Heute bin ich mit einem Gefühl der Dankbarkeit für dieses Post von Joanna aufgewacht. Darin schreibt sie, dass es nicht darauf ankommt, was wir tun, sondern mit welcher Energie wir etwas tun.
Ihre Worte haben bei uns eine Situation messbar verändert.
Wie mächtig Worte sind.
Wir haben gestern Freunde besucht, deren Tochter die gleiche Klasse besucht wie unsere Prinzessin (11). Als der Pflaumenkuchen gegessen war und wir uns wieder auf die Fahrräder schwingen wollten, sagte der andere Papa zu Prinzessin: „Na, kannst du schon den Quintenzirkel?“
Wir: „Quintenzirkel? Welcher Quintenzirkel?“
„Ja, wisst ihr denn nicht“, sagte der andere Papa, „die Mädchen schreiben doch morgen eine Musik-Arbeit.“
Prinzessin drehte an ihrem Zahlenschloss herum, als könnte sie sich mit der richtigen Kombination in Luft auflösen. Mein Mann sprang ärgerlich auf sein Rennrad: „Ich hatte dich doch gefragt, ob du für morgen noch etwas tun musst“, fuhr er sie an, „und da hast du gesagt: ’nur Französisch‘.“
Ich winkte den Freunden zu und atmete kräftig in meinen Solarplexus.
Dazu muss man wissen, dass wir vorzeitig bei den Freunden aufgebrochen waren, weil Prinzessin noch mit einer anderen Freundin ins Kino (der Film hat UFSK 8) wollte. Für das Lernen war nach dem Kino so gut wie keine Zeit mehr.
Zu Hause behauptete unsere Tochter, sie hätte wirklich nicht mehr an den Musiktest gedacht. Und weil wir es besser finden, ein Fräulein Sorglos zu haben als ein Kind, das sich das ganze Wochenende wegen einer Schularbeit verrückt macht, ließen wir sie mit ihrer Freundin und deren Mutter in den Filmpalast ziehen.
Um 20 Uhr war Prinzessin Popcorn wieder zurück, und ich habe ihr geholfen, den Quintenzirkel und die Dur-Tonarten zu lernen.
(Habt ihr auch folgende absurde Situation? Alle Lehrer sagen, das Kind solle selbständig seine Hausaufgaben machen, und alle Eltern stimmen zu. Kaum sind sie aber zu Hause, wird wieder zusammen gelernt oder der Nachhilfelehrer gebucht. Jeder weiß, dass sich alle anderen auch nicht daran halten, und lässt sein eigenes Hascherl nicht untergehen in der überfordernden G8-Monsterschule.)
Es kommt aber gar nicht darauf an, ob wir helfen oder nicht, sondern wie wir helfen.
Deshalb schreibe ich jetzt über die Situation, die die Joanna-Worte messbar verändert haben.
Ihre Worte waren:
Das Entscheidende im Leben ist die ENERGIE, die hinter den Dingen steht.
Die Atmosphäre, die sie umgibt.
Das, was man mit seinem Herzen wahrnimmt, das, was man spürt.
(Und mit Spüren nenne ich nicht das Gefühls-Spüren, sondern tief innen in dir drin).
Während Prinzessin im Kino saß, tankte ich gute Energie von tief innen drin und nahm mir vor, diese Dreiviertelstunde Nähe zu meiner Tochter zu genießen und der Sorge über den Ausgang eines Musiktests keine Macht zu geben.
So setzte ich mich zu Prinzessin und dem Quintenzirkel an den Küchentisch.
Es zeigte sich, dass sie ein solides Halbwissen von Musiktheorie hatte. Wir freuten uns an der Symmetrie verschiedenster Tonleitern. Und sie fand selber eine Eselsbrücke, um die Paralleltonarten zu bestimmen. Wir lachten über „fis, cis, schiss“. Und ich genoss es, mich mit ihr über das Lexikon zu beugen und dezent an ihrem Nacken zu schnuppern, ihre schmalen Finger zu studieren, wenn sie mit neonpink-lackierten Nägeln über die Notenlinien fuhr.
Dieser Finger ist von mir, weil Prinzessins Finger gerade in der Schule ist und einen Musik-Test schreibt. |
Es gab keinen Stress, keinen Ärger – wie sonst schon mal. Wir hatten eine innige Zeit.
Danke Joanna!
Immer schön fröhlich bleiben
Uta
BOAH.
Ich bin sprachlos… schnieeeeeef… ach, wat is dat schön!!!!!
DANKE!
Ach wie schade, jetzt wollte ich gerade deinen blog abonnieren…