Wir befinden uns in der letzten Phase der Weihnachtsvorbereitungen. Prinzessin (12) möchte noch ins Einkaufszentrum, um Geschenke zu besorgen, aber ich habe längst abgeschlossen mit dem Einkaufszentrum. „Du kannst ein Gedicht schreiben oder etwas basteln, aber ich setze keinen Fuß mehr ins Einkaufszentrum.“
Jetzt ist die Phase der Gutscheine, der großen Versprechungen. „Frühstück ans Bett“, „Einladung zum Döner-Mann“, „Dreimal Rasenmähen im Sommer“ ausgedruckt in Zapfino -Schrift.
Da können wir schon den Baum aufgestellt haben, die ersten Kirchenglocken läuten und es kommen noch so Fragen wie „Meinst du, Oma freut sich über eine Handcreme?“
Ich fürchte, das haben die Kinder von mir. Wenn es in letzter Minute nicht stressig wird, ist es kein Weihnachten.
Ich erinnere mich an eine Straußenvogel-Marionette, die ich als Kind meiner Schwester Nummer 3 gebastelt habe. Die Füße bestanden aus Joghurt-Bechern, Hals und Beine aus Wollkordel und der Körper aus einer Styropor-Kugel, die in einen Buttermilchbecher gedrückt und mit Federn gespickt wurde. Es war eine halbe Stunde vor der Christmette, als der Styropor-Popo aus dem Becher rutschte, davon kullerte und alle Federn verlor. Den Vogel ohne Unterleib und mir verband die Verzweiflung und sich endlos ziehende Uhu-Fäden.
Irgendwie habe ich es noch geschafft. Und wer Spaß an Klebstoff-Schnüffeln hat, wäre neben mir in der Kirche sehr glücklich geworden.
Das ist schöner Stress. Der andere aber, der kommt mir nicht ins Haus. Die Selbstvorwürfe, dass man wieder zu spät angefangen hat, dass man Weihnachten einfach nicht unter Kontrolle kriegt, zu blöd ist, sich frühzeitig um das Familienfoto für die Grußkarten, das perfekte Zimtparfait und die liebevollen Geschenkanhänger zu kümmern.
Jetzt ist die Phase, in der man Mut zur Lücke braucht.
Ich sage euch mal meine Lücken:
- Der Saxophon-Lehrer hat diesmal keine Kekse und keine Karte bekommen.
- Das Haus ist nicht wirklich weihnachts-fein. Seit der Flurrenovierung in der vergangenen Woche liegt fast überall noch ein feiner Staub vom Wändeabschleifen. Hier im Arbeiszimmer kann man mit dem Finger Weihnachtsmotive zeichnen auf dem Sideboard, dem Drucker-Deckel, der Fensterbank. Braucht jemand Vorlagen zum Runterladen oder ein Tütchen weißen Staub? Einfach nur einen Kommentar mit deinem Namen …
Provisorische Flur-Garderobe, fotografiert durch den Spiegel, der noch schief hängt. |
- Wir waren gestern erst unterwegs, um einen Weihnachtsbaum zu schlagen. Der Schönste, den wir gefunden haben, braucht mehrere Ast-Transplantationen. Soßenkönig und Kronprinz (16) haben jedes Jahr viel Spaß damit, Löcher in den Stamm zu bohren und Äste kunstvoll zu versetzen. Für das Baum-Tuning braucht man: Bohrmaschine, Sekundenkleber und eine klare Vorstellung von der Kegelform eines Weihnachtsbaumes.
- An Heilig-Abend gibt es bei uns keine Ente, die ständig begossen, keinen Fisch, der auf den Punkt gegart werden muss. Bei uns hat das Büfett der Lieblingsspeisen Tradition. Jedes Familienmitglied darf sich zwei oder drei Speisen wünschen. Die Bedingung ist: Es muss etwas sein, das fertig gekauft oder mit wenig Aufwand vorbereitet werden kann. Meistens sind es: Kartoffel-Salat und Würstchen, Tim-Mälzer-Dessert mit Tiefkühl-Himbeeren (Soßenkönig), Eis am Stiel und Mini-Pizzen (Prinzessin), Kartoffel-Salat, Mini-Pizzen, Räucherlachs und Domino-Steine (Kronprinz) und Vitello-Tonnato, Anti-Pasti vom Griechen und Tiramisu (Uta). Nur den Kartoffelsalat machen der Soßenkönig und ich am Heilig-Abend morgens selber. Der Rest wird gekauft oder am Vortag gemacht und in der Küche auf Platten angerichtet, dazwischen Zapfen und weiße Kugeln … (Kalorien: keine Ahnung, Nährwert: wahrscheinlich gering, stressfreie Freude: jede Menge)
Und ihr? Welche Ideen habt ihr, die alles leichter machen? Wo habt ihr Mut zur Lücke? Wo seid ihr herrlich unperfekt?
Unser Weihnachtsmotto lautet nicht nur „Let it snow“, sondern auch „Let it flow“.
Immer fröhlich bleiben
Eure Uta
Mini-Pizzen! Das ist ne Idee. Die kaufe ich morgen noch, dann ist Schluß mit Weihnachtsvorbereitung. Hier auch nicht wirklich perfekt, auch im Möbel-Chaos (wer bitte kommt denn ausser uns auf die Idee, 3 Tage vor Heilig Abend mehr oder weniger 3 Kinderzimmer und das Büro neu zu gestalten?!).
Einen schönen 4. Advent!
Sandra
Das klingt wunderbar nach dem, was ich grad brauche: stressfreie Freude. 😀 Bei der ein oder anderen Person werde ich wohl leider auch improvisieren müssen, aber was nicht geht, geht halt nicht. Und verzwungenes Beschenken ist eh blöd, ne?! 🙂 Ich wünsche euch ein wunderbar besinnliches und stressfreies Weihnachtsfest!!
Alles Liebe
Steffi
Liebe Uta,
Dir und Deinen Lieben ein gesegnetes, fröhliches Weihnachtsfest sowie Glück und Gesundheit für 2014.
Alles Liebe und herzliche Grüße
Ute
Liebe Uta,
besser kann es nicht laufen, als mit Deiner gelassenen Haltung. Ja, hier gibt es Lücken und das ist auch in Ordnung so: „Hauptsache hyggelig“ das wünsche ich mir und Euch.
Fröhliche Weihnachten und ein gesundes und erfolgreiches 2014.
Ich freue mich darauf!
Alles Liebe
Amalie
Hach, hört sich das herrlich unkompliziert an. Ich wünsche mir die weitere Familie für zumindest den 24. aussperren zu dürfen …dafür müsste ich wohl an den Nordpol auswandern… dasChaos VOR weihnachten beseitigen zu können, um dn Heiligabendvormittag im schwimmbad verbringen zu können, und mein Vorsatz fürs nächste jahr, die weihnachtsbasteleien werden im August begonnen.
Hahahaha, tut das gut sowas zu lesen! Von ganzem Herzen Dank für diesen schönen Blogeintrag!!! Endlich mal ehrlich ein nicht „perfektes Weihnachten“ wie es sonst angeblich überall funktioniert. Liege grad erkältet auf der Couch und freue mich wie ein Schneekönig, dass es ausser uns auch noch nicht ganz perfekte Familienorganisationsweihnachtstalente gibt! Tut sooo gut, danke! Fröhliche und stressfreie Weihnachten und ein gesundes schönes neues Jahr!
Liebe Grüße, Karin
Asttransplantationen! Wie cool ist das denn? Habe ich noch nie gehört oder gesehen, find’s aber supergenial! 😉
Schön zu lesen, dass ihr euch nicht unnötig stressen wollt, wir halten’s auch immer so. Bei uns gibt es auch reichlich Lücken, eine klafft z. B. an, bzw. unter unserer Gästedusche. Die Dusche funktioniert zwar wieder, aber ein schöner Anblick ist anders! 😉 Ich denke unser Besuch wird’s verkraften!
An Heiligabend gibt’s bei uns immer Würstchen mit Kartoffelsalat und einen Nachtisch, der schnell geht, welchen muss ich mir noch überlegen. Den Kartoffelsalat machen wir aber auch selbst. Schmeckt einfach vieeeel besser.
Ein schönes Weihnachtsfest und liebe Grüße
Biggi
Na klar, freut sich Oma über die Handcreme. Selbige darf aber nicht stinken!
Tannenduft muss immer noch zu riechen sein! Auf zum Endspurt! M.
„Let it flow“ ist ein schönes Motto für Weihnachten. Da ich sonst auch immer zu den Stressern der letzten Minute gehöre will ich mir das jedes Jahr mehr dun mehr vornehmen. Dieses Jahr schauts ganz gut aus. Unser Baum darf dieses Jahr unperfekt bleiben und bekam keine Astverpflanzung (schön, dass das nicht nur bei uns gemacht wird), die Geschenke sind bis auf ein noch nicht ganz fertiggebasteltes komplett, die Nachbarn mit Plätzchen versorgt und am Dienstag kommt was in den Ofen, das sich von alleine macht.
Wobei mir die Idee mit den Lieblingsessen, die alle fertig gekauft werden auch super gefällt. Da lägen dann an Heiligabend Sushi neben Grießbrei, Thailändisches Curry neben Pizza und Chips neben Creme Caramel. Warum eigentlich nicht… nächstes Jahr dann. 🙂
Habt entspannte Weihnachten!
Herzlich, Katja
Oh-ja, Mut zur Lücke hatte ich dieses Jahr auch!
Ich habe tatsächlich auf die jahrelange Tradition der Weihnachts-Grußkarten mit dem obligatorischen Familien-Bild verzichtet. Ich fürchte, dass es auch niemand vermisst hat.
Außerdem habe ich ganz absichtlich nur einmal Plätzchen gebacken, damit die Kinder ihren Spaß haben beim Ausstechen und Verzieren. Geschmacklich lassen meine Gebäcksachen leider immer zu wünschen übrig – da lohnt sich Backen im großen Stil also gar nicht.
Außerdem haben heuer weder die Müllmänner, noch der Postbote oder die Nachhilfelehrerin etwas von uns geschenkt bekommen. Das finde ich aber eigentlich schade, denn solche kleinen Aufmerksamkeiten sind eigentlich ja etwas Schönes. Man muss aber die Zeit dafür haben – und die hatte ich nicht.
Nächstes Jahr sieht es hoffentlich wieder besser aus.
Liebe Grüße und ein gemütliches Weihnachtsfest
wünscht Dir
Papagena
Wir wissen noch immer nicht, was es Heilig Abend geben soll (Nudelsalat, Pizza, Frikadellen oder Raclette stehen im Raum). Meinem Mann fiel gestern noch ein, dass er den Baum vor dem Haus schneiden muss, nun liegt der halbe Baum vor’m Küchenfenster, der Rest ist noch dran und muss morgen runter…
Liebe Grüße, Sonja
Das war so unterhaltsam zu lesen! Vielen Dank. Nun kann ich es noch etwas gelassener angehen lassen. 🙂
Frohe Weihnachten liebe Uta.
Dein Blog ist uebrigens ein Geschenk fuer mich.
Luise
Danke, ich habe gerade herzlich gelacht 🙂 Ich versuch auch schon im dritten Anlauf die Geschenke einzupacken, aber das kleine Kind hat sich überlegt lieber nochmal wach zu werden. Aber irgendwie wird das auch noch. Gelassenheit klingt gut, klappt zum Glück auch oft und so machen wir uns morgen sicher einen entspannten und besinnlichen Abend.
Dir und deiner Familie ein frohes Fest! Liebe Grüße Stefanie
Frohe Weihnachten! Mut zur Lücke, dieses Motto können wir heuer auch über unserem Baum schreiben. Das freigegebene Areal war nämlich in diesem Jahr schon recht abgeholzt als wir zum „Schlagen“ ankamen. Asteinsetzen hat bei uns lange Tradition, schon mein Großvater hat so die Christbäume verschönert. Die waren damals einfache Fichten, bei Nacht und Nebel aus einem fremden Forst geklaut und heimlich heim geschleppt. Machte damals jeder so, war sozusagen Tradition. Ehrensache war aber auch, daß man nicht den schönsten Baum fällte, und so mußte der zuhause halt ein bißchen aufgepeppelt werden.
Gänzlich entspannte Grüße Michaela und danke für Deinen schönen Blog, der mich in diesem Jahr schon vielfach zum Nachdenken und Lesen angeregt hat!
Liebe Uta!
Let it flow! Vielen Dank für deine erfrischenden Worte, ich freu mich schon auf mehr!
Dir und deinen Lieben ein wunderbares Weihnachtsfest und „gechillte“ (-;
Feiertage!
Liebe Grüße
Malaika
Frohe Weihnachten, meine Lieben.
Auch hier ist diesmal was anders: Wir haben den Weihnachtsbaum auf die Terrasse gestellt.
Das Teil stand nämlich regelmäßig irgendwie „im Weg herum“, egal, wo er war, und welche Größe er hatte. Irgendetwas musste ja immer Platz für ihn machen…Nun. Haben wir eine große Fichte mitten auf der Terrasse verankert und geschmückt. So einen großen Baum hatten wir noch nie! Und so viel Platz im Wohnzimmer auch nicht! Und nadeln kann der, wann er will.
Schöne Feiertage…
Liebe Uta, ich wünsche dir und deinen Lieben wunderschöne Weihnachten und ein gutes , gesundes Neues Jahr! Danke für die immer wieder gute köstliche Unterhaltung! Liebe Grüße. von Silke Schmidt!