Viele Eltern halten Hilfe im Haushalt füri selbstverständlich. Dabei ist es eine Ermutigung, wenn wir das Kind anerkennen - auch für Kleinigkeiten
Heute geht es darum anzuerkennen, wenn Kinder im Haushalt mit anpacken.
Hier das Beispiel:
Die neunjährige Bea hilft, den Großeinkauf aus dem Auto ins Haus zu tragen. Mutter reagiert so:
a) Ich sage gar nichts. Das ist doch selbstverständlich. Ich musste früher zu Hause ganz anders mit zulangen.
b) „Danke, ich bin froh, dass du mir hilfst. Nach der Grippe bin ich noch ganz wackelig auf den Beinen. Ich hätte es heute kaum allein geschafft.“
c) „Schön, dass du dich auch mal regst. Es geschehen in diesem Haushalt noch Zeichen und Wunder.“
Kronprinz (15) beim Staubwischen, gestelltes Bild |
zu a) Als wir dieses Thema mit Müttern und Vätern im Elterntraining besprachen, wurden einige ganz schnippisch. „Pah, ich soll auch noch ‚danke‘ sagen, wenn Sohnemann sich herablässt, endlich mal seinen Teller abzuräumen?“
Natürlich macht man nicht bei jeder kleinen Hilfe den Kniefall. Das wäre inflationär, unehrlich und würde in seiner Wirkung verpuffen. Aber bei den Kindern von klein auf dafür zu sorgen, dass man einander unterstützt und das auch gegenseitig anerkennt, macht vieles leichter. Das ist wie eine familiäre Klima-Erwärmung (nur ohne Ausrotten von Eisbären).
zu b) Ihr ahnt es, hier ist wieder Frau Mustermann am Werk. Kein pauschales Lob aus der Gießkanne, sondern ein persönliches Dankeschön aus der Situation heraus. Mutter macht deutlich, dass Bea in dieser Situation (Mutter noch geschwächt von der Grippe) einen wichtigen Beitrag für sie geleistet hat. Bea merkt: Es hat einen Unterschied gemacht, ob sie da war oder nicht. Ein Grundbedürfnis für jeden Menschen auf dieser Welt.
Mir gefällt das Danken viel besser als das Loben.
Loben geschieht eher aus einer überlegenen Position heraus. Der Schulmeister lobt den Schüler, der erfahrene Erwachsene das tölpelhafte Kind. Daumen rauf, Daumen runter.
Danken ist gleichwürdiger und macht den Beitrag klar, den der andere für mich geleistet hat. Und wenn ich darin Vorbild bin, wird das wirksamer sein, als wenn ich den Kindern meinen Finger in den Rücken bohre und ihnen zuraune: „Sag‘ Tante Hildegard ‚danke‘ für die Schokolade.“
zu c) Nicht schlimm, wenn einem mal ein solcher Satz entfährt. Hat das aber Methode, müssen sich Eltern nicht wundern, wenn ihnen in der Pubertät noch deutlich schärfere Sätze um die Ohren fliegen.
Ironie ist eine spitze Waffe. Anerkennung und Wertschätzung lassen sich damit schwer vermitteln.
Und Achtung! Kinder verstehen Ironie erst ab acht oder neun Jahren.
Ich würde mich freuen, wenn ihr mir schreiben könntet, in welcher Situation ihr euch ausdrücklich bei einem Kind bedankt habt.
Immer fröhlich dankbar sein
Uta
Ich behaupte mal, ich bedanke mich immer noch zuwenig bei meinen eigenen Kindern und meinen Schülern, aber ich übe dran. Konkrete Situationen zu Hause: Tisch abräumen, Einkauf in die Wohnung bringen u.ä. Bei diesen eher kleinen Aktionen reicht ein „Danke“ meiner Meinung nach völlig aus, da muss ich keine großen Worte machen.
In der Schule: bei größeren Aktionen (z.B. Ausstellung für die Eltern im Grunde alleine vorbereitet) gibt’s ein großes Dankeschön vor der ganzen Klasse, ansonsten situationsbedingt entweder ganze Klasse, eine kleinere Gruppe oder ein einzelner Schüler. Das reicht vom kurzen „Danke“ bis zu den hin und wieder (heißt unregelmäßig ein- oder zweimal im Schuljahr) vorkommenden Plätzchen- oder Kuchenmitbringseln (nicht für einen einzelnen Schüler, sondern für eine Gruppe oder die ganze Klasse), wenn ein „Danke in Kuchenform“ meiner Meinung nach dran ist.
Als Lehrer wie auch als Mutter breche ich mir keinen Zacken aus der Krone, wenn ich einem Schüler/Schülern bzw. meinem Kind für etwas danke.
Ich habe in Schule und Studium noch gelernt, dass Kinder Ironie erst ab ca. 12 Jahren verstehen. Aber egal, ob mit 6 oder mit 12 – mit Ironie sollte man bei Kindern vorsichtig umgehen.
Jorin
…ich muss ja gestehen, dass ich eher zur ironischen Variante neige und quasi meinen Gefühlen (gefühlte 700 mal dran erinnert) dadurch Ausdruck gebe.
Es ist verschieden, wie es beim Sohn ankommt: Rolle ich theatralisch die Augen dazu , findet er es selbst manchmal lustig.
Aber du hast recht – es wird auch manchmal zurückgeschossen.
Ahhh – naja – wir werden es schon durch die Pubertät schaffen!
😉
Ach so ja, bedanken:
-wenn er unaufgefordert hilft. Dann zolle ich ihm Lob und Anerkennung.
Bei „seinen Aufgaben“ eher nicht. Aber er hat nicht viel Aufgaben.
Und ich hoffe, er trägt bald die Gläser, die sich in seinem Zimmer stapeln, mal runter in die Küche, sonst wird er selbst keines mehr im Schrank finden.
PS „Gestelltes Bild“ ist gut! Gut, dass du das dazu geschrieben hast!!!
Liebe Grüße
:))
Gut dass das Bild gestellt ist- ich hätte mir dann echt Gedanken gemacht ob bei uns nicht irgendetwas schief läuft!
Schönes Wochende!
Anke
Jorin: Vielen Dank für die Beispiele. Eine Lehrerin, die als Dankeschön Kuchen oder Plätzchen mitbringt, das ist ja schön. Hast Du noch Platz in Deiner Klasse?
Seifenfrau und Buntspechte: Ja, natürlich gestellt. So hält doch kein Mensch ein Staubtuch. Er fand diese Art Textil sehr unangenehm zum Anfassen, wahrscheinlich um deutlich zu machen, dass er sich fürs Staubwischen nicht berufen fühlt.
Danke für die Kommentare, liebe Grüße Uta
*lach* Nein, ich habe 41 Kinder in der Klasse, da passt schon rein platzmäßig keiner mehr rein! Aber das muss ich natürlich erwähnen: die sind nicht alle wegen des Kuchens da :-D, Waldorfklassen sind auch heutzutage halt manchmal noch so groß.
Liebe Grüße
Jorin
Da mir momentan für alles die Zeit fehlt, allem voran der Haushalt, habe ich Herrn Sohn letzte Woche gebeten zu saugen. Nicht mit Begeisterung, aber er hat es gemacht und ich hab mich bedankt für die Mitarbeit die mir serh geholfen hat und mir verkniffen anzumerken, dass er die Ecken alle ausgelassen hat. 😉
Lieber Gruß, Katja
(die heute Morgen dafür eher pädagogisch wenig hilfreich reagiert hat, als die Bitte den Frühstückstisch zu decken nur bis zum Schokoladenglas und der Marmelade gereicht hat. ;-))
Ecken vergessen? – Damit kann man leben. Als Kronprinz so alt war wie Dein Sohn jetzt, hätte er den Staubsauger schnell in ein Raumschiff umgewandelt oder ausprobiert, wie viele große Teile der Staubsaugerbeutel verkraftet, bis die Warnlichter angehen oder das Teil platzt.
Du musst wahrscheinlich bei all Deiner Arbeit so effektiv sein, dass es sicher oft schwer ist, Geduld zu haben für das verspielte und ineffektive Wirken von Kindern.
Liebe Grüße
Uta
Meinen Kindern danke ich sehr häufig. Einerseits weil ich es wichtig finde anzuerkennen was sie machen und andererseits weil sie mich oft mit ihrer Hilfsbereitschaft überraschen. Wobei freiwilliges Helfen meiner Meinung nach auch „gelernt“ wird. Im Grunde denken die Kinder solange sie kleiner sind nicht unbedingt darüber nach, dass die vielen Verichtungen des Haushalts den Eltern nicht unbedingt Spaß machen. Sie nehmen wahr, dass die Eltern das immer machen und ordnen das der Elternrolle zu. Eine Mutter/ein Vater macht das. Wir haben dieses Thema immer wieder ins Gespräch eingebracht, dass wir diese Tätigkeiten zum Wohl der Gemeinschaft verrichten und auch stattdessen gerne am PC oder am Fernseher sitzen würden oder ähnliches. Und wir haben ihnen Beispiele gegeben, in welchen Situationen sie spontan helfen könnten oder nachfragen könnten was sie helfen können.
Das habe ich gemacht, weil ich mich noch erinnere wie ich (als überfolgsames Kind) sehr enttäuscht war, als meine Mutter mich in der Pubertät anbrüllte, sie müsse ja alles alleine machen und ich würde ja nie mal beispielsweise das Bad putzen oder staubsaugen oder so (für mich selber gekocht und meine Wäsche habe ich selber gewaschen). Ich habe das als unfair empfunden, weil ich freiwillig geholfen hätte (je nach Zeit) wenn ich gewusst hätte was ich tun könnte.
Und den Vorteil den ich noch sehe, wenn man den Kindern für Hilfe dankt ist, dass sie sich auch bedanken, für das was die Erwachsenen tun. Danke für das Essen Mama. Danke, dass Du den Umschlag, den ich für die Schule brauchte gekauft hast Papa. Danke fürs Abholen Opa. Danke, dass Du mich an den Termin erinnerst Mama usw.
Und Schülern danke ich auch, wenn auch nicht aus ganz so uneigennützigen Motiven. Ich lasse mir gerne von Schüler die häufig negativ auffallen helfen. Im Nachbarzimmer nach dem Tageslichtprojektor fragen oder im Sekretariat etwas klären. Oder eine Kleinigkeit (kein Kostenverursacher) die man für ein Projekt braucht mitbringen (ich habe für den Notfall das Gleiche zufällig auch dabei falls es vergessen wird). Nichts reintegriert muffelige Schüler besser in die Unterrichtssituation als ein Dank für Hilfe. Meist denken die nämlich, weil sie ständig ermahnt werden, man würde sie nicht mögen. Und ein Dank und ein herzliches Lächeln kann viel lösen.
Lg
Cordu
Liebe Cordu, herzlichen Dank für Deine eindrucksvollen Beispiele! Da ist viel Wahres dran, dass man Kinder thematisch auch mit dem ‚Helfen‘ vertraut machen und ihnen verdeutlichen muss, wie Gemeinschaft funktioniert.
Dass Kinder auch dankbarer werden, wenn sie erleben, dass wir ihnen danken, ist auch meine Erfahrung.
Was Du über „muffelige“ Schüler schreibst, kann ich gut nachvollziehen. Wie schön, dass Du ihnen die Möglichkeit gibst, sich in einem anderen Licht zu zeigen. Das klingt nach einem sehr achtsamen und liebevollen Unterricht.
Herzlichen Dank für den Kommentar!
Uta
Liebe Uta,
neulich war es sehr süß: eine andere Frau hat mich im Supermarkt-Gang durchgelassen, ich habe Danke gesagt. Hinter mir lief meine Tochter und hat sich auch bedankt, nachdem sie an der Frau vorbei war, ganz wie ne „Große“ 🙂
ich sage meiner Tochter auch häufig deutlich „Danke“.
Wie heute, an ihrem zweiten Geburtstag. Einfach so, weil es sie gibt.
Liebe Grüße,
Dorthe
„Bitte“ und „Danke“ hat sich in unserer Familie als normale Höflichkeitsgeste eingebürgert. Fremden, ausser halb unserer Familie zollen wir denselben Respekt und bitte um einen Gefallen bzw. bedanken uns nach einer erhaltenen Hilfeleistung.
Viel, viel wichtiger ist es meines Erachtens, denselben Respekt jenen Personen entgegenzubringen, die am wichtisten sind: Unseren Kindern und Partner/innen.