Bei der Mediennutzung lehren wir unseren Kindern am besten die Balance zwischen Natur- und Technikerleben.
Im vierten Quartal 2011 hatte die Zeitschrift „Landlust“ erstmals eine höhere verkaufte Auflage als der „Stern“.
Ich kann das verstehen.
Auch ich habe diese Sehnsucht nach einem einfachen Leben in der Natur.
Im Einklang mit dem Mondkalender die Blumenzwiebeln setzen und mit der Manufactum-Schere den alten Apfelbaum beschneiden. Mit den Kindern Borkenschiffchen auf den glucksenden Bach setzen. Wenn dabei die selbst gestrickten Strümpfe nass werden, hängen wir sie über das Hanfseil am Kachelofen und lesen aus „Großvater und die Wölfe“ von Per Olov Enquist.
Die gesammelten Pilze schmoren in der Pfanne. Ich hole meine digitale Kamera mit der Mega-Verpixelung und schieße stimmungsvolle Bilder von rotwangigen Kindern und kleinen Händchen. Vorne scharf der kleine Fingernagel mit Erde drunter, hinten verschwommen die Eckbank, die Socken, der Eichelkranz.
Im Sommer sitzen wir im Baumhaus mit unserem Tablet und senden die Fotos vom Kirschkernspucken wireless in das Netz, das wir nicht sehen.
Im Winter schöpfen wir selber das Papier für die Weihnachtswunschzettel. Und doch wird wieder drauf stehen „Nintendo, bitte, bitte, bitte“ oder ein „Touch-Handy“. Zehn Ausrufezeichen zerlaufen auf dem groben Papier.
Entschleunigt kommen unsere Kinder aus dem Waldorfkindergarten und landen doch auf der G8-Schule. Die Erderwärmung ist für sie eine Kurve auf dem Smartboard, ein Flugzeug so alltäglich wie der Schulbus.
Wir leben in diesem Spannungsfeld. Gestern die „cebit“, morgen der Bauernmarkt mit den ungewaschenen Möhren.
Bücher warnen uns vor dem „Gefahrenpotential“ von Bildschirmmedien. Unsere Kinder – so alarmiert man – werden „digital dement“.
Ich klappe sie zu die Bücher, die Schuldgefühle machen. Sie nehmen mir die Kraft.
Ich knicke den erhobenen Zeigefinger ein. Zurück ins Glied mit dir! Ich nehme die ganze Hand zum Streicheln oder auf den Tisch hauen.
Sind wir eine Elterngeneration im Zwiespalt?
Nein.
Wir schaffen beides, das Baumhaus und den Internet-Auftritt.
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Das iWood von Donkey Products, Symbol für eine Elterngeneration, die beide Welten vereint |
Hihihhi! Wieder sooo schön! Sehr gelacht am trüben Morgen! Gibt ja wohl Vogelstimmen-Apps und das „tolle“ Spiel Pflanzen gegen Zombies (ganz hoch im Kurs hier, bei allen ausser mir….) Aber das mit dem Zeigefinger, dass merke ich mir. (Klapp ein)
Liebe Grüsse!
Danke für diesen Post, liebe Uta!
Es ist wirklich schwer die richtige Balance zu finden – ich denke aber was wir unseren Kindern vorleben ist trotzdem wichtig. Wenn Mama und Papa auf dem iPad spielen, weckt das ganz automatisch Interesse und wenn eben nur noch Mp3s gehört werden statt zu lesen, woher nehmen die Kinder dann später das Interesse für Bücher?
Das Umfeld wird man zudem schwer beeinfluss können – aber den Boden für „die einfachen Dinge“ kann man bereiten und schauen, was darauf wächst!
– So die naive Einschätzung einer absolut unerfahrenen Neu-Mutter –
Liebe Grüße
Saskia
Haha! Deine Beschreibung des einfachen Lebens auf dem Land mit den lieben Kindelein und der „digitale Kamera mit der Mega-Verpixelung“ fand ich klasse!
Liebe Gruesse,
Kathrin
Wunderbar gesagt! Ich kann jedes Wort unterschreiben und bin fest überzeugt, solange wir Mütter gerne die Landlust lesen, wachsen unsere Kinder in einer Umgebung auf, die ihnen eben beides bietet….das nenne ich Perfektion und der Zeigefinder kann eingeklappt bleiben…;-)
Bin gerade eben hereingesurft in dieses Blog – und würde gern noch lange weiterstöbern, denn die dadurch ausgelöste Kombination von angeregten Gedanken in meinem Kopf und einem fröhlichen Grinsen in meinem Gesicht fühlt sich gut an…! Aufgrund der Notwendigkeit, jetzt Mittagessen zu kochen, werde ich das verschieben, mich aber schnell noch anmelden 🙂
Tschüs, bis später,
Brigitte
Passt! Danke Uta!
Liebe Grüße
Yvonne
Eins chöner Post.
Aber er macht mich irgendwie schwermütig, weil ich nicht so sehr in dieser Anderswelt die wir nun eben haben sein will. Lieber mehr vom Andern, Nicht so einfachen und alltäglichen. Lieber wieder mehr bescheiden, dafür aber echt. Das ist mir doch lieber, doch unseren Kindern?
Hm…
Lg, MamaMia
So, als Ex-Waldorfschülerin kann ich wieder einmal bloß sagen:
DU HAST JA SO RECHT!!!
Nur das Eine oder nur das Andere… das wäre entweder fanatisch, oder öde!
Der Mittelweg macht´s – und ja nicht von Landliebe, Landlust und SchönesLand verunsichern lassen!
Das sind ja nicht auf jeder Seite die gleichen Kinder und Mütter, gelle?!
Schöne Augenwischerei!
Ich versuche immer noch verzweifelt, den Haken beim Blog „Soul Mama“ zu finden – das KANN doch fast nicht zu schaffen sein von einer einzigen (und auch noch so zierlich-zerbrechlichen) Person, oder?!
Fröhliche Grüße zurück!
Papagena
Ja, meistens schaffen wir beides! Hauptsache, wir verzweifeln nicht an Idealen (oder der Landlust)!
Liebe Grüße! Sonja
Wieder wunderschön geschrieben. Danke!
Liebe Grüße!
Jenny
Aua. Ich fühle mich ertappt. Manufactumlandlustsehnsuchtmama versus NintendoSkylandersSmartphoneritissohn. Versus oft, obwohl nicht so geplant, aber was ist schon planbar. Vielleicht ist es unvermeidlich, die Uhr dreht sich ja weiter. In der Generation meiner Eltern war es dann eben deutsches Liedgut gegen Beatles, Obrigkeitsgläubigkeit versus 68er. Fortschritt macht Angst, man kommt nicht mehr mit, da will uns jemand das Bekannte, das Liebgewonnene nehmen, weil angeblich veraltet. Alles wird immer schneller neuer, technisierter, da kriegt man doch Angst. Telefone mit Wählscheiben sind extrem gesucht auf eBay.
Weieviel Tröstliches liegst da im Socken stricken und im Gemüse pflanzen, das ist so beruhigend überschaubar.
Trotzdem ist manches eben unvermeidlich und so wird es immer beides geben. Pilze suchen am Sonntag, neue Medien am Montag. Die Diskussionen mit dem Kind, ob Holzbauklötze oder Lego toller sind und ob Bewegung an der frischen Luft oder Computerspielen die sinnvollere Wochenendgestaltung sind. Wir werden sie trotzdem groß kriegen.
Lieber Gruß,
Katja