Gestern war ein Tag, da war ich „im Fluss“. Jetzt will ich von vorgestern schreiben, da ging alles den Bach runter.
Ich darf das nicht unterschlagen. Sonst wird es zu harmonisch. Dann meldet sich „Frei Öl“ bei mir und will bei mir Werbung posten mit Fotos von schwangeren Bäuchen.
Mitglieder dieser Familie hatten ungesund gelebt. Man hatte ganze Dosen voll mit Chips gegessen, zu wenig geschlafen und sich mehr in „Minecraft“-Welten bewegt als in der realen Welt. Man bekam Bauchschmerzen und Kopfschmerzen und sah sich nicht in der Lage, zum Instrumentalunterricht zu radeln oder Sport zu treiben.
Andere Mitglieder dieser Familie fanden das Versteck für die leeren Kohlenhydrate und plünderten es. Man jagte mit einer Freundin im Haus über Tisch und Bänke und benutzte Worte, die mir das Gefühl gaben, ich sei auf dem Kiez.
Bauch- und Kopfschmerzen können eine ernste Sache sein. Ich war aber nicht in Stimmung für die Florence-Nightingale-Nummer.
Nicht in Stimmung für die Nightingale-Nummer |
Ich machte Apfelschnitz, um den leeren Kohlenhydraten die Stirn zu bieten. Ich holte eine Brotbackmischung aus dem Schrank, um ein Beispiel zu geben für ein sinnvoll werktätiges Mitglied dieser Familie.
Ich verhängte ein Medienverbot, setzte Fristen, baute noch Bananentürme zwischen die Apfelstücke … und wartete.
„Ja, gleich“, aus allen Zimmern. „Ja, gleich“ bedeutet in der Praxis: in etwa einer Stunde. Als auch noch die Brotbackmischung abstruse Zeiten des Wartens und Gehenlassens von mir verlangte, fasste ich einen Beschluss: Jetzt werden Grenzen gezogen, nein, Stracheldraht ausgerollt, Mauern gebaut, Glasscherben einbetoniert.
Ich pfefferte die Backmischung zurück in den Schrank (soll der Teig doch weiß-ich-wohin gehen), las Liebesbotschaft und während ich nasse Wäscheklumpen in den Trockner feuerte, bereitete ich ein ernstes Gespräch für den Abend vor.
Dieses Gespräch wurde geführt. Mein Mann und ich machten deutlich, was alles für uns nicht geht:
* Von anderen Hilfe sofort zu erwarten, aber umgekehrt seine Liebsten in die „Ja-gleich“-Warteschleife zu schicken. Geht nicht.
* Die Maus zu bewegen statt sich selber. Geht nicht.
* Sich Mama gegenüber respektlos zu verhalten, weil das so cool ist vor den Freunden. Geht gar nicht.
* Verantwortungslos mit seinem Körper umzugehen, krank zu werden und so einen Vorwand dafür zu bekommen, seine Jobs nicht zu machen. Geht gar nicht.
Juuls Buch über Pubertät, aber auch seine anderen Werke sind sehr zu empfehlen.
Uta
Liebe Uta,
nur ganz schnell: Deine zwei neuen Posts lesen sich wieder ganz wunderbar! Schönes Karnevalswochenende wünsche ich Euch! Isa
Das kommt mir alles so bekannt vor. Gruß Christiane