Familienpolitische Ereiferung 

 19/09/2013

Die Bundestagswahl rückt näher und ich wollte mich schlau machen über die familienpolitischen Vorsätze der einzelnen Parteien. Ja, wollte ich … wirklich.

Dann bin ich aber hängen geblieben bei einem Interview mit der Soziologin Jutta Allmendinger, die sagt, dass wir Lebenszeitkonten brauchen für Erwerbsarbeit.
Wenn jeder so ein Konto hat, dann darf er in Phasen mit kleinen Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen gar nicht oder wenig Erwerbsarbeit leisten. Und wenn man später Halbwüchsige zu Hause hat und die alten Eltern um die Welt kreuzfahren, dann stürzt man sich mit Freude ins Geldverdienen und füllt sein Arbeitzeitkonto wieder auf.

Die Idee finde ich toll.

Leider steht Frau Allmendinger nicht zur Wahl.

Allerdings stimme ich auch nicht in allen Punkten mit ihr überein. (Die Welt ist häufig komplexer als mir lieb ist.)

Jutta A. findet das Betreuungsgeld doof, Uta A. findet das gut. (Habe ich erwähnt, dass ich es nicht leiden kann, wenn Leute nicht voll auf meiner Linie sind?)

Die Soziologie-Professorin sagt, dass Erziehung der eigenen Kinder damit der Erwerbsarbeit gleichgestellt werde, allerdings auf einem ganz, ganz niedrigen Niveau. Und dass das umgerechnet 3 Euro am Tag seien.

Ja, das ist erschütternd. Dennoch finde ich, dass diese 3 Euro ein wichtiges Zeichen sind, ein Zeichen für junge Mütter und Väter, dass sie – zumindest theoretisch – die Wahl haben, ihre Kleinsten selbst zu betreuen oder in eine Krippe zu geben.

Man sollte wählen können. Ist es neuerdings emanzipiert, wenn man Freiheiten beschneidet?

Dann ist da noch das Argument, die Kleinen würden in einer Krippe besser gebildet als zu Hause.

Abgesehen davon, dass es bei Babys zuerst um Bindung und viel später erst um Bildung geht, kann dieses Argument erst eingesetzt werden, wenn die Qualität der Einrichtungen gewährleistet ist, der Betreuungsschlüssel stimmt und Erzieherinnen besser ausgebildet und bezahlt werden als es heute der Fall ist.

Jesper Juul schreibt:

„Etwa 10% aller Kinder wären in der Tat besser gestellt, wenn sie so viel Zeit außerhalb ihres Elternhauses wie möglich verbrächten – das sagt uns die Statistik.“*

Und die anderen 90%?

Ja, darunter sind auch die Kinder, die aus Migrantenfamilien kommen. Für diese halte ich es für wichtig, dass sie mit drei Jahren in eine gute Kita kommen. Aber in der Zeit davor sollten Eltern, egal wie gut sie Deutsch sprechen oder nicht, wählen können, was sie für sich und ihr Kind für das Beste halten.

Ich beginne mich zu ereifern. Das ist gefährlich.

Will ich bloß Recht behalten über meinen eigenen Lebensentwurf?

Der sah so aus, dass ich als Redakteurin einer Frauenzeitschrift eine Reportage-Reise zum Thema „Mit dem Flugzeug in fünf Tagen um die Welt“ antreten sollte. Anfang 30 war ich damals. Kurz vor dem Kofferpacken aber stellte ich fest, dass ich schwanger war und sagte alles ab.

War ich sauer oder enttäuscht?

Nein, riesig gefreut habe ich mich, dass die Zeit endlich anbrach mit Ultraschallbildern im Portemonnaie, mit Laternebasteln (später) und Pflasterkleben auf aufgeschürfte Jungsknie.

Dürfte ich das heute nicht mehr? Mich so freuen, wo meine Karriere doch gerade einen ordentlichen Knick erlitten hatte?

Mein Mann ist dann beruflich an mir vorbeigezogen. Was mich übrigens überhaupt nicht grämte, weil ich das tat, was ich tun wollte.

Dürfte ich das heute nicht mehr? Mich freuen, dass ich zu Hause mein Ding machen konnte?

Weil der Soßenkönig seinen Job wechselte, sind wir mit dem kleinen Kronprinzen nach Frankreich gezogen. Dort habe ich mich ziemlich allein gefühlt, weil ich auf den Spielplätzen nur Nannys traf, die überwiegend aus Marokko kamen und auf den Bänken am Rand zusammengluckten.

In Frankreich, heißt es immer, hätten es die Frauen viel einfacher, berufstätig zu sein, weil sie ihre Babys schon wenige Monate nach der Geburt in eine Krippe geben können.
Es ist richtig, dass man bei unseren Nachbarn seine Kinder komplett weg organisieren kann. Das kommt von der langen Ammentradition Frankreichs. Früher war es üblich, dass betuchte Franzosen in der Stadt ihren Nachwuchs für die ersten Jahre gegen kleines Geld an arme Bauersfrauen abgaben und in den ersten Jahren nur selten besuchten. Darauf ist es wohl zurückzuführen, dass es bis heute in Frankreich als niedere Arbeit gilt, sich um Babys und kleine Kinder zu kümmern.**

In Frankreich leben viele Kinder und Erwachsene voneinander getrennte Leben. Das kann man gut finden oder schlecht.

Mein Ding wäre es nicht.

Wenn man von einer Lebenserwartung von durchschnittlich etwas mehr als 80 Jahren ausgeht, macht die Zeit, die Eltern mit ihren Kindern in der Phase Null bis drei verbringen können, etwa ein Zehntel ihres gesamten Erwachsenenlebens aus (bei zwei Kindern). Ein Zehntel!

Dieses Zehntel und weit darüber hinaus konnte ich auskosten mit meinen Kindern. Dafür bin ich sehr dankbar.

Erinnerung an ein anstrengendes, aber sehr schönes Zehntel meines Lebens

Auch wenn keine Partei hierzulande so viel Geld in frühe, gesunde Bindungen pumpen will, wie ich mir das wünschen würde, bin ich trotzdem dankbar für die familienpolitischen Leistungen, die es in Deutschland schon gibt (in Frankreich gibt es Kindergeld erst ab dem zweiten Kind und weniger Elterngeld als bei uns).

Und auch wenn ich noch nicht ganz sicher bin, wo ich meine Kreuze am Sonntag hinsetzen werde, werde ich auf jeden Fall wählen gehen, weil ich froh bin, in einem Land zu leben, in dem niemand wegen unbequemer Ansichten ins Arbeitslager geschickt wird (nicht in Frankreich, aber ihr wisst schon wo). Man darf wirklich die Maßstäbe nicht verlieren.

Immer fröhlich wählen gehen und die Idee mit den Lebensarbeitszeitkonten weiter entwickeln

Uta

(Jesper Juul: Wem gehören unsere Kinder?Dem Staat, den Eltern oder sich selbst? Ansichten zur Frühbetreuung, Weinheim und Basel 2012, S. 11) 

** aus eigener Erfahrung und mit Hintergründen aus dieser Radiosendung, auf die mich der Newsletter von „familylab“ hingewiesen hat

  • Gott Uta,
    bin ich froh das noch jemand meiner Meinung ist. Man traut sich ja heutzutage gar nicht mehr bis 3 Jahre zu Hause zu bleiben. Als Matilda auf die Welt kam sagte mein Papa: Du bleibst doch daheim, oder? Und bei Amelie, 3 Jahre später, hieß es: du gehst doch Schaffen, oder?! So schnell ändern sich die Ansichten. Ich genieße die Zeit daheim, helfe bei den Hausaufgaben und was sonst noch beim Arbeitsplatz zu Hause und mit Kindern anfällt. Schade, das das so wenig respektiert und geschätzt wird.
    sei lieb gegrüßt!
    DAni

  • Es ist für mich der größte denkbare Luxus, dass ich die Zeit mit meinen Kindern verbringen darf und meinen Mann von daheim aus – auch in der Firma – unterstüzten kann.

    Ich hätte es mir nicht besser wünschen können und bin sehr dankbar, dass wir uns dieses Leben „leisten“ können.

    Liebe Grüße,
    Papagena

  • Ich empfinde mein Leben auch als absoluten Luxus. Ich kann machen, was ich will (nämlich Hausfrau und Mutter zu sein), seit die Kinder älter werden auch das meiste, wann ich will und für meine vielen Aktivitäten und gemeinnützigen Tätigkeiten habe ich auch wieder genügend Zeit. Wir leisten es uns einfach, dass einer immer daheim ist.
    Lieben Gruß
    Susanne

  • Genau, aber bitte mit echter Wahlfreiheit. Grundeinkommen würde diese Wahlfreiheit ermöglichen. Auch allein erziehenden Frauen und Männern(!) auch Müttern und Vätern, die studieren. Wenn jeder Mensch ab Geburt ein bedingungsloses Grundeinkommen bekäme, hätten junge Familien weniger Druck und es gäbe wieder ZEIT- für echte Bildung, für soziales Miteinander. Und kein Stigma mehr, wenn man es nicht schafft in unserer schnellen Welt.
    Ich habe 4 erwachsene Kinder und freu mich unglaublich, dass meine Tochter und mein Schwiegersohn Zeit für ihre Kinder, statt Karriere und Geld ansammeln, gewählt haben. Trotz akademischer Abschlüsse. Dafür müssen sie es hinkriegen von weniger als 1400 euro zu viert zu leben. Das Buch „Grundeinkommen“ von Götz Werner( Gründer DM) kann ich sehr empfehlen.
    Ich kenne einige alte VWLler, die alle sagen, die Idee würde funktionieren, wenn wir nicht in einer solchen Bürokarie leben würden. Wo eine ganze Kaste von Verwaltern ihre Existenzberechtigung vertieft, indem sie mit noch mehr Formularen und Kontrollen den Verwalteten das Leben schwer macht…Und diese Lobby ist stark.
    Entschuldige den langen Kommentar. Aber bei dem Thema wundere ich mich immer über die Bescheidenheit von so vielen Frauen/Eltern. Kindererziehung ist eine ungemein anspruchsvolle Tätigkeit und sie sollte der Gesellschaft mindestens so viel wert sein, wie z.B. die eines Lehrers. Sowohl bei proffessionellen Erziehern, als auch bei Eltern. Incl. voller Rentenpunkte. Ihr erzieht die Zukunft dieser Gesellschaft. Was gibt es denn wichtigeres?!
    Ich lese gern bei dir, auch wenn ich sonst eher „still“bin.
    Herzlichst
    lisa

  • Liebe Uta,

    ich lese Deinen Blog sehr gern – und finde mich und vieles von dem, was hier so läuft mit drei Kindern (16, 13, 6) wieder. Und ich bin auch für echte (sic!) Wahlfreiheit. Ohne Vor-(ver)urteile(n). Ganz simpel.

    Klar gehört dazu viel Geld, viele Kapazitäten im Bildungssystem und klar muss noch viel geschehen – aber das war ja nicht Dein Thema 😉

    Zwei Gedanken zu Deinem Beitrag:

    1. Dein Satz zu den Migrantenfamilien hat mich gewundert. Bildungsferne/re Schichten sind doch nicht an eine Zuwanderungsgeschichte gebunden, meine ich.

    2. Nur zum Klarstellen: Es schließen sich nur Betreuungsgeld und KiTa aus!!

    Eine private Unterbringung bei einer Tagesmutter, einer Tante oder Oma sowie die Beaufsichtigung durch ein Au-pair sind ok!

    D.h. beide Eltern können das Betreuungsgeld nehmen und Vollzeit arbeiten!

    Mal abgesehen von der Kontroverse ums Kindeswohl – ist das fair?

    Ist es gerecht, dass eine KiTa-Betreuung, die Eltern ja auch bewusst und aus guten Gründen einer AuPair, Oma, Tanten, Freundin, Tagesmutter, Usw-Betreuung vorziehen, schlechter gestellt wird, als eine Tagesmutter(usw.-)betreuung? Wenn ja, warum?

    Und was ist mit Kindern, für die aus sozialen Gründen eine Bildungseinrichtung wichtig und notwendig ist? Die sie dann nicht besuchen dürfen, weil die Familie lieber 100€ haben möchte?

    Gedanken … 😉

    Liebe Grüße!
    Anna

  • Hallo Uta,
    ja, das wäre was, wenn wir nicht nur am Sonntag beim Kreuze machen echte Wahlfreiheit hätten. Gerne wäre ich noch ein wenig zu Hause geblieben, als der Brüllknödel jetzt anderthalb wurde. Immerhin hatten wir uns ganze 17 Monate Elternzeit genommen mit dem Ergebnis, dass wir jetzt erstmal wieder zwei Jahre schuften müssen, bis wir überhaupt an so was wie Urlaub und sei es nur an der See denken können.
    Das liegt vor allem daran, dass wir uns hier vor dem Brüllknödel schon eine Existenz aufgebaut hatten, mit Eigenheim und festen Jobs, meiner sogar ein akademischer und mein Mann als Abteilungsleiter in einem mittelständischen Unternehmen. Also wer, wenn nicht wir, sollten leichten Mutes in eine zweite Schwangerschaft und Elternzeit gehen können… Doch wenn man hohe Fixkosten hat (nein wir haben kein Auto, Fernseher oder andere Konsumgüter auf pump), sind 65% Elterngeld schon schwer auszuhalten. Zumal wir beide ungefähr ähnlich verdienen, echte Gleichberechtigung eben. Mein Mann hat seine Elternzeit auf ein halbes Jahr getreckt und somit auch immer nur die Hälfte bekommen, damit wir uns in den August zum Tagesmutterplatz retten konnten. Das Ende vom Lied: kein Pfennig mehr in Reserve und auch so keinen Pfennig mehr in der Tasche. Keine Ahnung, was passiert, wenn jetzt die Waschmaschine kaputt gehen sollte oder die Schule von der Großen Geld einsammeln will…
    Ich denke, unser Lebensmodell, erst etwas aufzubauen und dann Kids zu bekommen, ist doch weit verbreitet, es gibt immer ältere Eltern. Also, wie soll es gehen, länger als die Elterngelddauer zu Hause bleiben zu können? Da würde mir das Betreuungsgeld auch nicht weiterhelfen. Wir haben schlicht keine Wahlfreiheit… Daher müssten Familien, die kleine Kinder erziehen, viel mehr unterstützt werden. ICh könnte gut auf das Kindergeld verzichten, wenn dafür alle Leistungen für Kinder (Musikschule, Sport, Schulmaterialien und Betreuung egal welchen Alters etc.) kostenlos wären. Dann hätten wir echte Teilhabe aller Kinder.
    Wo ich mein Kreuzchen mache, weiß ich auch noch nicht, da mir keine Partei genug für Familie tut!!
    Danke für deine Gedanken und auch, dass du mich und andere zum Nachdenken bringst.
    Liebe Grüße
    Tine von Bones&Needles

    PS: Bei der Großen habe ich noch studiert, also kleine Wohnung etc, da war alles noch leichter…

  • Hallo Uta,
    in vielen Punkten stimme ich überein mit dir. Da meine Familie auch so eine „Ammentradition“ hat (was aber in der DDR nicht selten war), habe ich meine ersten beiden Kinder – ohne zu überlegen – sehr früh (mit 14 Monaten) in eine Kita gesteckt. Dass ich es aber nicht so wirklich wollte (mir aber nicht bewusst darüber war, was ICH wollte), merkte ich daran, dass ich nicht unbedingt traurig darüber war, wenn mir eine Kita absagte, denn einen Platz zu bekommen, war alles andere als einfach.
    Nr. 3 und 4 durften dann länger zu Hause bleiben, sind aber vor dem 3. Geburtstag in eine Kita gekommen, da es natürlich harte Arbeit war, den ganzen Tag Kleinkinder zu betreuen und mir hier sicher auch einfach das Rollenvorbild im Leben fehlte.
    Ich bin für Wahlfreiheit – absolut!
    Ich hätte mich auch gefreut, wenn ich eine Art Lohn für die Betreuung meiner Kinder zu Hause bekommen hätte. Vielleicht wären sie dann tatsächlich auch länger zu Hause geblieben – nicht wegen des Geldes, sondern wegen des Gefühls der Anerkennung (wenigstens ein bisschen).
    Aaaaaaber: ich habe viele Jahre in Berlin gewohnt, viele Jahre auch in sog. Brennpunkt-Gebieten. Da kommt es einem vor, als wären Juuls 10% schlecht recherchiert! Und deshalb bin ich gegen das Betreuungsgeld! Die Wahlfreiheit hat ja trotzdem jeder!
    (nicht falsch verstehen: ich will hier nicht sagen, dass jede arme Familie und jede Familie aus diesen Gebieten schlecht zu den Kindern ist, aber leider Gottes gibt es einfach einen Zusammenhang zwischen bildungsfernen Eltern und mangelernährten Kindern, die die ganze Kindheit vor dem Bildschirm in verqualmten Räumen verbringen und somit selbst auch nie eine Chance haben, ein anderes Leben zu führen als ihre Eltern).
    Und wenn wir uns anschauen, dass der eigentliche Hintergrund des Betreuungsgeldes ja nicht die Anerkennung oder Entlohnung der Eltern ist, sondern das Problem der Mangel an den versprochenen Einrichtungen ist, hat es erst recht keine Berechtigung!
    Man sollte statt dessen dazu stehen, dass es ein Mangel an diesen Plätzen gibt und dass die Politik dankbar über jeden ist, der sein Kind zu Hause betreut und statt Betreuungsgeld, dessen Verwendung ja auch nie geprüft wird, lieber Gutscheine für Museum, Theater, musikal. Früherziehung, Sport, kurze Familienreisen o.ä. verteilen, damit die zu Hause betreuten Kinder auch mal aus diesen verqualmten Buden raus kommen.
    Liebe Grüße!
    Jenny

  • Hallo Uta,
    ich habe drei Kids (7,11,15), bin alleinerziehend und habe keinerlei Unterstützung durch Familie oder den Vater. Habe eine liebe Freundin, die ab und an mir den Kleinsten nimmt oder auf Abruf bereit steht, wenn irgendwas sein sollte.

    Ich bin hier und da die letzten Jahre als Vertretung oder in der Mittasgbetreuung in der Grundschule arbeiten gegangen (bin Erziehrin).
    Von aussen kam der Druck ich MÜSSTE arbeiten gehen, das geht nicht als alleinerziehende Mama zu Hause zu sein!

    Ich habe an Betreungsformen schon alles durch. Meine Tochter (15) war im Alter von 18 Monaten bei einer Tagesmutter zwei Jahre lang. Da war ich sehr zufrieden!
    Beim Zweiten bin ich zuhause geblieben und habe als er fast drei war als Vertretung gearbeitet und die Kids waren im Kiga. Als die Grosse in die Schule ging, war sie ab und an in der Mittagsbetreuung, genau wie der mittlere, als er in die Grundschule ging, weil ich ebenfalls dort war als Betreuungskraft. Der Kleinste war in dieser Zeit im Kiga (er kam mit 2J in den Kiga). Die Grosse ging auf die Ganztagsschule bis jetzt zum Sommer), in der 9. gibt es das nicht mehr. Den mittleren, mittlerweile in der sechsten, habe ich nicht dort angemeldet.

    Die Qualität des Kigas und der Mittasgbetreuung der Grundschule ist hier zwar kein Thema, aber ich war und bin bei uns hier nicht gerade zufrieden. Meine Kids wären ohne mich nicht so fit, wie sie es sind. Ich bin zwar vom Fach, aber gerade wenn man zuhause ist kann man sich um die Kids viel intensiver kümmern. Ich sehe es bei Freunden, die oft am Wochenende oder um sechs Uhr abends noch Hausaufgaben mit den Kids machen müssen, obwohl die Kinder in der Betreuung sind. Ich habe mittags noch Zeit den Grossen beim Lernen zu helfen, da der Kleine seine Hausaufgaben vor zwei Uhr noch erledigt.
    Sie haben pünktlich ihr gesundes und leckeres Mittagessen auf dem Tisch, das gerade die Grossen sehr schätzen, da das Essen in der Schule nie der Renner war. Der Kleine hatte sich schon an das Essen in der Kiga so gewöhnt, das er meins heute noch oft verschmäht, leider.

    Ebenfalls könnten die Kinder ihren Hobbys wie Fussball, Musik- oder privatem Englischunterricht nicht nachkommen, weil ich nicht hier wäre um sie dort hin zu fahren (wir wohnen in einem kleinen Dorf).

    Ich habe letzte Woche einen Bericht gesehen, indem gesagt wurde, das Arbeitslose, die in ihrem Beruf keine Stelle bekommen, zu Erzieher(-helfer) in 6 oder 12 Wochen (ich weiss es nicht mehr so genau)ausgebildet werden sollen. Ich habe vier Jahre lang gelernt. Wo bleibt die Qualität in den Kigas, wenn z.B. ein Schreiner dies in diesen paar Wochen erlernen soll?

    So jetzt habe ich aber genug geschrieben.

    Noch eins aber, der Druck der Welt ist zwar ab und an noch vorhanden, aber ich habe eine Aufgabe und die ist meine Kids zu erziehen und das IST Arbeit.

    Liebe Grüsse Marina

  • Guten Morgen Uta,
    das ist ja ein Witz, wenn wir uns vielleicht schon mal begegnet sind, ohne es zu wissen. Ich freue mich immer über Hamburgerinnen hier. Danke für Deine lieben Worte. Durch Katjas Blog tut sich für mich eine ganz neue Dimension auf und ich bin sehr froh, dadurch einige sehr interessante andere Blogs kennen zu lernen. Allein Dein Blogname ist ja schon klasse 🙂 Den Vorschlag mit dem Lebensarbeitskonto finde ich gut und richtig. Ich werde am Sonntag natürlich wählen gehen. Nichtwählen ist keine Option.

    Ganz liebe Grüße
    Birgit

  • Liebe Uta,
    ein paar meiner Gedanken zu diesem Thema kennst du bereits aus meinen Mails – trotzdem kommentiere ich gerne mit, auch für die anderen Leser 😉
    Ich finde das Betreuungsgeld nicht gut. Für Mamas wie mich, die sich eh schon dazu entschieden hatten, drei Jahre mit dem Kind zuhause zu bleiben, wäre es wohl ganz nett. Ich würde gerne 100€ nehmen, bekomme sie aber nich, da mein Kind schon zweieinhalb ist. Und ich denke, Mamis, die eigentlich wieder arbeiten gehen müssten, können doch wegen 100€ nicht zu Hause bleiben. Das ist doch kein Vergleich. 100€ fürs Zuhause-bleiben, statt ein halbes oder volles Gehalt. Die Mamis, die Zuhause bleiben, tun es sicher nicht wegen 100€. Dieses Geld könnte sicher sinnvoller eingesetzt werden.
    Für mich war von Anfang an klar, dass ich drei Jahre mit meiner Tochter zuhause bleibe. Zu Beginn der Schwangerschaft habe ich ein Angebot für eine Festanstellung bei der Firma bekommen, die die Springmaus plus dazugehörige Kinderzeitung erfunden hat. Tja, das wurde dann nichts. Und es fühlte sich richtig an. Mein Plan war, dass ich neben dem Baby von Zuhause aus weiter an Projekten arbeite. Dass das nicht klappt, habe ich nach neun Monaten verstehen müssen. Auch das war ok. Jetzt habe ich Anfang des Jahres, als meine Tochter zwei wurde, wieder mit dem Projekt von damals angefangen. Und es klappt einfach immer noch nich wirklich super. Beides gleichzeitig. Mittlerweile fühlt sich das alles nicht mehr richtig an. Ich fühle mich schlecht, weil ich die Zeit mit meiner Tochter nicht so nutze, wie ich es wollte und weshalb ich ja zuhause geblieben bin bzw weshalb sie ja erst mit drei in die Kita sollte. Und ich fühle mich doof, weil ich mit meiner Arbeit nicht voran komme. Und weil das Geld fehlt. Was mir das Jobangebot von damals gebracht hätte …
    Sollte ich noch ein Baby bekommen, werde ich meinen Plan noch einmal überdenken müssen. Wenn ich mich erneut für drei Jahre Kinderzeit entscheiden sollte, dann ganz bewusst und ohne zwischendurch-projekte. Aber wie das zu der Zeit mit den Projekten aussehen wird, weiß ich noch nicht. Oder ob es ein zweites Baby geben wird.
    Meine Entscheidung für Sonntag ist gefallen. Ob es die richtige war, wird sich zeigen.
    Das Foto rührt mich übrigens sehr.
    Liebe Grüße,
    Dorthe

  • Das Betreuungsgeld ist leider nur eine Leistung für diejenigen, die es sich leisten können.
    Wir haben vier Kinder, leben im Moment das klassische Familienmodell in der der „unklassischen“ Variante, d. h. ich arbeite Vollzeit, mein Mann kümmert sich um Haushalt und ein bißchen mehr um die Kinder, ich habe meine Woche aber so organiesieren können, dass ich an zwei Nachmittagen auch schon früh Zeit habe. Ich empfinde es durchaus als Luxus, den wir uns leisten (über können, könnte man diskutieren…) In den ersten Jahren haben wir gemeinsam selbständig gearbeitet und uns abwechselnd um die Kinder gekümmert, beim dritten Kind war ich ein Jahr zu Hause, seit dem vierten mein Mann. Für uns passt unser Modell, wir haben uns für Familie entschieden und verzichten dafür auf einiges, ehrlich gesagt sogar auf einen besser bezahlten Job, der meinen Qualifikationen entsprechen würde, aber mir sicherlich weniger Zeit für die Familie ließe… Vielleicht kann man 1 oder 2 Kinder ganztägig „wegorganisieren“, aber zwei Vollzeitarbeitsplätze (abhängig beschäftigte) kombiniert mit den Interessen und Hobbies einer „Groß“familien halte ich nicht für realisierbar. Ich stimme da Lisa Kötter zu, ein Grundeinkommen, oder wenigstens ein Kindergrundeinkommen oberhalb des Kindergelds würde echte Wahlfreiheit bedeuten.
    Diesen Blog habe ich vor kurzem entdeckt und finde ihn wirklich toll, ein paar Ideen haben auch schon den Weg in unser Familienleben gefunden. Danke.

  • {"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}

    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

    >