Glückliche Familie Nr. 10: Klare Ansagen 

 17/02/2012

Gestern war ein Tag, da war ich „im Fluss“. Jetzt will ich von vorgestern schreiben, da ging alles den Bach runter.

Ich darf das nicht unterschlagen. Sonst wird es zu harmonisch. Dann meldet sich „Frei Öl“ bei mir und will bei mir Werbung posten mit Fotos von schwangeren Bäuchen.

Mitglieder dieser Familie hatten ungesund gelebt. Man hatte ganze Dosen voll mit Chips gegessen, zu wenig geschlafen und sich mehr in „Minecraft“-Welten bewegt als in der realen Welt. Man bekam Bauchschmerzen und Kopfschmerzen und sah sich nicht in der Lage, zum Instrumentalunterricht zu radeln oder Sport zu treiben.

Andere Mitglieder dieser Familie fanden das Versteck für die leeren Kohlenhydrate und plünderten es. Man jagte mit einer Freundin im Haus über Tisch und Bänke und benutzte Worte, die mir das Gefühl gaben, ich sei auf dem Kiez.

Bauch- und Kopfschmerzen können eine ernste Sache sein. Ich war aber nicht in Stimmung für die Florence-Nightingale-Nummer.

Nicht in Stimmung für die Nightingale-Nummer

Ich machte Apfelschnitz, um den leeren Kohlenhydraten die Stirn zu bieten. Ich holte eine Brotbackmischung aus dem Schrank, um ein Beispiel zu geben für ein sinnvoll werktätiges Mitglied dieser Familie.

Ich verhängte ein Medienverbot, setzte Fristen, baute noch Bananentürme zwischen die Apfelstücke … und wartete.

„Ja, gleich“, aus allen Zimmern. „Ja, gleich“ bedeutet in der Praxis: in etwa einer Stunde. Als auch noch die Brotbackmischung abstruse Zeiten des Wartens und Gehenlassens von mir verlangte,  fasste ich einen Beschluss: Jetzt werden Grenzen gezogen, nein, Stracheldraht ausgerollt, Mauern gebaut,  Glasscherben einbetoniert.

Ich pfefferte die Backmischung zurück in den Schrank (soll der Teig doch weiß-ich-wohin gehen), las Liebesbotschaft und während ich nasse Wäscheklumpen in den Trockner feuerte, bereitete ich ein ernstes Gespräch für den Abend vor.

Dieses Gespräch wurde geführt. Mein Mann und ich machten deutlich, was alles für uns nicht geht:

* Von anderen Hilfe sofort zu erwarten, aber umgekehrt seine Liebsten in die „Ja-gleich“-Warteschleife zu schicken. Geht nicht.

* Die Maus zu bewegen statt sich selber. Geht nicht.

* Sich Mama gegenüber respektlos zu verhalten, weil das so cool ist vor den Freunden. Geht gar nicht.

* Verantwortungslos mit seinem Körper umzugehen, krank zu werden und so einen Vorwand dafür zu bekommen, seine Jobs nicht zu machen. Geht gar nicht.

Die Mitglieder der Familie, denen diese Ansagen galten, waren „not amused“. Es wurde wütend und beleidigt dagegen argumentiert. (Wenn man sich nicht im Wäschekeller vorbereitet, fallen die Argumente allerdings nicht sehr überzeugend aus.) 
Und als das Gewitter vorbei war, sogen alle die frische Regenluft ein und waren glücklich.
 Ja, okay, die Kinder gaben sich noch eine Weile pikiert. Aber kennt Ihr das, dass man merkt, tief in ihrem Inneren finden sie es gut zu wissen, wo der Hammer hängt? Zumindest ab und an.
Der dänische Familien-Therapeut Jesper Juul sagt, dass Eltern für Kinder in der Pubertät „Sparringspartner“ sein sollten. Erziehen könne man dann nicht mehr, aber eine Reibungsfläche bieten anstatt sich resigniert aus dem Erziehungsjob zurückzuziehen. Wenn man „Sparringspartner“ ist, ist es zwar nicht immer kuschelig, aber die Nähe zum Kind bleibt erhalten.

Juuls Buch über Pubertät, aber auch seine anderen Werke sind sehr zu empfehlen. 

Immer schön fröhlich bleiben

Uta

  • Liebe Uta,
    nur ganz schnell: Deine zwei neuen Posts lesen sich wieder ganz wunderbar! Schönes Karnevalswochenende wünsche ich Euch! Isa

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    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

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