Fundiertes Wissen und praktische Ideen von der Kinderärztin Daniela Dotzauer

Meine Nichte, die im vergangenen Jahr Mama geworden ist, hatte mir von dem Instagram-Account von Daniela Dotzauer vorgeschwärmt. Zum Thema Schlafen und Babys hätten die Beiträge und Videos dort ihr sehr geholfen. So sprach meine Nichte. Und auf meinem Smartphone-Bildschirm konnte ich erkennen, dass die junge Mama deutlich ausgeruhter aussah als noch vor wenigen Wochen. 

Schnell fand ich heraus, dass Dr. Dotzauer nicht nur auf Instagram aktiv ist, sondern auch ein Fachbuch geschrieben hat: "Babyschlaf. Fundiertes Wissen und konkrete Handlungsvorschläge aus der Beratungspraxis". In das Thema konnte ich mich einfühlen, weil unser Hund Durchfall hatte und ich nachts mehrfach raus musste. 

Zentrale Botschaft

Die wichtigste Botschaft der Kinderärztin: In den ersten drei Monaten braucht der Säugling zu hundert Prozent unsere Begleitung, um in den Schlaf zu finden. Danach aber gilt es für die Eltern, eine Balance zu finden zwischen ihrer Co-Regulation und der Eigenregulation des Babys. Schon ab etwa drei Monaten entdeckt der kleine Mensch Möglichkeiten, sich selbst zu beruhigen und macht die ersten, zarten Erfahrungen von Selbstwirksamkeit. Dazu braucht das Baby Eltern, die für eine ruhige und entspannte Atmosphäre sorgen. Wenn das Kind satt und gewickelt ist, - so Dotzauer - ist Beruhigung der entscheidende Faktor, um in den Schlaf zu finden und nicht zum Beispiel ein Stillmarathon oder exzessives Wippen auf dem Pezzi-Ball. 

Ertappt

Obwohl das lange her ist, fühlte ich mich ertappt. Denn ich habe unsere Kinder routinemäßig in den Schlaf gestillt. Und laut Dotzauer ist es auch völlig normal, wenn das Baby an der Brust einschläft. Trotzdem ist die Philosophie aus dem Buch "Babyschlaf" ein echter Augenöffner für mich. Es geht darum, dem älter werdenden Baby zunehmend Raum zu geben, damit es seine Selbstberuhigungs-Kompetenz entfalten kann. Allzu leicht geraten Eltern in einen Teufelskreis und gewöhnen das Kind an ein immer aufwändigeres Einschlaf-Programm, aus dem sie in den nächsten Jahren nicht mehr raus kommen.

Es bestehen dysfunktionale Interaktionsmuster, die die Entwicklung der kindlichen Selbstberuhigung blockieren, was wiederum zur verstärkten Einforderung der elterlichen Unterstützung führt. ("Babyschlaf", Seite 67)

Daniela Dotzauer ‧ Kinderärztin

Steile These

Gerade im Zeitalter der bedürfnisorientierten Erziehung könnte man es für eine steile These halten, dass schon wenige Monate alte Babys sich in einem gewissen Maße selbst beruhigen können sollen und nicht wie fest gewachsen 24/7 am Körper getragen werden müssen. Die jahrzehntelange Erfahrung von Dotzauer aber gibt ihren Aussagen ein großes Gewicht. Sie hat über das Thema Babyschlaf promoviert, war Ärztin auf einer Neugeborenen-Station und später in mehreren Kinderarztpraxen im Großraum München. Später arbeitete sie in der bekannten "Münchener Sprechstunde für Schreibabys" und ist als Dozentin in der Hebammenfortbildung tätig. 

Wichtige Kompetenz: Selbstberuhigung

In meinen Coachings erlebe ich Eltern, die gar keine Frage dazu haben, dass auch ihr drei-, vier- oder fünfjähriges Kind sie zum Einschlafen braucht. Mit Brauchen ist dabei nicht das Schlaflied oder die Gute-Nacht-Geschichte gemeint, sondern das anschließend Beim-Kind-Bleiben. Danebenliegen oder -sitzen, bis es wirklich eingeschlafen ist. 

Es hat sich zunehmend die Idee durchgesetzt, ich würde mein Baby und auch mein größeres Kind im Stich lassen, wenn es ohne Körperkontakt zu mir einschläft. Dabei wird ein Gedanke völlig außer Acht gelassen: Es ist wichtig für das Kind, Mechanismen der Selbstberuhigung zu lernen. Es handelt sich dabei um eine Kompetenz wie allein essen, laufen oder später schwimmen können. Wenn ich mich zum Einschlafen neben das Kind lege, ist das, als würde ich mich auf den Gepäckträger setzen, wenn das Kind Radfahren lernt. Das Gefühl der Balance kann es nur allein erfahren und lernen. 

Was hat mich am meisten beeindruckt?

In dem Buch "Babyschlaf" hat mich am meisten beeindruckt, wie früh Kinder von Natur aus lernen, sich selbst zu regulieren ... wenn man sie denn lässt. Daniela Dotzauer richtet sich mit ihrem Buch an Eltern mit Babys von Null bis 13 Monaten. Und sie weist daraufhin, dass das Baby schon nach drei Monaten erste Erfahrungen von Selbstwirksamkeit macht. Auch in Bezug auf die zarten Ansätze, selbst mit negativen Gefühlen umgehen, sich selbst beruhigen und allein in den Schlaf finden zu können. Wenn ich aber erst viel später, also im Kita- oder Vorschulalter, mein Kind daran gewöhnen möchte, von allein in den Schlaf zu finden, wird es richtig mühsam. 

Oft ist an eine Kindergartenübernachtung mit fünf Jahren gar nicht zu denken, die Lesenacht in der Schule mit sieben Jahren wird abgelehnt, bei Freunden zu übernachten steht nicht auf dem Programm und ins Schullandheim erst recht nicht. Die Kinder schneiden sich dann mangels eigener Strategien von altersgemäßen Erfahrungen selbst ab. "Babyschlaf", Seite 70

Daniela Dotzauer ‧ Kinderärztin

Zusammenfassung

  • Dotzauer rät ab von Schlaflernprogrammen und möchte stattdessen die Intuition der Eltern stärken und ihnen Wissen über Entwicklungsphasen bezogen auf den Schlaf vermitteln.
  • Sie möchte Eltern helfen, in einen "Engelskreis" zu kommen, in dem sie immer besser verstehen, was ihr Baby braucht, und sich selbst als wirksam zu erleben.
  • In den ersten drei Monaten benötigt das Baby Regulation beim Einschlafen. Danach wird es zunehmend wichtiger, ihm auch Raum zur Selbstregulation zu lassen. 
  • Das geschieht zum Beispiel, indem man Überreizung vermeidet, eine Phase der Entspannung einleitet, ihm sanft die Augen zustreichelt, nach und nach den Blickkontakt reduziert. 
  • Nicht missverstehen! Dotzauer empfiehlt nicht, das Baby einfach schreien oder allein zu lassen. Vielmehr rät sie, es Schritt für Schritt dabei zu unterstützen, allein in den Schlaf zu finden, indem Mama oder Papa noch in der Nähe bleiben, sich aber nach und nach anderen Tätigkeiten zuwenden. 
  • Achtung! Es sind oft die Eltern, die für das Kind Dunkelheit mit Bedrohung verknüpfen.
  • Das einjährige Kind kann lernen, seinen Schnuller oder sein Tuch selbst zu finden. (Seite 28)
  • Die Ärztin hat keine Einwände gegen das gemeinsame Schlafen im Familienbett, weist aber darauf hin, dass auch dort jeder selbst für seinen Schlaf zuständig ist. Im Wesentlichen ist das weniger eine Frage des Ortes als eine Frage des Elternverhaltens und ihrer inneren Haltung. 

Für wen eignet sich das Buch?

Für alle Eltern mit Babys bis zu 13 Monaten sowie für BeraterInnen und Hebammen. 

Ideal ist es aber auch für werdende Eltern, die noch vor der Geburt die Zeit haben, ein Fachbuch zu lesen. Zudem starten sie dann von Anfang an mit dem nötigen Wissen, um den wichtigen Zeitpunkt nicht zu verpassen, ab dem der kleine Mensch lernen kann, sich nach und nach selbst zu regulieren. 

Immer fröhlich bleiben, frühzeitig das Buch "Babyschlaf" lesen und/oder Dr. Daniela Dotzauer auf Instagram folgen,

Eure Uta 

PS: Herzlichen Dank an den Mabuse-Verlag für das Rezensionsexemplar!

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}

Uta


Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

Deine, Uta

>