Coach Bettina Riehm über "Patchwork" und wie daraus mehr wird als ein Flickenteppich
Das Leben in einer Patchwork-Familie stellt alle Beteiligten vor besondere Herausforderungen. Ich habe meine Coach-Kollegin Dr. Bettina Riehm zu einem Interview zu dem Thema gewinnen können. Sie ist in mehrfacher Hinsicht Expertin auf diesem Gebiet: erstens coacht sie seit Jahren Eltern und Paare in allen Lebenslagen, zweitens ist sie im Erstberuf Gymnasial-Lehrerin und hat täglich mit Kindern und Jugendlichen zu tun und drittens lebt sie selbst in einer Patchwork-Familie. Bettina ist Mutter eines Sohnes (22) und zweier Bonuskinder (15 und 17).
Liebe Bettina, wie alt waren die Kinder, als du und dein Mann eure jetzige Familie gegründet habt?
Simon* war zehn und gerade aufs Gymnasium gekommen, Max* war fünf geworden und Lea* war noch drei.
Zu welchem Zeitpunkt hast du deinem Sohn gesagt „Das ist der neue Mann an meiner Seite“?
Simon war da unkompliziert. Er war drei Jahre alt, als mein erster Mann und ich uns getrennt haben. Und da hat er mich gefragt: „Mama, wenn du jetzt keinen Mann hast, warum gehst du nicht in den Supermarkt und kaufst dir einen?“ Er war also sehr offen einer Partnerschaft gegenüber. Dass es unkompliziert lief, lag aber auch daran, dass mein jetziger Mann und ich uns schon wenige Tage nach unserem Kennenlernen total sicher waren, dass wir zusammen sein wollen. Es war kein Ausprobieren, sondern wir waren füreinander entschieden.
Was gilt es, in den Anfängen einer neu geschaffenen Familie zu beachten?
Das Kind braucht von den leiblichen Eltern das stabile Wissen: An meiner Liebe für dich ändert sich gar nichts. Du bist mein Kind und du hast nach wie vor hundert Prozent meiner Liebe zur Verfügung. Es gibt jetzt noch jemand anderen, der hundert Prozent meiner Liebe bekommt. Das ist aber eine andere Form von Liebe.
Und bei den Bonus-Kindern ist es ganz wichtig zu signalisieren: Ich stehe als Papas neue Partnerin deiner Beziehung zu deinem Vater nicht im Wege. Ich nehme euch den Papa nicht weg. Meiner Erfahrung nach befürchten die Kinder, etwas zu verlieren. Dass sie nichts verlieren, gilt es, im Alltag zu manifestieren: z. B. durch gemeinsam verbrachte Zeit. Wenn man nur noch in seiner neuen Beziehung aufgeht und alles andere hinten runter fällt, ist das ungünstig für die Kinder. Lieber die Wünsche der Kinder mit einbeziehen und wach darüber zu sein, was sie für Fragen und Bedürfnisse haben.
Kannst du Beispiele für Fragen und Bedürfnisse nennen?
Lea brauchte am Anfang ganz viel Körperkontakt zum Papa, Max eher gemeinsames Legospielen. Beide Kinder wollten ihn auch mal für sich haben. Das fand ich total in Ordnung.
Den Satz „Ich nehme euch den Papa nicht weg“. Hast du ihn ausgesprochen oder ging es mehr um die Haltung?
Das ist eher eine Sache der Haltung. In meiner Coaching-Praxis erlebe ich häufig, dass der neue Partner in Konkurrenz zu den Kindern geht. Dabei ist das keine Konkurrenz, sondern eine ganz andere Beziehungsebene. Als Bonus-Mama oder -Papa muss man sich klar machen, dass das Kind seine eigene Beziehung zu seinem leiblichen Elternteil braucht. Und dass ich als Bonus-Mama diesen Raum auch gebe. Dass ich mich zum Beispiel nicht einmische, wenn der Papa mit Lea gerade einen Pudding kocht. Das ist jetzt eher auf der Inhaltsebene. Aber es geht im Wesentlichen darum, für die Kinder diesen Raum emotional zu schaffen.
Wie seid ihr umgegangen mit den Wörtern „Mama" und „Papa"?
Die Kinder reden das jeweilige Bonus-Elternteil mit Vornamen an. Das ist ein deutliches Zeichen für die ursprünglichen Eltern. Denn bei vielen Eltern gibt es die große Angst: ich bin ersetzbar, wenn ich mein Kind in die andere Familie gebe. Wenn die Bonus-Mama auf einmal auch Mama genannt wird - das erlebe ich bei Familien im Coaching - gibt es automatisch Spannungen zwischen der richtigen Mama und der Bonus-Mama. Das ist ungünstig für die Kinder, weil es leicht zu einem Kompetenzgerangel zwischen den Erwachsenen kommt. Mir war wichtig: Ich bin zwar Bonus-Mama, aber ich habe den Begriff Mama gegenüber den Kindern nie eingefordert. Ich sage das auch nie: Ich bin eure Bonus-Mama. Wir sprechen allerdings oft von Bonus-Familie, ein Begriff von Jesper Juul, den ich dem Begriff Patchworkfamilie vorziehe. Der Begriff Patchwork suggeriert einen Flickenteppich, der aus lauter Restmaterialien zusammengeschustert wurde. Bonusfamilie hingegen ermöglicht den Blick auf das, was wir gewinnen - z.B. eine neue Familie mit noch mehr Menschen, die einen lieben.
Wie habt ihr das Zusammenleben organisiert?
Die Kinder von meinem Mann sind jede zweite Woche von Donnerstag bis Montag bei uns und jeweils die Hälfte der Ferien. Mein Sohn Simon ist ja schon 22 und ausgezogen. Vorher war er drei Viertel der Zeit bei uns. Wir haben versucht, die Kinder immer an den Wochenenden zusammen zu haben. Die Organisation läuft sehr gut, vor allem weil mein Mann und ich am Anfang mehrere Coaching-Seminare besucht haben. Er konnte seine vorherige Beziehung klären und die Vorwürfe an seine Ex-Partnerin aufgeben. Auf diese Weise ist eine gute Basis zur Zusammenarbeit mit der Mutter von Max und Lea entstanden. Und gleichzeitig konnten wir unsere jeweiligen alten Beziehungen aufarbeiten und so zwischen uns eine ganz neue Beziehung aufbauen. Dies kam auch unseren drei Kindern zugute.
Waren eure Ex-Partner auch zum Coaching?
Nein. Es funktioniert auch, wenn man bei sich selber anfängt. Das hat bei uns wunderbar geklappt. Sowohl auf meiner Seite mit meinem Ex-Mann als auch bei meinem jetzigen Mann mit seiner Ex-Frau. Dadurch, dass wir uns verändert haben, konnten sie mitgehen. Da war eine ganze andere Bereitschaft da.
Welche Rolle spielt die Wohnsituation für die Patchwork-Familie? Sollte jedes Kind ein eigenes Zimmer bekommen, auch wenn ein Kind hauptsächlich beim Ex-Partner wohnt?
Weil wir uns sicher waren, dass wir zusammen leben wollen, waren wir schnell entschieden, zusammen ein Haus zu bauen. Es hat drei Kinderzimmer und jeweils ein Arbeitszimmer für meinen Mann und für mich. Wir haben uns von Feng-Shui-Prinzipien leiten lassen. Das Erdgeschoss gehört der ganzen Familie mit Wohnzimmer und Küche, im ersten Obergeschoss sind die drei Kinderzimmer. Und im DG haben wir beide unsere Arbeitszimmer und unser Schlafzimmer.
Was wir so auf baulicher Ebene manifestieren konnten, war: Es gibt eine Elternebene und es gibt eine Kinderebene und da sind alle Kinder gleich. Simon durfte sich als erster das Zimmer aussuchen. Die Zimmer sind zwar fast gleich, aber er sollte durch die erste Wahl einen Ausgleich bekommen. Das haben wir ganz bewusst gemacht, weil die anderen zu zweit waren und er alleine und der Älteste war.
Wie ist die Wohnsituation für die Kinder bei den Ex-Partnern?
Die beiden jüngeren Kinder haben bei ihrer Mama auch eigene Zimmer. Das ist natürlich bei den wenigsten Familien möglich, jedem Kind bei jedem Elternteil ein eigenes Zimmer zu geben. So war das auch bei Simons Papa. Er hat das aber grandios gelöst und das Arbeitszimmer mit ihm geteilt. Und wenn Simon da war, war klar, dass das sein Zimmer ist und er da auch nicht rein geht. Prinzipiell halte ich es für funktional, einen Bereich zu definieren, der nur dem Kind gehört. Es reicht eine Kiste oder zwei Regalbretter und ein Schrankteil für die Kleider. Und man kann den Bereich zum Beispiel mit einem Teppich markieren. An diesen geht auch sonst niemand ran (insbesondere auch nicht die anderen im Haushalt lebenden Kinder). Klare Regeln, auf die sich das Kind verlassen kann, sind da sehr hilfreich.
Darf der neue Partner das Bonus-Kind erziehen?
Das ist immer die Frage, was man als „erziehen“ definiert. Letztlich lernen Kinder von ihren Eltern das, was diese ihnen vorleben. So wie wir als Paar miteinander umgehen, wie wir grundsätzlich mit Menschen sind, das beeinflusst die Kinder, das können wir auch als Bonuseltern gar nicht verhindern. Anders ist es mit Regeln oder Bedingungen für die Familiengemeinschaft. Das Wichtigste ist hier, auf der Paarebene klar zu sein. Wenn man sich da einig ist, geht alles einfacher. Es gibt bestimmte Bedingungen bei uns im Haushalt, die für unser Zusammenleben funktionieren, zum Beispiel früher Schlafenszeiten, heute eher Computerzeiten oder ganz banal die saubere Kloschüssel. Über diese Regeln einigen mein Mann und ich uns und da ziehen wir an einem Strang. Und sie verändern sich mit den Bedürfnissen und Wünschen der Kinder, die sich ja ständig weiterentwickeln.
Das betrifft euer Zusammenleben. Was ist mit Regeln, die über den eigenen Haushalt hinausgehen?
Bei uns ist es immer so, dass das Elternteil, das die Kinder hat, auch die völlige Verantwortung übernimmt und damit die Regeln bestimmt. Dass das funktioniert, erfordert zum Einen ein großes Vertrauen, dass es dem Kind bei dem anderen Elternteil gut geht, zum Anderen aber auch das Bewusstsein, dass man eben nicht der Einzige ist, der meint zu wissen, wie Erziehung so richtig geht, sondern dass die Vorstellungen des Ex-Partners die gleiche Berechtigung haben, wie die eigenen. Es geht darum, zuzustimmen, dass der Andere es macht, wie er es macht, auch wenn man es selbst anders machen würde. Wichtig ist auch, dass man als Mutter zur Bonus-Mutter nicht in Konkurrenz geht und umgekehrt (das Gleiche gilt für die Väter). Das spüren Kinder und das testen sie sofort aus. Das kann so weit gehen, dass sie die Elternteile gegeneinander ausspielen, zum Beispiel um mehr Computerzeit herauszuschlagen, mehr Süßigkeiten zu bekommen ... Dann buhlt man um die Liebe des Kindes mit immer mehr Zugeständnissen, was für alle Beteiligten extrem schwierig wird.
Trennungen verlaufen selten friedlich. Was ist, wenn Streit mit Ex-Partnern das Leben der Patchwork-Familie überschattet?
Für die meisten Eltern ist es wichtig, dass es ihrem Kind gut geht. Wenn ich das will, muss ich mich fragen, was dem entgegensteht. Meistens ist es, dass sich Mama und Papa streiten. Da sind viele alte Verletzungen. Vielleicht hat der eine den anderen verlassen, ist eventuell fremd gegangen, hat den anderen finanziell übers Ohr gehauen, oder man ist einfach verletzt, weil diese Liebesbeziehung vorbei ist. Aus den Vorwürfen ergibt sich leicht der Wunsch zurückzuschlagen. Diese Vorwürfe im Coaching-Seminar loszulassen, war eine der grandiosesten Erfahrungen sowohl für mich als auch für meinen Mann. Das hat so viel Frieden gebracht und mich sehr erleichtert. In der Folge ist auch mein Sohn Simon viel, viel ruhiger geworden. Ihm ging es damals nicht gut. In dem Moment aber, als ich meine Vorwürfe gegen seinen Papa aufgegeben habe, war es spürbar leichter für ihn, zu seinem Vater und zu dessen neuer Partnerin zu gehen. Das Belastendste für die Kinder ist nämlich nicht die Trennung, sondern der Streit zwischen den Eltern. Und das Wichtigste, was man für das Wohlergehen der Kinder tun kann, ist Frieden zwischen den Eltern zu erschaffen.
Wie gelingt das, die Vorwürfe aufzugeben?
Das Allerleichteste ist, zu einem Coaching-Seminar zu gehen. Ich empfehle „Release“ von der „Grünen Wiese“. Dort arbeite ich inzwischen auch als Coach. Da geht es genau darum, alte Vorwürfe aufzugeben und befreit rauszugehen.
Ansonsten kann man das auch in einem Einzel-Coaching untersuchen. Das ist mein tägliches Brot in meiner Praxis. In der Regel besteht der Vorwurf, der Expartner hätte dies oder jenes nicht tun sollen (zum Beispiel mich nicht verlassen oder betrügen sollen) und er sollte sein Kind so und so behandeln (auf jeden Fall nicht so, wie er es macht).
Stell dir mal vor, wie das für das Kind ist! In meinem Fall für den Sohn. Der ist auch ein Mann. Das greift ihn in seinem Mann-Sein an. Er besteht nicht nur zu fünfzig Prozent aus meinen Genen, sondern zu fünfzig Prozent auch aus den Genen seines Papas. Wenn ich diesen Vorwurf immer wieder an den Vater habe, habe ich ihn auch an das Kind. Zumindest versteht das Kind es so. Das ist eine massive narzisstische Kränkung für das Kind. Das verunsichert es. Wenn die Mama sagt, der Papa ist falsch, dann versteht das Kind auch: Mindestens zur Hälfte bin ich falsch. Das ist fatal. Wie soll sich das Kind wohlfühlen, wenn ich denke, dein Papa ist ein Idiot und zu dem gehst du jetzt am Wochenende. Das ist eine unglaubliche Botschaft. Dieses Denken zu untersuchen und zu wandeln, ist so wichtig. Dazu gehört auch, die Handlungen des Expartners nicht negativ zu kommentieren, insbesondere, wenn ich manches vielleicht anders machen würde. Game-Changer war für mich die Erkenntnis, dass auch er sein Kind liebt und das aus seiner Sicht Beste für es macht.
Du sagst, Vorwürfe gegen den Ex-Partner greifen den Sohn in seinem Mann-Sein an. Verletzungen entstehen aber auch, wenn es nicht das gleiche Geschlecht ist, oder?
Exakt. Nur wenn das Geschlecht gleich ist, kommen die Vorwürfe gegen das andere Geschlecht noch on top. Bei der gegengeschlechtlichen Situation ist es aber wegen „Ich bin halb Mama und halb Papa“ und „ich soll zum Idioten oder zur Idiotin gehen“ fast das Gleiche.
Kannst du sagen, was für dich der Hauptgrund war, die Vorwürfe aufzugeben?
Zwei Gründe:
- weil es Simon nicht gut ging. Mir war es wichtiger, dass es meinem Sohn wieder besser geht, als dass ich Recht darüber behalte, dass sein Vater blöd ist.
- Weil ich spürte, wie das Festhalten an alten Vorwürfen mich daran hinderte, wieder glücklich mit einem anderen Mann zu werden. Ich hatte eine Vision für mich, wieder in einer erfüllten Beziehung zu sein. Und das ist mit den alten Vorwürfen nicht möglich. Da wäre ich in der alten Beziehung verstrickt geblieben.
Was insbesondere wichtig war, um alte Vorwürfe loszulassen, war zu sehen, welchen Anteil ich selbst am Scheitern der Beziehung hatte. (lacht) Was habe ich damit zu tun gehabt, dass das passiert ist? Ich war leider nicht nur die Nette und Gute, für die ich mich hielt. Auch wenn man es lange nicht sehen will: Für das Scheitern einer Beziehung sind immer, wirklich immer, beide Seiten verantwortlich. Dieser Standpunkt ist ungemein powervoll und befreiend!
Mir fällt auf, dass du zwischen konkreten Sachen unterscheidest, die man tun kann, und der inneren Arbeit, die zu leisten ist.
Ja, in einer Bonus-Familie gibt es vieles, was man im Außen tun kann: das eigene Zimmer oder den eigenen Bereich für das Kind in der Wohnung einrichten, gemeinsame Zeit verbringen, auf seine Fragen antworten… , aber das alles Entscheidende ist, dass man die Beziehungsebene klärt. Die Beziehung zum neuen Partner, zum Ex-Partner und zum Ex des Partners. Das auf eine vorwurfsfreie Ebene zu bringen, halte ich für das absolut Wichtigste.
Selbst wenn der Ex-Partner nicht mitmacht bei der Klärung, ist es trotzdem ein Riesen-Schritt nach vorne, wenn man selbst vergibt, oder?
Ja, das ist es auf jeden Fall. Stell Dir das vor, wenn beide Partner permanent gegeneinander kämpfen und der eine steckt seine Waffen weg. Das nimmt den Wind erstmal ganz aus den Segeln. Mal ganz abgesehen davon, dass es für den eigenen Gefühlshaushalt enorm befreiend ist, nicht immer im Vorwurf zu sein.
In Bonus-Familien gibt es einen riesigen Kommunikations-Bedarf. Wie wird man sich da immer einig?
Bei dem großen Kommunkationsbedarf hilft es, das Ego zurückstellen. Ich nenne ein Beispiel: Die Mama meiner Bonus-Tochter hat der 14jährigen die Pille verschreiben lassen. Das fand ich nicht gut. So früh diese Hormone zu nehmen, dagegen hatte ich wirklich Bedenken. Dann habe ich überlegt: Was ist jetzt wichtiger? Worum geht es mir eigentlich? Mir wurde klar, die Mutter ist wirklich verantwortungsbewusst, sie hat nur andere Ansichten als ich. Sie ist immer total fürsorglich ihren Kindern gegenüber. Und sie hat das mit ihrer Tochter alles besprochen. Da habe ich beschlossen, ich ziehe mich zurück mit meinem Ego und halte mich da raus.
In meiner Coaching-Ausbildung habe ich gelernt, wie wichtig es für eine funktionierende Beziehung ist, dem Partner und der Partnerschaft erste Priorität im Leben einzuräumen. Kann der Drang, dem leiblichen Kind einen stabilen Platz in der neuen Konstellation zu verschaffen, es erschweren, den Partner auf Nummer 1 zu setzen?
Wenn ich den Partner auf Platz 1 in meinem Leben setze, ist der Platz für das leibliche Kind (und die Bonuskinder) stabiler, als wenn ich dem Kind diese Position einräume. Denn dieser Platz kommt dem Kind nicht wirklich zu. Spätestens in der Pubertät wird es dem Kind unangenehm, in so enger Verbindung zu einem Elternteil zu sein. Dann kann es sich gar nicht entfalten. Umgekehrt gibt eine stabile und glückliche Partnerschaft den Kindern Sicherheit und Geborgenheit, und nicht zuletzt zeigt es ihnen auch, dass Partnerschaft gelingen kann. Das ist wichtig für ihre eigenen späteren Beziehungen. Aber natürlich heißt „Partner als erste Priorität“ nicht, dass die Kinder ignoriert werden. Wahrscheinlich verbringt man sogar mehr Zeit mit den Kindern als mit dem Partner, zumindest solange sie klein sind. Es muss nur klar sein, dass sich nicht alles immer um sie dreht, und dass sie auch keinen Keil in die Partnerschaft treiben können.
Liebe Bettina, vielen Dank für das Gespräch!
Kurz & knackig
- Das leibliche Kind braucht von Mama und Papa das stabile Wissen: an meiner Liebe zu dir ändert sich gar nichts.
- Den Bonus-Kindern tut es gut, wenn der neue Partner oder die neue Partnerin ihrer Mama oder ihres Papas signalisiert: ich nehme euch den geliebten Menschen nicht weg.
- Sich klar machen: die Liebe zu den Kindern ist eine ganz andere als die zum Partner. Nicht in Konkurrenz zu den Kindern gehen!
- Den Mangel-Standpunkt verlassen und sich klar machen: in einer Bonus-Familie eröffnet sich die Möglichkeit, dass noch mehr Menschen ein Kind lieben.
- Beziehung zu Ex-Partnern klären und Vorwürfe gegen sie aufgeben. Das kommt auch den Kindern sehr zugute.
- Auch in der Wohnung des Ex-Partners braucht das Kind einen Bereich, der ganz ihm gehört.
- Wenn ich meinen Partner auf Platz 1 in meinem Leben setze und nicht mein Kind oder meine Kinder, dann ist die Situation für die Kinder stabiler, als wenn ich ihnen diese Nummer-1-Position einräume.
Immer fröhlich bleiben,
eure Uta
Wenn ihr euch für ein Coaching-Gespräch bei Bettina interessiert, findet ihr sie unter den Trainern auf dieser Seite ganzen unten oder ihr könnt sie direkt kontaktieren unter: bettinariehm@gmx.de
Auch ich habe in meiner Beratung Erfahrung mit Bonus-Familien. Mein Coaching könnt ihr hier buchen.
Wenn ihr kein Einzel-Coaching möchtet, sondern lieber ein Wochenend-Seminar besuchen möchtet, findet ihr hier Angebote, die ich euch aus eigener Erfahrung ans Herz legen kann.
Das Foto von Bettina stammt aus ihren privaten Beständen. Die anderen Bilder dieses Beitrags sind von Pexels: das Titelbild von RODNAE, der Vater mit den Mädels vor dem Eiffelturm von Dominique Roellinger, die grinsende Familie auf der Wiese von pixabay und das Bild von Vater und Sohn von Vlada Karpovich. Vielen Dank!
Wegen der Verlinkung zum Coaching-Unternehmen gilt dieser Beitrag als Werbung, ist aber wie immer unbezahlt.
* Die Namen der Kinder habe ich verändert.
Oh liebe Uta,
was für ein wunderschöner Beitrag! Ich erlebe es auch als unglaublich wertvoll und wichtig, den Ex-Partner inkl. neuem Partner zu respektieren, und so den Kindern zu ermöglichen, im Herzen frei deren eigene Beziehung einzugehen.
Es ist so befreiend, weil auch die eigene kinderfreie Zeit so viel wertvoller ist, wenn ich in dem Moment, in dem die Kinder nicht mehr da sind, wirklich Me-time habe, statt in Gedanken zu kreisen, ob es den Kindern gut geht.
Und das mit den Vorwürfen gilt ja sowohl in Bonus-, als auch in Ursprungsfamilien. Eigentlich in allen Beziehungen läuft es leichter, ohne an alten Vorwürfen festzuhalten. Ist halt ein Prozess…
Was ich auch so essentiell finde, weil es sicherlich DIE Basis für das Gelingen in der Konstellation bei Bettina war:
Die unumstößliche (so liest es sich) Entscheidung FÜR ein neues gemeinsames Leben und damit die Bereitschaft, an sich und seinen Beziehungsmustern zu arbeiten. Also die Entscheidung FÜR einen gemeinsamen Weg. Das rührt mich sehr.
Danke Uta und Bettina fürs Teilen und für eure wunderbare Herzensarbeit! 🙏🏻
Danke für deinen Beitrag, liebe Marie!
Liebe Uta, liebe Bettina, so ein toller Artikel, herzlichen Dank.
Danke für die Rückmeldung!
Es ist beeindruckend, wie sie die verschiedenen Aspekte und Herausforderungen dieser Familienkonstellation beleuchtet und praktische Ratschläge gibt. Besonders wichtig erscheint mir die Betonung, dass die Liebe zu den Kindern und die Liebe zum Partner unterschiedliche Ebenen sind und nicht in Konkurrenz zueinander stehen sollten. Die Idee, den Begriff „Bonus-Familie“ statt „Patchworkfamilie“ zu verwenden, um den Fokus auf das Positive zu legen, finde ich auch sehr ansprechend. Es zeigt, dass in solchen Familien mehr Menschen da sind, die einander lieben. Vielen Dank für diese Einblicke!