Nichts über sich selbst beweisen zu müssen, ist die größte Freiheit, die es gibt.
In einer Fortbildung für Elterntrainer lernte ich eine patente Frau kennen. Sie referiert seit Jahren über das Thema „Erziehung“ an Familienbildungsstätten und hielt während der Fortbildung einen kundigen Vortrag über „Freies Spiel“.
In der Mittagspause unterhielten wir uns über unsere eigenen Kinder. Und zwischen Chefsalat und Bayrischer Creme meinte sie plötzlich: „Unsere große Tochter hat so gar kein Selbstbewusstsein. Weisst du, was man da machen kann?“
Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen.
In jeder Fußgängerzone könnte man eine Umfrage machen „Wie steht es mir Ihrem Selbstwertgefühl?“ Und selbst Zeitgenossen des Typs „Bulldozer“ würden wortreich zu Protokoll geben, dass sie von klein auf darunter leiden, nicht genug Selbstwertgefühl zu haben.
Amy stellt sich zum Glück nie die Frage: „Bin ich als Katze gut genug?“
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Kleine Kinder haben keine Frage zu ihrem Selbstwert.
Steht mir das neue Mützchen? Fahre ich gut genug Bobbycar? Werde ich es schaffen, die Erwartungen meiner Eltern beim Abriss der Bauklotztürme zu erfüllen?
Solche Fragen stellt sich kein Kind.
Solche Fragen lernt es von den Eltern.
Am Anfang schauen wir unser Neugeborenes an, glückselig über sein pures Sein. Dann vergehen die Monate und wir beginnen mit unserer höchstrichterlichen Tätigkeit als Eltern in der Leistungsgesellschaft.
Wir nötigen unser Kind aufs Töpfchen, weil das Nachbarskind ja auch schon trocken ist.
Wenn es im Kindergarten eine blaue Sonne malt, können wir uns nicht verkneifen zu sagen, dass die Sonne gelb ist.
Wenn es stolz mit einer „Drei“ in Englisch nach Hause kommt, müssen wir wissen, ob Ann-Kathin wieder eine „Eins“ hatte.
Mir persönlich hilft es, einen Unterschied zu machen zwischen Selbstwertgefühl und Selbstgefühl (Jesper Juul).
Um Selbstwertgefühl zu entwickeln, muss ich einen Wert erwirtschaften, eine Leistung vollbringen, etwas über mich beweisen.
Selbstgefühl zu haben, bedeutet, einfach zu wissen, wer ich in meiner Einmaligkeit bin.
Damit Kinder ihr gesundes Selbstgefühl nicht verlieren, ist es gut, wenn sie
- malen
- singen
- musizieren
- tanzen
- frei schreiben
- auch mal allein sind
- viel draußen sind
- Stille erleben
- meditieren lernen
- Eltern mit Selbstgefühl haben
Columbin
Am Hofe gab es starke Leute und gescheite Leute, der König war ein König, die Mädchen waren schön und die Männer mutig, der Pfarrer fromm und die Küchenmagd fleißig – nur Columbin, Columbin war nichts. Wenn jemand sagte: „Komm, Columbin, kämpf mit mir“, sagte Columbin: „Ich bin schwächer als du.“ Wenn jemand sagte. „Wie viel gibt zwei mal sieben?“, sagte Columbin. „Ich bin dümmer als du.“ Wenn jemand sagte: „Getraust du dich, über den Bach zu springen?“, sagte Columbin. „Nein, ich getraue mich nicht.“ Und wenn der König fragte: „Columbin, was willst du werden?“, antwortete Columbin: „Ich will nichts werden, ich bin schon etwas, ich bin Columbin.“
(aus dem Kalender „Der Andere Advent“, 2010)
Immer schön fröhlich bleiben
Uta
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