Wie Schüler und Lehrer aus dem Kanal gezogen wurden und wie viel Hilfsbereitschaft es doch gibt.
Gestern war Kronprinz (17) mit seinem Profil-Kurs, drei Lehrern und einer Gruppe Austauschschüler aus dem Kosovo zum Kanu-Fahren auf der Alster. Nach einer Kaffee-Pause bat ihn seine Lehrerin, das Einer-Kajak zu übernehmen, weil sie darin zuvor so nass geworden war. Dafür stieg sie zu einem Kollegen und vier anderen deutschen und albanischen Schülern in ein 6er-Kanu. Das war Glück für unseren Sohn. Denn sonst hätte er wenig später eine Prinzenrolle erlebt. Das Kanu kenterte unter einer großen Trauerweide. Alle Beteiligten dieses schönen Projekts der Völkerverständigung trieben in ihren Schwimmwesten im kalten Wasser. Der Kronprinz sammelte die Rucksäcke mit Kameras und Handys aus dem Wasser, drohte aber selbst zu kentern wegen der albanischen Mädchen, die an seinem Kajak hingen.
Zwei Tretbootfahrerinnen schaufelten sich durch das trübe Wasser zu den Schiffbrüchigen und zogen sie ans Ufer. Zwei kleine Mädchen holten ihre Mutter, die in Hamburg so priviligiert wohnt, dass ihre schönen Rasenkanten an einem Alster-Seitenkanal nippen, genau an der Stelle, wo der kleine Unfall sich zutrug.
Besser hätte die Gruppe nicht stranden können. Denn sie waren nicht an eine snobistische Hanseatin geraten, sondern an eine Frau, die – ohne eine Sekunde zu zögern – die ganze Gruppe in ihr Haus bat. Tropfend stapften alle über die Teppiche und durften einer nach dem anderen duschen. In der Zeit halfen die kleinen Töchter dem Kronprinzen mit Eimern, das Kanu leer zu schöpfen. Bald saßen Schüler und Lehrer in geliehenen Kleidern um einen großen Wohnzimmertisch, die Informatik-Lehrerin im hochflorigen Bademantel ihrer Retterin. Während sich die Kleider der Gruppe im Trockner des Haushalts drehten, wurden die nassen Handys in einer Schüssel mit Reis versenkt. Sogar zu essen gab es für alle.
Als der Kronprinz am Abend mit seinem Austauschpartner nach Hause kam, war er ganz beseelt von der großen Hilfsbereitschaft. Die Leute wären so unfassbar nett gewesen. Während der Soßenkönig und unser Gast schon die Champions-League-Begegnung zwischen den Bayern und dem FC Porto im Fernsehen sahen, saßen Kronprinz und ich noch lange am Tisch und wärmten uns an den schönen Erinnerungen des Tages.
Die Dame aus der Villa am Kanal wird heute von Schülern und Lehrern einen großen Blumenstrauß erhalten.
Immer fröhlich bleiben wegen der Hilfsbereitschaft, die es doch noch gibt, und wegen der vielen kleinen Erlebnisse, die es nie in die Nachrichten schaffen werden.
Eure Uta
Foto von Artur Roman von Pexels. Vielen Dank!
Sehr coole Geschichte! … musste echt kurz überlegen, wie ich wohl reagiert hätte …
Reinbitten, telefonieren lassen, Tee und Kaffee kochen auf jeden Fall, aber das mit dem Duschen und Kleiderleihen war schon sehr großherzig, finde ich. Liebe Grüße, Uta
Oh ja, wirklich coole Geschichte! Ermunternd und ermutigend!
Vielen Dank fürs Aufschreiben und ganz liebe Grüße! Nicolle
Danke fürs Schreiben und herzliche Grüße auch von mir! Uta
Oh, wie toll! Daran sollten wir uns alle ein Beispiel nehmen. Ich weiß auch nicht, ob ich das so spontan alles „gewuppt“ hätte. Von der Erinnerung wird Dein Sohn sicher noch eine ganze Weile zehren.
Herzliche Grüße,
Maike
Liebe Uta,
solche Geschichten helfen ganz dolle, wenn man sich mal wieder völlig ungerecht behandelt fühlt und glaubt, dass doch eh alle Leute egoistische Idioten sind … Dann „einfach“ daran erinnern … Toll! Danke dafür!
Liebe Grüße,
Dorthe
Liebe Uta,
vielen Dank für den Lacher, was für ein Abenteuer !!!!!!!!!!!!!!!!
Die Geschichte ist ein Highlight !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! (auch für die Schulchroniken).
Deine neue Website gefällt mir sehr sehr gut.
Da ist es so schön gleich eine Mail zu schicken.
Herzliche Grüße Waltraud
Wie schön, liebe Waltraud, dass du hier kommentierst! Ich freue mich sehr. Herzliche Grüße, Uta
Hallo Uta,
vielleicht liegt es an den ganzen Hormonen, die beim Stillen ausgeschüttet werden, aber mich hat diese Geschichte echt zu Tränen gerührt.
Danke!!!
…und weiter so!!!!
Liebe Grüße Hanne
Großartig. Wird als Vorbild im Langzeitgedächtnis abgespeichert. Danke fürs berichten ….
Lustige Geschichte. Und hilft gegen Vorurteile: auch Reiche können nett sein, wer hätte das gedacht. 😉
Wie großartig!
Ich wehre mich heimlich schon länger gegen das weit verbreitete Vorurteil, dass Menschen mit Geld pauschal doof seien.
Habe schon zu oft eben solche getroffen und für bodenständig und herzlich befunden…
Eine tolle Geschichte – zeigt einfach: Mensch ist Mensch.
Und davon gibt es solche, und auch andere.
Liebe Grüße,
Papagena
Schön geschrieben !
Es ist immer wieder schön, wenn Menschen so offen und hilfsbereit reagieren. Und es schön, wenn es ihnen auch gedankt wird. Die Idee mit dem Blumenstrauss ist eine wirklich nette Geste. So macht das Zusammenleben Freude und das Erlebnis wird nach lange nach der Schulzeit in Erinnerung bleiben.