Love it or leave it 

 27/11/2020

Was die Einstellung der Mama zur Schule mit den Hausaufgaben der Tochter zu tun hat

Heute greife ich das Hausaufgaben-Coaching mit Mechelke wieder auf.

Bei unserem letzten gemeinsamen Beitrag hatte sie beschrieben,

  • wie überflüssig sie Schule heute finde
  • dass die Kinder kaum die Freiheit bekämen, aus sich heraus zu lernen und zu forschen
  • dass deshalb von dem „Stoff“ kaum etwas hängen bleibe
  • dass sie in der Regelschule nicht lernen würden, selbst zu denken und sich eine eigene Meinung zu bilden
  • dass die Klassen zu groß seien
  • dass die Lernfreude verloren gehe und schon Grundschulkinder Stresssymptome zeigten wie Erwachsene
  • wie schrecklich ihre eigene Schulzeit in den höheren Jahrgängen war
  • und dass ihre Töchter gerne zur Schule gingen und tolle Lehrerinnen hätten, sie sich für ihre Kinder trotzdem eine andere, „freie“ Schule wünsche

Foto von Andrea Piacquadio von Pexels

Daraufhin habe ich sie gefragt:

  • Wenn du überzeugt bist, dass die Regelschule den Mädchen nicht gut tut, warum dann bleiben? Love it or leave it.
  • Und wenn deine Töchter auf der jetzigen Grundschule bleiben: Dürfen sie die Regel-Schule super finden? Wirklich?
  • Darf Zoey angepasst sein und schnell stupide HG machen? Darf dieses „Ergebnis“ sein?
  • Könntest du beruflich zu deiner Vision von Schule einen Beitrag leisten? Dann wären die Kinder vielleicht entlastet, weil sie nicht mehr allein Botschafter deiner Ideen wären.

Soweit aus Hamburg.

LG Uta 

Liebe Uta,

es gibt in Bremen kaum freie Schulen. Wir hätten schummeln müssen, um da hinein zu kommen und doch hätte es auch dann keine Garantie für einen freien Platz gegeben. …Es haben dann doch zwei wesentliche Punkte für unsere Schule gesprochen. Einmal die Nähe zu unserem Haus und dann der Halbtag. Mir ist es wichtig, dass die Kinder selbstständig zur Schule gehen können und dass sie Kinder kennen lernen, die in unmittelbarer Nachbarschaft wohnen, so dass die Mädels nachmittags einfach los und andere Kinder rausklingeln können. Das unterstützt die Eigenständigkeit wesentlich. Zusätzlich gehen die Kinder in eine Inklusionsklasse (17 Kinder, drei Lehrer plus Assistenz), das finde ich auch einen sehr guten Aspekt, weil die Vielfalt der Gesellschaft in der Klasse abgebildet wird. 

Und ich habe meine Mädels auch so selbstbewusst und eigenständig erlebt, dass sie mit diesem System klar kommen und ich fange sehr viel, was sie in der Schule nicht lernen, hier zu Hause auf. …

Dann finde ich Schule bis ein Uhr völlig ausreichend. Das ist ja auch kaum noch zu finden. Die Kinder sollen die Möglichkeit haben, mit uns zu essen und den Nachmittag für sich zu nutzen.

Die Mädels dürfen die Regelgrundschule großartig finden. Sie dürfen ihre Lehrer lieben und ganz tolle Erfahrungen machen. Ich bin begeistert, was die Lehrer alles auf die Beine stellen, wir haben wirklich zwei und zwei tolle Klassenlehrerinnen, die viele Ausflüge planen und sich auch sonst für die Kinder einsetzen. Ich bin auch diejenige, die sich beim Elternabend bedankt, auch mal klatscht und viel Anerkennung rüber bringt. Und ich finde es großartig, dass ich mich mit den Lehrern offen austauschen kann und sie mich konstruktiv in die Schranke weisen.

Zoey darf sehr gerne angepasst sein und die Hausaufgaben schnell durchziehen. Ich bin Fan von Effizienz, daher fände ich es großartig, wenn sie schneller würde.

Ich glaube auch, dass ein gewisses Maß an Anpassung notwendig ist, um gut in dieser Gesellschaft leben zu können, Das ist aber kein Punkt, den Kinder lernen müssen. Sie wollen ja die Bedingungen erfüllen, um nicht aus der Gruppe ausgestoßen zu werden. 

Die Formulierung "die Kinder sind Botschafter meiner Ideen" hat mich merkwürdig berührt. Das sollen sie natürlich nicht sein. Und ich habe mich nie negativ über das System bei ihnen ausgekotzt. Ich habe ehrlichen Respekt vor ihren Lehrern. Aber klar, kriegen sie mit, dass ich Schule nicht wirklich ernst nehme und meinen Context im Geheimen zu halten, ist natürlich utopisch.

Ich habe mich, bevor die Mädels da waren, damit auseinandergesetzt, mich beruflich damit zu beschäftigen. Aber nein, ich wollte Vollzeitmama werden. Ich wollte meine Kinder nicht zwei Drittel des Tages fremdbetreut sehen. 

Und ich hatte mit einer Bekannten darüber gesprochen, die sehr schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Sie wollte mit anderen Eltern eine Schule gründen, hat sich zwei Jahre sehr intensiv damit befasst und ist dann an den Behörden gescheitert. In Bremen soll es wohl fast unmöglich sein, da was genehmigt zu bekommen. 

Aber du hast Recht, vielleicht ist die Zeit jetzt gekommen, mich beruflich damit zu beschäftigen...

Ich wünsche dir ein tolles Wochenende!

Deine Mechi

Liebe Mechi,

ich danke dir, dass du dich auch den unbequemen Nachforschungen stellst!

Bald bekommst du neue Fragen von mir.

Liebe Grüße,

Uta

Immer fröhlich den eigenen Überzeugungen auf die Spur kommen und prüfen, ob sie euch dienen oder nicht,

Eure Uta

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Uta


Ich arbeite als Eltern-Coach, Buchautorin und Journalistin, bin Ehefrau und Mama (ein Sohn, eine Tochter) und kann es nicht lassen, dem Familien-Glück auf die Spur zu kommen. Ich forsche in Büchern, spreche mit Experten und teste alle Erkenntnisse in der Praxis. Nur was mich überzeugt, weil es das Leben mit Kindern wirklich erfüllender macht, schafft es auf diese Seite.

Deine, Uta

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