Unzufriedenheit als Antrieb? 

 01/08/2014

Als ich freie Journalistin war, dachte ich, ich könnte vollständig glücklich sein, wenn ich eine Festanstellung hätte.

Als ich einen festen Job hatte, dachte ich, ich könnte vollständig glücklich sein, wenn ich Kinder hätte.

Als ich Kinder hatte, dachte ich, ich könnte vollständig glücklich sein, wenn ich mal wieder Zeit zum Schreiben hätte.

Als die Kinder größer waren und ich wieder Zeit zum Schreiben hatte, fiel mir auf, dass die Nummer „Ich könnte vollständig glücklich sein, wenn …“ nicht funktioniert. Schlimmer noch, sie richtet handfesten Schaden an.
Man bildet sich ein, man müsse mit dem Jetzt nur richtig unzufrieden sein, damit man einen Antrieb hat, um die Zukunft zu verbessern.

„Wenn Sie das Leben verändern, um es besser werden zu lassen, wäre Ihr Ausgangspunkt Unzufriedenheit. „

Und weiter:

„Eine Menge Leute gehen genau so vor. Sie sind nicht besonders zufrieden, und ihre tatsächliche Wirkung auf die Welt ist noch geringer als es scheint.“ (Ron Smothermon: Drehbuch für Meisterschaft im Leben,  Bielefeld. 2007,  Seite 238)

Diese Sätze haben mich heute morgen voll erwischt. Ich hatte etwas Unzufriedenheit entwickelt, weil ich im Urlaub gerne mehr vom Land erkunden würde als der Rest der Familie und ich viel Zeit hatte, über meine berufliche Situation zu grübeln.

„Veränderungen, ja“, durchfuhr es mich, „aber den Ausgangspunkt Unzufriedenheit will ich nicht. Ich kann jetzt vollständig glücklich sein und etwas verändern.“

Nachdem ich die ersten Tage des Urlaubs gegen eine kleine Niedergeschlagenheit angekämpft hatte (im Urlaub, wie bescheuert ist das denn!?), war ich plötzlich voller Energie. Die anderen schliefen noch und ich brachte Ordnung in die Ferienhausküche, erstellte mit italienischem Wörterbuch eine Einkaufsliste, lief durch die Morgensonne zum Supermarkt, stellte Blumen auf den Tisch und machte Frühstück.

Stachelig – wie Uta manchmal innerlich.

Und, was soll ich sagen. Wir hatten das bisher schönste Frühstück unseres Urlaubs mit guter Stimmung und langen, wunderbaren Gesprächen.

Was das doch ausmacht, welche Energie Muttern in die Familie einbringt! (Schon aufgefallen? Die Stimmung in einer Familie steuern maßgeblich die Mütter.)

Mein Fazit: Ich kann was ändern an einer Situation oder ich kann es lassen, auf jeden Fall brauche ich dazu keine Unzufriedenheit im Jetzt.

Immer schön fröhlich bleiben,

eure Uta

  • Also morgen mache ich auch unbedingt so ein schönes Frühstück!

    Heute morgen hatte ich spontan beim Aufwachen ´ne handfeste Blasenentzündung und der Frühstückstisch sah recht lieblos aus – Wurst und Käse direkt aus der Tubberbox…bäh!

    Morgen, drei Tabletten später, sieht der Tag wieder ganz anders aus.
    Und das ist eine Feststellung OHNE Unzufriedenheit.

    Liebe Grüße und wunderbare Ferien!
    Papagena

  • Da hast Du völlig recht. Immer schön fröhlich bleiben…
    Ich bin ja so, aber da ist noch der Herzallerliebste mit periodisch auftretenden Unzufriedenheitsattacken. Das kann manchmal richtig anstrengend werden.
    Jetzt hat er dann erstmal Urlaub und das heißt auf jedenfall: Fröhlichkeit pur ; )
    Schöne Grüße und schöne Ferien. Angela

  • Liebe Uta,

    mir fällt immer wieder auf, wie du aus dir heraus die Kurve kriegst. Super.

    Bei uns ist der Urlaubsstart auch immer etwas holperig, alle müssen sich erstmal finden und einfinden. Das kann schon mal gut 4 bis 5 Tage dauern.
    Die Denkmuster, die du beschreibst, hatten wir bestimmt alle schon mal oder setzen es ewig fort. Wer alleine ist, wünscht sich einen Partner/Familie, wer Familie hat, wünscht sich (zeitweise) das Alleinsein. Wem nicht die ganze Geburtstagswunschliste erfüllt wurde, kauft sich selbst die offen gebliebenen Geschenke.
    Gerade letzte Woche hatte ich aber völlig überraschend einen Blitzgedanken, genau zu deinem Thema: „Ich bin richtig zufrieden.“ Was? War das mein Herz, mein Bauch, die da zu mir sprachen? Zufrieden? Ich? Komisch. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das Gefühl zum letzten Mal bewusst hatte.
    Das rührte daher, dass ich mit vier kleinen Buben unterwegs war, wir hatten einen schönen und entspannten Nachmittag. Dass ich das „geschafft“ hatte und genießen konnte, zeigte mir, dass meine Kraft langsam zurück kommt. Kraft, die man in den ersten Jahren mit Minis schon mal verlieren kann. Kraft, die ich so sehr vermisse. Alle sind gesund, es ist Sommer, die Arbeit stimmt, das Umfeld auch und ich habe wenig Termine. Wenig Stressoren also, großartig. Ich habe Energie für Dinge, die ich sonst nicht angehen konnte. Jaaa, es könnten einige Kilo weniger sein („Mama, du bist so schön weich.“), aber dadurch lasse ich mir die Zufriedenheit nicht vermiesen. Das habe ich ja selbst in der Hand (momentan eher das Weinglas als die Laufschuhe – ach, es wird ja auch schon dunkel …).
    Ich bin mir sicher, man muss an sich arbeiten, um der Unzufriedenheit die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Ich weiß nicht, ob man dauerhafte Zufriedenheit erreichen kann.
    Du hast Recht: Wenn die Mutter gute Laune hat, läuft es fast von selbst. Bei uns startet dann morgens das „Spaßmobil“ zur Kita, mit lauter Mitsingmusik.

    Hab‘ noch einen schönen Urlaub, vielleicht findest du ja bald den Schlüssel zu deiner beruflichen Zukunft,

    Frieda

  • Unzufriedenheit als Motor … damit man was ändert … damit man sich bewegt …. kenn ich total gut! Danke für die Erinnerung.

    Habt noch einen wunderschönen Urlaub!
    Liebe Grüße, Isa

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    Uta


    Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

    Deine, Uta

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