Gestern Abend wollte ich Kronprinz, 14, noch schnell „Gute Nacht“ sagen.
„Der Tag ist nun zu Ende, ich falte meine Hände,
ich freu mich schon auf Morgen, bei Gott bin ich geborgen.“
Das haben wir früher gebetet.
Seit einiger Zeit sammelt er sich bei You Tube. Deshalb haben wir das Ritual verändert. Ich fahre ihm wortlos durch die Haare, meine Finger die Zinken eines groben warmen Kamms.
Gestern aber war mehr vonnöten. Die bevorstehende Lateinarbeit drückte ihn tief ins Kissen. Er könne das alles nicht. „Woran soll man denn son blöden Ablativus absolutus erkennen?“
Das gewaltige Brummen seiner neuen Stimme, drei Nummern zu groß für die Verzagtheit dahinter.
Ich summte so vor mich hin, mir war nach Blödeln zumute
„Morgen ist der Tag Deiner Erleuchtung, morgen wird alles lei-ei-eicht.“
Ein schlechter Reim folgte dem anderen, dazwischen immer der Kronprinz mit dem vorwurfsvollen „Mamaaaa!“ als Refrain.
„Morgen ist alles wie verhext, denn perfekt kannst Du den Te-e-e-xt.“
„Mamaaaa!
„In Latein bist du der Sta-a-ar, und das ist alles auch noch waahr.“
Ich gab auf der Bettkante die „Voice of Germany“. Dem Kronprinzen fielen auch noch ein paar furchtbare Zeilen ein. Und aus diesem „battle“ von Mutter und Sohn wurde unser neuer Song „Morgen ist der Tag der Erleuchtung“.
Wir haben nicht „gecovert“, alles selbst getextet.
Legendär ist auch unser Rap-Song „Ich hab‘ nen Pickel am Po, ich weiß nicht wieso“, entstanden in unserer Blödel-Frühphase.
Blödeln massiert das Zwerchfell, Blödeln macht glücklich. In den Zeiten von G8, in den Zeiten, in denen Teenager eine 40-Stunden-Woche haben, muss man sich mit Blödeln schadlos halten.
Eine der nachhaltigsten Kindheitserinnerungen, die ich von meiner Oma mütterlicherseits habe, ist der Tag, an dem sie in einer wilden Maskerade vor unserer Haustür stand. Kopftuch unter dem Kinn geknotet, die „Dritten“ in der Tasche, den Besen zwischen die Beine geklemmt.
Eine anderes Mal kam sie und schenkte mir eine billige E-Gitarre. Das war pädagogisch nicht wertvoll, das war einfach was zum Rumblödeln.
Und immer sind da Spuren …
Schön fröhlich bleiben
Uta