Kirsten Boies Einsatz für Aids-Waisen und eine Buch-Gewinnerin
Gerade habe ich mein Interview mit der Kinderbuchautorin Kirsten Boie fertig bearbeitet und möchte euch daran teilhaben lassen, auch wenn ich das Gespräch selbst hier nicht veröffentlichen darf, weil es im Auftrag für ein Magazin entstanden ist.
Kirsten Boie hat mich tief beeindruckt. Ja, ich wusste, dass sie mit den „Kindern aus dem Möwenweg“ ein deutsches Bullerbü geschaffen hat, dass Bücher wie die über den Kleinen Ritter Trenk oder über Jan-Arne und sein Meerschweinchen King-Kong von ihr stammen. Aber ich wusste nicht, dass sie für Aids-Waisen in Südostafrika eine Stiftung gegründet hat.
Jedes Jahr reist sie mit ihrem Mann mindestens zwei mal nach Eswatini, dem ehemaligen Swasiland, um sich um ihr Hilfsprojekt vor Ort zu kümmern. Dazu muss man wissen, dass die Länder südlich der Sahara die höchste Aidsrate der Welt haben. Besonders betroffen ist Eswatini, das kleine Königreich zwischen Südafrika und Mosambik. Als Kirsten Boie ihre Möwenweg-Stiftung gründete, waren dort 43% der Unter-16-jährigen Voll-Waisen.
Kirsten Boie mit Kindern an einem Neighbourhood Carepoint. Das Bild ist auf einer ihrer beiden jüngsten Reisen in das ehemalige Swasiland entstanden. Foto: privat
Um diese Kinder zu versorgen, haben Frauen zunächst Kochstellen, dann kleine Nachbarschaftszentren gegründet, damit die Waisen wenigstens Essen und Kleidung bekommen und medizinisch betreut werden. Das bedeutet: Mütter, die selbst fünf, sechs oder mehr Kinder haben, kümmern sich ehrenamtlich um die Kinder verstorbener Frauen. Und Kirsten Boies Stiftung hat diese Nachbarschaftszentren zusammen mit anderen Hilfsorganisationen mit besseren Gebäuden ausgestattet. 100 sogenannte Neighbourhood Carepoints (NCPs) für etwa 3000 Kinder werden inzwischen von den kooperierenden Organisationen betreut.
In unserem Gespräch erzählte mir die Hamburger Schriftstellerin, dass ihr Team in Eswatini durch Covid 19 vor ganz neuen Herausforderungen steht. Weil die Schulen während des angeordneten Lockdowns geschlossen wurden und das Schulessen damit wegfiel, drängten auch andere Kinder zu den Nachbarschaftszentren.
Die Schriftstellerin, die in diesem Jahr ihren 70. Geburtstag gefeiert hat, reist seit mehr als zehn Jahren mindestens zweimal im Jahr mit ihrem Mann zusammen nach Eswatini. In diesem Jahr zuletzt im Februar. Das sei kein Problem, meinte sie im Interview, sie würden nach Südafrika fliegen und dann sieben Stunden mit dem Auto in das Nachbarland. Allerdings müsse ihr Mann das Fahrzeug steuern. Wegen des Linksverkehrs und der Buckelpisten sei ihr das zu mühsam. Anstrengend sei es schon, vor Ort zu sein. Aber nicht wegen der afrikanischen Bedingungen, sondern weil der Tag so ausgefüllt sei mit Gesprächen. Zuletzt traf sie sich auch mit dem stellvertretenden Premierminister und dem Gesundheitsminister des kleinen Königreiches.
Warum schreibe ich das hier so ausführlich?
Ich dachte mir, dass es in den Schulen eurer Kinder vielleicht das eine oder andere Spendenprojekt gibt. Kinder tun gerne etwas für andere Kinder. Und manchmal weiß man gar nicht, wo das Geld am besten hin fließen sollte. Meiner Einschätzung nach ist die Möwenweg-Stiftung eine gute Adresse, weil Kirsten Boie so häufig vor Ort ist und mit darüber bestimmt, wie die Gelder eingesetzt werden. Ihr könnt euch die Seite ja mal anschauen.
https://www.moewenweg-stiftung.de
Ich habe nicht vergessen, ihr auch die Fragen zu stellen, die ihr mir geschickt hattet:
Susa hatte geschrieben: „Meine Tochter mochte früher am liebsten Ritter Trenk und Seeräubermoses! Das letzte Buch von K.B., das ihr sehr gut gefallen hat, war ‚Der durch den Spiegel kommt‘. Eine Frage von ihr an K.B. wäre: ‚Wie fühlt man sich, wenn man einen Preis oder eine Ehrung erhält?‘
Kirsten Boie: „Man freut sich wahnsinnig. Das ist wie ein großes Geschenk.“
Saskia schrieb: „Wir haben zu Hause ein dickes Möwenweg-Lesebuch und es gibt eine Sache, die mich darin wirklich stört. Vielleicht kannst du das als Frage an Frau Boie formulieren? Und zwar benutzen die Jungs im Buch, wenn sie von den Mädchen sprechen, häufig den Ausdruck „Weiber“. Ich empfinde das als sehr abwertend und respektlos. Leider wird das Wort auch in der auf den Büchern basierenden Serie im Kika verwendet…“
Kirsten Boie: „Die Erfahrung lehrt, dass viele Jungs das machen. Dabei finden sie die Mädchen nicht blöd und spielen gerne mit ihnen. Sie wollen nur cool wirken. Es stellt sich mir grundsätzlich immer die Frage, ob ich die Welt so beschreibe, wie sie sein sollte, oder wie sie nun mal ist.“ Sie würde das Letztere vorziehen und realistisch schreiben, erklärte die Autorin, und da würden Jungs gerne solche Ausdrücke benutzen.
Sternies Frage konnte ich nicht mehr stellen, weil Frau Boie nach unserem Gespräch noch einen Termin hatte. Für Christinas Fragen habe ich auf ihrer Seite Antworten gefunden. Christina fragte: „Hat sie als Kind schon gern geschrieben?“
„
Meine ersten Geschichten habe ich mit fünf Jahren auf Butterbrotpapier geschrieben, sie heißen GISULA UNT DER BRANT und GISULA BEI DIN TIREN. Die habe ich noch.“
Das Buch „Ein mittelschönes Leben. Ein Kinderbuch über Obdachlosigkeit“ hat Anni gewonnen. Herzlichen Glückwunsch, liebe Anni! Bitte schicke mir deine Adresse, dann geht das Buch in die Post.
Immer fröhlich bleiben,
Eure Uta
PS: Dieser Beitrag ist unbezahlte Werbung.