski-Familie unter der raumhohen Nordmann-Tanne. Oma, Opa, erwachsene Kinder mit Zuckowski-Nachwuchs in Maxi-Cosi-Schalen, kleine Mädchen in Flanellkleidern und Jungs, die so toben, dass „Tweety“, Rolfs legendäre Gitarre, fast in die Krippe stürzt.

Und es wird gesungen, gesungen und gesungen. Altes Liedgut, neues Liedgut, Selbstkomponiertes mit Widmung und so viele Strophen „Tochter Zion“, dass die Gans darüber knusprig wird.

Nach der Zuckowski-Begegnung erreichte meine Schaffenskrise ihren Höhepunkt.

Nicht geschafft, ein Lied einzuüben, nicht geschafft, das Weihnachtspapier mit selbst gemachten Moosgummi-Stempel zu bedrucken, nicht geschafft, die Rosenstöcke im Garten anzuhäufeln, nicht geschafft, immer fröhlich zu bleiben …

Abrupt setzte ich beide Einkaufstüten in den Matsch. Schluss mit den Selbstgeißelungen.

 

Immer schön fröhlich sein, ab sofort, nicht erst Heiligabend

Uta

Titelbild von Any Lane von Pexels. Vielen Dank!

  • haha…. genial! Danke für diesen Post! Genauso geht es mir auch! Und das Schild möchte ich bitte haben! Wo gibt es das? Haha….

    Liebste Grüße von Jenny und trotzalledem ein paar gemütliche, entspannte und besinnliche Tage!

    Jenny

  • Jawohl! Hier wurde auch einiges nicht geschafft, aber einiges auch geschafft und so wird es sicher ein schönes Fest. Und über das Nicht-Geschaffte reden wir einfach nicht mehr 🙂
    Liebe Weihnachtsgrüße,
    Andrea

  • Du hast doch einen Sohn im richtigen Alter. Nimm ihn Dir zum Vorbild (meine mittlere wird im Januar 16). Geht was schief, YOLO, hat man Mist gebaut, YOLO usw. Die vielen Ideen, die wir haben, können doch auch Ideen bleiben, einen kleinen Teil setzen wir um. Schön, dann bleiben viele Ideen für nächstes und übernächstes Jahr (wir haben keine Kekes gebacken, YOLO, dafür haben wir andere Sachen gemacht). Ich mache hier nur noch Sachen, die uns auch Freude machen. Dekoration entsteht nur noch aus einem Lebensgefühl heraus und nicht weil es sein muß. Hier entwickelt sich Weihnachtsdeko über die Adventszeit ganz allmählich, aber mit Lust (gestern noch zwei Vasen mit Kugeln, Lichterkette und Kunstschnee gefüllt)
    Also, tief durchatmen, sich auf die Weihnachtsbotschaft besinnen und loslassen.
    Frohes Fest
    Susanne

  • Habe herzhaft gekichert! Danke!

    Gehe jetzt weiter versuchen, dass perfekte Weihnachten hinzubekommen, nebenbei die 5 Körbe Wäsche zu falten, einkaufen zu fahren, vorher zu duschen… Ach, ihr wisst ja 😉

    Viele weihnachtliche Grüße, Sandra

  • Diese Krisen krieg ich (nicht nur im Dezember) manchmal frühmorgens um halb vier im Bett, und dann kann ich nicht mehr einschlafen, weil ein ganzer Rattenschwanz von Versäumnissen aus den letzten zwanzig Jahren hinterherkommt… (passiert zum Glück nur ab und zu). Aber Weihnachten versuche ich nicht mehr „bilderbuchmäßig“ hinzukriegen, seit vor vielen Jahren eine ältere Frau, der ich meinen Festvorbereitungsstress geklagt hatte, meinte: „Ach du liebe Zeit, was meinen Sie denn, wie’s damals in dem Stall ausgesehen hat…?!“
    Gelassene und fröhliche Festtage und eine erholsame Zeit „zwischen den Jahren“!
    Brigitte

  • War sicher der Sohn von Rolf und er sah nur wie ein Opa aus.
    Mich hast du wieder sehr fröhlich gemacht!
    Und ich laufe mit festgeschnallter Wärmeflasche rum. Auch nicht gerade erotisch. Die Bluse erkältet, wie meine Omi immer zu sagen pflegte….
    Liebste Grüsse!

  • Ich glaube, das hat sich der liebe Gott bei uns auch gedacht und hat uns am Freitag schnell noch die Windpocken geschickt. Töchterchen ist krank. Vater und Sohn gingen alleine Christbaumschlagen, die Lieblings-Schwester kann wegen der Windpocken nicht kommen, Oma und Opa deswegen auch nicht. Fazit: Die Tanne ist noch krummer als die Jahre zuvor, der Ivan bleibt in der Schachtel und ich muß den ganzen Sekt selber trinken. Trotzdem wünschen wir euch und uns ein frohes unperfektes Weihnachtsfest!

  • Haha, kommt mir so ähnlich auch bekannt vor. Nur, dass wir Rolf im Wohnzimmer haben und er mindestens einmal täglich aus den Boxen singt „In der Weihnachts…“ Tweety ist gerade out.
    Fröhliche Weihnachten! Liebe Grüße! Sonja

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    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

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