Der langsame Morgen 

 03/03/2013

Wie es mir gelang, weniger Termine mit den Kindern zu haben, und wie gut mir der langsame Morgen tat

Sonst jogge ich am Sonntagmorgen und hole Brötchen. Heute in der Früh lag ich im Bett und spürte: ich will einen langsamen Morgen.

Mein Mann drehte sich auf die andere Seite, ich schlich aus dem Schlafzimmer. Keine Regung aus dem Zimmer von Kronprinz (15), kein Geräusch von Prinzessin (12) und ihrer Übernachtungsfreundin (11).

Ich lümmelte mich auf die Holztreppe und kraulte den Kater. Nur wir beide und sein Schnurren. Zehn Minuten oder mehr. Ich weiß es nicht. Ein Sonntag ohne Uhr.

Laufschuhe, Sport-BH, Funktions-Shirt, verstärkte Socke rechts und links – heute könnt ihr alle ausschlafen!

Ich schlüpfte in die Jeans und den Pulli von gestern, griff nach Geld und Stoffbeutel für die Brötchen, trat in die Sonne.

Ein leichte Brise spielte mit den gekrümmten Restblättern in unserer Einfahrt, in der Hecke unterhielten sich zwei Meisen. Ich machte auf Ornithologe und schaute ihnen zu. Wie hektisch Vögel sind, wenn sie nicht fliegen.

Zeit für jeden Schritt, Zeit für jeden Blick.

Dabei diese kleine Leiter heran gezoomt, die an einem Fenster in der Reihenhaus-Siedlung lehnte, …

 

… das Plastik-Fohlen in einem Vorgarten entdeckt …

… den Schattenbaum bestaunt …

Noch ein knapper Kilometer bis zu den nächsten Laugencroisssants. Schade eigentlich. Ich könnte ewig so gehen. Und nachsinnen über alles Mögliche.

Langsamkeit ist mein Glück.

Entschleunigung ist mein Job.

Vor ein paar Tagen ist mir in dieser Sache ein großer Coup gelungen. Die Kieferorthopädin wollte Prinzessin eine feste Klammer verordnen. Für eineinhalb Jahre. Das bedeutet mehrere Dutzend Termine mit Röntgenaufnahmen, Abdrücke nehmen, Klammer einsetzen, zusätzliche Zahnreinigung, Kontrolltermine … ihr kennt das alles.

Auf Monate hin sind die wenigen freien Nachmittag eines G-8-Gymnasialskindes im Eimer.

Dabei besteht Prinzessins einzige Kiefer-Anomalie aus zwei leicht gedrehten Backenzähnen hinten links.
Als uns die Sprechstundenhilfe den Zettel mit dem Termin für die ersten Abdrücke hinschob, schob ich ihn spontan wieder zurück. Und eine andere Kieferorthopädin, die ich um ihre Meinung bat, kam zu dem Schluss, dass der Aufwand einer solchen Behandlung in keinem Verhältnis zu dem Ergebnis in Prinzessins Mund stehen würde.

Ab und zu kann man Momos grauen Männern doch ein Bein stellen.

Immer fröhlich Zeit heraus schinden

Uta

  • Liebe Uta,

    was für ein schöner Sonnensonntagmorgen.
    Wer da wohl das Leiterchen benutzt?

    Ein ähnliches Kieferorthopäden-Erlebnis hatten wir vor vielen Jahren mit unserem Großen. Der ist inzwischen erwachsen und mit seinen Zähnen sehr zufrieden. Es ist doch immer wieder gut Aufwand und Nutzen/Ergebnis miteinander abzuwägen.

    Liebe Grüße
    und genießt die „zurückerrunge“ Zeit!

    Nula

  • Ja, und vor allem den doch sehr profitorientierten Ratschlägen der Edel- Zahnklempner nicht blindlings folgen.Ich hatte als Kind selbst eine Spange wegen ziemlich massivem Unterbiss und bin froh, dass meine Eltern das korrigieren ließen, deshalb war ich anfangs sehr unkritisch. Wir haben bei Sohn 1 noch brav alles machen lassen, was die Fachfrau für nötig befand, damit unser Kind nicht eines Tages mit schiefen Zähnen und krummem Rückgrat herumlaufen muss. Also das volle Programm. Bei Sohn 2 habe ich dann immer nachgefragt, ob eine Maßnahme aus medizinischen oder nur aus ästhetisch – perfektionistischen Gründen angeraten werde, und da hieß es dann schon: „Also, medizinisch wäre es nicht unbedingt nötig, aber…“, worauf der Sohn fand, er sei schön genug, auch wenn die Zähne womöglich wieder um einen halben Millimeter verrutschen sollten – und schon hatten wir den Retainer gespart. Und Sohn 3 verweigerte von vornherein jeglichen Eingriff und wollte lieber seinen leichten Überbiss behalten als das ganze Theater mitmachen.
    Diese moderne Zahntechnik ist einerseits ein Segen in den wirklich schweren Fällen – aber andererseits auch eine große Angst- und Geldmacherei, indem man Eltern und Kindern weismacht, jedes Gebiss müsse einer perfekten Norm entsprechen, andernfalls entstünden irreparable Schäden.

  • Mein Zahnarzt zog mir mit 11 Jahren 8 Backenzähne auf einmal und verpasste mir eine Zahnspange, wo sie hineinwachsen sollten. Ich solle mich nicht so anstellen. Denr nächste wollte mir die Eckzähne ziehen und eine feste Spange verpassen. Der nächste sagte dann, das wäre völliger Schwachsinn aus rein kosmetischen Gründen, denn mit 70 wäre ich mal froh um jedne gesunden Zahn in meinem Mund, der eine Brücke halten kann, deshalb würde er niemals gesunde Zähne ziehen. Heute hab ich schiefe Zähne, aber dafür noch alle. 🙂
    Manchmal sidn Zweit- und Drittmeinungen äußerst hilfreich. Für die eigene Entscheunigung und für ein prothesenfreies Leben im Alter.

    Schöne Bilder hast Du eingefangen. Im Vorbeirennen wohl kaum entdeckt.
    Herzlich, Katja

  • Liebstes Schwesterherz, was für ein schöner Post! Und so wahr! Ich zitiere: „Entschleunigen ist dein Job,Langsamkeit dein Glück“ Wie wahr, wie wahr! Was haben wir früher viel Zeit am Esstisch verbracht, nur weil unsere jüngste Schwester noch mit der Suppe beschäftigt war und wir (ich zumindest) gedanklich den Nachtisch schon dreimal verspeist hatten! Wobei, ich muss zugeben, das Glück des Lebens lässt sich nicht durch hektische Beschleunigung und zielgerichtete Tätigkeiten erzwingen. So wie Du bist, bist Du richtig, alles Liebe zu Deinem heutigen Geburstag! Ich weiß, Du wirst ihn genießen, LG Rite

  • PS: Mensch, bei Euch in der Gegend gibt es bestimmt die Mucklas (aus: Pettersson und Findus)!!!! Also, wenn mal wieder der zweite Strumpf abhanden gekommen ist, der Autoschlüssel nicht an seinem Platz liegt …. suchen ist zwecklos. Da haben dann ganz sicher die Mucklas ihre Finger im Spiel! Rite

  • Yes, gut gemacht! Zum Thema passend kann ich erzählen, dass ich ein echtes Pferdegebiss hatte – schräge Zähne, weil falsch geschluckt. Sie wurden rabiatest nach hinten gezurrt. Heute habe ich vermutlich davon einen zurückgegangenen Kieferknochen. Korrigieren ja, aber nicht alles, nicht immer, nicht zu extrem.

    Ich brauche morgens allerding iimmmmmeeeeerrr laaaaangeee!*lach Frag lieber nicht, wie ich es schaffe pünktlich sehr früh aufzustehen und in die Arbeit zu gehen.*lach (mach das Licht aus – ich hasse Licht*lach – wehe, das macht jemand – booaaah, ich mag kein Licht in der Früh, das darf nur langsam mehr werden*gg)

    LIebe Grüße von einem Morgenmuffel LOLO

  • Wir haben bei der Tochter die feste Spange auch abgelehnt, weil: 1. Entschleunigung im Terminkalender, 2. Zähne sind nicht allzu schief, 3. schlechte Erfahrung mit zu früher fester Spange bei Sohn. Nun trägt sie halt die lose Spange über einen längeren Gesamtzeitraum hinweg – aber: Was lange währt, wird endlich vielleicht sogar viel besser! Eure Entscheidung war bestimmt die richtige 🙂 LG, Sylvie

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    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

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