Ich hatte hier versprochen, unsere Schulgeschichte zu erzählen.
Der Kronprinz (heute 16) war ein „Kann-Kind“. Nicht nur ein Kind, das in den Augen seiner verliebten (und deshalb unzurechnungsfähigen) Eltern alles kann, sondern auch im Oktober geboren ist und deshalb im Alter von fünf Jahren eingeschult werden „konnte“.
Wie alle Eltern fanden und finden wir unseren Kronprinzen ganz besonders begabt und waren fest davon überzeugt, dass sich dieses Kind nicht länger mit dem Babykram im Kindergarten herumschlagen und deshalb früher eingeschult werden sollte.
Der Leiter der Grundschule ließ den Prinzen ein Bild malen und befand ihn nach wenigen Strichen für schulreif, was wohl auch damit zusammenhing, dass der Mann Argumente brauchte für die Schulerweiterung von zwei- auf dreizügig.
Später erfuhren wir, dass er jeden Fünfjährigen für schulreif erklärte, der ihm unter die Buntstifte kam. Aber wir waren so gebauchpinselt (siehe elterliche Unzurechnungsfähigkeit), dass wir den Rektor für scharfsinnig hielten.
Bei der Einschulungsfeier stand der kleine Prinz mit seiner Schultüte auf der Bühne und sah aus wie ein Gulliver, der für einen Riesen die Eiswaffel hält.
Die Schule begann. Unser Sohn bekam eine Lehrerin, deren Methoden uns an eine Kaderschmiede östlicher Prägung erinnerten. Kaum hatten die Kinder die ersten Buchstaben gelernt, veranstaltete die Lehrerin Lesewettbewerbe. Jungen und Mädchen mussten nach vorne kommen und Wörter lesen. Und die, die schon vor Beginn der Schule lesen konnten, wurden mit Medaillen in Gold, Silber oder Bronze dekoriert.
Lesen für Olympia.
Der Kronprinz bekam Albträume, wachte nachts schreiend auf, malte Bilder von Hexen, die stark nach „Madame Lesewettbewerb“ aussahen.
Ich versuchte, ihm mit Üben zu helfen.
Klebte ein großes „L“ an die Lllllllampe, ein „K“ ans Kkkkkkklavier und ein „P“ an den Pppppapa, dachte mir eine Buchstaben-Schnitzel-Jagd aus, versteckte „Wort-Schätze“ im Garten und „Silben-Salat“ im Heizungskeller.
Uta war zwar verzweifelt, aber auch ganz in ihrem Element.
Das Üben half jedoch nichts.
Der kleine Prinz, der schon im Alter von drei Jahren elegant den Konjunktiv einsetzte, wollte weder Lesen noch Schreiben lernen.
Nach nur zweieinhalb Monaten nahmen wir ihn von der Schule. In den alten Kindergarten konnte er aus Platzgründen nicht zurück, eine nahe gelegene Vorschule war auch voll. Mit Mühe fanden wir noch einmal einen Kindergartenplatz für unseren „Großen“.
Das Schönste in dieser Zeit war der Moment, als wir beide seine Bilder von „Madame Lesewettbewerb“ in den Feuerkorb auf der Terrasse steckten und sie verbrannten.
Danach ging es uns besser.
Ein Jahr später wurde er in der benachbarten Grundschule eingeschult und bekam eine mütterlich-liebevolle Lehrerin. Seit diesem Neustart ging er gerne zur Schule. Lesen, Schreiben, Rechnen war kein Problem mehr.
Und war dieser verpatzte Start Fluch oder Segen?
Heute sagen wir, dass es ein Segen war. Hätte er nicht diese Drill-Dame bekommen, hätten wir ihn nicht um ein Jahr zurück genommen. Dann hätte er sich weiter durchbeißen müssen und die Qual wäre mit hoch gewachsen bis zum Schulabschluss.
„In eigenen Untersuchungen zur Frage, ob Kinder mit fünf Jahren schon schulreif sind, haben wir in großer Breite festgestellt, dass die intellektuelle Reife oft schon da ist, nicht aber die soziale Reife, um im System Schule zu überleben“,
schreibt Hans-Dietrich Raapke in seinem Buch „Montessori heute. Eine moderne Pädagogik für Familie, Kindergarten und Schule“, Reinbek 2001. Damals habe ich mir dieses Buch gekauft, weil ich Maria Montessoris Erkenntnisse über die „sensiblen Phasen“ der Entwicklung bei Kindern sehr erhellend fand.
Abgesehen davon, dass die wenigsten Menschen heute die soziale Reife im Blick haben, hat man als Eltern eines Fünfjährigen auch die Pubertät noch nicht auf dem Schirm, macht sich nicht klar, dass die vorzeitig Eingeschulten als Jugendliche früher in Berührung kommen mit Themen wie „Allein abends ausgehen“, „Sexualität“, „Alkohol“ und „Rauchen“, dass sie als die „Kleinen in der Klasse“ unter besonderen Druck geraten können, sich bei diesen Themen als cool zu erweisen.
Da denkt doch kein Mensch dran, wenn er aus Moosgummi die Raketen für die Schultüte ausschneidet.
Es ist aber enorm wichtig.
Immer vorsichtig damit sein, Kinder früh einzuschulen. Wenn man einmal in dem System Schule steckt, kommt man schwer wieder raus und dann kann mein „immer fröhlich bleiben“ harte Arbeit werden
Uta
Liebe Uta,
ein Thema, mit dem wir uns als Eltern eines Novemberkindes (das eigentlich erst vier Wochen später im Dezember geboren werden ’sollte‘), auch beschäftigen mußten. Für mich war eigentlich immer klar, daß wir noch ein Jahr warten, der Mann hingegen meinte, vier Jahre Kindergarten seien zuviel. Zuviel was und warum eigentlich ?
Wie schön, war es da zu hören, daß die Kindergärtnerinnen mit uns *hust* mir einer Meinung waren. Fähigkeit und Reife ja, aber dem Wesen/Charakter des Kindes täte ein weiteres Jahr im Kindergarten gut. Übermorgen muß ich das Kind für das neue Kindergartenjahr im Herbst anmelden – wie froh bin ich, wenn die Entscheidung verschriftlicht ist und wir in Ruhe weiterspielen können. Ich selber bin im Oktober geboren und bin nach einem Jahr Vorschule mit knapp sieben in die erste Klasse gekommen. Nach siebenunddreißig Jahren und mit eigenem Kind ist es das erste Mal, daß ich mir über diese Tatsache überhaupt Gedanken gemacht habe. Scheint sich also in kleinster Weise negativ auf meinen weiteren Lebensweg ausgewirkt zu haben, soweit ich das beurteilen kann. In Italien, wo ich lebe, können Kinder übrigens bereits mit 5 Jahren, 6 Monaten eingeschult werden. Da hier allerdings auch die Tendenz mit der Einschulung zu warten, zu beobachten ist, können zwischen den einzelnen Kindern Unterschiede von bswp. mehr als einem Lebensjahr liegen…und das wollte ich meinem Kind dann wirklich nicht antun. Danke für diesen Artikel. Beste Grüße in die Heimatstadt, Jannelmia
Liebe Jannelmia, vielen Dank, dass Du Eure Geschichte erzählt hast. „In Ruhe weiterspielen“ das ist schön. Denn das eigentliche Lernen findet in dem Alter beim Spielen statt, aber das war mir damals auch nicht klar. In Neuseeland wird jedes Kind an seinem 5. Geburtstag eingeschult und so nach und nach die Klasse aufgefüllt. Auch eine schöne Idee, oder? Allerdings ist – nach meinem Kenntnisstand – Schule dort auch verspielter. Auf jeden Fall muss man sich keinen Kopf machen über den Zeitpunkt der Einschulung. Herzliche Grüße nach Italien, Uta
Unsere Jungs sind Juni – Kinder.
Sie gehören in Ihren Klassen/Jahrgängen zu den Jüngsten, trotzdem hat sich bei uns die Frage nie gestellt, ob zu früh, denn der Übergang Kindergarten/Grundschule war sanft- weil die räumlich direkt beisammen waren und auch zusammen gearbeitet haben.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich viel eher Eltern erlebt habe, die ihre Kinder nicht einschulen lassen wollten (obwohl zum Termin schon satt 6)
Argumente waren in Gesprächen gerne: Och, dann müssen wir nicht immer so früh aufstehen! So können wir auch mal daheim bleiben! Schule ist so ätzend, da verschone ich meinen Schatz lieber noch!
Ich finde das Schade…
Ja, man es sicher auch anders erleben und sollte es nicht verallgemeinern. Es hängt stark von der Lehrerin ab, die man bekommt, und natürlich vom Kind selber. Ich bin persönlich sehr froh, dass es bei uns so gelaufen ist, weil durch die G8-Schulzeit-Verkürzung ist nach hinten raus auch so wenig Zeit. Danke für den Kommentar und viele Grüße Uta
Liebe Uta!
Jetzt muß ich Dir mal wieder schreiben :O)
Du mußt diesen Blog unbedingt weiterführen! Ich lese hier immer, wenn es zu mir/uns paßt und manchmal geht mir richtig ein Licht auf! Auch die anderen Post´s davor waren sehr aufschlußreich! Meine Kinder sind jetzt 14 und 16 und ich muß sagen … uns gut gelungen (lach)! Um es mal ganz locker zu sagen :O)
Ich bin auch jemand der offen mit seinen Kindern spricht und auch meine Gefühle preis gibt! Und das kommt an! Auch das mit der Schule haben wir so gehändelt, wie Du es schreibst! Jedes meiner Kinder darf sich so entwickeln wie sie es möchten und werden nicht miteinander verglichen! Sie werden ihren Weg schon gehen, der eine schneller, der andere langsamer! Ich möchte das sie glücklich sind, mit dem was sie machen und schaffen! Und das müssen sie selbst herausbekommen! Ich bin gespannt was noch alles auf uns zu kommt :O)
Bitte mache weiter so und bilde Dich weiter! Das wird Dir Spaß machen Familien zu beraten! Hier auf dem Blog macht es Dir doch auch Spaß!
Auch wenn ich nicht immer kommentiere, bin ich doch immer hier! Ich freue mich auf den nächsten Post :O)
Liebe Grüße
Kerstin
Liebe Kerstin, vielen Dank für so viel Anerkennung, da freue ich mich ganz doll. Und wenn ich mal eine Blog-Blockade habe, werde ich Deinen „Weiter-so“-Kommentar lesen.
Liebe Grüße Uta
Unser Junior ist ein Novemberkind und wir haben nicht eine Sekunde darüber nachgedacht, ihn früher in die Schule zu schicken. Das Kann-Kind hat für uns bedeutet : kann gerne noch ein Jahr warten 😉 Früh eingeschult werden bedeutet nämlich auch, mit 5 Jahren in eine Klasse zu gehen mit den 7-jährigen Kindern, die mit 6 nicht schulreif waren und zurückgestellt wurden und/oder die erste Klasse wiederholen. Die flexible Eingangsklasse war damals noch nicht erfunden 🙂
Viele Grüße
Angelika
Die Kann-Kind-Interpretation muss ich mir merken. Damit, dass sehr unterschiedliche Kinder in einer Klasse sind, hätte ich kein Problem. Das kann doch sehr bereichernd sein. Viele Grüße Uta
Hallo Uta,
unterschiedliche Kinder sind gar nicht das Problem, aber ich finde 2 Jahre Altersunterschied in dem Alter ganz beträchtlich.
Liebe Grüße
Angelika
Wie wahr, liebe Uta!
Du sprichst mir mal wieder sehr aus der Seele, vor allem was die Pubertät betrifft. Allerdings war’s bei uns genau umgekehrt. Wir haben ein Muss-Kind, das gerade mal eine Woche vor der Einschulung sechs geworden ist. Die Kriterien für die Schulreife hat der Junior alle locker erfüllt, so dass es eigentlich keine Alternative gab.
Zurückstellen war auch keine Option, da sich der Junior im letzten Kindergartenjahr schon mächtig gelangweilt und nach neuem Input gesehnt hatte.
Die ersten paar Wochen in der ersten Klasse waren – vor allem wegen der mangelnden sozialen Reife – dann dann zwar schon recht hart für den kleinen Mann und in Mathe war er glaube ich einfach noch nicht so weit, um es überhaupt kapieren zu können. Aber der Groschen ist dann doch relativ schnell gefallen. Inzwischen besucht der Junior die 3. Klasse und ist einer der Besten, obwohl er zuhause nicht viel macht.
Natürlich ist der junge Mann im Vergleich vor allem zu den Mitschülerinnen, die teilweise 10 Monate älter und als Mädels ja sowieso viel reifer sind, wirklich noch ein sehr kleiner Junge. Von der Körpergröße her hält er locker mit, aber die soziale Reife lässt schon manchmal arg zu wünschen übrig. Dennoch fühlt er sich in seinem Umfeld wohl.
Und wie du auch schreibst, mit den „Jugendlichen“-Themen wird der Junior sehr früh in Berührung kommen, wenn es so weiterläuft wie bisher und das finde ich alles andere als gut! Das macht mir schon ein bisschen Angst. Aber ich wüsste echt nicht, wie wir’s hätten anders machen sollen?! So dass ich einfach hoffe und auch relativ zuversichtlich bin, dass der kleine Mann seinen Weg weiterhin gut machen wird!
Ganz liebe Grüße und ganz lieben Dank für die spannenden Themen immer!
Biggi
Liebe Biggi, ich sehe auch nicht, wie ihr es hättet anders machen sollen. Und dann gibt es auch immer wieder diese Entwicklungsschübe und man reibt sich die Augen und merkt: „Upps, jetzt passt es ja doch.“ Danke für Deine Geschichte, Uta
Ich habe mal von einer Studie gelesen, dass 75 % der auf Antrag eher eingeschulten Kinder ein Schuljahr wiederholen. Das spricht für sich, denke ich. Und spiegelt den gesellschaftlichen Wahn wieder, immer eher einzuschulen, um „fertig zu werden“…
LG,
Kathrin
Mir fällt kein Grund ein, wieso man frühzeitig einschulen sollte. Bei unserer Tochter empfahl uns die Kinderärztin, sie bereits vor ihrem sechsten Geburtstag einschulen zu lassen, sie ist ein Januarkind. Da aber die Geburt unseres Jüngsten und unser Umzug bevorstand, warteten wir lieber noch ein Jahr. Bis heute ist sie unter den Klassenbesten und meistert den Schulstoff problemlos, sie hat Spaß an der Schule.
Unser großer Sohn war mit gerade sechs Jahren schulpflichtig (ein Septemberkind, hier in Bayern schulpflichtig), wir liessen ihn zurückstellen. Erst gegen seinen Willen, heute sagt er aber, daß es eine gute Entscheidung unsererseits war, er war mit sieben viel selbstbewusster, ist ebenfalls unter den Klassenbesten und gut integriert in die Klasse.
Auch den Jüngsten (wieder ein Januarkind) werden wir garantiert erst mit fast sieben Jahren einschulen lassen, nach diesen guten Erfahrungen.
Je länger die Kinder nicht in ein Regelkostüm gepresst werden und spielen können, desto besser. Dann macht auch die Schule später Spaß :-).
Liebe Grüsse,
Katrin, ganz entspannt und fröhlich mit zwei Schulkindern und einem Kindergartenkind
Liebe Uta,
ich bin da sehr vorsichtig und halte es mit „jedes Kind, jeder Jugendliche, jeder Erwachsene, jeder Mensch“ ist anders. Und genau das sollten Eltern, Erzieher und Erzieherinnen, Lehrer und Lehrerinnen sich auf jede Fahne schreiben !!
Zwei meiner Kinder sind ca. so alt wie Deine: 16 und 13. Der 16-Jährige, ein Sommer-Kind, macht in diesem Jahr sein Abitur. Und: er ist ein überall gern gesehener Jugendlicher. Und vor allem: Er ist selbst glücklich.
Nie hatte er Probleme wg. des Alters. Nicht in der Schule, nicht auf Klassenfahrten, Studienfahrten usw. Nie hatten wir Probleme mit ihm bzgl. Sozialverhalten. (Auch nicht wg. Leistungen 😉
Unser Mittlerer ist ein Frühjahrskind und mit 5 1/2 eingeschult. Er ist jetzt in der 9. Die frühe Einschulungsidee kam vom Kindergarten aus, die ihn 1 Jahr älter gedacht hatten aufgrund seines Sozialverhaltens und seiner Selbstständigkeit. Kognitiv auch, aber der Rest gab den Ausschlag. Die frühe Einschulung war die einzig richtige Entscheidung. Er wäre unglücklich geworden, hätte er nicht schon so früh in die Schule gedurft. Und wie beim Großen ist es auch bei ihm. Seine Schulzeit ist für uns Eltern absolut entspannend, für ihn auch. Sozialverhalten? Schon seit jeher ist er überall gern gesehen und ist unglaublich sozial und hilfsbereit.
Unsere Tochter, Spätsommerkind, ist mit knapp 6 gerade eingeschult. Sie ist hier kein Kann-Kind, sondern ganz normal eingeschult. Und: Es passt. Es passt mit der Lehrerin, der Schule, den Freundinnen und Freunden usw.
Was will ich sagen?
Immer die Kinder ohne eigenen Ehrgeiz (!) als diese kleine Persönlichkeit anschauen, die sie sind. Dazu auch die Umstände anschauen, die Schule anschauen – und mit Bedacht entscheiden.
Es gibt Kinder, für die eine frühere Einschulung passt und die einzig richtige Entscheidung ist, es gibt Kinder, für die eine spätere Einschulung besser passt. Es gibt Kinder, die früher oder später eingeschult dann vielleicht eine Klasse überspringen. Es gibt Kinder, die vielleicht diese oder jene Klasse wiederholen.
Es gibt sehr viele individuelle Wege – wichtig ist, dass Kinder auf ihrem ganz individuellen Weg von uns Eltern gut begleitet werden.
LG, Nora
Ja, ich stimme dir sooooo zu! Danke! Vor einigen Jahren gab es eine Welle in München, wo sehr viel vorzeitig eingeschult wurden. Schrecklich!!! Hier ist es besser, aber wenn man sein Kind zurückstellen will, muss man sich ziemlich plagen und diverse Tests über sich ergehen lassen. Unsere Tochter ist genau 10 Tage vor dem Stichtag geboren. Noch ist sie zu klein, aber ich werde sehr, sehr genau schauen und wenn ich nur ein bisschen etwas finde, werde ich jede Anstrengung unternehmen sie nicht einschulen zu lassen. Unsere Sohn ist auch ein Oktoberkind und der Stichtag liegt nun vor ihm im September – er wurde also nun 7 nach der Einschulung. Für ihn war das sehr in Ordnung so. Der Kindergarten wollte ihn gerne weiterschicken – er wäre so weit, etc. Ich wusste, dass er nicht mal so lange still sitzen konnte und zeichnen für ihn ein Problem war – von Schreiben mal abgesehen. Der Kindergarten wollte meiner Meinung nach nur den Platz frei bekommen. Ich habe mich dagegen entschieden und stehe bis heute absolut hinter unserer Entscheidung – zumal er ja hätte getestet werden müssen. Er versteht heute mehr, hat mehr Überblick (auch in Punkto Straßenverkehr), weniger Ängste, etc. als manch ein jüngeres Kind.
Puuh, sterben diese Damen denn nie aus? – unsere ist jung, nicht ganz so krass, aber sehr ähnlich. Als ein Mädchen in der Klasse geweint hat, hat sie gesagt, dass es nur zwei Gründe gibt, wo man in der Schule weinen darf. Das wären Schmerzen und wenn was gar nicht klappt. Das Mädchen hatte es nicht geschafft zum Elternabend einen Apfel, der aufgehängt werden sollte fertig zu stellen -ähm ja, das ist doch „nicht klappen“. Das Mädchen hat danach seinen Eltern gesagt, sie dürfe in der Schule nicht weinen. Die Lehrerin hat ihren Fehler glaube ich nicht verstanden, auch nicht, als es am Elternabend zur Sprache kam. Das arme Mädchen. Ich glaube mein Sohn hat es nicht mitbekommen – hoffe ich wenigstens.
Sodele und jetzt mit dem Werbespruch eines Versandhauses für Kindersachen „Lasst Kinder Kinder sein!“*lach (wirklich mein Lieblingsspruch!*g – ich bekomme kein Geld dafür*g)
Danke ganz arg für deine Geschichte! (und deine Antwort beim letzten Post, irgendwie frisst google die glaube ich immer bei der Profilanmeldung, also sag ich es nochmal*g)
LIebe Grüße LOLO
Ich bin ein so früh eingeschultes Kind. Dazu Einzelkind, mit viel Erwachsenenkontakt. Dazu kam ein Umzug (einer von vielen). So musste/durfte ich, sechs werdend in die Schule. Die ersten Jahre gingen, bis auch das ewige „ich kann das nicht“ (obwohl ich es konnte). Auch wenn ich früh geraucht und rumgeknutscht habe, war ich irgendwie für das Arbeiten immer ein Jahr zu jung, die ganze Schulzeit. Meine jüngste Tochter ist auch im August geboren und sie durfte noch ein Jahr in den Kindergarten (das vierte Jahr). Das ist Aufgabe der Erzieher/innen, die fast schulreifen Kinder adäquat zu beschäftigen. Wie oft hört man, die Kinder würden sich das letzte Jahr im Kindergarten langweilen. Da versagen die Erzieher. Für meine Kinder hatten wir einen tollen Kindergarten mit fähigem Personal. Meine jüngste ging sehr gerne noch ein Jahr dort hin. Während im dritten Jahr immer wieder geweint wurde, weil sie Angst hatte, ihre Aufgaben als „Große“ nicht gut genug zu erledigen (Stuhlkreis stellen, Küchendienst, den kleinen helfen usw), erledigte sie im vierten Jahr alles ohne Angst. Heute in ihrer Klasse (5.) ist sie nun also mit die Älteste und liebt die Schule, geht gerne hin, weil sie Lust am Lernen hat. Noch nie hatten wir Diskussionen über Hausaufgaben, außer dass ich fand, sie solle mal fünfe gerade sein lassen, weil sie nachts wieder aufstand, um noch etwas Vergessenes zu erledigen. Natürlich soll man sein Kind genau anschauen, aber ich plädiere wirklich zum späteren Schuleintritt.
LG
Susanne (deren beiden größeren Kinder ein anderes Timing hatten- Winterkinder)
Liebe Uta,
ich bin auch im Oktober geboren, allerdings erst im August darauf dann eingeschult wurden. Kann und Muss gab es damals auf Helgoland -glaube ich- gar nich. Da war klar, dass ich (und alle anderen auch) im nächsten Sommer vom Kiga in die 1.Klasse kommen.
Die Lütte wird jetzt im März drei und kommt ja im April in den Kiga. Ich möchte, dass sie mit fünf (fast fünf einhalb) in die Vorschule kommt. Sie das Vorschuljahr im Kiga machen zu lassen, war auch im Gespräch, aber ich find es so besser. Ich denke, es ist ein guter, langsamer Übergang zur 1.Klasse … Ich wundere mich tatsächlich, dass scheinbar so viele direkt vom Kiga in die 1.kommen. Oder hab ich da was falsch verstanden?
LG dorthe
Hallo Dorthe,
Vorschule gibt es nicht überall. Schule ist Ländersache, und dass es Vorschulen als eigene Einrichtung (und nicht als ein paar Stunden Extrabeschäftigung der Großen oder eben Vorschulkinder im Kindergarten) überhaupt gibt, habe ich erst von befreundeten Hamburger Eltern erfahren.
In Niedersachsen gibt es das nicht (oder nur ausnahmsweise), genau wie ich vor vielen Jahren gehen auch die Kinder heute nach dem Kindergarten direkt in die Grundschule.
Liebe Uta,
seit einem halben Jahr verfolge ich deinen Blog und bin sehr froh ihn gefunden zu haben. Du sprichst mir sehr oft aus der Seele.
Zum heutigen Thema muss ich unbedingt etwas sagen, weil ich das im real life auch immer mache.
Ich war nämlich selbst ein Kannkind von Ende Oktober und wollte unbedingt in die Schule, hab also meine Eltern angebettelt das ich in die Schule kann. Dazu kam allerdings auch, das sämtliche Freunde und Nachbarskinder (8 an der Zahl) in dem Jahr in die Schule kamen und ich im Jahr danach ganz allein gewesen wäre.
Zum Glück war ich schon immer recht groß, und auch genug „Grips“ war vorhanden.
Ich kann mich noch an den Test damals erinnern, als viele Kinder gar nicht allein im Raum bleiben wollten, einige nur dadurch blieben, weil sie Bleistifte verteilen durften. Die Tester sagten meiner Mutter „die von Oktober, November und Dezember schaffen es sowieso nicht“.
Ich fand es ziemlich leicht einen Hammer von einem Bügeleisen zu unterscheiden und machte den Test mit Bravour, so das ich eingeschult werden durfte.
Im Nachhinein sage ich immer, es hat mir zwar nicht geschadet, aber es hat mir auch in keinster Weise genutzt.
Ich war in meiner ganzen Schulzeit immer die Jüngste in der Klasse und in der Grundschule ist das meiner Meinung nach gar kein Problem, aber gegen Ende der Schulzeit. Im Abschlussjahr der Realschule wurde ich im Oktober 15 und die älteste Schülerin kam seit Februar mit dem Auto weil sie schon 18 war.
In dem Alter sind das Welten.
Es kann ja sein, das man genügend Grips hat, aber die Reife fehlt einfach und die holt man nicht auf. Im 7. wie auch im 10 Schuljahr erzählte der (mir bis heute verhasste) Lehrer meiner Mutter beim Elternsprechtag ich sei noch unreif. Kein Wunder, der Großteil meiner Mitschüler war 1-2 Jahre älter als ich.
Die Schule habe ich relativ problemlos im oberen Mittelfeld durchlaufen, aber klick gemacht hat es bei mir erst später.
Für meine eigenen Kinder stand für mich immer fest, das ich nicht über „Kann“-Kinder nachdenken würde und tatsächlich wurden alle im Frühjahr geboren so das ich nicht darüber nachdenken musste.
Ich hab mich schon mit vielen Menschen unterhalten und stehe ( leider) mit meiner Meinung oft alleine da. Ich frage mich oft, warum ein Kindergarten langweilig wird, Schule kann auch ganz schnell langweilig werden, das ist für mich überhaupt kein Argument.
Mir ging es damals nach der Realschule so, das ich keinen Ausbildungsplatz bekam, oft genug hörte ich „werden sie erst mal 18“ und dann probieren sie es noch mal.
Ich sage immer, ich hätte kein Problem damit, wenn alle mit 5 in die Schule kommen. Aber nicht die einen mit 5 und die anderen mit 7, da ist einfach der Unterschied zu groß.
Vielen Dank für diesen tollen Text ( und die vielen anderen auch, dank dir hat unser 13jähriger auch mehr „Freiheiten“ bekommen) Meine Große ist auch 16, der Kleine 8 und ich fiebere schon immer den Tagen bis zum nächsten Post entgegen.
Und dem „Weiter so“ von Kerstin schließe ich mich voll umfänglich an.
Viele liebe Grüße
Christina
DANKE! Ich freue mich soooooo! Uta
Glücklicherweise sind wir nicht in diese Bedrängnis mit 5 Jahren einschulen gekommen,Mai und Juni-Kind.Aber ich wollte gerne ,dass meine Tochter mit 7 Jahren eingeschult wird,um sie diesem frühen Schulstress zu entziehen,sie spielte nämlich sehr verträumt und hatte keine Lust auf Schule.Leider war das nicht möglich.Jetzt ist sie 11 Jahre und leidet lediglich an inkompetenten Lehrern,passt aber prima in ihre Altersgruppe,wie du schon sagtest es hängt von mehr ab ,als dass das Kind bis 3 zählen kann.Meine Kinder waren mehrere Jahre auf einer Montessorischule,aber dort wurde auch mit Vorliebe mit 5 Jahren eingeschult,ohne jemals die soziale Reife zu hinterfragen.Häufig zählen nur Zahlen,leider,
Toll,dass ihr damals diese Entscheidung getroffen habt!!!Fluch oder Segen ist immer Ansichtssache finde ich.Schön,dass es eurem Sohn jetzt gut geht!
Und das System ist seitdem unerbittlicher geworden mit Zielvereinbarungen und solchem Quatsch, der nicht einmal bei bei Siemens funktioniert…. Beziehungen, das ist wichtig für Kinder beim Lernen in diesem Alter ( habe bei der eigenen Tochter allerdings erleben müssen, dass das bei Montessori – Lehrerinnen auch gerne übersehen wird ). Alles steht und fällt mit dem Lehrer, da hat der neue Leitwolf der Pädagogen tatsächlich Recht….
Bitte mehr zum Thema!
LG
Astrid
Irgendwie hat das jetzt meinen Kommentar verschluckt. Also nochmal.
In Baden-Württemberg sind sogar alle Kinder, die bis 30.6. nach Einschulung sechs werden Kann-Kinder. D.h. unser Sohn, der im Juni fünf wird, ist ein Kann-Kind. Ich habe aber nicht vor ihn einschulen zu lassen.
Ich selbst bin regulär eingeschult, bin aber 4 Tage vor dem damaligen Stichtag geboren. Ich gehörte also immer zu den jüngsten in der Klasse. In der Grundschule war das überhaupt kein Problem. Ich war absolut schulreif und hatte nie (auch später nicht) irgendwelche Probleme in der Schule. In der Jugendzeit, fand ich es aber irgendwann blöd immer die Jüngste zu sein. Während alle riesige Parties zu ihren 16ten Geburtstagen schmissen, war ich grade erst 15 geworden. Und als ich dann endlich 16 wurde, standen die ersten Sitzenbleiber in der Klasse schon kurz vor dem 18. Geburtstag. Mein eigener Geburtstag hat für mich dadurch an Bedeutung verloren. Meine Eltern haben mir viel erlaubt, so dass ich abends auch mit meinen 16jährigen Freundinnen weggehen und gleichlang wegbleiben durfte. Aber da sind nicht alle Eltern so. Und heutzutage wird ja auch viel genauer kontrolliert und man kommt unter Umständen nicht mal ins Kino, wenn der Film nach 22 Uhr endet. Als Jugendlicher kann es fatal sein, wenn man einfach nie „dabei“ ist, aber gerne dabei wäre. Und gerade diese Phase ist ja auch wichtig um seine eigene Identität zu finden. Ich denke eine glückliche Jugend ist wichtiger als ein Abi mit 17.
Ich wurde ganz normal als Junikind mit 6 eingeschult, langweilte mich aber in Klassen 1 und 2, weil ich schon alles konnte. Übersprungen habe ich dann die 3. Klasse, was im Nachhinein weniger gut war, da ich seit dem schlechte Noten hatte und im Gymnasium jedes Jahr knapp am Sitzenbleiben vorbei schrammte. Da ich immer mit Abstand die Jüngste war, war ich natürlich auch noch ‚kindisch‘ und wurde jahrelang schlimm gemobbt von den schon ach so erwachsenen Mitschülern.. Mein Abi hab ich dann mit 17 gemacht, was mir auch keinen großen Vorsprung verschafft hat, weil ich danach 1,5 Jahre nichts machte und erst mit 19 zu studieren anfing. Außerdem macht es am Ende keinen Unterschied, ob man mit 25 oder 26 Berufsanfänger nach dem Studium ist, sich dafür so quälen zu lassen in der Schule ist es nicht wert. (noch eine Anmerkung zu diesen Schulreifetests..Weil ich schon lesen konnte, wurde meiner Mutter geraten, bis zur Einschulung alle Bücher aus meiner Reichweite zu legen, damit ich nicht noch mehr weiß und die Lehrerin nicht so viel Stress mit unterschiedlichen Entwicklungsständen haben würde)
Jedes Mal, wenn ich einen Text zu diesem Thema lese, dann zuckt alles in mir zusammen. Unser Sohn, geboren im Juli, musste eingeschult werden, weil NRW ein neues Schulgesetz hatte und in diesem die Schulreife ganz eigenwillig so interpretierte, dass man von dem Begriff des „Reifens“ Abstand nehme und ihn so auslegte, dass man jedes Kind zur Reife erziehen könne. Das Einschulungspflichtdatum wurde nach hinten geschoben, d.h. die Kinder wurden immer jünger, und es gab keine Möglichkeit mehr, Kinder zurückzustellen. Unser Sohn war ein fröhliches, phantasievolles, zutrauliches, kluges, sozialkompetentes Kind, nur war er eines ganz und gar nicht: schulreif. Er war verspielt, er war kindlich, er wollte nicht in die Schule. Die Erzieher wiegten den Kopf und wünschten ihm von Herzen eine gute geduldige Lehrerin. Nun musste der kleine Kerl mit gerade 6 und keinem Hauch von intrinischer Motivation in die Schule und erlebte das, was Ihr Sohn erlebte. Auf dem Weg zur Schule versuchte er, wegzulaufen. Die Lehrerin reagierte mit Verständnislosigkeit und Mitteilungen im Hausaufgabenheft: „Ihr Sohn hat heute in 30 Minten nur drei Wörter geschafft. Das muss besser werden.“ „Ihr Sohn hat sich heute in der Spielecke versteckt und wollte nicht mitarbeiten.“ „Ihr Sohn verweigert sich.“ „Ihr Sohn weigert sich, beim Rollenspiel mitzuspielen.“ „Ihr Sohn ist müde, wie können Sie sich das erklären?“Sie sah schon das Problem, war im Umgang wohl auch ganz nett, aber offensichtlich hilflos. Unser Sohn sei eben nicht schulreif. Wir durften ihn nicht rausnehmen und was folgte, waren viele schwere Grundschuljahre, in denen er sich im Verlauf eines jeden Schuljahres berappelte, um nach den Sommerferien wieder abzustürzen. Mit Hilfe eines guten Kinderpsychologen, der eine Wiederholung des vierten Schuljahres möglich machte, ging es langsam wieder bergauf und nun sind wir auf einem guten Weg.Ich merke aber bei jedem Text, den ich über dieses Thema lese, wie tief ich emotional noch erschüttert bin und wie wütend, dass man diesen Jungen nicht einfach ein Jahr lang im Kindergarten lassen konnte. Wem hätte das geschadet? Jahrelang habe ich ihn kaum wiedererkannt, so traurig, wütend und verändert war er.Und weiß, dass es für man ein Kind gut ist, früh eingeschult zu werden.Aber ich möchte jedem, der unsicher ist, zurufen: Sicher wird mehr Schaden angerichtet, wenn man ein Kind fälschlicherweise zu früh in die Schule gibt als wenn man es fälschlicherweise ein Jahr zu lange im Kindergarten lässt.
Oh man, wie kommt mir das bekannt vor… mein Sohn war bei Einschulung 5 1/2 Jahre alt. Ich hab mich mit Händen und Füßen gewehrt – ohne Erfolg.
Auch jetzt sitze ich wieder da und mir laufen vor Wut die Tränen wegen dieser Ungerechtigkeit!
VG
Dine
Ich habe es unten gelesen.
Schlimm ist auch, dass man weiß, dass ein negativer Lernstart und schulisches Lernen, das mit negativen Erfahrungen/Emotionen verknüpft wird, eine lebenslange Lernhistorie prägen kann und im Gehirn Bahnen schlägt, die nur schwer, wenn überhaupt, zu verändern sind.
Und dass man weiß, dass Kinder mit 6 Jahren eine Entwicklungsdifferenz von bis zu 1,5 Jahren haben können.
Da klingt es in meinen Ohren wie Hohn, wenn jemand sagt, das sei wohl die selbsterfüllende Prophezeiung einer (über)ängstlichen Mutter, wenn ein junges Kind einen schweren Schulstart hat. Gewünscht und erhofft habe ich mir natürlich einen guten Schulstart.
Mein Sohn ist im August geboren und wollte unbedingt – bis ihm klar wurde, dass alle seine Freunde nicht gehen. Also war er an der Einschulung 7 Jahre alt.
Wenn man Dinge bedenkt wie lange Schulwege, mit dem Fahrrad alleine in die Schule fahren oder alleine mit dem Bus fahren, Selbständigkeit, Eigenverantwortung und auch einfach das Verständnis warum man in die Schule geht und das man auch Dinge lernen muss, die einen vielleicht nicht ganz so interessieren, dann macht da ein Jahr einen großen Unterschied.
Jetzt geht er in die 6. Klasse eines G8-Gymnasiums und auch hier ist es nicht von Nachteil, dass er älter ist. Gut, die Pubertät fängt schon an und das Verhältnis zu sehr jungen Klassenkameraden ist manchmal schwierig. Auch hier ist die Selbständigkeit und die Eigenverantwortung ein großer Vorteil.
Ich habe als Kind nach der achten die Schule gewechselt und kam mit Klassenkameraden zusammen, die damals bis zu drei Jahre älter waren. Ich habe als letztes Tanzkurs gemacht, ich habe als letztes den Führerschein gemacht, ich bin als erstes von Partys abgeholt worden, habe mit Abstand das wenigste Taschengeld bekommen. War nicht so toll.
Aber wie Du so schön schreibst, an all das denkt man nicht, wenn man Mosgummiraketen für die Schultüte ausschneidet. Und wenn dann erfahrene Mütter von oben herab Ratschläge verteilen, dann ist man dafür auch nicht wirklich zugänglich.
Ich habe da mal was zu geschrieben, früh muss nämlich nicht immer schlecht sein: http://bruellen.blogspot.ch/2014/01/ich-war-ein-kann-kind.html
Drei Dinge, die mir dazu einfallen:
1.Den Text von Frau Bruellen lesen.Es kommt immer auf den Einzelfall an. Muetterliche Lehrer(in) verspricht sicher mehr Freude und Erfolg als ein Drachen, egal bei welchem Einschulungsalter.
2. Der Stichtag ist willkuerlich gewaehlt, in der DDR war es der 31. Mai. Also auch hier besser nicht nur auf den Stichtag gucken, Gesamtsituation betrachten. In Frankreich gehen Kinder mit 3 in die ecole maternelle, die viel mehr mit Schule als mit Kiga zu tun hat. Finde ich auch nicht gut, geht aber scheinbar auch.
3. Es gibt so etwas wie sich selbst erfuellende Prophezeihungen, ergo das arme Kind.
Gruss Rina, die auch mit 17 Abi gemacht hat
Liebe Uta!
Es war einmal ein kleines Mädchen. Es war 6 Jahre und sollte in die große Schule. Bei der
Schuluntersuchung stellte der Onkel Doktor fest, dass das kleine Mädchen kleiner als die
anderen i-Männchen war. Der Schulpsychologe wurde um Rat gefragt, ob U. überhaupt schul-
reif sei. U.sollte eine Schule malen. Sie malte ein Schulhaus. Da gerade Pause war, waren
viele Kinder auf dem Hof. Sie bevölkerte den Hof mit vielen Strichmännchen. „Dass das Kind
Strichmännchen malt, spricht nicht für Schulreife!“ Noch heute findet seine Mutter die Idee
klasse, in der kurzen Zeit so viele Schüler auf den Schulhof zu zaubern. U.wurde trotz der
Strichmännchen eingeschult. Mit Erfolg!
M.
Danke, Mum!
Ich bin eine begeisterte, stille Leserin und in ganz vielen Dingen stimmen wir überein. Vieles gibt mir Denkanstöße oder einfach Ideen für Problemlösungen. DANKE dafür.
Zu dem Thema Einschulung kann ich sagen , der Große (14) hat Anfang August Geburtstag und Stichtag hier im Land zwischen den Meeren ist der 30.Juli.Für uns war damals klar,dass er noch ein Jahr „spielen“ soll ,obwohl er reichlich unterfordert war im Kindergarten. Wir haben diese Entscheidung nie bereut,obwohl viele in unserem Umfeld dies nicht verstehen können . Natürlich hatten wir auch Zweifel, aber immer instinktiv ein gutes Gefühl .Weiter ging es mit dem Unverständnis als wir ihn nicht auf das elitäre Gymnasium im Heimatort schickten,sondern auf die Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe (G9) in einem sozial schlechten Einzugsgebiet der Landeshauptstadt.Unendlich viele Gedanken,Zweifel und Diskussionen begleiteten diese Entscheidung. Aber was blieb war tief im Inneren das positive Gefühl. Jetzt ist der Große in der 8.Klasse.Schule läuft, er ist ein zufriedener,ausgeglichener ,pubertäre ,guter Schüler .Muddi ist glücklich, dass sie sich (fast) immer auf ihr Bauchgefühl verlassen kann.Schule sollte nicht das Haupthema im Familienleben sein,dies wollten wir verhindern.Wir haben das Vertrauen ,dass unsere Kinder ihren Weg gehen. Demnächst steht die Entscheidung für die weiterführende Schule des Kleinen (10)an.Ich habe ein gutes (Bauch) Gefühl
Liebe Grüße Kathrin
Mmmh, diese Kann-Kind-Diskussion ist eine schwierige Angelegenheit. Beinhaltet sie doch soviele Abhängigkeiten und schließlich und endlich kann keiner in die Zukunft blicken, um sagen zu können, es war richtig oder falsch. Entscheidungen werden zu einem bestimmten Zeitpunkt getroffen – nicht immer sind sie richtig, auch wenn man als Eltern alles richtig machen will.
Wir haben uns beim Jüngsten dazu entschlossen, vorzeitig einzuschulen. Septemberkind. Ein Junge. Und ja, einige der Klassenkameraden sind über ein Jahr älter.
Ich war ein Gegner des vorzeitigen Einschulens, wir haben der Tochter noch ein „gemütliches 4. Kindergartenjahr“ gegönnt und festgestellt, dass 6-jährige Kinder in diesem Kindergarten nicht mehr altersgerecht beschäftigt wurden, sondern lediglich Rücksicht auf die Kleinen genommen haben und gelangweilt ihre Zeit dort absaßen. Noch heute spricht sie von dem furchtbar langweiligen Jahr… Soviel zum Kindergarten. Ein weiterer Aspekt sind die Freunde – werden alle Spielkameraden eingeschult, bleibt das Kann-Kind zurück. Klar, können neue Freundschaften (besonders in dem Alter) geschlossen werden.
Was macht ein 5-jähriges Kind, das Lesen kann und Interesse am Lernen hat ein weiteres Jahr im Kindergarten? Es waren viele Argumente, die uns schließlich zur Einschulung mit noch nicht ganz 6 Jahren bewogen haben. Die Aussage „Wir empfehlen grundsätzlich NICHT vorzeitig einzuschulen“ der Erzieherinnen (es herrscht Kindermangel auf dem Dorf) wurde von der Schuldirektorin ganz anders formuliert: „Es gibt Gründe, Kinder früher oder auch später einzuschulen; es kommt auf´s Kind an.“
Unsere Erfahrung zeigt, dass es bisher keine falsche Entscheidung war. Natürlich sehe ich die Problematik der Pubertät und vielleicht lache ich dann über diese Zeilen, aber nochmal: Wer bitte kann in die Zukunft schauen???
LG Astrid
Unser Großer hat Ende Juni Geburtstag. Er musste kurz nach seinem 6. Geburtstag in die Schule, und es wurde eine Katastrophe (was sicherlich nicht nur am Alter, sondern aus der Mischung aus mangelnder Schulreife, Lehrerin, Schulsituation und seiner allgemeinen Persönlichkeit lag). Unser Kleiner ist Ende November geboren und galt von vornherein als pfiffig. In Niedersachsen haben wir so eine Schuleingangsuntersuchung mit 4, um eventuelle Defizite festzustellen. Die Lehrerin legte uns dringend ans Herz, ihn früher einschulen zu lassen. In Absprache mit den Erzieherinnen haben wir uns dagegen entschieden. Er hat sich schon ganz schön gelangweilt im letzten Kindergartenjahr. Die Erzieherinnen haben sich Mühe gegeben, ihm Spiele für Ältere besorgt, die er mit den Erwachsenen spielen durfte, ihm besondere Aufgaben gestellt. Im Prinzip prima, aber dadurch fühlte er sich auch als etwas Besonderes und bekam den Eindruck, es sei normal, dass er immer alles besser könne. Aber ich glaube, unterm Strich haben wir es doch richtig gemacht. Mathematisch ist er seinen Mitschülern Welten voraus (hat sich halt am großen Bruder orientiert), Lesen kann er auch, aber schon beim Malen hört es auf. Um es genau beurteilen zu können, ob die Entscheidung gut war, müssen wir natürlich noch zehn bis zwölf Jahre warten – das ist der Haken an der Sache. 🙂
Viele Grüße,
Lena
Ein sehr interessanter Bericht und mit fast noch interessanteren Kommentaren!
Unser Großer (Stichtag in Berlin 31.12.) war ein Muß-Kind und wurde mit 5 1/2 Jahren eingeschult. Noch heute verfluche ich das Schulamt und die Ärztin der Schuluntersuchung, denn ich MUSSTE meinen Sohn trotz mehrfachen deutlichen Einwänden (schriftlich) von der Kita und meinerseits einschulen lassen.
Mir wurde sogar schriftlich gedroht!
Ein Glück hatte er in den ersten jahren eine sehr liebevolle Lehrerin, aber die Folgen wird er vermutlich sein Leben lang tragen müssen.
VG
Dine
Liebe Uta, danke für diesen Beitrag! Ich wurde gerade letzte Woche gefragt, da unser Sohn ja Kann-Kind sei, ob er dann dann ab Sommer in die Vorschule geht. Ich kaue das schon seit einiger Zeit gedanklich durch, weil die Erwartungen von Familie und Co da sind, aber ich eigentlich glaube, dass er das Jahr für sich selbst „verdient“ hat. Doch auch die kleinen Kinder geraten durch die Fragerei unter Druck und mein Sohn möchte unbedingt schnell in die Vorschule kommen… Da hilft es vielleicht wenn man als Elternteil klar Stellung dazu beziehen kann und nicht schwankt. Danke dir. LG, Bine
Mein Sohn ist auch im Juni geboren und war bei der Einschulung gerade erst 6. Sprachlich weit und körperlich extrem groß fiel das nicht wirklcih auf, aber in der sozialen Interaktion durchaus. Seine Frustrationstoleranz war gering, er konnte nicht warten und war todtraurig, wnen er nicht aufgerufen wurde oder andere Kinder ihm vorgezogen wurden. Nach der Schule noch Hausaufgaben machen zu müssen fand er schrecklich, er wollte doch spielen. Man merkte einfach deutlich, dass er in der sozialen Entwicklung vielen anderen fast ein Jahr hinterher war, was ihm aber aufgrund seiner Körpergröße und seines Wortschatzes niemand zugestand. Jetzt in der 4. Klasse hat es sich etwas angeglichen, trotzdem udn trotz der Riesengröße kommt er mir oft noch sehr viel kindlicher vor als viele seiner Klassenkameraden.
Ich bin dafür den Kindern mehr Zeit zu geben. Der Ernst des Lebens beginnt früh genug.
Herzlich, Katja
Unser Juli-Kind sollte eigentlich ein Oktober-Kind werden und ist in seiner Entwicklung nach wie vor nicht nur die 3 Monate zurück. Für mich ist er daher auch absolut ein Kann-Kind und ich werde alles dafür tun, dass er nicht mit 6 eingeschult wird. Nicht weil es intellektuell hapert, sondern weil er weder sozial noch körperlich so weit sein wird. Ein weiteres Jahr Kindergarten (in dem sie ihn bestimmt trotzdem gut zu beschäftigen wissen) wird ihn stärken und einfach besser auf den Wahnsinn, den das heutige Schulsystem bedeutet, vorbereiten.
Viele Grüße, Andrea